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halbgott
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Bekehret sie alle, die Ungläubigen welche nicht den Propheten Ramsauer anbeten und huldigen.
Peter Ramsauer und die verrohten Kampf-Radler
Der Bundesverkehrsminister will gegen rücksichtslose Fahrradfahrer vorgehen. Doch der ADFC bezweifelt, dass das Überfahren von roten Ampeln wichtige Unfallursache ist. Von Johannes Wiedemann
In Indien lotet Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer dieser Tage Möglichkeiten für Wirtschaftskooperationen zwischen dem südasiatischen Land und der Bundesrepublik aus.
Anregungen für seine Arbeit zu Hause dürfte der CSU-Politiker sich dort aber kaum holen. So gilt etwa die indische Hauptstadt Neu-Delhi als Albtraum, was die Verkehrssicherheit angeht: Vor allem Fahrradfahrer leben dort gefährlicher als in den meisten Städten der Welt die Autofahrer sind als besonders rücksichtslos bekannt.
"Die Verrohung der Kampf-Radler"
In Deutschland sieht das in den Augen Ramsauers anders aus: In einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" forderte der Minister unter Berufung auf sich selbst als Zeugen, dass Deutschland gegen rüpelhafte Fahrradfahrer vorgehen müsse: Er habe beobachtet, "wie Radler unter den Augen von Polizisten rote Ampeln und jede Verkehrsregel missachten", klagte Ramsauer. "Manchmal ist die Polizei schlicht und einfach überfordert, der Verrohung dieser Kampf-Radler endlich Einhalt zu gebieten."
Das sind keine neuen Töne: Bereits 2011 hatte der Minister zum Start der Radsaison gegen die "Robin Hoods der Straße" gewettert.
Die Reaktionen auf den jüngsten Vorstoß fielen heftig aus. Roland Huhn, Rechtsreferent des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), sagte im Gespräch mit "Welt Online": "Das ist weniger die Sichtweise des Bundesverkehrsministers als die des typischen Autofahrers."
Das Phänomen existiere sicherlich in Ramsauers persönlicher Beobachtung, "vielleicht hat er das während einer Fahrt mit seinem Dienstwagen gesehen und macht seinem Ärger Luft". Huhn ergänzte, natürlich gebe es Fahrradfahrer, die Regeln missachteten. "Aber fast alle halten bei Rot an."
"Rechtsabbiegeunfälle folgenschwerste Unfälle"
Auch gebe es keine verlässlichen Zahlen, die belegten, dass das Überfahren roter Ampeln eine Hauptursache für Unfälle mit Beteiligung von Fahrradfahrern sei. "Rechtsabbiegeunfälle gehören etwa zu den folgenschwersten Unfällen der Fahrradfahrer fährt bei Grün und wird dann von einem Lkw überrollt."
Das "bloße Regelbefolgen" im Verkehr reiche also nicht aus. Zudem warnte Huhn davor, die Radfahrer als separate Gruppe zu begreifen: Fast alle der 63,5 Millionen 18- bis 80-Jährigen seien Führerscheininhaber und die meisten zugleich Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger.
Fahrradfahren erfreut sich in der Bundesrepublik wachsender Beliebtheit. "Es sind auf jeden Fall mehr Menschen mit dem Rad unterwegs", konstatiert Huhn. Dies könne mit steigenden Benzinpreisen zu tun haben. Besonders die Zahl elektrisch unterstützter Räder nehme zu, von denen bereits eine Million über die Straßen rollten.
Vier Millionen Fahrräder werden laut ADFC jährlich in der Bundesrepublik verkauft. Umso erstaunlicher ist daher, dass der Bund die Finanzmittel für den Radverkehr in den beiden vergangenen Jahren jeweils um 20 Millionen Euro zurückgefahren hat. 2012 stehen nur noch 60 Millionen Euro zur Verfügung, die die Bundesländer für den Bau und die Erneuerung von Radwegen an Bundesstraßen abrufen können.
"Wir brauchen keine Anti-Radfahr-Stimmung im Lande"
Stephan Kühn, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, kritisierte Ramsauer: Der "hat ganz offensichtlich noch nicht verstanden, wo die Probleme im Radverkehr wirklich liegen". Häufig würden Fahrradfahrer wegen der "fehlenden oder mangelhaften Infrastruktur zu Regelverstößen genötigt, wenn sie nicht Schaden an Leib und Leben nehmen wollen".
Sichere Radwegenetze sollten Priorität sein. Daher müssten die Bundesmittel auf mindestens 100 Millionen Euro jährlich aufgestockt werden. Kühn: "Wir brauchen keine Anti-Radfahr-Stimmung im Lande, sondern eine Aufbruchsstimmung für mehr Radverkehr und gegenseitige Rücksichtnahme auf unseren Straßen."
Auch der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) fordert ein "quantitativ wie qualitativ gutes Netz an Radverkehrsanlagen". ADAC-Präsident Peter Meyer sagte der "Welt": "Dies sind wir der rasant größer werdenden Zahl an Radfahrern schuldig, und dafür muss ebenfalls mehr Geld als bisher zur Verfügung gestellt werden."
Allerdings teilt Meyer Ramsauers Kritik durchaus: "Die gehäufte Missachtung von Verkehrsregeln durch Radfahrer ist vielerorts ein sehr ernstes Problem." Mit am häufigsten und gefährlichsten sei das Befahren von Radwegen in der falschen Richtung. Und: "Bei Unfällen mit Radfahrerbeteiligung sind Radfahrer ähnlich oft Unfallverursacher wie Autofahrer."
Zu einem etwas anderen Befund als Ramsauer und der ADAC gelangt die Gewerkschaft der Polizei (GdP): Es sei ein allgemein aggressiveres Verhalten von allen Verkehrsteilnehmern feststellbar nicht nur seitens der Radfahrer. "Bei denen kommt aber noch hinzu, dass sie anders als Autofahrer keine Kennzeichen haben und es weniger Kontrollmöglichkeiten gibt", sagte GdP-Sprecher Rüdiger Holecek "Welt Online".
Man könne das Phänomen zudem nicht auf eine Personengruppe eingrenzen: "Die alte Dame fährt ebenso bei Rot wie Jugendliche oder die Mutter mit Kind." Die Polizei könne oft aus Personalmangel solche Verstöße nicht ahnden.
Zahl der getöteten Radfahrer nahm ab
Belastbare Zahlen zu Rüpel-Radlern sind allerdings rar, wie aus einer Kleinen Anfrage der Grünen-Fraktion an die Bundesregierung hervorgeht. 2009 hatte die Bundesanstalt für Straßenwesen die Studie "Unfallrisiko und Regelakzeptanz von Fahrradfahrern" erstellt. Damals wurden 770 Personen in Berlin und Köln befragt repräsentativ ist die Untersuchung also nicht.
Immerhin 60 Prozent gaben an, dass das Befahren eines Gehweges oder eines Radweges in Gegenrichtung für sie normal sei. 45 Prozent sagten, dass sie zumindest ab und zu bei Rot über die Ampel fahren würden.
Gleichwohl scheinen Zahlen des Statistischen Bundesamts nicht zu bestätigen, dass Fahrradfahrer sich und andere auffällig oft gefährden: Zwar stieg die Zahl der Unfalltoten 2011 erstmals seit Jahren wieder um 9,7 Prozent gegenüber 2010. Dabei starben rund 4000 Menschen. Doch die Zahl der getöteten Radfahrer nahm um zehn Prozent ab.
Vergleicht man die Jahre 2002 und 2010, sank die Zahl der verunglückten Radfahrer von 70.746 auf 65.573. Die Zahl der dabei tödlich Verunglückten reduzierte sich von 583 auf 381. Hauptverursacher von Unfällen waren vor zehn Jahren 30.599 Radfahrer, 2010 waren es 29.669.
AmenRad-Rüpel durch Aufklärung bekehren
Ramsauer plant jedenfalls, die Rad-Rüpel vor allem durch Aufklärung zu bekehren. Unter anderem will er die Kultsendung "Der 7. Sinn", die von 1966 bis 2005 lief, wieder ins ARD-Programm holen. Darin wurden typische Unfallszenarios gezeigt.
Zudem feierte der Minister schon einen Erfolg bei einem Thema, das ihm am Herzen liegt: das Tragen von Fahrradhelmen, das sein Ressort mit Kampagnen wie "Ich trag Helm" bewirbt. Hier habe es eine "Trendwende" gegeben, lobt Ramsauer: Von 2010 bis 2011 sei die Tragequote von neun auf elf Prozent gestiegen, bei den Sechs- bis Zehnjährigen sogar von 38 auf 56 Prozent.
Der ADFC wies aber darauf hin, dass damit nur die Werte von 2009 wieder erreicht wurden. Auch ADAC-Präsident Meyer befand: "Vor allem die jährlich stark schwankenden Helmtragequoten bei den jungen Radfahrern geben Anlass zur Sorge." Ramsauer hat also noch viel Arbeit vor sich: Ihm schwebt in den kommenden Jahren eine Helmtragequote von mehr als 50 Prozent vor.
Bekehret sie alle, die Ungläubigen welche nicht den Propheten Ramsauer anbeten und huldigen.