Ich hoffe man darf hier so lange Berichte unterbringen –das waren Mails an Kumpels!
@ Mod: falls, nicht bitte killen.
Meine Daten 196cm / SL 96cm/ 110kg Fahrbereit, Trainingsrunden 20-30km @ 500-700Hm,
Fahre S1,S2, S3 als "Schlüsselstellen". Rad Nerve AL 8.9 2015
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Ein doch schwieriger Entscheidungsprozess als vorher angenommen.
Bereits als mein Hardtail noch intakt war, dachte ich über ein zweites geländefähigeres Rad nach. Als Zweitrad war klar, das Ding sollte sich deutlich von meinem Hardtail unterscheiden. Ganz oben auf der Liste standen Räder wie das
Canyon Spectral, Cube Stereo, Votec XM; ProPain TwoFce…
Auf der Tour als ich meinen Rahmendefekt bemerkte, wurde ich gefragt, ob ich schon wüsste was ich machen möchte, da hatte ich bereits mit den oben genannten Bikes einen Plan vorzuweisen.
Wunsch und Realität:
Vor allem das Canyon Spectral mit 29“ Rädern finde ich sehr spannend. Es soll den Spagat zwischen Abfahrtsorientiertheit und Tourentauglichkeit vorzüglich beherrschen. Der Traum von Federweg, Geländegängigkeit, Alpenwegen und -übrerquerungen schwirrt, genährt von Heftchen und Forum im Kopf herum.
Die Realität ist aber…
...bei meinen Runden die ich alleine Fahre ist ein Fully kaum wirklich nötig. Es sind eher schnelle Runden auf Schotter oder gut fahrbarem Karrenwegen. Selbst wenn ich meine Geländetouren deutlich ausbaue, bin ich mit meinem Bike selten in richtig schwierigem Gelände unterwegs. Bewegt sich alles im S1/S2 Segment. Auch in der Gruppe fahren wir Touren, die mit allen Bikes zu bewältigen sind. Mit besserer Fahrtechnik ist selbst mit einem Hardtail noch Luft nach oben.
Ein 29“ Fully mit 120mm Federweg sollte es aber schon sein. So rückten das VOTEC VX120 Pro / Ghost AMR LT 7, Cube Stereo, Radon Skeen in den Fokus. Nachdem ich die verfügbaren Räder Ghost/Cube/Treck… probegefahren bin, hatte ich eine gewisse Vorstellung davon, in wie weit meine errechneten Geometrien passen. Das Canyon Nerve passt bei der Probefahrt von der Geometrie optimal zu mir. Bei den sehr genau passenden Daten verzichte ich nochmal auf 1cm Federweg. Zudem gefällt es mir optisch besser als die Räder der Konkurrenz.
Welches Nerve?
Ein richtiges Budget hatte ich eigentlich nicht. Meine Vorstellung waren um 3000.- EUR.
Das
AL9.9 glänzt für 2500.- Eur mit durchgehend XT, versenkbarer Sattelstütze und tollen leichten Laufrädern. Doof an dem Nerve ist die schlechtere bergauf Untersetzung. Als "Dickele" eher ungeeignet. Das AL 8,9 für 2000.- EUR ist mit einem SLX/XT-Mix eigentlich ordentlich ausgestattet. Da mein altes Hartail bereits durchgehend XT-hatte, kommt einem SLX aber schon wie ein Abstieg vor.
Auch hier habe ich mich dann vernünftig gegen mein "haben Will- Impuls" entschieden. Das günstigere Rad hat ein für mich bessere Übersetzungsspanne. Die Schwächere Ausstattung wird durch einige Modifikationen aufgefangen. Die eingesparten 250.- EUR* werden in einen stabileren Laufradsatz, der auch mit mehr Gewicht im Gelände umgehen kann, investiert. Somit habe ich einen LRS für die Touren und einen für die härteren Anelegenheiten. Damit gewinne ich mehr Flexibilität als mit ein paar Bling Bling Parts.
Modifikationen*
Ab Werk bekommt das Rad gleich eine Vario-Sattelstütze.
Bei den SLX
Bremsen habe ich die vordere 180mm Bremsscheibe gegen eine 203mm getauscht, das bringt mehr Biss.
Mit Kleinteilen wie (
Klingel/2. Satz Pedale/ Schläuchen…) habe ich für das Rad 2345.- EUR Bezahlt. Der geplante Laufradsatz wird wohl nochmal 585.- EUR kosten...
Fertig aufgebaut wiegt das Rad 13,9kg (das Große XL wiegt in der Werkskonfiguration 12,9kg)
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Erste richtige Ausfahrt:
Angefeuert durch Bike Magazine, Foren und Umfeld, habe ich mir bekannterweise schwer getan, ein neues Bike mit mur 110mm Federweg zu kaufen. Der Tenor ist ja: Unter 2,4“ Reifenbreite und 140mm Federweg ist Biken nicht mehr Zeitgemäß. Und wenn man es noch wagt rund 2 Bar in die
Reifen zu pumpen hat man eh schon verloren…
Heute Morgen hat die Sonne in mein Zimmer geblinzelt. Das sorgt für prima Laune (ein Ostfenster ist einfach herrlich). Also raus aus den Federn und voller Vorfreude den Kram zusammengepacken. Endlich, sitze ich auf dem neuen Rad! MP3-Player angeworfen. Mal gucken was den so geht. Ja, das Rad macht trotz deutlichen Mehrgewichts richtig Spaß. Es lässt sich prima den Berg hoch bewegen und hat obwohl ich deutlich aufrechter sitze noch einen ordentlichen Vorwärtsdrang.
Die 29“ Räder bügeln im leichten Gelände einiges weg. Ich bin heute mehrfach Passagen gefahren, bei denen ich mit 26“ schon so meine Schwierigkeiten hatte. Das Bike hat eine tolle Balance. Fein ist die Fahrstabilität bei hohen Geschwindigkeiten 40km/h +x lassen sich auf der Straße und auf Schotter spürbar angenehmer fahren.
Bergab bin ich Witterungsbedingt und natürlich weil ich auf dem Bike noch nicht "Zuhause" bin, noch nicht am Limit. Der Stuferntrail lässt sich prima fahren. Auch in Serpentinen bewegt sich das große Rad überraschend gut -da hatte ich ein wenig Bammel, dass es zu träge ist. In wirklich steilen Passagen hatte ich nicht mehr oder weniger Überschlagsgefühle als mit dem 26" Hardtail.
Ich habe den Eindruck, dass meine alte Reba Dual Air auf den Wurzelteppichen besser gearbeitet hat als die Fox. Allerdungs kann man bei der ersten Ausfahrtern bezüglich der Federung noch nix sagen.
Der
Mountainking II ist toll, ich bin heute auf Asphalt, Schotter, Schnee, Eis und Schlamm unterwegs gewesen der ist genauso gut wie der Nobby Nic. Über zu wenig Stollenhöhe kann ich mich eigentlich nicht beklagen. Auch der Seitenhalt ist gut. Der X-King rutscht im Feuchten schon ab und zu mal durch. Die 29“
Reifen arbeiten Analog zu den mir bekannten 26“
Reifen. Auf alle Fälle machen die Conti weniger Radau auf der Straße.
Die versenkbare Sattestütze ist schon eine feine Sache, auf der Eisspur, die eben für ein Dauerschwimmen sorgt, ist eine 5-6cm tiefere Sitzposition um mit den Beinen ordentlich auf den Boden zu kommen, schon sehr angenehm! Vor allem per Knopfdurch wieder die korrekte Sattelhöhe zu haben, macht eine solche Stütze zu einer sinnvollen Investition.
Fazit:
Das flotte Bike macht Spaß, und der Hinterbau ist toll, ich denke damit kann ich locker mit den Tourenbikern mitfahren, und ich hatte nicht den Eindruck das Rad auf den Trails zu überfordern. Also für mich perfekt. Fühlt sich besser an als das Cube oder Merida das ich für ein Weilchen geliehen hatte.
Grüße Karsten