Zugspitz-Marathon
Eigentlich stand ja für das Wochenende 'n gemütlicher Ausflug mit den grobstolligen Gefährt beim Velothon auf der langen Runde auf dem Programm, aber dann kam doch mal wieder relativ kurzfristig alles anders. Anfang der Woche ergab sich für mich spontan die Mitreisemöglichkeit beim Team Bike-Planet zum Zugspitzmarathon nach Garmisch Partenkirchen... Und so kam es, dass ich anstatt die Rennradler zu ärgern mit Schlamm beworfen wurde und jämmerlich auf der Alm gequält wurde.
Die Wetteraussichten für das Wochenende waren bereits Tage zuvor alles anderes als vielversprechend, aber die Alpen zogen mich dann letztendlich doch mehr an als die rennradfahrende Zunft in den Straßen von Berlin. Zu allem Unglück verabschiedete sich am Montag nicht nur meine Federgabel, sondern es verbog sich auch noch die Scheibe meiner Vorderradbremse. Irgendwie fand sich bis zur Abfahrt dann doch noch für alles so etwas wie eine Lösung und so ging es am späten Freitagabend los in Richtung Süden.
Was tun wenn es im Auto gerade langweilig ist? Genau - einfach mal nen Foto machen...
Huch, das wird ja immer dunkler...
Sind wir bald da?
Am Sonnabend stand dann erstmal das Zugspitz-Race auf dem Programm (eine kleine Runde über 50km), welches ich mir bei überraschend stabilem Wetter aber nur als Zuschauer ansah. Ab und an schaute sogar die Sonne vorbei und ich bekam endlich mal einen Eindruck davon, wie es an der Spitze so zugeht
Das Wetter sieht ja gar nicht mal so übel aus...
Kurz vor dem Start zum Zugspitz-Race
Lockeres Einrollen ist angesagt...
Gleich gehts los... noch drei Minuten!
Keine 3h später war das Rennen Geschichte und die Sonne strahlte nach einer kleineren Pause auch wieder
In Garmisch bei Tengelmann gibts bis auf schönes Wetter zum Renntag so gut wie alles...
Abends gab es dann in der Teamferienwohnung leckerste selbstgemachte Lasagne und noch bevor Lena ihren Siegersong trällerte, waren bei uns die Lampen erloschen. Leider standen auf dem Tisch immernoch zwei Teller, die noch nicht restlos leergegessen waren. Das alte Sprichwort, welches sich auf das Aufessen in Verbindung mit dem Wetter bezieht, sollte an diesem Wochenende mal wieder seine Gültigkeit bewahren.
In der Nacht wachte ich ob des starken Regens draußen mehrfach auf und irgendwie hatte ich keine große Lust auf das Rennen, denn im warmen Bett war und ist es irgendwie sehr viel schöner als jede mir dunkel verbliebene Erinnerung an frühere Regenrennen versprach.
Leider kam es, wie es kommen musste und kurze Zeit später war die Nacht auch schon wieder vorbei. Es gab superlecker Frühstück im Gästehaus Brandnerhof in Kaltenbach (für das ich hier ausdrücklich Werbung machen möchte) und nur kurze Zeit später flitzte ich durch den strömenden Regen ins Auto.
Selbst die Ziegen hatten sich in Ihre Plastikbungalows zurückgezogen
Stell Dir vor, es ist 20, 10, 5 min vor dem Start eines Marathons und niemand steht im Startblock... Unmöglich??? Nein, Realität im Mountainbikeparadis Garmisch Partenkirchen am letzten Sonntag. Würde es jetzt hier noch jemanden überraschen, wenn ich behaupte, ich kann das noch toppen, indem ich verkünde, dass es beim diesjährigen Wehlaberg-Bike Marathon mehr Starter als heuer beim Zugspitz-Marathon gab??
Pünktlich um 9:20 Uhr (die Startzeit wurde äußerst flexibel und sehr spontan verschoben) fanden sich dann doch 122 Wasser- und Schlammsüchtige zum Start ein. Gestartet wurde wie immer zügig und nach dem alten Grege-Rezept ("Volle Pulle losfahren und dann irgendwie ins Ziel retten").
Nach einem längeren und flachen Asphaltstück rüber nach Grainau ging es ohne große Umwege direkt in den ersten Anstieg. Ich hatte mich gerade irgendwie an das Tempo gewöhnt, da warteten auf den folgenden 500 hm für meinen Geschmack zu viele von diesen kleinen fiesen Rampen mit Steigungen in Richtung 30% und mehr auf uns.
Nach einer viel zu kurzen und völlig unspektakulären, um nicht zu sagen langweiligen Abfahrt, auf einer Schotterpiste, ging es eine halbe Runde um den Eibsee. Der Regen hatte unerwarteterweise eine kleine Pause eingelegt. Zu meiner allgemeinen Überraschung schaute sogar die Sonne durch die Wolken und während ich dem Grupetto vor mir hinterherhechelte und mir andauernd irgendwelcher Dreck ins Gesicht spritzte, erhaschte ich auch noch den ein oder anderen wirklich netten Blick auf den See.
Nördlich des Eibsees fuhren wir dann eine kleine Extraschleife welche mit einem Polnischen Wanderanstieg (gefühlte 40%) mit 10 cm tiefem Schlamm begann und dann in einem schönen klebrigen Schlammtrail (auf dem ich endlich auch mal wieder überholen durfte) mündete. Am nächsten Anstieg wurde ich natürlich sofort wieder eingesammelt. Irgendwie fühlte ich mich nicht wirklich fit und war es an diesem Tage definitiv auch nicht.
Auf dem Flachstück rüber zum vorletzten Anstieg des Tages zur Kreuzeckalm lief es auch nicht wirklich gut und so naschte ich halb aus Verzweiflung halb aus weiser Voraussicht noch schnell zwei Gels, bevor ich dann auch noch an der sich im Betrieb befindenden Seilbahn vorbei in den 900 hm Anstieg fuhr.
Ging es anfangs noch recht gleichmäßig und erträglich bergan, so kamen kurze Zeit später wieder ein paar nette 30%-Rampen und ich fiel fast vom Rad. Letztendlich überstand ich auch diese Gemeinheit im Streckenprofil. Gemeinsam mit der Frau aus dem Team Bike-Planet (welche inzwischen auch zu mir aufgefahren war) fuhren ich weiter in Richtung Bergwertung.
Auf dem Schotterweg lief es für mich (für die heutigen Verhältnisse) inzwischen gar nicht mal so schlecht, doch dann musste ja die Streckenführung verändert werden und es ging in einen steilen Singletrail mit Spitzkehren. An sich war das sehr genial denn es kam endlich auch mal was Interessantes zum Fahren... Leider war ich nach den Spitzkehren so platt, dass ich in den folgenden Skipistenstücken nur noch schieben konnte. Ms. Bike-Planet hingegen kurbelte sich die nötigen Minuten für ihre verdiente Ankunft vor mir im Ziel in diesem Teilstück heraus und ich konnte nur staunend hinterherschauen.
Eine Schnee-/Schlammpassage später stand ich an der nächsten Wand, meine Klickies waren so verschlammt, dass ich nicht mehr richtig einklicken konnte und nur wenige hundert Meter als es gar nicht mehr weiterging hatte unnötigerweise auch noch 'nen Krampf im Oberschenkel ... wie gesagt, mein Tag war es anscheinend wirklich nicht.
Die Abfahrt war dann frisch und zügig und nach einem Augenblick der Unachtsamkeit war ich nur noch einen knappen halben Meter von einem fetten und sicherlich folgenschweren Einschlag in einen Straßengraben entfernt. Auf wundersame und mir bis jetzt unerklärliche Weise konnte ich dies im letzten Augenblick aber noch verhindern.
Nach runter kommt wie immer rauf... Der letzte Anstieg des Tages stand auf dem Programm. Inzwischen hatte es wieder angefangen zu regnen und auch die Temperaturen befanden sich spürbar auf dem absteigenden Ast. Ich hatte auf der Abfahrt noch ein paar Fahrer überholen können und versuchte nun trotz totaler Erschöpfung diese Plätze am Berg nicht wieder zu verschenken.
Auf den Eröffnungspfaden des Alpencross 2008 ging es in Erinnerungen schwelgend permanent leicht bergan bis nach einer der vielen flacheren Rampen die Kehre zurück in Richtung Garmisch kam... "Noch 4 km bis zum Gipfel", lautete die Information des Streckenpostens - noch 4!!!!! Kilometer???? Ooooohhhhh nein... nicht doch...
Ich weiß nicht mehr genau wie, aber irgendwann erreichte ich den nächsten Posten und von da waren es dann "nur" noch 80 hm. Ein Fahrer hatte mich passiert, ein weiterer aufgeschlossen... Komischerweise war von letztereem inzwischen nichts mehr zu sehen. Während ich nach Luft schnappte zählte ich nebenbei fleißig meine Höhenmeter runter und verfluchte meinen Dreckscomputer von
Sigma, der mal wieder (wie eigentlich immer) laufend Aussetzer hatte.
79, 72, 56, 40... 37, 28, 13, 5 und oben... wo ist die Alm? Ah, perfekt auf den Meter genau.... geschafft. Ab hier ging es nur noch abwärts. Berge runterfahren liegt mir noch immer deutlich mehr als raufkurbeln. Auch die Tatsache, dass die Höhenmeter auf sinnloseste Art und Weise fast schon frevelhaft auf Schotter und Asphalt geradezu verschleudert wurden, störte mich inzwischen nicht mehr. Ich wollte nur noch ins Ziel.
In einem extrem intensiven und kühlen Landregen versuchte ich in der Abfahrt trotzdem noch einmal alles und entdeckte kurz vor Garmisch sogar noch den anderen Fahrer aus dem Anstieg zuvor am Horizont. Doch das Loch war leider etwas zu groß und so kam ich nach etwas mehr als 5 h, 74 km und 2200 hm wie ein begossener Pudel im Ziel in Garmisch an.
Es hat trotz allem wieder echt Spaß gemacht
(die beiden unteren Bilder wurden beim Zieleinlauf gemacht. Nicht das hier irgendjemand denkt ich hätte die ganze Zeit nur faxen gemacht und wäre nicht ernsthaft mitgefahren
)
Trotz der wenigen Teilnehmer, der wirklich (für die Alpen) todlangweiligen Strecke und des undankbaren Wetters war es letztendlich doch wieder ein schönes Wochenende und ich hatte 'ne Menge Spaß.

Vielleicht fahre ich nächstes Jahr nochmal hin (falls es gerade kein interessantes Rennen in Polen oder Tschechien gibt).
Ein kurzer Blick in meine Badewanne zeigt mir das ich es wirklich getan habe und ich das alles nicht nur geträumt habe...
Wenn ich jetzt noch die Mad East irgendwie überlebe, wird bestimmt irgendwann alles gut.