Gejammer über pöse Radler...

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Langsam nervt es gewaltig. Gepuscht durch Skandalmedien, werden immer neue Schimpfnamen für Radfahrer erfunden. Radfahrer werden durch negative Berichtserstattung immer mehr ins schlechte Licht gestellt. Hier läuft es bei solchen Diskussionen auch nicht unbedingt harmonisch ab.

Ich habe mittlerweile alle Verkehrsmittel für den Arbeitsweg durch. Öffentlich, Roller, Auto, Motorrad/Auto, Fahrrad.
In der Zeit, in der ich nicht geradelt bin, hab ich mich selbst immer wieder über Radfahrer aufgeregt, die sich an der Ampel schön vor einem aufbauen, nur um dann bei grün wieder im Weg zu stehen (tu ich in einigen Fällen heute noch, auch als Radfahrer). Das sind dann aber meistens genau die Pappnasen, die sich auf dem Radweg vor nen Rennradfahrer hinstellen müssen und nachher erst mit ein paar Anschiebehoppsern in die Gänge kommen :rolleyes:

Mittlerweile geht das soweit, dass man in der Öffentlichkeit schon gar nicht mehr erwähnen darf, dass man täglich (bei Schnee und Eis) mit dem Fahrrad fährt ohne sich gleich minutenlanges Gemotze über pöse Radfahrer anhören zu müssen.
Dabei sind doch die schlimmsten Radler die, die wahrscheinlich am lautesten Schimpfen und dann nur bei bestem Wetter mal für kurze Strecken oder Ausflüge ihr Fahrrad rausholen.

Und wie sieht denn die Realtität aus? Wie oft benehmen sich Radfahrer wirklich massiv daneben? Mal abgesehen, von oben erwähnten Schönwetterradlern? (Ok, es gibt natürlich auch ein paar wirkliche Kamikazefahrer. Aber sooo viele sind das mit Sicherheit nicht) Wie sieht es dagegen andersrum aus? Ich könnte jeden Tag eine Stunde lang über A...öcher auf vier Rädern schimpfen, die sich alle Rechte dieser Welt rausnehmen, weil sie einfach in der stärkeren Position sind. Mach ich aber nicht (ich fahre lieber entsprechend vorausschauend und defensiv). Weil es mir einfach irgendwann zu blöd wäre. Da wäre ich jeden Tag schlecht gelaunt, statt meinen Vorteil zu genießen, nicht im Stau zu stehen. Also warum tun es Nurautofahrer andauernd?! Weil die Laune sinkt, wenn man täglich in den Blechkasten eingepfercht ist? Ich habe es nicht genossen, dauernd im Stau zu stehen und komme jetzt deutlich besser gelaunt in der Arbeit an, als zu Autozeiten. Ganz nebenbei hab ich mit dem Radelfahren und etwas Selbstbeherrschung über 35 Kilo abgenommen.
Gut manchmal platzt mir der Kragen und ich gebe meinen "Widersachern" (die mir die Vorfahrt nehmen bzw. mich beinahe umfahren) z. B. lauthals Tiernamen. Aber dann is auch wieder gut.

Und was kommt durch die andauernde negative Berichterstattung heraus? Heute morgen war ich gerade auf dem Weg zur Arbeit auf der Straße unterwegs (nein es gab dort keinen Radweg), als neben mir eine sehr korpulente Frau über einen Kante im Bodenpflaster gestolpert und heftig nach vorne gestürzt ist. Direkt hinter mir kam ein Autofahrer. Ich hab gehalten, der Autofahrer hat sich schnell in die Tiefgarage verdrückt.
Ich bin dann schnell rauf auf den Gehweg, um mich um die Frau zu kümmern. Die Dame hat einen Moment gebraucht, um den Schrecken zu verdauen, bis ich ihr auf die Beine helfen konnte. In der Zwischenzeit kam eine andere Dame um die Ecke und hat auch gleich ihre Hilfe angeboten. An der Art wie sie fragte, was hier passiert sei und wie sie mich aus dem Augenwinkel ansah, war mir klar, welches Bild von dem "Unfall" sie zwangsläufig vor Augen hatte. Die ganze Sache hat dann vielleicht ein bis zwei Minuten gedauert. Ich musste mir noch mehrere solche Blicke gefallen lassen. Am liebsten hätte sie mir wohl Handschellen angelegt und die Polizei gerufen.

Wunderbar. Mittlerweile wird man also schon als Helfer vorverurteilt, nur weil man als Radfahrer in der Nähe war, als jemand gestolpert ist?
Tatsächlich ist es mir erst hinterher bewusst geworden, was die Frau wirklich dachte. In dem Moment war ich selber zu erschrocken, weil die andere Frau so heftig gestürzt ist, dass ich dachte, sie hätte sich ernsthaft verletzt.

Ich zähle mich selbst übrigens nicht zu den "müsliessenden Fundamentalradlern" und betreibe auch keinen Lobbyismus.
Ich radle nicht, um die Welt zu verbessern, sondern meine Kondition und meine Gesundheit.
In der "Fahrradhauptstadt Deutschlands" :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein neuer Hassthread. :daumen:

Gleiches brauchen wir noch über Hunde, Pferde, Truthähne, Mopedfahrer und Nordische Läufer.
 
Wenn ich die Berichte von frustrierten Münchner Radfahrern so lese, bin ich jedes Mal froh, dass ich so etwas auf meinem Arbeitsweg nur äußerst selten erleben muss. Das soll jetzt kein Städte-Bashing werden (da würde Hannover sowieso den kürzeren ziehen :D), aber es ist zum Glück nicht überall so.
 
Wo ich immer wieder kochen könnte ist, dass sich die Politik auch dieser Klischees bedient (das Volk frisst's ja) und das dann als Begründung für neue Sanktionen mißbraucht wird (der pöse Radler eben). Dafür fehlt es aber an einem entscheidenden Punkt - mehr Gesetze / höhere Bußgelder machen nicht automatisch mehr Kontrollen. Von daher bewirkt diese Aktion letztlich praktisch nichts messbares, außer dass nun auch der Radler etwas mehr zur Kasse gebeten wird (Inflation halt). Ob sich dadurch aber das Verhalten derer, die bislang gegen die Vorschriften verstossen ändern lässt, wage ich stark zu bezweifeln. Ich habe bis jetzt noch keine messbare Statistik gefunden, wo genau das eingetreten wäre.

Aber ich seh schon wieder die Statistikkeule des BMI kommen - "...durch unsere höheren Sanktionen ist die Zahl der verunglückten Radler rückläufig..." :rolleyes:. Nunja, traue nie einer Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast ;) .
 
München ist flach wie ein Brett, das ist für die meisten Fahrradfahrer das Wichtigste. Deswegen stürzt sich auch die Mountainbiker-Masse geschlossen auf das kleine stadtnahe Isartal-Gebiet. Und München hat die größte Bevölkerungsdichte von ganz Deutschland, und ist daher sowieso für Alles Hauptstadt. ;)
 
Langsam nervt es gewaltig. Gepuscht durch Skandalmedien, werden immer neue Schimpfnamen für Radfahrer erfunden. Radfahrer werden durch negative Berichtserstattung immer mehr ins schlechte Licht gestellt.

Ist doch klasse! Schon Niccoló Machiavelli hat geschrieben: "Es ist sicherer, gefürchtet, als geliebt zu werden." :daumen:;)

[...]als neben mir eine sehr korpulente Frau über einen Kante im Bodenpflaster gestolpert und heftig nach vorne gestürzt ist. [...]Ich musste mir noch mehrere solche Blicke gefallen lassen. Am liebsten hätte sie mir wohl Handschellen angelegt und die Polizei gerufen.

Daumen hoch für's Helfen.
Ich würde sagen, die Blicke haben dir die Leute zugeworfen, weil sie scheißdumm sind. Vorschnelles Urteilen ist doch über alle denkbar möglichen Themen verbreitet.
Die denkbefreite Zielgruppe hat zwar nicht genügend Intelligenz, sich mit etwas zu beschäftigen, aber trotzdem 'ne Meinung dazu.
 
Und München hat die größte Bevölkerungsdichte von ganz Deutschland...
:lol:

Das ist so ein typisches Beispiel für eine Statistik, die zwar richtig ist, den Sachverhalt aber dennoch verzerrt. Nur weil in Hamburg die Wasserflächen des Hafens mit zur Stadtfläche zählen, haben die Radfahrer dort ja nicht mehr Platz zum Radfahren. ;)
 
Ich habe mittlerweile alle Verkehrsmittel für den Arbeitsweg durch. Öffentlich, Roller, Auto, Motorrad/Auto, Fahrrad.
In der Zeit, in der ich nicht geradelt bin, hab ich mich selbst immer wieder über Radfahrer aufgeregt, die sich an der Ampel schön vor einem aufbauen, nur um dann bei grün wieder im Weg zu stehen (tu ich in einigen Fällen heute noch, auch als Radfahrer). Das sind dann aber meistens genau die Pappnasen, die sich auf dem Radweg vor nen Rennradfahrer hinstellen müssen und nachher erst mit ein paar Anschiebehoppsern in die Gänge kommen :rolleyes:

Genau das sind die Probleme im Straßenverkehr...

Jeder will nur der erste und schnellste sein und kein Autofahrer ist bereit auch nur 2 Nanosekunden an einer Ampel langsamer loszufahren, weil ein Radfahrer vor ihm ist.
Wie ich bereits schrieb, haben meiner Meinung nach viele Autofahrer keine Geduld, um mit solchen Situationen gelassen umzugehen. Die meisten regen sich tierisch auf wenn sie nicht mit ihrer gewohnten Speed fahren können.

Da aber Fußgänger und Radfahrer auch zum Straßenverkehr gehören, muss man sich an die langsamsten Teilnehmer anpassen wenn es hart auf hart kommt.

Ich behaupte ernsthaft, dass die meisten Leute diese Fähigkeit nicht besitzen oder verloren haben.

Dazu gehören Radfahrer die sich halb auf einen draufsetzen wenn man selbst als Radfahrer an der Ampel steht. Nur damit sie ganz vorne stehen und erste sind. Rücksicht? Gelassenheit? Sich zeit nehmen? Fehlanzeige.

Bei Autofahrern werden böse Blicke auf Radfahrer gefeuert wenn sie nur mal 5 Sekunden länger warten müssen oder etwas langsamer als gewohnt durch eine Kurve fahren müssen. Als hätte man ihnen soviel Zeit gestohlen, weil man ja nunmal langsamer anfährt.

Ich erlebe es häufig dass autofahrer an einem engpass warten, damit ich erstmal durchfahren kann. Dann bedanke ich mich artig per Handzeichen. So und nicht anders hat man mit seinen Mitmenschen umzugehen... die meisten sind einfach sozial nicht in der Lage dazu

DAS und nix anderes sind unsere Hauptprobleme im Straßenverkehr
 
a) In der Zeit, in der ich nicht geradelt bin, hab ich mich selbst immer wieder über Radfahrer aufgeregt,

b) erst mit ein paar Anschiebehoppsern in die Gänge kommen :rolleyes:

c) Tiernamen


d) In der "Fahrradhauptstadt Deutschlands"


zu a) merkste selber, man regt sich immer über alle anderen auf, egal wer es ist und wie er sich verhält. für mich durchaus legitim.

zu b) :daumen: radweg ludwigstr. entspannt ein fuß auf dem mäuerchen von den unterführungsabgängen, 3 meter vor der ampel. alle hausfrauen müssen natürlich dringend! bis ganz vorne und beim losfahren schön den rest blockieren.

zu c) ein Arschloch ist kein Tier!

zu d) IN münchen kann man eigentlich nicht radeln.
 
Weil's so schön passt:

War vorher aus Richtung Norden in die Uni unterwegs, dann hat am Kurfürstenplatz mal wieder ein Autofahrer beim Abbiegen fast nen Radler umgefahren. Der Radler brüllt: "Du bist doch besoffen du Depp!" Der Autofahrer brüllt zurück: "Schön wär's!"

Ich musste sehr laut lachen :lol:
 
Genau das sind die Probleme im Straßenverkehr...

Jeder will nur der erste und schnellste sein und kein Autofahrer ist bereit auch nur 2 Nanosekunden an einer Ampel langsamer loszufahren, weil ein Radfahrer vor ihm ist.
Wie ich bereits schrieb, haben meiner Meinung nach viele Autofahrer keine Geduld, um mit solchen Situationen gelassen umzugehen. Die meisten regen sich tierisch auf wenn sie nicht mit ihrer gewohnten Speed fahren können.

Da aber Fußgänger und Radfahrer auch zum Straßenverkehr gehören, muss man sich an die langsamsten Teilnehmer anpassen wenn es hart auf hart kommt.

Ich behaupte ernsthaft, dass die meisten Leute diese Fähigkeit nicht besitzen oder verloren haben.

Dazu gehören Radfahrer die sich halb auf einen draufsetzen wenn man selbst als Radfahrer an der Ampel steht. Nur damit sie ganz vorne stehen und erste sind. Rücksicht? Gelassenheit? Sich zeit nehmen? Fehlanzeige.

Bei Autofahrern werden böse Blicke auf Radfahrer gefeuert wenn sie nur mal 5 Sekunden länger warten müssen oder etwas langsamer als gewohnt durch eine Kurve fahren müssen. Als hätte man ihnen soviel Zeit gestohlen, weil man ja nunmal langsamer anfährt.

Ich erlebe es häufig dass autofahrer an einem engpass warten, damit ich erstmal durchfahren kann. Dann bedanke ich mich artig per Handzeichen. So und nicht anders hat man mit seinen Mitmenschen umzugehen... die meisten sind einfach sozial nicht in der Lage dazu

DAS und nix anderes sind unsere Hauptprobleme im Straßenverkehr

Die Problematik sehr schön herausgearbeitet. :daumen:

Übrigens ich bin natürlich immer auf der Seite der Fehlerlosen und habe daher auch immer eine Schubkarre bzw. einen Anhänger voller Pflastersteine dabei. :)
 
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