16.09. 11:28 Turin, Hauptbahnhof
In Domodossola regnet es den ganzen Abend, die ganze Nacht und auch morgens beim Frühstück fällt das Wasser noch in Strömen vom Himmel.
Weichei-Specki und Warmduscher-Zorro haben einen trockenen Platz, insofern wäre das halb so wild.
Leider schneit es mir damit zweieinhalbtausend Meter höher auch alle für die nächste Woche geplanten Pässe immer weiter zu: Col de Turlo, Col de Ollen, Passo Salati, Bettaforca, Nanas, Portola und selbst am Paradiso den Col Larissa und Passo Crocette kann ich wohl abhaken für diesen Trip. Schade, aber der Wintereinbruch in den Westalpen ist heuer etwas früh dran. Also bleibt erst mal nur der Zug. Im Dauerregen geht's untem um die Berge rum statt im Schneesturm oben drüber.
Specki-BLUE ist ein bisserl nervös vor der ersten Bahnfahrt. Trenitalia ist allerdings herrlich unkompliziert und preiswert, da können sich andere europäische Länder mal drei bis fünf Scheiben abschneiden.
Und jetzt? Die Pässe weiter südlich zwischen Sestriere und den Seealpen sind auch nicht wesentlich niedriger. Aber deswegen gleich die ganze Tour schmeissen und heim fahren? Vernünftig wär's wahrscheinlich... nur... wer ist hier schon vernünftig. Vielleicht war die Nullgrad-Grenze ja weiter in Süden etwas gnädiger.
Mag sein, dass am Tegernsee oder am Genfer See die Sonne scheint. Mag auch sein, dass die Berge im Apennin nur tausend Meter hoch sind. Das hat nur leider überhaupt nichts mit meinem ZugabiX zu tun. Ich fahr doch nicht einfach ziellos kreuz und quer in der Gegend rum, sonst könnt' ich ja auch gleich in den nächsten Flieger auf die Kanaren steigen. Auf Gomera liegt bestimmt keinen Schnee.
Eine gewisse "Linie" müssen meine Trips schon verfolgen, selbst der kleine ZugabiX zum Heraklix. Und diese Linie ist eben genau die Fortsetzung des großen Bogens von Kreta zum Gardasee über die restlichen Alpen ans Mittelmeer. Das Auslassen der Monterosa-und Paradiso-Berge ist dabei natürlich schon ein dicker Hund, aber mit einem wetterbedingten Zughupferl über Turin könnte man den Charakter schon noch irgendwie erhalten.
Die Würfel sind also gefallen: Ich probier's! Heute werden noch die letzten Schneestürme abgewartet und morgen geht's dann bei hoffentlich besserem Wetter über den 2800m hohen Col Longia im Val Ripa hinter Sestriere. Und wenn ich dabei im Schnee verratze und nicht drüber komm, dann wird der ZugabiX eben an dieser Stelle abgebrochen. Lieber ein Ende mit Schrecken als unmotivierte Apenninhügel ohne Ende!