Kein Schontag für das ESK, Bericht 17.03.02

jockel

Cpt.Ahab
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Sonntags wird in hiesigen Breiten immer scharf geritten. Damit dies auch heute wieder so sei und onkel nicht schimpfen muß habe ich mir ja bereits im Vorfeld die Jacke angezogen und mich vor den Karren gespannt.

Der Wetterbericht verhieß einen sonnigen Tag und sogar der Wind sollte in die richtige Richtung blasen. Eigentlich zuviel der guten Dinge, sollte es doch wieder richtig hart werden ;) .
Da seinerzeit, als es um die Verteilung der Berge ging, andere Bundesländer immer lauter „Hier“ geschrieen hatten, müssen wir uns eben durch Entfernung, Auslassung von Pausen und schier unmenschliche Geschwindigkeit das Leben schwer machen. So zumindest dachten viele. Na ja, dass mit der Entfernung, dem Auslassen von Pausen und der Geschwindigkeit, dass stimmt schon, aber Onkel Wanja (meine Wenigkeit) würde ja nicht mit zweitem Namen „The Map“ genannt werden, wenn er nicht die heimischen Landkarten und die darauf abgebildeten Höhenlinien schon in grauer Vor-ESK-Zeit auswendig gelernt hätte und somit über einen recht ausgewogenen Fundus an schönen, die Ahnungslosen immer wieder kalt erwischenden Steigungskilometern kennen würde.
Außerdem wurde, um Rikman einen pünktlichen Arbeitsbeginn zu ermöglichen kurzerhand die Startzeit auf 09:00 vorverlegt.

Der Plan, so das Feld zu verkleinern, schien auch aufzugehen, denn als ich gegen 09:05 den S-Bahnsteig im Ostbahnhof erreichte stand dort nur Rostsammler und freute sich wie verrückt, dass er heute mit mir alleine auf Tour sein sollte. Auch als die avisierte S-Bahn einlief war niemand weiter zu sehen. Rostsammler entschied, dass es wohl besser sein würde, wenn wir in Neuenhagen warten würden und so saßen wir auf.
Aber schon an der nächsten Station stieg unerwartet G-Punkt zu und berichtete, dass er Funkkontakt zu Rikman hatte und dieser ihm per Verschlüsselter Botschaft zu verstehen gegeben hatte, dass er, sowie Frank und Clemens1 bereits unterwegs ins Zielgebiet wären, da sie es nicht mehr ausgehalten hätten. Wieder eine Station später konnte ich schotter erspähen, doch bevor ich ihm Zeichen geben konnte aufzusitzen wurde er bereits von Mr.Hyde, welcher sich von uns unbemerkt ebenfalls im Zug aufhielt in die Bahn gewunken. Und in Neuenhagen wiederum wartete bereits rob auf uns, der meinen Ratschlag befolgt hatte und bereits zum Vorglühen von Rahnsdorf, seinem Heimatörtchen ;) , nach Neuenhagen geeilt war.

Kurz und gut, fogende Kombatenten begaben sich gegen 10:00 von Neuenhagen aus in die matschige Spur:

rikman, rob, rostsammler, schotter, mr.hyde, g-punkt, frank, clemens1, jockel

Das Tempo wurde diesmal, auf Wunsch eines Einzelnen anfangs etwas gedrosselt (hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits geahnt wohin das führen würde hätte ich gleich voll reingehalten :D , na dann eben nächstes Mal wieder). Flugs wurde über Luisenhof Altlandsberg erreicht und schon waren wir in den unendlichen Wäldern nördlich von Strausberg. Eilends ging es weiter in Richtung Norden (...niemand konnte uns aufhalten) als ich beschloss, nach nunmehr 30 Kilometern eine erste kleine Riegelpause anzuberaumen. Als wir schon eine Weile rumstanden wurde uns plötzlich gewahr, dass Rob und G-Punkt wohl in den unendlichen Weiten in eine Anomalie im Raum-Zeit-Kontinuum geraten sein mussten, denn sie waren nicht auffindbar. Schmerzlich wurde uns an diesem tragischen Verlust klar, wie vergänglich wir alle sind. Was fiel uns für ein Stein vom Herzen, als Rob dann doch noch erschien. Allerdings nur, um uns ein Referat über Kameradschaft, unterlassene Hilfeleistung, Menschlichkeit im Allgemeinen und dergleichen mehr zu halten. Die Führungsriege beriet sich daraufhin kurz und es wurde der Beschluss gefasst, künftig mehr auf unsere menschlichen Ressourcen zu achten. Etwas später tauchte dann auch noch G-Punkt auf. Der Junge sah nicht gut aus, er klagte über Kopfschmerzen und allgemeines Unwohlsein und genau so sah er aus. Nachdem die Stimmen niedergeschrieen waren, welche forderten ihn (G-Punkt) gleich hier vor Ort zu verscharren und seine Ausrüstung unter die Übrigen zu verteilen, wurde beschlossen ihm einen würdigen Abgang zu verschaffen. Er durfte sich kurz auf der Karte orientieren, wo wir überhaupt waren und entschloss sich auf der Straße nach Bad Freienwalde zu fahren um dort eine eventuell kommende Bahn zu entern, welche ihn wieder in die Heimat bringen würde. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet gelang dieses Vorhaben und der Gute liegt nun mit Fieber im Bett und versucht eine wieder aufgebrochene Erkältung in den Griff zu bekommen. Gute Besserung.

Für den Rest der Crew ging es aber weiter und wie bereits erwähnt, fand die Tour zwar an einem Sonntag statt, aber es sollte keine Sonntagstour werden (Schließlich wollen wie gestählt im Harz einschlagen ;) ). Und kurze Zeit später wurde es auch endlich Ernst, es ging in meine Lieblingsecke, die Gegend direkt südlich von Bad Freienwalde.
Hier wurde nun ein feines Sägezahnprofil in die der Höhenmessung tauglichen Bordcomputer gepumpt. Ein stetes Auf und Ab sorgte dafür, dass bei niemandem Langeweile auftauchte doch auch für Naturbeobachtungen blieb für den Einen oder Anderen Zeit.

Einige Kilometer weiter wurde Bad Freienwalde erreicht und sogleich das für sein außerordentlich geschmackvolles Interieur weit über die Grenzen der Mark berühmte „Schloß Caffee“ aufgesucht. Nachdem die Bedienung in der Lage war aus dem allgemeinen Geschrei, welches für Wirtshausbesuche des ESK obligatorisch ist, die Wünsche der Einzelnen herauszufiltern bekamen auch alle das Gewünschte. Hatte ich alle gesagt? Na gut nicht alle. Rostsammler, ein waschechter Baden-Württemberger, welchen wir, aufgrund seiner feinen Manieren immer gern mit auf Tour nehmen, hatte, wie es die Höflichkeit gebietet eben nicht mitgebrüllt wie ein Löwe und so bekam eben anstatt des georderten Apfelstrudels eine Apfelschorle. So ist das eben: Wer nicht mit den Wölfen heult...

Nachdem alle ihre Näpfe leergefuttert hatten und den dafür fälligen Obulus an die Bedienung gelöhnt hatte, wurde wieder aufgesessen und sogleich (hähähäh) eine fette Rampe hochgedrückt (Hättet eben nicht so reinhauen müssen) Man sahen die Jungs ******* aus. Aber sie erholten sich bald wieder.
Schon während der unangemessen langen Pause wurde beim Uhrenvergleich festgestellt, dass rikman, sollten wir tatsächlich nach Chorin fahren, wohl seinen Job loswerden würde und da inzwischen auch andere Kadermitglieder Anzeichen von Schwäche zeigten wurde die Tour nach Eberswalde abgebogen.

Etwa 25 Kilometer und einige Höhenmeter weiter erreichten dann auch fast alle die Bahnstation. Fast alle heißt, dass sich Schotter, seinen Heimvorteil nutzend (seine Eltern wohnen in der Gegend) schon etwas früher in Richtung Hollywoodschaukel und Pilsbier davongemacht hatte (der hat es gut...).

So liebe Leute, es war mal wieder schön mit Euch. Ihr seid sehr tapfer. Wer noch etwas zu bemerken hat, z.B wie Rob, wahrscheinlich um sich einen frühzeitigen Abgang zu verschaffen, mit einem riesigen Stock an seinem Schaltwerk herumgebogen hatte und die daraufhin angeforderte Freistellung abschlägig beschieden wurde, oder von Rikman, der sich bereits gestern die übelsten Kilometer in die Beine gepumpt hatte oder aber Rostsammler, der es nicht lassen konnte und hin und wieder versuchte an meinem Thron zu wackeln ;), der möge es im Folgenden kundtun.

Gute Nacht.

PS:
Irgendwie sind im Overlay 5 Kilometer abhanden gekommen. Na egal die machen den Kohl auch nicht mehr fett.
 

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Man, da habe ich aber zu früh geschrien. Danke Jockel, dein Bericht ist wie Medizin. Ich merke richtig, wie die Lebensgeister in mir aufsteigen. :daumen:
Ich werde mal schnell ein Schloß um mein Bike schließen, sonst schwinge ich mich gleich auf das selbige, soviel Lust habe ich bekomme. Dann bin ich mal gespannt auf das Höhenprofil von Rikman.

Ritzelflitzer
 
Wie nicht ander von dir zu erwarten ein netter und feiner Bericht!

Das von dir als anfänglich ruhig beschriebene Tempo habe ich irgendwie verpasst. Schon anfangs nämlich, nach dem mir der halbe Ast in Speichen und Schaltwerk (und dank meiner wie wild wirbelnden Beine fast zu Sägespänene verarbeitet wurde, fast) geriet, wurde diese Taktik von den Kämpfern im hinteren Teil des Feldes in die nunmehr schon an Länge gewinnende Liste "Wie schinden wir auf unauffällige Weise ein Pause heraus" aufgenommen.
Zu erwähnen wäre noch, dass mein immerwährender Kampf an den hinteren Frontlinien, besonders gegen Ende der Tour, wenn es alle nach vorne zieht, diesmal auch sein positives hatte. So mussten wir wenigstens nicht so lange auf Bahnhof in Eberswalde im Kalten warten ;).
Die Unstimmigkeiten mit der Abmessung in der Top50 Software kann daher rühren, dass wir heute genau 274 umgefallene Bäume umfahren, und dabei im Mittel 18,248m Umweg in Kauf nehmen mussten.
Ein Wort noch zum Warten etc.: Nur durch meine übersinnlichen Spurenlesfähigkeiten ;) konnte ich an besagter Stelle den aufgeplatzten G-Punkt, Rostsammler und mich zurück zur Truppe geleiten. Ich finde das es heute an der Kommunikation und Achtsamkeit innerhalb der Gruppe etwas haperte. Auch scheinen mir einige den Geist des ESK noch nicht ganz verinnerlicht zu haben (niemand solle sich bitte persönlich angesprochen fühlen). Zur Abhilfe wird eine regelmäßige Teilnahme am SfdW so wie den anderen Veranstalltungen verschrieben. Bei Fragen und Nebenwirkungen wenden sie sich an die Packungsbeilagen von Aspirin, Imodium akut und diversen Magnesium- und Re-Aufbaupräperaten oder an altgediente Kadermitglieder.

Nichtsdestotrotz war es wieder eine tolle Tour in netter und großer Gesellschaft und mit sage und schreibe rund 735 Höhenmetern!
:bier:
 
Sehr fleißig, meine Herren!



Es tut gut zu lesen, daß Ihr ordentlich trainiert für die große Harzreise.

Aber wie schafft Ihr nur so viele Hm in diesem flachen Land???

Ich denke, ich muß dieses Jahr nach Brandenburg kommen, um das mal zu erfahren.

Ich bin heute morgen auch ein paar Stunden unterwegs gewesen. Habe mir aber eine gemütlichere Runde ausgesucht. War sehr schön. Unten an der Werra 12°C und 400m höher noch teilweise Schnee und nur 1°C.
Im Tal lag der Nebel und von oben schien die Sonne auf die herausragenden Bergrücken. Herrlicher Blick.
Das sind die Momente, von denen noch tagelang an deinem öden Schreibtisch zehrst.

Grüße aus dem Eichsfeld
sketcher
 
Sonntäglicher Spazierausflug des Eisenschweinkaders in die schöne Mark Brandenburg

Der Oberst ist seinem Ruf, ein gewissenhafter, ehrlicher und kurzweiliger Belletrist zu sein wieder voll und ganz gerecht geworden. Nun, da ich weder gewissenhaft noch ehrlich bin, versuche ich euch wenigstens eine längliche und schwer lesbare Abhandlung der heutigen (respektive gestrigen) Ereignisse wiederzugeben.

Alles fing an am Donnerstag beim SfdW. Jockel AKA "Mr. Topografische Höhenlinien" schlug eine schnuffige Tour von Strausberg nach Chorin vor. Die allgemeine Zustimmung und die Mitfahrzusagen veranlassten "Mr. Nörgler Nummer 1" (ich - wer sonst?) seine Abwesenheit durch fadenscheinige Vorwände wie "ich habe keine Hinterrad-Bremse" und "scheiß Magura, warum kommen die nicht in die Puschen mit dem eingesandten Bremsgriff" kundzutun. Da war ich aber bei jockel - wie so oft - an der falschen Stelle. Sein Vorschlag war, eine V-Brake zu montieren. Mein Rahmen hat noch die passenden Sockel und meine Laufräder haben sogar entsprechende Felgen. Ich musste wohl oder übel das Versprechen geben, am Sonntag mitzufahren. Am Freitag habe ich dann erstmal alles montiert und bekam übelsten Bock noch am Samstag eine kleine und mit hoher Motivation durchzuführende 50er Auflockerungsrunde abzuspulen. Nach immerhin 3 Wochen Bikeabstinenz sollte das eigentlich genug sein. Denkste, ich habe mich etwas im Kurs geirrt, und die doch recht üppig beforstete Gegend der östlichen Mark Brandenburg sowie die fehlende Sonne am Himmel ließen mich nach einer Bockwurstpause nicht mehr vernünftig navigieren, so dass ich nach gut 90 Kilometern (davon sicher die Hälfte in übelstem Schlamm wie es ihn nur in Brandenburg gibt) an Stelle meines avisierten Zielbahnhofs in Fürstenwalde aufschlug.

Am Abend hatte ich dann eigentlich schon den Entschluss gefasst, die sonntägliche Tour nicht mitzufahren, als ich aber las, das mein spezieller Freund rob dabei ist, konnte ich mich aber auch nicht lumpen lassen.

Ich machte mich also Sonntag früh auf den Weg zu Ostbahnhof, wo ich auch als erster eintraf. Kurze Zeit später kamen dann schon Clemens1 und seinen, mir bis dato unbekannten, Kumpel Frank an. Die Cannondale-Gang war komplett. Dachte ich. Um 8.53 war immer noch kein Oberst zu sehen. Merkwürdig, die S-Bahn schon da, aber der Chef nicht. Wir also rein in die Bahn und losgefahren. In Höhe des Bahnhofs Lichtenberg - ich war gerade beim Planen einer Ausweichroute ohne den Oberst - klingelte das Mobiltelefon. G-Punkt erkundigte sich nach der Fahrgelegenheit. Ich versuche das Gespräch, so wie es mir in Erinnerung geblieben ist, darzustellen:

G-Punkt: "Morgen, Pansen"
Ich: "Morgen, was geht?"
G-Punkt: "Alles klar. Sag mal, wo seid ihr denn in der S-Bahn?"
Ich: "Vorne, wo bist du?"
G-Punkt: "Warschauer Straße. Wann fahrt ihr denn los?"
Ich: "Sind schon unterwegs"
G-Punkt: "Aha."
Ich: "Wir warten in Neuenhagen."
G-Punkt: "Ok, bis dann."

Langsam wurde mir klar, was passiert war und ich packte die Karte wieder ein. Ich hatte mich in Anlehnung an viele verflossene Touren auf eine Abfahrtszeit x:55 Uhr eingestellt. Der Oberst hatte aber eigentlich eine S-Bahn später angekündigt. Na ja, passiert eben.

In Neuenhagen sind wir dann erst mal raus aus der Bahn und überbrückten die 20 Minuten bis zur nächsten S-Bahn mit fachsimpeln ("die und die Nabe ist besser als die und die", ihr wisst ja, wie so etwas abläuft). Tatsächlich trafen jockel, G-Punkt, Rostsammler, Schotter und Mr. Hyde dann ein. Vor dem Bahnhof wartete auch schon rob, dessen Muskeln durch die 10 kilometrige Anfahrt schon warm waren. Als wir dann so standen kam noch ein ADFC'ler vorbei, der aber schnell wieder weg war, nachdem er mitbekommen hatte, was wir für harte Schweine vorgaben zu sein. Es ging los.

Die ersten paar Kilometer gingen recht zügig vorüber, das lag wohl am Asphalt, den wir unter den Stollen hatten, so lange wir noch in der Ortschaft waren. Der Oberst vorne weg, ich mit dabei und G-Punkt auch. Die Truppe fiel schnell in zwei Teile, wobei der hintere ziemliche Geschlossenheit demonstrierte und sich immer recht dicht beieinander hielt. Kurz darauf (hinter Altlandsberg) ging es dann in den Modder. G-Punkt hatte sich inzwischen der hinteren Gruppe angeschlossen und der Oberst und ich fuhren vorne die Spuren in den Schlamm. Nach geschätzten 12 Kilometern war erst mal allgemeines Entmummen angesagt, da die Sonne langsam daran arbeitete, den Hochnebel zu davonzujagen. Dies ist in unserem Breiten meist mit einem doch recht anständigen Temperaturanstieg verbunden. Nach fünf Minuten ging es dann weiter, wir passierten Spitzmühle, G-Punkt machte vorne wieder Druck, als es plötzlich von hinten wieder hieß "Halt!". Rob hatte irgendeinen blöden Stock ins Schaltwerk bekommen und konnte (wollte) nicht mehr Schalten. Intuitiv entschloss er sich, das Schaltwerk mit roher Gewalt in seine ursprüngliche Position zu zwingen, was ihm erstaunlicherweise auch super gelang. Kurz darauf passierten wir die Schiller-Höhe, dann ging es an den westlichen Ufern der Ihlandseen vorbei. Dies geschah auf meine Empfehlung, da ich bei meiner gestrigen Reise am Ostufer lang gelurcht bin, wobei ich aber hin und wieder wegen umgestürzten Bäumen absteigen musste. Dass es aber auf der Westseite noch schlimmer war, konnte ich ja nicht wissen. So trugen wir unsere Pferdchen mehr als wir fuhren, an einen etwas harmonischen Tretrhythmus war nicht zu denken. Es zeigten sich auch langsam die ersten Abnutzungserscheinungen an den Beinmuskeln einiger Eisenschweine. Es wurde gebissen. Mr. Hyde fragte mich, ob wir nicht mal ein bisschen die rechts und links neben uns liegenden Anhöhen hoch und runter fahren könnten. Ich vertröstete ihn, dass wir das nicht nötig hätten, da die korrekten Rampen erst noch kommen würden.

Wir kreuzten dann die L337 (wer kennt sie nicht...) und ich machte direkt hinter der Straße meinen schroffsten Drop ever: wenigstens 30 Zentimeter bin ich ins Flat gehüpft. Da soll mir von den Downhillern noch mal einer was von der Eigernordwand erzählen. Alles Kinderkram. Die nachfolgenden Kilometer rissen die Gruppe immer weiter auf. Jockel meinte zu mir, dass wir nach insgesamt 30 Kilometern mal eine kleine Riegelpause machen, was er auch dann auch tat. Dies war die Stelle, wo wir G-Punkt einbüßten. Jockel hat dazu bereits detailliert Stellung genommen. Nun war es kein weiter Weg mehr bis in die Hochländer südlich von Bad Freienwalde. Der Oberst forcierte hin und wieder das Tempo und ich gab mir Mühe dran zu bleiben. Noch klappte das, obwohl ich in meinen Beinen deutlich spürte, dass dies nicht meine erste Tour an diesem Wochenende war. Rostsammler ließ sich übrigens nicht lumpen und fuhr immer vorne mit. Mr. Hyde tat es ihm gleich. Ein paar Meter weiter hinten checkten der Rest der Jekyll-Fraktion, sowie rob und Schotter die von uns in den Sand gefahren Stollenabdrücke auf eventuelle Abnormitäten. Schien aber alles in Ordnung zu sein.

Nun wurde es ernst, die ersten Steigungen begannen mir die letzten Körner rauszusaugen. Der Oberst drückte und drückte, Rostsammler zumeist dicht dran, Mr. Hyde auch noch gut unterwegs. Nach hinten wurden die Gaps wieder größer, was aber nicht sonderlich bedrohlich war, da man sich eigentlich nicht verfahren konnte. An heiklen Stellen wurde natürlich wie immer gewartet. Im Folgenden ging es hoch und runter, wobei der Oberst bei der Streckenwahl wie immer besondere Bosheit an den Tag legte. Ich war wieder in meinem Element und fluchte rum wie ein Rohrspatz. Wie schon öfter betont, ist das nicht weiter schlimm, ich versuche mich so bloß immer abzulenken. Klappt auch meistens. Auch heute tat mir das gut, so dass ich immer recht weit vorn fahren konnte.

Wir erreichten Bad Freienwalde und attackierten das Schlosscafé, welches dann auch gefallen ist, so dass wir einrücken konnten. Ich hielt es nicht aus und bestellte für 10,20 Euro (!) Essen und Trinke. Alle anderen begnügten sich mit weniger Verpflegung - ich vermute, meine Energiedepots waren nach dem Ritt am Tag vorher einfach noch nicht wieder voll. Wir räumten die Lokalität und ich bereitete mich auf die letzten paar Anstiege vor. So langsam kenne ich nämlich die Region etwas und wusste, was da noch mal auf mich zukommt. Die ersten paar Meter waren beklemmend schwer, es lief dann aber erstaunlich gut. Der Oberst fuhr diesmal solidarisch mit den Jungs hinten, so dass Rostsammler und ich uns an der Spitze bestens austoben konnten. Ich ließ es mir natürlich auch nicht nehmen den alten Baden-Württemberger auf die (vor-)gestrige Niederlage seines "tendenziell schon" favorisierten Fußballvereins aus der Heimat zu provozieren. Nun, dann ging es irgendwann runter nach Falkenberg und die gröbsten Brocken waren somit geschafft. Nach 3 Straßenkilometern verabschiedeten wir Schotter, der sich auf den Weg zu seinen Eltern nach Hohenfinow machte. Er hatte, glaube ich, einen krassen Bierdurst.

Wir fuhren dann in aller Ruhe nach Eberswalde und ließen die Tour mit einer flotten Stadtrunde ausklingen.

Wenn es mir erlaubt ist (wer will es mir auch untersagen), ziehe ich es kurzes Resümee:
- Ich bin erstaunt, dass ich doch recht gut mithalten konnte, wenngleich der Oberst gegenwärtig immer noch unerreichbar ist. Aber: kommt neuer Tag, kommt neue Kraft.
- Rostsammler ist ein übelster Beißer.
- Der Anteil von Cannondales ist langsam unheimlich. So waren heute nicht weniger als 4 Cannondale-Bikes mit insgesamt ca. 2,5 kompletten Gabeln unterwegs.
- Rob, du weißt, dass du nicht alles ernst nehmen darfst, was ich unterwegs so sage - ich denke, wir verstehen uns, gelle?
- Fazit: Ihr seid alle ziemliche Beißer und es macht mir immer wieder riesigen Spaß, mit euch zu Biken.

Kurze technische Infos zur Tour

Kilometer: 85
Fahrzeit: 4h22m
Höhenmeter: 754
Wetter: 12 °C, sonnig

Route: S-Bhf. Neuenhagen > Elisenhof > Altlandsberg > Spitzmühle > Fr.-Schiller-Höhe > Ihlandseen > vorbei an Blumenthal > Biesow > Steinbeck > Wollenberg > Rädekow > Forst Sonnenburg > übelste Rampen hoch und runter > Bad Freienwalde > übelste Rampen hoch und zum Schluss sogar runter > Falkenberg/Mark > Niederfinow > Karlswerk > vorbei an Tornow > Eberswalde Ostend > Bahnhof Eberswalde

Anmerkungen:

- jockel, es heißt nicht Luisenhof, sondern Elisenhof, das weiß sogar ich (sorry, aber du weißt, ich bin ein ewiger Nörgler, frag rob, der kann das bestätigen)
- jockel, sind die fünf fehlenden Kilometer die, die wir von Lichtenberg fahrender weise in unsere Buden zurückgelegt haben? Ich sehe gerade im Overlay, dass sie es nicht sind. Nichts für ungut.
- jockel, ich habe mir gerade das Steinhuder Meer angeschaut. Du weißt in welchem Bundesland das liegt? Danke noch mal.
 
Hier der Querschnitt
 

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oh weh oh weh,

es ist wirklich nicht einfach den ganzen Tag bei schönstem Sonnenschein im Kreise der mir anvertrauten Viren und Bakterien zu Hause zu hocken, wohl wissend, dass anderswo die Eisenschweine den ganzen Tag an den feinsten Brandenburger Rampen verbringen dürfen. Buh huh! Sicher habt ihr nicht EIN EINZIGES mal an die armen kranken Hausschweine Rifli und Husten gedacht! Gemein! Noch fieser ist die nachlassende Fitness, die mit dem Virenhüten einhergeht. Man wird sozusagen für die Nichtteilnahme am Sonntagsausflug doppelt bestraft. Echt link! Na ja wenigstens fiel der Vierenbefall auf die Zeit in der die lieben Schwiegereltern zu besuch waren und so konnte ich durch meine vollzeitliche Anwesendheit an der Familienfront ordentlich Punkte sammeln. Sozuagen 3 Fliegen mit 4 Klappen erschlagen.

Übrigens, ganz hervorragende Bericherstattung! Da sieht man mal, dass es nicht zwingend nötig ist, die mittelalterlichen, maritimen oder militärischen Aspekte der ESK Veranstaltungen in den Vordergrund zu rücken, um spannende, lesenswerte Lektüre zu produzieren. Andererseits erwecken eure Berichte in dieser Form doch stark den irreführenden Eindruck, ihr wäret mit Fahrrädern quer durchs Gelände gefahren! Ja wirklich, der Uneingeweihte wird glauben, ihr seid nur so zum Spaß mit MOUNTAINBIKES umhergefahren! Ha! Etwas verwirrend, aber gut, es mag als literarisches Stilmittel seine Berechtigung haben und schließlich will ich hier nicht als Sackhaarspalter abgestempelt werden.

Bis denn
 
Jungs, ihr drückt also die Berge hoch! Das ist vorbildlich, denn natürlich müssen die Eisenschweine (allen voran wohl Jockel, wie ich aus zahlreichen Berichten lese) im Harz geschlossen den Eingeborenen wegfahren! Ich zittere schon vor den gemeinsamen Touren:heul: Vielleicht bleibt mir am Ende nur das nackte Überleben.
 
Original geschrieben von rikman
Nun, da ich weder gewissenhaft noch ehrlich bin, versuche ich euch wenigstens eine längliche und schwer lesbare Abhandlung der heutigen (respektive gestrigen) Ereignisse wiederzugeben.
>du meintest nicht zufällig lächerlich statt länglich?!?

Original geschrieben von rikman
Rob, du weißt, dass du nicht alles ernst nehmen darfst, was ich unterwegs so sage - ich denke, wir verstehen uns, gelle?
>ja, wir verstehen uns!!
Trotzdem bist und bleibst du ein nervender Nörgler.

Ne, war ein schöner Bericht. Gibt wieder volle Punktzahl, gerade wegen der tollen Grafiken.

Wegen Nightride am Donnerstag: Ich habe ziemliche Knieschmerzen seit gestern (nicht an dem verdrehten Knie, an dem anderen, welches ich mir nur geprellt hatte) und weiß so noch nicht, ob ich diese Woche eine unerschrockene ESK-Delegation durch die finsteren Gefilde östlich Berlins geleiten kann. Kommt Zeit kommt Rat!
 
Original geschrieben von rikman
Höhenmeter: 754
Gibt es eine neue Formel, die ich noch nicht kenne? Bike-Computer kaputt? Hausnummern gemessen? Oder einfach alles addiert?
Ich dachte, bei euch da im Osten gibt's nur Sand?!

Abgesehen von der Tatsache, daß Ihr für das Erreichen dieser unglaublichen Höhenmeter den Wannsee trocken gelegt haben müßt um eure Tour vom Grund dieser nunmehr ausgetrockneten Wasserfläche zu starten (aber selbst das ist ja für uns Eisenschweine nicht unüblich), kann ich mich meinen Vorrednern mal wieder nur anschließen und euch der netten Tourberichte wegen in den Himmel loben.

Wie hieß es doch lange Jahre in einer, euch vielleicht unbekannten, Quizshow mit dem Hans Rosenthal:
Das war Spitze *hüpf*
 
Übrigens Jockel: hast Du eine Idee wo ich mir einen Hänger leihen kann, damit wir gelegendlich mal gemeinsam mit den kleinen Quälgeistern im Schlepptau Kraftausdauer üben können? Hast du nicht zufällig 2 Hänger, einen leichten, schnellen und einen ollen, schweren?

bis denn
 
Rabbit, Rabbit,

du machst mir langsam Sorgen :kopfschütteln:

Laß mich raten: Du bist dieses WE nicht zum biken gekommen.

Grüße
sketcher
 
Original geschrieben von Rabbit

Ich habe überwiegend nur einen Hänger, .....

Das tut mir echt Leid, Rabbit. Habe gehört, dass es da inzwischen ganz famose Präparate gibt. Vielleicht wär das was für dich? Ich erinnere mich, da war doch einer im Harz der IMMER mit Ständer fährt. So einen Experten solltest du mal konsultieren.

Original geschrieben von Rabbit

..... wenn ich den nicht gerade ziehe, dann steht der auch mal :lol:

Du solltest nicht da nicht so grob rangehen, dann würde er vielleicht öfter stehen.

Außerdem frage ich mich in dem Zusammenhang:

Original geschrieben von Rabbit

Wie sieht das denn anatomisch gesehen aus???


bis denn
 
eigentlich müssten zwei hänger bei deinem klasse dreirad doch prima passen - auch anatomisch gesehen. auch toll, wie du schon das gute wetter gestern an deine noch winterlich blasse haut gelassen hast. viel spass noch beim biken ;) ....menis
 
die ich in unseren Breiten ja gefahren bin. Ob das wohl am aufkommenden Frühling liegt oder an der Führung. Die Antwort gibt sich der Oberst selbst.
Und dazu noch so viel Hm, in BRANDENBURG, meinem Heimatland. Hät ich sonst sicher nicht im 1 Monat zusammen bekommen.

Nach dieser detaillierten Berichterstattung kann man ja nicht mehr viel ergänzen. Besonders habe ich mich doch gefreut, dass wir gestern so zahlreich waren. ...trotz des frühen Treffpunktes. Muss zugeben, war nicht einfach um 7.00 aufzustehen. Aber ich hätte es mir nie verziehen bei diesem Wetter.

Man kann auch von Glück reden,dass unsere Schaltwerke gestern alle dranngeblieben sind. Bei dieser Wegzierung. Stöcker über Stöcker. Auch beim Downhill sorgten die Dinger immer wieder für starke Adrenalin-Stösse.

Von mir noch mal Mitleid an alle, die an unserer Tour nicht teilnehmen konnten . Wir haben Euch nicht vergessen! Ihr seid in unseren Gedanken immer dabei.

Biss denn CK:lol:
 
fahrt ihr eigentlich immer so höllentouren????
also bei 30-40km würd ich mich ja auch mal einklinken aber 90????weia:eek: nene da bin ich noch nich fit genug
aber wie ich so lese kennen die "eisenschweine" wohl jeden stein
in umkreis von 2 galaxien:D
 
30-40 km werden von uns eigentlich nur nachts gefahren. Nein, Spaß ;)

Jeden Stein und jede Höhenlinie kennt eigentlich nur jockel, obwohl auch Schotter ziemliche Ahnung hat (kenne ihn aber noch nicht sehr lange, wir haben uns gestern das erste Mal gesehen).
Ich gebe mir große Mühe, vom Oberst zu lernen und kenne mittlerweile auch in der nördlichen Mark die eine oder andere Ecke. Südöstlich von Berlin bin jedoch recht firm, was Strecken und Wege angeht. Da ist aber immer Zuckersand. *sabber*

Komm einfach mal mit, klappt schon irgendwie ;)

Grüße, rikman
 
wenn du ein lämpchen für den wald hast (min.5watt) könntest du auf unseren nightrides problemlos mit galoppieren. ansonsten sind auch hin- und wieder kleinere touren, z.b. am wochenende im grunewald oder ähnliches angesagt.

das mit deinem sv600 wird problematisch, denn angesichts der cannondale-schwemme in letzter zeit in unseren reihen entscheidet in zukunft wohl das los darüber, welcher kanonentalritter mit darf ;) ;)

immermal reinschauen lohnt sich!
 
also: laterne hab ich:-) vornedranne is zwar kein flutlicht aber so 5 watt hatt die mirage schon:-)
warum das son problem mit dem cannondale is versteh ich nich aber was solls
konnte die auch érst nich leiden und nun hab ich selber eins
allerdings bewerte ich einen menschen nich nach der bikemarke die er fährt:D :D :D :D
so najut werd mich dann irgendwann ma einklinken bei euch:D
 
diese fein gedrechselten Texte. aber wo ihr 700nochwas Höhenmeter herbekommt, das ist mir schleierhaft.

Gruss Frank
 
Immer das gleiche! :mad:

Da werden ahnungslose, junge Menschen mit Sprüchen wie: "30-40 km werden von uns eigentlich nur nachts gefahren. Nein, Spaß " und "problemlos mit galoppieren", heimtückisch in den Moloch ESK gelockt und zu willenlosen Marionetten einer skrupellosen, ellitären, teils paramilitaristischen, jedenfalls regelmäßig dem Suff oder dem Strampeln bis zum Kollaps verfallenen Organisation und ihrer exzentrischen Führungsriege gemacht!

Ich kann das nur begrüßen :D
Weiter so! Zeigt den Jungs in B/B, daß man keine alpinen Landschaften braucht, um ein eisenhartes Bikerschwein zu werden!

Aber vergeßt auch nicht, hin und wieder mal anzuhalten, Euch umzuschauen und die Schönheit der Natur zu genießen.

Euer braver Aussenposten
sketcher
 
Mein lieber sketcher,
der Naturgenuß steht bei uns in vorderster Front und kämpft stets in der ersten Linie Seite an Seite mit uns.

Den Blick nicht nur starr geradeaus gerichtet, schweift das Auge umher und füllt die durch den staubgrauen Großstadtdjungel zu veröden drohenden Hirnzellen mit den Bildern von lieblichen Landschaften, wie sie unsere schöne Heimat nur bieten kann.
Desweitern bemühe ich mich stets, auch die jungen Kader mit allerlei kurzweiligen Informationen, daß Land und die Leute betreffend, zu versorgen, um in Zeiten der latent drohenden Globalisierung, durch den guten alten Heimatkundeunterricht die eigene Herkunft nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ist sie es doch auch und nicht zuletzt, die uns an unserem Sport so große Freude finden läßt (sonst könnte wir ja spinnen gehen).
 
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