Hi,
die Entscheidung ist gefallen. Ich stand ja zwischen Fokus Spine Carbon und Fokus Jam Alu. Bin im Laden probegefahren, eine Stunde lang und mehrmals gewechselt. Straße, Schotter, Kopfsteinpflaster und die Treppenstufen der Kirche hinunter.
Es war echt eine knappe Entscheidung. Gewichtsmäßig lagen beide ganz ähnlich, 13,0 Kilo das Spine, 13,5 das Jam. Hauptunterschiede waren die etwas gestrecktere Haltung auf dem Spine und dadurch dieses Gefühl, mehr Vortriebskraft und Dynamik nach vorne zu haben. Das Jam wiederum gefiel durch seine behäbige Ruhe, es vermittelte weniger dass Gefühl eines Fortbewegungsmittels, sondern eher eine Sportgerätes in dem man drin steckt. Ein großer Pluspunkt war hier schon, dass sich das Jam sehr vertraut anfühlte, es war wohl meinem alten MTB ähnlicher, als das Spine.
Beim Fahren verstärkten sich beide Ersteindrücke. Das Spine will fahren, das Jam will spielen. Erstaunt war ich, dass auch im Alltag (Kopfsteinpflaster, kleine Schächte und Kanten) das Jam wesentlich besser abfedert, sehr souverän über kleine Hubbel hinweggeht, die ich beim Spine schon spürte. Bergauf ist das Spine klar vorne, straight und willig, bergab auch ganz locker. Ich hätte es gerne genommen und gemessen an meinem bisherigen Fahrverhalten wäre es auch die vernünftigere Lösung gewesen.
Aber dann kamen die Kirchentreppen, die ich erst mit dem Spine fuhr und dann mit dem Jam - und dann war es da, das Grinsen. Ich spüre es jetzt noch. So fiel meine Kaufentscheidung. Die komplett-XT-Ausstattung und Fox-Performance-Gabel des Jam waren nett, aber nicht ausschlaggebend.
Inzwischen bin ich ca 100km und 2000 Höhenmeter mit meinem neuen Jam gefahren und bin sehr zufrieden. Ich weiß, dass nach vorne mehr geht und wenn es finanziell gut läuft, kaufe ich mir eben in fünf Jahren noch ein Hardtail. Aber für den jetztigen Zeitpunkt ist es einfach mein Rad. Ich fahre jetzt Trails, die mich teilweise noch etwas überfordern (muss an manchen Stellen stehen bleiben und mir überlegen, ob ich mich traue ;-) und ich muss und möchte Fahrtechnik lernen, vielleicht auch mal in einem Kurs. Was mich anfangs echt echt überfordert hat, ist die XT-Bremsanlage. Bei der ersten Tour bin ich in einem steilen bergab-Trail-Teilstück über den Lenker abgestiegen, weil ich das Vorderrad überbremst hatte. Wenn man 12 Jahre gefühlt immer eine Rohrzange zusammengepresst hat, ist der Umstieg auf zwei-Finger-Technik immens - da muss mein Gehirn erst neue Bahnungen für schaffen. Was Trails angeht, ist also noch viel Luft nach oben und es macht großen Spaß, weil neben dem Konditionstraining so auch Krafttraining dazu kommt (nach dem ersten Trail haben einige Muskelpartien gezittert).
Und auf meinen bisherigen, leicht steinigen/wurzeligen bergab-Rennstrecken bringt mir das Jam dieses Grinsen...
Ich mag auch die Dämpfereinstellungen. Die Mittelstellung ist für 70 Prozent meiner Wege ideal. Auf Teer oder glattem Schotter stelle ich auf ganz hart, auf Trails oder in schnellen Bergabpassagen mache ich ganz weich. Das funktioniert super und ich spüre die Unterschiede immer mehr, bzw. merke immer schneller, wenn ich vergessen habe, umzustellen. Eine Ansteuerung vom Lenker aus für den Hinterbaudämpfer wäre schon komfortabel...
Fazit: ich wäre mit beiden Rädern glücklich geworden. Aber der Reiz des Mountainbikes liegt bei mir nicht so im Vorwärtsdrang. Das mag an meiner Rennrad-Vergangenheit liegen, aber mit 2.4 Zoll Stollenreifen Geschwindigkeit machen zu wollen, erscheint mir innerlich irgendwie absurd. Der größere Federweg des Jam ist für mich deutlicher spürbar gewesen, als erwartet und macht mich in meinem Radalltag gerade sehr glücklich, weil das bisherige nicht schlechter geht, als bisher und das Jam mich auf neue Trail-Abenteuer lockt.
Danke für eure Hilfe, die mich überhaupt erst auf mein neues Schätzchen gebracht hat. Für 1.800 Euro ein Schnäppchen, finde ich.
Grüße, Roland
PS: Auf dem dritten Bild sieht man, wieviel Federweg ich derzeit nutze. Vorne ist noch Reserve, die 140 hinten habe ich schon vollständig genutzt

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