An vielem, was hier gesagt wird, ist aus meiner Sicht was dran. So ist es sicherlich wichtig, in alteingesessenen Organisationen wie dem DAV oder einem regionalen Wanderverein Mitglied zu sein. Denn dann habe ich evtl. die Möglichkeit, im Lager des vermeintlichen Gegners für einen Umdenkprozeß zu sorgen. Entsprechend sind nicht wenige DIMB-Aktive verschiedenen Organisationen beigetreten. Ich z.B. bin auch im DAV Mitglied. Und sehr viele Biker aus DAV und anderen Vereinigungen sind wiederum Mitglied bei uns. Das ist Vertrauensbildung.
Es ist allerdings leider immer noch so, dass die Zahl der Bike-Gegner in vielen lokalen und regionalen Organisationen (auch innerhalb des DAV) immer noch übermächtig ist, so dass man bei Problemen vor Ort (z.B. bevorstehenden Trailsperrungen) erst einmal intern die "eigenen" Leute überzeugen muss, was im besten Fall zu lange dauert und enorme Energie kostet. Oftmals gelingt es gar nicht, intern zu überzeugen, so dass sich die Organisation letztlich nicht offiziell für die Biker einsetzt bzw. einsetzen kann, da sie nicht gegen die Mehrzahl ihrer Mitglieder auftreten darf.
Wenn man jetzt einmal die Mitgliederzahlen des DAV mit insgesamt rund 500.000 und der Wanderverbände mit weiteren 700.000 berücksichtigt und dem die Mitgliederzahlen der organisierten Mountainbiker gegenüber stellt wie: BDR geschätzte ca. 30.000 (MTBer), ADFC ein paar tausend und DIMB 40.000, sieht man ein enormes Missverhältnis im Organisationsgrad. Selbst wenn all diese Biker den großen anderen Wanderverbänden und DAV beitreten würden, erreichten sie nie die notwendige Macht. Selbst eine lokale Häufung von Bikern in einem Ortsverein eines Wanderverbands ist da keine alleingültige Lösung.
Ich kann Euch z.B. von einer größeren Gruppe von Bikern berichten, die in einer Ortsgruppe eines großen baden-württembergischen Wanderverbands organisiert ist. Die sollten auf einer Berzirksversammlung in die Knie gezwungen werden, so dass sie künftig gesetzestreu fahren. Soll heißen, dass Wegewarte und Ortsvereinsvorsitzende öffentlich gegen die eigenen Biker mobil gemacht haben. Man rief also den Rechtsreferenten des ca. 90.000 Mitglieder starken Verbandes auf, um der Bezirksversammlung zur Rechtslage vorzutragen.
Die Biker waren damals nicht in der DIMB organisiert, baten uns dennoch um Hilfe, um Schlimmeres zu verhindern. Da ich ohnehin in der Gegend zu tun hatte, nahm ich die Einladung zur Versammlung damals als 2. Vorsitzender der DIMB an. Der Wander-Rechtsreferent zog dann in der Versammlung mit ziemlichem Schwachsinn total vom Leder, wie z.B. dass das Biken auf Singletrails mit einem "Eingriff in den Straßenverkehr", also einer Straftat gleichzusetzen sei. Ein fürchterliche Stimmungsmache, die im mit über 300 Delegierten prall gefüßllten Raum auf fruchtbaren Boden fiel. Zumindest konnte das dem eifrigen Kopfnicken im Rund entnommen werden.
Die Biker kamen natürlich auch zu Wort. Doch die wurden in der Versammlung vom eigenen Ortsvorsitzenden abgebügelt, so dass es auf den Verzicht des Fahrens von Singletrails hinauslief, was für die Biker der worstcase gewesen wäre.
Letztlich bekam ich als Biker-Interessenvertreter dann noch das Wort von der Bezirksleitung und ich versuchte einfach mal die Schwierigkeiten des Bikers im Umgang mit der 2m-Regelung darzustellen und dass es bei vernünftigem Verhalten und Beachtung z.B. der Trail Rules nicht mal auf schmalen Wegen zu Konflikten kommen muss.
Dann konnte ich glücklicherweise auch noch unter Nennung der §§ (die ich zufällig dabei hatte) belegen, dass Biken auf Singletrails keine Straftat ist, sondern als Owi ggfs. sogar mit einer mündlichen Verwarnung geahndet werden kann.
Interessant war, zu sehen, dass im Rund die Zahl der zornesroten Gegnerköpfe immer weniger wurde und aus dem Kopfschütteln nach 10 Minuten immer mehr zustimmendes Kopfnicken wurde.
Zu guter Letzt bedankte sich die Bezirksleitung für die Darstellung der Problematik aus Sicht der Biker, die "einen neuen Blick eröffnet hat", bügelte dann noch den Ortsvorstand ab, der das Ergebnis noch mal kippen wollte und die Biker kamen intern mit einem blauen Auge davon. Denn, wenn sie schon schmale Wege fahren, sollen sie sich vernünftig benehmen und sich ggfs. auch an der Reparatur beteiligen.
Ein Abend, der mir wohl für immer in Erinnerung bleiben wird. Denn ich war nie zuvor so tief in der "Höhle des Löwen"...
Sicherlich ist der beschriebene Fall nicht einschlägig für die bundesdeutschen Verhältnisse auf regionaler und lokaler Ebene. Je nach Bundesland gibt es entweder noch krassere Meinungsverschiedenheiten, aber auch ein paar wenige Beispiele, wo man der Vergreisung und dem Mitgliederschwund durch Öffnung für "neue" Freizeitaktivitäten wie das Biken zu begegnen versucht.
Fazit aus meiner Sicht (oder langer Rede kurzer (Un-)Sinn):
Es ist verdammt wichtig, sich auch in Wandervereinigungen und DAV zu organisieren, um z.B. Vorstöße wie die der Wanderverbände in RLP 2000, die fast eine 3,5-Meter-Regel im Gesetz durchgesetzt hätten, von innen heraus bereits zu verhindern und vor allem eine Akzeptanz auch intern zu fördern. Ein Umdenkprozeß ist das Ziel.
Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass dort intern immer wieder Kompromisse eingegangen werden müssen, da man sich so gut wie nie zu
100% auf Seiten der Biker schlagen kann. Aber die Stellungnahmen würden etwas bikerfreundlicher aussehen, als heute. Ein Gegner in Gesetzgebungsverfahren oder Konfliktällen weniger (bleiben ja nur noch die Jäger und die Grundbesitzerverbände

)
Dies wiederum bedeutet bessere Chancen für die Interessenvertretungen der Biker, ihre eigenen Vorstellungen einzubringen und auch in größeren Teilen durchzusetzen.
Ohne eine Interessenvertretung der Biker, die sich nicht mit anderen internen Gruppierungen herumschlagen muss, würden allerdings viele (berechtigte) Forderungen gar nicht geltend gemacht werden können. Nur wir fordern die
100% der Rechte für Biker ein. So arbeiten wir seit einigen Jahren daran, dass die 2m-Regelung in Ba-Wü aus dem Gesetz verschwindet oder bieten der Hardcore-Vorgehensweise der hessischen Behörden die Stirn und geben betroffenen Bikern z.B. in Owi-Verfahren Rückendeckung.
Vieles geschieht zugegebenermaßen im Hintergrund. Da muss ich einigen Kritikern Recht geben. Allerdings können viele Sachen nicht in die Öffentlichkeit getragen werden, da Verhandlungen dadurch gefährdet werden können. In vielen Verhandlungsrunden wird z.B. auch vereinbart, nur gemeinsame Verlautbarungen abzugeben, so dass für uns die Türe zu wäre, wenn wir hier alles Besprochene ohne einvernehmliche Freigabe rausposaunen würden. Wir geben so viel wir können Preis (wie z.B. in der Endlos-Geschichte "Rinne Darmstadt"). Ich kann die Forderungen nach mehr Transparenz zwar verstehen, wäre aber in vielen Fällen absolut kontraproduktiv. Alleine schon, weil gerade die Gegner der Biker eifrig mitlesen.
Wir können nur immer und immer wieder anbieten, selbst mit aktiv zu werden. Sich z.B. in einer unserer IGs zu engagieren. Da kann man nicht nur alles mitbekommen, was läuft, sondern sogar selbst mitgestalten.
Und jetzt entschuldige ich mich erstmal für den vielen Text. Sorry, aber mir ist wichtig, dass unsere Sichtweise und Strategie ein wenig klarer wird, und anhand von Beispielen klar zu machen, dass all dies auf jahrelanger Erfahrung beruht.