Mitschuld für Fahrradfahrer ohne Helm

[...] Ich unterstelle diesen Leuten keineswegs schlechte Absichten, nein ich denke sie sind in der Tat der Meinung das Richtige zu tun. [...]

Naja, wenn einem gewünscht wird, mit dem Kopf auf eine Bordsteinkante zu knallen, nur weil man nicht nur für das Helmtragen sondern zusätzlich für statt gegen das Radfahren ist, dann ist es schon eine Herausforderung, darin eine "gute Absicht" zu erkennen.
 
Für alle, die das Gelesene noch nicht ganz umgesetzt haben: "schwere Schädel-Hirn-Verletzung" steht für "pflegebedürftig bis an's Lebensende".
Steht wo in dem Artikel? In Krankenhaus-Statistiken steht schwere Schädel-Hirn-Verletzung teils für alles, was mehr als eine Schürfung ist; also auch für eine folgenlose Gehirnerschütterung oder sogar nur für den Verdacht auf eine Gehirnerschütterung.

Ulrich
 
Erfreulicherweise ist die Verunfallte nicht Pflegebedürftig bis an ihr Lebensende, sondern hat soweit ich gelesen habe mittlerweile wieder ihre Arbeit aufgenommen.
 
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Naja, wenn einem gewünscht wird, mit dem Kopf auf eine Bordsteinkante zu knallen, nur weil man nicht nur für das Helmtragen sondern zusätzlich für statt gegen das Radfahren ist, dann ist es schon eine Herausforderung, darin eine "gute Absicht" zu erkennen.
Na ja man sollte schon zwischen irgendwelchen Trollen in irgendwelchen Internetforen und maßgeblichen Vertretern von Helmkampgnen unterscheiden.
 
Nach Fahrradhelm-Urteil: HUK kürzt Zahlungen für Fahrradunfälle ohne Helm

Nachdem einer Fahrradfahrerin eine Mitschuld an ihren Unfallverletzungen zugewiesen wurde, weil sie keinen Helm trug, reagiert der erste Versicherer. Die HUK-Coburg, kündigte an, ihre Maßstäbe in der Haftpflichtversicherung in Folge des Urteils zu ändern...Wenn das Nichttragen eines Helmes mitursächlich für die Verletzungen gewesen sei, habe die Entscheidung des OLG Schleswig-Holstein konkrete Folgen, heißt es. Das bedeutet, dass die Versicherung dann eventuell nicht den vollen Schaden übernimmt.

Wenn die Versicherungen aufgrund des Urteils nun nicht mehr den vollen Schaden übernehmen, haben sie ja ein geringeres Risiko und geringere Kosten. Demzufolge müssten die Versicherungsbeiträge sinken. Dann hat ja das Urteil doch was Gutes gebracht. Für die Autofahrer! :rolleyes:
 
Das ist schon ein ziemlicher Hammer vor allem angesichts der Tatsache, das das Urteil nicht mal rechtskräftig ist und inzwschen angefochten (Danke @Quayle;)) wurde.
Aber es zeigt eindeutig woher der Wind weht.
 
neues nettes Detail: der Unfall ereignete sich in Glücksburg einer "Großstadt" mit ca. 5000 Einwohnern und vermutlich wahnsinnig dichtem Verkehr, insbesondere an einem Donnerstag Nachmittag um 15:45.
http://www.stadtplandienst.de/Map.aspx?sid=915102B0A6D9EED334B65E59C4EEB250 Edit: sorry Link funktioniert nicht so wie ich mir das vorstellte, also selber Ort: Glücksburg eintragen.



Passendes Zitat aus der Urteilsbegründung: "36 ... Der gegenwärtige Straßenverkehr ist besonders dicht, wobei motorisierte Fahrzeuge dominieren und Radfahrer von Kraftfahrern oftmals nur als störende Hindernisse im frei fließenden Verkehr empfunden werden."

Das Urteil wird dazu beitragen, das letzteres auch so bleibt.

In einer Großstadt hätte die Autofahrerin vielleicht etwas besser aufgepasst aus Angst das man ihr die Tür abfährt / ein Auto sie anfährt.
 
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Helmplicht durch die Hintertür geht gar nicht. Wenn das Urteil nicht kippt, müßten wir beim Schnippeln in der Küche nen Kettenhandschuh tragen, der Bobby car bräuchte nen Überrollkäfig und die Versicherungslobby könnte sich ins Fäustchen lachen. Leider traue ich dem Frieden nicht und befürchte, daß das Urteil nicht gekippt wird. Freies Radeln ade! Fänd ich ganz schlecht. In Ritterrüstung zum Bäcker... und mit Fullface auf die Bank. Danach direkt in den Bau wegen Verstoß gegen das Vermummungsverbot. Das Dilemma des gesetzestreuen Bürgers... Ich fordere Freiheit für die Köpfe!
 
In dem Urteil wird an einer anderen Stelle das Radfahren im Straßenverkehr mit der Risikosportart Ski gleichgesetzt. Da urteilen Leute ohne jegliche Vorstellungen hinsichtlich der wahren Relation der Risiken. An anderer Stelle wird geschrieben, das Notwendigkeit / Schutzwirkung auch nicht angezweifelt werde, einmütige Meinung der "Experten" wäre.
Eindeutig falsch, siehe erneut http://www.cyclehelmets.org/
 
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Seither fahre ich um vorzubeugen mit extra Abstand zu den Autotüren die in der Stadt alle 6m eine neue Gefahr darstellen - mit Helm.
Sakrament, Radfahrer haben keine Lobby.
 
Wenn man sich die Zitate aus dem Urteil anschaut, dann scheinen das ziemlich weltfremde Stümper am OLG zu sein. Bin schon gespannt wie dieser Unsinn vom BGH in der Luft zerrissen wird.
 
Ob das so kommt kann man nicht unbedingt vorraussetzen, soweit ich einige gelesen habe, die sich mit Verfahrensfragen etwas auszukennen scheinen, wird es bei der Revision vorm BGH eventuell keine neue Beweisaufnahme geben, sondern lediglich geprüft ob aufgrund der dem OLG vorliegenden Unterlagen anders hätte geurteilt werden müssen.

Auch wird vermutlich nicht der BGH eine "endgültige" Entscheidung erlassen, sondern falls die Entscheidung des OLG aufgehoben wird, den Fall anscheinend zurücküberweisen. Auf das die gleichen Richter ein neues Urteil zu fällen haben.
 
Da urteilen Leute ohne jegliche Vorstellungen hinsichtlich der wahren Relation der Risiken. An anderer Stelle wird geschrieben, das Notwendigkeit / Schutzwirkung auch nicht angezweifelt werde, einmütige Meinung der "Experten" wäre.

In Rottweil im Schwarzwald haben diese "Experten" nun endlich den Beweis erbracht: Ein Fahrradhelm kann Leben retten.

Hier einige Details zu den aufwändigen Testverfahren:
"Jetzt bin ich gespannt", meinte Lukas und ließ eine Glühbirne, eingepackt in einen Minihelm, auf den Boden fallen. Und siehe da, sie bekam tatsächlich keinen Kratzer ab.
:eek:

An einer anderen Station schlugen Marie Julie und ihre Freundin Celina auf einen Holzkopf ein, um zu sehen, wie viel Kraft bei einem Sturz auf den Kopf einwirkt.
:daumen:

Und die logische Konsequenz aus der Versuchsreihe wurde auch gleich gezogen:
"Ich trage beim Fahrradfahren immer einen Helm", erzählte Celina stolz. "Ohne ist das viel zu gefährlich."

Merke: Willst Du den Fahrradhelm nicht den ganzen Tag mit Dir rumtragen, lass Dich lieber von Mami die drei Kilometer mit dem SUV zur Schule bringen! Auf keinen Fall ohne Helm dieses gefährliche Fahrrad benutzen!

(Nein, ich habe nichts dagegen, Kindern den Fahrradhelm zu empfehlen. Ich hoffe nur, man hat ihnen auch erklärt, wie gefährlich die Benutzung von Radwegen ist und dass man grünen Ampeln nicht trauen darf.)
 
Was hältst du davon einen Boykottaufruf hier zu starte,n gegen die HUK Coburg aufgrund der Presseankündigung die du verlinkt hast? Dort gibt es einen Brieftext, den jemand sich zur Vorlage nehmen kann, der seine Versicherung bei der HUK aufgrund dessen kündigen will: https://groups.google.com/d/msg/de.rec.fahrrad/HAD11jrId-Y/xMITR4i7tTcJ

Davon unabhängig, ich denk momentan darüber nach ob es eventuell möglich und sinnvoll wäre, die Webseite www.cyclehelmet.org ins Deutsche zu übersetzen. Wer eventuell bereit wäre, bei so etwas mitzumachen, möge mir ne PN schicken.
 
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Was hältst du davon einen Boykottaufruf hier zu starten gegen die HUK Coburg aufgrund der Presseankündigung die du verlinkt hast?

Normalerweise gehöre ich nicht zu den Leuten, die sagen, das hat ja doch alles keinen Sinn. Aber in diesem Fall wird wohl die übergroße Mehrheit des Volkes der Meinung sein, diese Radfahrer sollen sich gefälligst einen Helm aufsetzen (das machen ja die Mopedfahrer auch), und wenn etwas passiert, sind sie halt selber schuld. Du siehst ja, selbst hier im Forum (Nobby) wird so gedacht. Da besteht gar keine Bereitschaft, über Gegenargumente überhaupt nur nachzudenken, sich in die Situation anderer Menschen hineinzuversetzen. So wie ich mich verhalte (oder verhalten würde), haben das gefälligst auch die anderen zu tun.

Und eins muss man ja auch sehen: Entweder wird das Urteil bestätigt, dann hat die Versicherungsgesellschaft Recht, schließlich ist sie ja im Zweifel ihren Aktionären und ihren Versicherungsnehmern verpflichtet und nicht den Geschädigten, oder das Urteil kippt, dann kann sich auch die HUK-Coburg nicht verhalten wie angekündigt.

Von Banken und Versicherungen erwarte ich generell nicht viel mehr als dass sie ihre eigenen Zahlen im Kopf haben. Ich hätte auch kein Problem, einem Unternehmen mitzuteilen, dass ich es zu der besonders üblen Sorte dieser Halsabschneider zähle. Aber bevor hier ein öffentlicher Pranger errichtet wird, sollte man das vielleicht mit den Forenbetreibern abklären. Und bevor man einen Boykottaufruf startet, sollte man der "Gegenseite" Gelegenheit geben, sich dazu zu äußern.

Schick doch eine Mail an deren Kommunikationsabteilung mit einem Link hierher und bitte um eine Stellungnahme.

Bei der Gelegenheit kannst Du Dir gleich noch ein paar "Verbrauchertipps" bei denen abholen. Fußgänger muss nicht mithaften, wenn Radfahrer nicht aufpasst
 
Ok, danke ich werde das also bis auf weiteres lassen. Im Moment hab ich auch weder Zeit noch Nerven mich an die zu wenden. Ich habe mal etwas rumgefragt, welche Versicherung denn das Urteil angestrengt hat (also bei wem die Klägerin versichert ist), falls ich da was erfahre werde ich das hier schreiben.
 
Hallo @Dylan, das was du verlinkt hast über die Verkehrsunsterricht/Aufklärung der Polizei zeigt ja exemplarisch wie die Helmwerbung abläuft, und das dabei Dinge unter den Tisch fallen die zu vermitteln vielleicht wichtiger wären. Ich würde jetzt aber die Kritik nicht unbedingt daran festmachen, das die Polizei versucht dies kindgerecht zu vermitteln. Kindgerechte Gestaltung der Verkehrserziehung ist sicher sinnvoll und notwendig. Die entscheidende Frage ist, was versucht wird zu vermitteln.
Die implizite Botschaft die vermittelt wird, ist halt leider: Radfahren im Straßenverkehr ist besonders gefährlich, so gefährlich, das man es nur mit Helm tun sollte.
Und manches Kind wird daraus vielleicht den Schluss ziehen das Radfahren lieber zu lassen.
 
@Geisterfahrer, @Dylan, ich habe mal überlegt was ein anderer bessere Ansatz sein könnte als ein Boykottaufruf.
Die Frage die mir dabei in den Sinn kam ist folgende:
"Welche wichtige (auch wirtschaftlich) Lobby könnte ein Interesse daran haben, das es nicht zu einem Urteil kommt, dasß Schadensminderung bei einer "Otto-Normalradlerin" aufgrund nicht Helmtragen möglich ist?"
Wichtig ist, das es sich um eine in der breiten Öffentlichkeit anerkannte Lobby handelt, der man abnimmt, das sie nicht primär im Eigeninteresse handelt (Fahradindustrie und dergleichen scheidet daher aus).
Ich vermute, ich habe eine gute Antwort auf diese Frage gefunden: die Krankenkassen.
Würde man erreichen, das eine einzige große deutsche Krankenkasse Stellung gegen das Urteil bezieht, so meine ich, dies könnte in der Öffentlichkeit viel bewirken.

wo könnte das Interesse der Krankenkassen liegen?
*wenn die Versicherung nicht den Schadenersatz leistet, fällt dieser vielleicht zumindest zum Teil auf die Krankenkasse zurück ( @DFG , @Geisterfahrer liege ich damit richtig?)
*aber das eigentliche Argument wäre, das die Krankenkassen mal versuchen sollten zu durchdenken wieviel Mehrkosten ein solches Urteil wegen vermehrter Herz-Kreislauf-Erkrankungskosten für sie bedeuten könnte.
 
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