pefro schrieb:
Aber mal noch ne ganz andere Frage. Der Landis wurde ja durch den überhöhten Testosteron/Epitestosteron-Quotient von 11:1 "überführt". Wenn man nun ein bisschen mehr drüber liest, dann kommt man ja auch dahinter, das man dem Körper ebenfalls Epitestosteron zuführen kann und somit den Quotienten wieder ins Gleichgewicht bringen könnte - was ist da schief gelaufen? War das einfach nur ein Dummheitsfehler?
franke sagt:
War Landis dreist oder nur dumm? Immerhin begann die Tour de France mit einem Doping-Skandal, und der Nachweis von Anabolika ist heute relativ sicher.
FRANKE: Dumm würde ich das nicht nennen, er fühlte sich offenbar in Sicherheit. Soweit ich weiß, beträgt der erhöhte Wert von Landis 11. Das Verhältnis des Testosterons zum Epitestosteron, das keine pharmakologische Wirkung hat, liegt also bei 11 zu 1 . . .
. . . die Grenze für den hormonellen Wirkstoff wurde inzwischen auf 4 zu 1 festgelegt, das wäre fast die dreifache Menge der erlaubten Konzentration.
FRANKE: Ja, das Testosteron wird auf verschiedene Weise verabreicht: Üblicherweise als Ester durch Injektion, das wirkt dann langfristig. Aber es kann auch genauso gut oral mit dem Präparat Andriol als Kapseln gegeben werden. Man mischt das Testosteron inzwischen sogar mit Epitestosteron im 1:1-Verhältnis, damit man den Quotienten übertölpelt. Das kann man als Creme auf die Haut auftragen oder als Hodensack-Pflaster tragen. Und was nur wenige wissen: Das Mittel ist auch als Nasenspray in der DDR entwickelt und später in den USA mit Patent angemeldet und 1998 erteilt worden. Über die Nase wirkt es nicht zum Muskelaufbau, das würde ja länger dauern, sondern wie ein Aufputschmittel wirkt es direkt über die Nasenschleimhaut auf das Hirn: um vor allem die Aggression gegen andere und gegen sich selbst zu steigern, auch um das Letzte aus sich herauszuholen.
Könnten natürliche Ursachen für einen erhöhten Testosteron-Wert in Frage kommen?
FRANKE: Wenn das französische Labor nach der A-Probe an die Öffentlichkeit tritt, wird es den so genannten Absicherungstest gemacht haben. Dabei kann man klar über die Bestimmung der Anteile des Kohlenstoffatoms als 13C-Isotop feststellen, ob das Testosteron vom Körper produziert oder von außen zugeführt wurde.
Landis bestreitet, externe Mittel genommen zu haben.
FRANKE: Wenn man weiß, wie hier seit Jahrzehnten systematisch gelogen wird, dann braucht man darüber gar nicht erst zu reden. Vielleicht hat er ja Mittel genommen, die er für legal hielt. In den USA finden Sie in den Bodybuilding-Studios reihenweise entsprechende Testosteron-Vorläuferpräparate als "Prohormons" auf den Regalen.
http://www.morgenweb.de/nachrichten/sport/20060729_b070000000_20906.html