Ich denke, dass wir hier einfach teils aneinander vorbeireden, einfach weil wir unsere jeweils eigenen Kinder vor Augen haben. Da sagt der, dessen Kind bei Regen nicht länger als 10 Minuten fährt und sich oft hinlegt natürlich "hui, DEN Preis ist mir das nicht wert, da reichen auch die Klamotten von Decathlon..." während derjenige, dessen Kind selbst bei Unwetter stundenlang Runden auf dem Pumptrack dreht und auch bei stärksten Regenfällen Spaß am Trailfahren hat sich natürlich überlegt "hey, das ist genau DAS, was mein Kind braucht, damit es nicht mehr so durchgesifft ist bei dem was es eh schon tut!". Grundsätzlich wird (glaube ich) kaum einer sagen, dass 200€ für Kinderklamotten wenig Geld sind. Aber während es für den einen aufgrund des Nutzungsverhaltens den Preis wert ist, ist es für den anderen mangels Anwendungszweck überteuerter Schnickschnack.
Und wenn wir mal ehrlich sind, wird man für weniger Geld nichts mit ähnlicher Funktion finden, alleine die Belüftungsreißverschlüsse sind das Geld ja beinahe wert (wenn man sich mal überlegt, was eine Regenjacke mit diesem Feature kostet, sofern man überhaupt sowas in Kindergrößen findet). Trotzdem ist es absolut richtig, dass bei nicht so intensiver Nutzung diese Funktionen nicht zwingend notwendig sind und als reiner Nässeschutz, um trocken nach Hause zu kommen, natürlich wesentlich günstigere Möglichkeiten auch sehr gut funktionieren.
Und dabei geht es dann auch nicht darum, dass diese verantwortungslosen Eltern sich selbst alles gönnen und beim Nachwuchs auf Teufel komm' raus sparen. Es geht um eine Abwägung. Meine Tochter ist anfangs höchstens 5km geradelt, da haben wir uns eine Trinkflasche geteilt. Mittlerweile sind die gemeinsamen Touren länger als 20km und zwischendurch wird teils auf Spielplätzen getobt. Also hat sie jetzt mittlerweile auch ihren eigenen Trinkrucksack. Würden wir zusammen auch bei schlechtem Wetter lange Touren fahren, würde ich tatsächlich ernsthaft über den Dirtsuit nachdenken, da ich dessen Funktion gut finde. Allerdings hätte ich nach wie vor Probleme mit der Farbe. Bei schlechtem Wetter zu schlecht sichtbar (und da geht es nicht nur um Straßenverkehr sondern auch um andere Nutzer im Wald) und wenn die Sonne zwischendurch rauskommt (so wie letzten Tage bei uns im 30-Min-Wechsel zwischen Schauern und strahlendem Sonnenschein) hätte ich Bedenken, dass sich ein schwarzer Anzug zu stark aufheizt. Ausserdem würde sie nichts schwarzes tragen wollen, sie steht auf Einhorn-Regenbogen-Meerjungfrauen-Glitzerdesigns, welche glücklicherweise dann auch gut zur Sichtbarkeit beitragen. Denn gerade bei Kindern muss man tatsächlich nicht nur auf den bloßen Nutzen achten, sondern auch darauf, ob es vom Kind akzeptiert wird und den Spaß steigert oder ob es sich eher gegängelt fühlt, schon wieder etwas zu machen/anzuziehen/mitzunehmen, bloß weil Papa ein Fahrradfreak ist. Der Trinkrucksack meiner Kleinen wäre z.B. nicht zwingend notwendig, ich habe immer genug Wasser für uns beide dabei. Aber da ich auch einen trage fühlt sie sich dadurch gleichberechtigter, wie eine richtige Mountainbikerin und nicht wie eine bloße Mitfahrererin. Ist natürlich Quatsch, man braucht dafür keinen Trinkrucksack, aber es steigert ihren Spaß und ganz nebenbei trinkt sie seitdem auf Touren tatsächlich mehr, was ein seeeehr angenehmer Nebeneffekt ist.