Hallo zusammen,
bevor ich jetzt mit meiner Hammerschmitt Erfahrung loslege noch eine kurze Antwort an Hail The Trail:
Entgegen Deinen Erfahrungen mussten wir die Erfahrung machen, dass an fast keinem Bike (egal ob Tretlager- oder ISCG Montierte) Kettenführungen einfach montiert werden können.
Und zwar nicht nur bei 2-fach oder 3-fach Kettenblättern, sondern genau so bei einem Kettenblatt vorn.
Es gibt zwar einen (bzw. zwei) ISCG Standards, aber mit einfach dran schrauben ist es nicht getan. Da muss unterlegt oder geschliffen werden, damit die Kettenführung mittig zum Kettenblatt steht, meist stößt die rechte Kettenstrebe an der unteren Führungsrolle an, oder die obere Führung stößt beim Einfedern am Kettenstreben Yoke an.
Du hast bei Deinen Bike / Kettenführungs-Kombinationen wohl immer ein glückliches Händchen gehabt.
Wir wollen aber eine Kettenführung, die (auch ohne Zufalls-Bonus) von jedem kinderleicht dran geschraubt werden kann. Ohne Basteln und Murksen.
Wer will, kann natürlich auch seine Lieblingskettenführung dran schrauben. Denn wie inzwischen die meisten wissen, kommt das Liteville 901 ab Mk1 mit ISCG Standard.
So, nun zum Test.
Der ein oder andere wird sich vielleicht eh wundern, warum plötzlich ISCG?!
Es ist ganz schnell erzählt: Unsere
Syntace Kettenführung hat extrem umfangreiche Änderungen im gesamten Tretlagerbereich gefordert. Geändert wurden die komplette Zugführung im Tretlager und Kettenstreben Bereich.
Neu sind folgende Teile: Sitzrohr, Unterrohr, Kettenstrebe, Tretlager- und Schwingen Gehäuse und das Kettenstreben Yoke.
Somit war die ISCG Aufnahme nur noch ein Klacks. Allerdings wollten wir vor der Serienmäßig verbauten ISCG Aufnahme sicher sein, dass sich unser 901 mit der Hammerschmitt auch gut fährt.
Allerdings war es nicht einfach ein fahrtüchtiges Hammerschmitt Modell zu ergattern.
Und dann war da noch ein Problemchen. ISCG und E-Type Umwerfer vertragen sich nicht. Die ISCG Aufnahme nimmt genau den Platz in anspruch den auch der E-Type Umwerfer gern hätte

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Also hieß es da auch noch eine Lösung zu finden. Vor allem soll ja möglichst alles nichts wiegen
ganz ohne etwas Mehrgewicht haben wir es nicht hinbekommen, aber ich glaube dass alle zukünftigen 901 Besitzer sehr zufrieden sein werden.
Wie gesagt, wir haben alle unsere Anforderungen unter einen Hut bekommen, oder anders gesagt: in unserem Liteville 901 unterbringen können.
Und zwar nicht als faulen Kompromiss, sondern als (zumindest momentan noch) einzigartige Kombination.
An dieser Stelle meinen Dank an Jo, der in Tage- (und Nächtelanger) Such-, Schweiß-, Fräs- und Bastelarbeit die wohl beste Zugverlegung der Welt erarbeitet hat.
So, jetzt aber los:
Die Hammerschmitt ist montiert, allerdings hat die All Mountain Version mit 1670g (ohne Schalthebel und Zug) schon ca. 600g Mehrgewicht als eine
Shimano XT Kombi. Gegenüber der XTR sind es gar ca. 730g Mehrgewicht. Die Hammerschmitt Freeride soll nochmals ca. 100g schwerer sein

.
Aber das Gewicht blenden wir hier mal aus. Vielmehr geht es um die Funktion der Hammerschmitt, bzw. des Liteville 901 mit Hammerschmitt.
Der erste Eindruck ist sehr gut. Total unauffällig. Alles funktioniert 1a.
Vortrieb und Wippen sind extrem gut. Ach ja, die Hammerschmitt ist natürlich in einem 901 mit 200mm hinten und mit 180mm und Totem Coil vorne montiert.
Gegenüber Bikes ohne Kettenführung und auch gegenüber Bikes mit herkömmlicher Kettenführung hat das Hammerschmitt 901 extrem geringes Kettenschlagen und Kettenklappern.
Kettenklemmer und Kettenklappern sind ebenso Fehlanzeige wie das Abspringen der Kette. Das Schalten der Hammerschmitt ist ungewohnt, weil viel schneller, leichter und einfacher als bei allen Kettenschaltungen. Egal ob während der Fahrt oder im Stand.
Auf dem kleinen Blatt ist kein Kraftverlust zu spüren. Auf dem großen Blatt ist ein Vergleich anhand zweier unterschiedlicher Bikes sehr schwierig. Ich hätte aber einen größeren gefühlten Kraftverlust vermutet.
Tipp an alle die von einem 3-fach Kettenblatt auf die Hammerschmitt umsteigen: Beachtet, dass ihr bei 3-fach 22-32-44 fahrt. Die Hammerschmitt hat 22-36. Sprich der Sprung bei der Hammerschmitt (zwischen kleiner und großer Übersetzung, im Vergleich zur Übersetzung des kleinen und des mittleren Kettenblattes der 3-fach Übersetzung) ist größer! Beachtet das und lasst euch nicht täuschen!
Was an der Hammerschmitt eine gewisse Gewöhnung bedarf und vollkommen anders ist als bei herkömmlichen 3-fach Kettenschaltungen:
Dadurch dass der kleinere / größere Gang vorne sofort sitzt, ist sowohl das Hochschalten wie auch das Runterschalten sehr gewöhnungsbedürftig. Beim Hochschalten hat man anfangs das Gefühl vom kleinen Kettenblatt gleich auf das große zu schalten, und beim Runterschalten hat man das Gefühl die Kette ist abgesprungen.
Grund sind nicht nur die größeren Sprünge zwischen kleiner und großer Übersetzung vorne, sondern der extrem schnelle Schaltvorgang an sich. Nach ein paar Ausfahrten hat man sich auf die neue Schaltsituation aber eingestellt und alles ist gut.
Gegenüber einer 2-fach Kettenschaltung hat man mehr fahrbare Gänge und somit eine größere Übersetzungsbandbreite bei gleichzeitig weniger Kettenschräglauf.
Man kann wirklich alle Gänge bei relativ geringem Kettenschräglauf fahren. Das liegt neben dem einzelnen Kettenblatt vorne auch an den nur 22, bzw. 24 Zähnen.
Zu den bereits bekannten Vorteilen muss ich glaube nichts mehr schreiben.
Ich muss mir eingestehen: Meine anfängliche Skepsis gegenüber der Hammerschmitt hat sich nicht nur gelegt, sondern schon eher in ein klein bisschen Hammerschmitt-Verliebtheit gewandelt, und ich bin wirklich gespannt wie sich der Getriebekurbel-Markt weiter entwickelt. Auch wenn die Hammerschmitt für mich erst ab dem Einsatzgebiet Enduro in Frage kommt bin ich mir sicher da ist noch viel Potential um Gewicht zu sparen. Und ich vermute es wird nicht lange dauern (zumindest wünsche ich es mir) bis es Tunning-Kits, sprich andere Lager und / oder Kurbeln geben wird um das Gewicht der Hammerschmitt zu reduzieren. Und wer weiß, vielleicht haben in ein paar Jahren alle MTB eine Getriebe Kurbel.
Allen die sich ein Liteville 901 bestellt haben möchte ich sagen: Ihr bekommt nicht das Liteville 901 Mk1 wie es in den Magazinen getestet wurde. Ihr bekommt eigentlich schon ein Mk3 oder Mk4. Denn wir konnten wirklich nochmals viele Dinge verbessern und noch mit hinein packen.
Ich freue mich schon genauso wie ihr auf Euer Liteville 901 und ebenso auf die Tests der ersten Serien Bikes

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Viele Grüße,
Michi Grätz
P.S. Bilder des Hammerschmitt 901 folgen.