Leuts, das ist ein hartes Brot, das ihr hier durchkaut und fast nicht aus allen Richtungen und objektiv zu beleuchten.
Ersteinmal: egal wie wischiwaschi eine Inspektionsliste formuliert ist: der Händler, genauer der "technische Betriebsleiter" trägt die Verantwortung, dass die Kisten, die aus der werkstatt gehen in Ordnung sind. Das hat ja zunächst mal noch nix damit zu tun, ob vorgeschriebene Arbeiten ausgeführt sind, durch wen auch immer.
Und ob, um auf den Ausgangsfall zu kommen, die Inspektion ordnungsgemäss durchgeführt wurde oder nicht: auf dem
Reifen steht eine Luftdruckangabe und egal wie die Kiste in die Werkstatt kommt, wenn sie rauskommt, muss eigentlich dieser angegebene Druck auch drin sein. Will der Kunde das nicht so, weil er lieber mit zu niedrigem Druck fährt, hab ich als Händler ne Argumentationsgrundlage (nämlich die Empfehlung des Reifenherstellers) und auch ne Aufklärungspflicht. Ich persönlich hätte kein Problem damit, dem Kunde klarzumachen, dass er die Luft wieder ablassen kann,wenn er vom Hof ist, ich jedoch meine Arbeit ordentlich ausgeführt habe, wie dies meine Kunden normalerweise von mir, dem Fach- und Sachkundigen, für ihr gutes Geld erwarten.
Deswegen kommen sie ja zu mir und geben mir von ihrem Geld.
Trouble gibts umso mehr, je grösser der Laden ist: weil die rechte Hand nicht weiss, was die linke tut.
Konkret: es bringt nix, die Else an der Kasse anzupflaumen, weil die auch nix dazu kann, in der Werkstatt weiss keine S@u mehr, wer genau den Mist verbockt hat, und der oberste Hirte in dem Loch hat besseres zu tun, als sich mit jedem Sch@iss rumzuschlagen.
Wie hier jemand schon treffend in den Raum gestellt hat: wieso sollte ein Zweiradmechaniker weniger essen müssen als ein anderer Handwerker, oder wieso weniger verdienen. Scheyss Zwickmühle: vielleicht hab ich geringere Fixkosten als ne Markenautowerkstatt, weniger kostspielige Maschinenstunden als ne Dreherei, aber ich hab auch nicht die Möglichkeit einen hinzustellen, der mir die Kunden vom Hals hält (das ist nicht negativ gemeint!), damit ich in Ruhe und konzentriert schrauben kann, einen der Angebote und Kostenvoranschläge schreibt (wo´s keinem ausser vielleicht mir weh tut, wenn er Myst baut, weil er abgelenkt wird), dazu noch ne Tippse, die mir die Buchführung macht, nen HiWi zum Putzen und nen Praktikanten, der Kisten auspackt und Räder aufbaut.
Und wenn ich einen auftreibe, der mehr drauf hat, als geil drauf zu sein, mit all den tollen High-Tech-Radln rumzumachen, bin ich trotzdem dafür verantwortlich, was er so treibt, und wie die Geräte aus der Werkstatt oder dem Laden kommen.
Dies ist die eine Seite, die andere, dass ich, obwohl ich produktiv schrauben müsste (mit Kundenberaten verdient man nix, wenn der Kerl nix kauft, und wenn er was kauft, ist zwar die Beratungszeit eigentlich auf meinen EK aufgeschlagen, nur je länger die Verhandlungen dauern, weil er nen niedrigeren Preis ausdealen will, umso weniger geht meine Rechnung auf... Deswegen sind die Wühltische auch mit billigen Angeboten gefüllt: kein Verkäufer wird sich hinstellen, und jemand über die Vor- und Nachteile des Wühltischinhalts beraten. Man kann es schon eher nachvollziehen, dass er versuchen wird, den Kunden auf ein teureres Produkt zu heben, siehe Fahrradanderdeckeaufhänger, aber dann, wenn er was drauf hat, doch bitte mti Überzeugungskraft und Verkaufstalent, und nicht, wie oben geschildert, mit der Brechstange), meine Arbeit gottseidank manchmal unterbrechen muss, weil ein Kunde mit Umsatz zumindest droht, ich Eratzteile bestellen muss oder auch einmal, ganz menschlich, beim Dönerfritze um die Ecke fix was für auffe Faust zum Spachteln hole. Will nicht heulen, aber wenn ich unter diesen Aspekten die Tarife zB einer Autowerkstatt aufrufe, springen mir die Kunden ins Gesicht.
Glaubt mir, dass die Kalkulation in nem Fahrradladen und das über-die-Runden-kommen nicht gerade ein Zuckerschlecken ist, denn auch wir haben manchmal Appetit, wollen auch radfahren gehen, vielleicht mal die Family in Urlaub schicken wenn die Plagen mal wieder nerven und irgendwann mit nochwasunnsechzig eventuell mal zusperren und die Füsse hochlegen, wenn sich, trotz jahrzehntelangem Gekeule mit nicht seltener 70Stundenwoche schon keine Finca ausgeht. Ich würde unter diesen Vorzeichen mir nicht böse sein, wenn ich zeitweise keine Böcke hätte, jemandem mal fix zwischenrein ne Bremsaufnahme zu fräsen, aber ich würds trotzdem, wenns geht machen, klar, und wenn nicht, dann gibt es dafür nen Grund, den ich dann auch rüberbringen kann.
Null Verständnis hab ich allerdings in dem Sinne dafür, wenn sich ein Wicht qualifizierter Sorte in meinen Laden schleicht, der mehr oder weniger ordentlich bezahlt wird, und der keine Luschd hat, so was mal fix zu erledigen, weil er evtl vergisst, dass auch jemand, der nur ne Kleinigkeit hat und keine Woche warten will, einer von denen ist, die seinen Lohn finanzieren. (OTOH gibts natürlich auch Kunden, die IMMER NUR Kleinigkeiten für zwischenrein haben, NIE was dafür bezahlen wollen und auf diese Tour die komplette Inspektion innerhalb einer Woche in Etappen zu machen gedenken;- die und noch ganz andere gibt es wirklich auch!)
Zurück zur Ausgangslage: Wenn es ein nächstes Mal bei dem betreffenden Händler gibt für der Töchter Räder: konkreten Auftrag geben (zB Jahres-Inspektion lt. Plan), festlegen, in wie weit und bis zu welchem Betrag Mehrarbeit ausgeführt werden darf (Luftdruck prüfen ist inklusive, Aufpumpen kost´extra...), Durchschlag/Kopie des Auftrages verlangen. Ebenso im Vorfeld bedingen, dass der Mechaniker die erledigten Arbeiten festhält und namentlich und mit Unterschrift bestätigt, dass er/sie sie ausgeführt hat. Zum Abholen nicht alleine hingehen, sondern Zeuge mitnehmen und drauf achten, das keine sichtbaren Mängel (mehr) am Rad vorhanden sind ausser denen, die die Werkstatt in dem vereinbarten Kostenrahmen nicht beheben konnte, weil die Freunde auch zu doof waren, anzurufen (die Mängel waren dann ja entweder von vorneherein ersichtlich für nen fachmann und im Vorfeld mitm Kunden abzuklären, oder die Reparaturannahme wurde gar nicht am Rad gemacht). Wenn möglich, kurze Probefahrt aufm Hof machen, schauen, dass die Schaltung und die
Bremsen gehen,- wenn die Kiste erstmal zuhause war, ist ne Reklamation schwierig. Sind Mängel bei der Abholung zu entdecken, die lt. Auftrag/Inspektionsplan/Rechnung gemacht sein sollten, sofort den Chef verlangen und diesbezüglich zur Rede stellen, wenn der keine Lust hat, Rechnung bezahlen und die Sache schriftlich klären, im allerschlimmsten Notfall mit nem professionellen Brieffreund (Rechtsanwalt)und/oder Sachverständigen.
Aber: nicht mit Spatzen auf Kanonen schiessen.
Jeder kann mal nen schlechten Tag haben (auch wenn er auch an solchen nicht Dinge als erledigt abzeichnen sollte, die er nicht gemacht hat).
Und: sachlich bleiben und ruhig! Zoff im Laden nutzt niemandem, schon gar nicht, wenn andere Kunden dabei sind.
Normalerweise sollte die Geschäftsleitung an solchen Vorfällen grosses Interesse zeigen, es gibt ja Angestellte, die solchen Ärger magisch anziehen, weil sie immer liderlich arbeiten, unfreundlich sind und unzuverlässig. Hat die Chefetage dagegen kein Interesse an den Gründen, weshalb Kunden nicht zufrieden sind oder wenns häufiger vorkommt, kein Interesse diese Gründe abzustellen, kann man ja immer noch nach Alternativen suchen: Wo Licht ist, ist auch Schatten, das sehe ich hier täglich...
Und falls mich die lieben Kollegen nun in der Luft zerreissen wollen: Mir geht es nicht besser oder schlechter als euch, meine Kunden sind nicht besser oder schlechter als eure und mein Umgang mit ihnen von den gleichen Problemen begleitet wie bei euch. Ich möchte jedoch als Kunde ernst genommen werden und gehe davon aus, dass meine Kunden von mir ebenso ernst genommen werden möchten, von mir für ihr Geld das Beste erwarten, was ich ihnen bieten kann, und wenn sie nicht der Meinung wären, dass sie dies auch bekommen, würden sie wohl woanders ihr Glück versuchen.
Und obwohl ich mich sicher nicht als Einäugiger unter Blinden sehen muss, ist dies bisher auch gut gelungen und wird hoffentlich auch weiterhin so bleiben.
Wenn es das nicht tun sollte, bin ich mir sicher, dass das Problem nicht bei meinen Kunden liegen wird!