Für @der alte ron
Rene Herse Juniper Ridge (650B, 48mm, normale Ausführung, auf 21mm Felge mit Schlauch. Systemgewicht 100kg, hinten knapp über 2.5, vorn knapp unter 2.5 bar)
Das ist schon ein feiner Kandidat
In kurz:
Schnell oder schneller als ein RaceKing, Grip wie ein TrailKing (oder besser?!)
Schnelligkeit (z.B. auf Asphalt) ist natürlich sehr subjektiv. Ich habe auch nix gemessen. Der Juniper fühlt sich nicht so super-smooth an wie seine profillosen Brüder, das leichte Rubbeln der Knobbies ist stets spürbar. Ich hatte mal den Rat Trap Pass (26", nominell 54mm) und der hat das Kunststück vollbracht, dass sich so mancher Wald- und Schotterweg beinahe wie Asphalt angefühlt hat. Der Juniper geht auf solchen Wegen super und bringt erwartungsgemäss deutlich mehr Reserven und Sicherheit in den Kurven, errreicht aber nicht ganz den phänomenalen Komfort.
Grip, Grip, Grip ...
Mein vorheriges Setup bestand aus einem Raceking 2.2 hinten und einem Nano 2.1 vorn. Gute Kombi, der Nano hat hinten eine Schwäche bei Grip auf glitschigem, hartem Boden (vermutlich muss der etwas einsinken), die der Raceking hinten nicht hat. Der Raceking vorn kann nix bei Matsch in Kurven, was wiederum der Nano sehr gut meistert. Allerdings bremst die Kombi auf guten Wegen etwas, sodass ich die Idee hatte, das als Wintersetup oder für's Grobe zu nutzen, und dann und wann mal leichte Compass/Rene Herse Slicks zu fahren für Speed.
Das kann ich mir jetzt schenken - der Juniper wird ganzjährig gefahren werden.
Der Grip ob nass oder trocken ist sensationell. Es gibt eine ganze Reihe von Stellen, die ich problemlos im Stehen fahren kann, wo der Raceking das Gewicht hinten braucht.
Allzuviel Matsch hatte ich am WE nicht, bei dem, was ich gefahren bin hat der Juniper aber keine Schwäche gezeigt. Alternativ bin ich etwas durch leicht feuchten Sand (Reiterweg) gefahren und war mächtig erstaunt, was da so geht.
Richtig schön finde ich die Rückmeldung in Kurven auf Split oder feinem Schotter. Also da, wo man immer etwas bammelt, ob man nicht mitsamt der Oberfläche wegrutscht. Das geht a) besser und ich kann b) besser einschätzen wie nah ich dem Limit bin. Etwas bammelig bleibt es aber trotzdem ;-)
Auf mehr oder groberem Schotter oder weichen Waldwegen ist der Reifen sowas von zuhause, dass es eine Freude ist.
Auf Asphalt ist der Juniper untadelig. Die Knobbies sind nicht unangenehm beim Einlenken, der Reifen rollt gut, nur die Vibrationen der Knobbies sind stets leicht spürbar. Wie üblich neigt so ein breiter Reifen mit zarten Flanken bei wenig Druck und schmaler Felge in Asphaltkurven schnell um Umklappen. Mit der 21er Felge ist mir das 2x ganz leicht passiert, mit 23er sollte das perfekt sein.
Einziger Kritikpunkt: Der recht hohe Preis.
Zu tubeless oder Haltbarkeit muss jemand anderes was sagen. Ich fahre nicht tubeless und protokolliere meine km auch nicht.
Noch eine ganz interessante und kontroverse Diskussion (u.A. mit Jan Heine) zum Juniper Ridge:
https://groups.google.com/forum/m/#!topic/internet-bob/O-sOJTEgQqA
Meine Meinung:
Wie zu erwarten ist der Juniper Ridge gefühlt langsamer als ein sehr guter Slick. Ich empfinde auch einen 25mm Veloflex als schneller als einen Rene Herse/Compass Slick.
Der Punkt für mich ist der: Die breiten Slicks bieten viel mehr Komfort (und damit weniger Ermüdung auf langen Strecken). Irgendwo ist das ein Break-Even, wo so ein breiter Slick mit zarten Flanken mehr Vorteile als Nachteile hat (und sich das auch in Zeitgewinn wiederspiegelt, wenn's einem wichtig ist). Ähnlich ist es mit den benoppten Herse-Reifen ggü. den Slicks, meine Meinung.
Ich bin gestern nochmal den Juniper gefahren und möchte den sensationellen Grip nicht mehr missen. Gerade auf Schotter, Split, aber auch auf Waldwegen finde ich das super und nehme den m.E. leichten Nachteil der Knobbies gegenüber einem feinen Slick gern in Kauf.
M.E. bewirbt Heine den Reifen ungeschickt ("so schnell wie Slicks"). Es ist ein Reifen mit super Grip, schnell oder schneller als ein Raceking. Das reicht mir eigentlich als Argument völlig aus.