off topic, abseits vom Thema des TO...
Nach tagelangem Lesen von 35 Seiten und einem Notizblock nebendran, fasse ich mal zusammen.
Die drei größten Probleme, die die Pedelec Gegner sehen sind:
1.) Das Pedelec
https://de.wikipedia.org/wiki/Pedelec hat einen Elektromotor, der alleinig über drei Sensoren (Raddrehsensor, Kurbeldrehsensor, Lastsensor) unter gesetzlich festgelegten Grundbedingungen beim Pedalieren ab einer bestimmten Kraft in Nm und einer bestimmten Geschwindigkeit in U/Min. nach Herstellerspezifischen Vorgaben zusätzliche Nm an das vordere Kettenrad bringt.
2.) Durch die Verbreitung von MTPs (Mountainbikepedelecs) kommt es zu einer Überlastung der Trails, und somit langfristig zu Verboten für alle Radfahrer.
3.) MTPedelecs werden von fahrtechnisch unerfahrenen, untrainierten und oft adipösen Menschen bewegt, die in ihrer Physis und Psyche eine Gefahr für sich selbst und Dritte auf Trails darstellen.
Weiterhin werden als Gegenargumente bezüglich des Pedelec angebracht:
4.) eine angeblich nicht existente gesetzliche Regelung, wo Pedelecs fahren dürfen und was sie seien.
5.) Das Pedelec sei eine Erfindung der Bikeindustrie um den eigentlich gesättigten Markt neu zu beleben.
6.) Pedelecs würden den Boden stärker belasten, wozu eine aus den USA stammende Studie benannt wird.
7.)Das Geschwindigkeits- und Leistungstuning
8.) Regelungsproblematik im Gegenverkehr auf Trails
9.) Das Motorleistungs-Eigenleistungsverhältnis, welches angeblich keinerlei Eigenleistung erfordert.
Soweit die Argumente der MTP-Gegner.
zu 1.) Ja, das MTP hat einen Elektromotor. Das ist ein indiskutabler Fakt. Das MTP ist jedoch kein Mofa (Motorfahrrad, Fahrrad mit Hilfsmotor); weder im Wortsinne, noch im gesetzlichem Sinne. Im Wortsinne ist es ein Fahrrad mit elektromechanischer Tretunterstützung - sprich: Pedelec. Im gesetzlichen Sinne ist es auch ein Pedelec. Und hier ist es dem Fahrrad gleichgestellt! Es ist formell wie ein Fahrrad zu betrachten. Die formelle, gesetzliche, technische Festlegung ist eine Sache. Die faktische Ansicht, dieses Fortbewegungsgerät als motorbetrieben zu sehen, andererseits - wie erwähnt nicht wegzudiskutieren.
zu 2.) Zuvorderst: Die Argumente 2.) und 3.) beinhalten eine große Schnittmenge des Widerspruches in sich.
Eine Überlastung der Trails ist kein neues Problem. Zunehmend wärmere, schneearme Winter erlauben mehr Freizeitgestaltung mit dem Fahrrad. Die sich seit zwei Jahrzehnten im Mainstream verfestigte Erkenntnis, dass körperliche Fitness lebensverlängernd und höhere Lebensqualität mit sich bringt, sorgt für eine Verbreitung von vielen Individualsportarten, die sich oft auch regional anpassen. In Murnau werden mehr Einwohner aktiv MTB fahren, als in Husum. Dort gibt es dafür mehr Windsurfer. In Folge dessen kommt es zu Konflikten zwischen einzelnen Nutzergruppen. Noch weit vor dem Gedanken an ein MTP, waren und sind bsp. in Österreich viele Forstwege grundsätzlich für den Radverkehr gesperrt. 1995 verabschiedete man in Baden Württemberg aufgrund des Druckes im Schwarzwald, ein landesweites Verbot des Befahrens von Wegen schmaler als 2m für Radler. Und auch lokal gab es weit vor Erscheinen der Pedelecs immer wieder Konflikte mit Wegesperrungen. Dieser Prozess würde sich auch ohne Pedelecs weiter fortsetzen. Ob und inwieweit nun MTPs zu einer Beschleunigung beitragen, kann man kaum vorhersagen. Sehr viele ehemalige MTB Fahrer steigen auf das MTP um. Hier tritt also erst einmal keine Vermehrung auf, nur der Status Quo wird gehalten. Der Anteil der MTP Neulinge auf Trails ist flächig kaum wahrnehmbar und an Hotspots nur deshalb auffällig, weil der MTP Neuling aufgrund seines Verhaltens den geübten Fahrern auffällt. Das MTP sorgt also nicht für eine Trailüberlastung.
zu 3.) Fahrtechnisch unerfahrene, untrainierte, adipöse Menschen, werden sich kaum auf einem Trail wiederfinden; und wenn, dann vielleicht einmalig um dann festzustellen, dass dieses Fahren zu gefährlich und zu anstrengend ist. Die MTB-Umsteiger stellen auf Trails hingegen kein Problem dar. Da die "schlechte" Nutzergruppe eben nicht "die Trails verstopft" weil sie es gar nicht kann, wird wegen Denen auch Punkt 2.) nicht zutreffen können.
4.) Hier finden die Zweifler bezüglich der Gesetze alle notwendigen Infos und Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pedelec
Das Pedelec ist gesetzlich klar und eindeutig geregelt. Es ist dem Fahrrad gleichgestellt. Es zählt in der Norm als Fahrrad, auch wenn es faktisch einen Motor hat.
5.) Das Pedelec ist - in der massenhaften Verbreitung - eine Erfindung der Deutschen Post. Die Briefzusteller fahren schon weit über ein Jahrzehnt mit Pedelecs. Diese Möglichkeit, mit weniger eigener körperlicher Leistung Rad zu fahren, oder mit der gleichen körperlichen Leistung am Rad mehr Waren zu transportieren, weckt natürlich auch bei Privatpersonen Begehrlichkeiten. So sprangen hier erst Bastler, dann Kleinsthersteller in diese Lücke; und als die Industrie sah, welcher Bedarf vorhanden ist, fing sie an, diesen zu erfüllen. Übrigens bis heute mehr schlecht als recht. Gute, mittel- bis hochpreisige MTP-Fullys sind oft nur mit etlichen Monaten Wartezeit zu bekommen.
6.) Zu beachten ist, dass es in den USA keine Pedelecs nach unserer Norm gibt, sondern E-Bikes für diese Studie genutzt wurden. Unsere Pedelecs bedürfen einer gehörigen Portion Eigenleistung, um einen Trail zu "pflügen". Und auch da gelten die gleichen physikalischen Gesetze. Schlupf bis zum Durchdrehen verhindert die Vorwärtsbewegung, und somit kommt man zum Stillstand. Das passiert einem MTP Fahrer vielleicht zwei drei mal, dann hat er gelernt entsprechend zu dosieren. Es ist eben NICHT! wie bei einem Motorrad, dass man quasi fast still stehend das Hinterrad bis zur Achse eingraben kann. Das geht allein schon aus Kraft- Abregel- und Gleichgewichtsgründen nicht.
7.) Ja! Das Tuning ist ein Problem! Hier kann man nur an die Vernunft der MTPler appellieren, zudem ein Tuning bei einem MTP eh sinnfrei ist. Bei Pendlerpedelecs kann man das zwar nachvollziehen, doch Verständnis ist da fehl am Platze, zudem es ja die legale S-Pedelec Variante gibt.
8.) Eine Regelungsproblematik zwischen bergauf und bergab fahrenden Radfahrern ist real nicht stärker vorhanden als im anderen Begegnungsverkehr. Weitsicht, Vernunft und gesunder Menschenverstand auf beiden Seiten, Rücksicht und Freundlichkeit, und schon kommt man auch aneinander vorbei. Egal ob ich bergauf oder bergab unterwegs bin, sollte ich die Situation des Anderen (Radlers, Wanderer, KFZ, etc.) einschätzen, und weder mich noch ihn in Gefahr bringen.
9.) Das Pedelec benötigt eine gewisse Kadenz und auch Eigenleistung in Nm um überhaupt zusätzliche(!!) Kraft an die Kurbelwelle zu geben. Dafür sind dort verschiedene Sensoren verbaut. Wer ein MTP mit Bosch Motor und einem Nyon Display hat, kann sehen dass unter ca. 8 Nm keinerlei Unterstützung erfolgt. Auch die Trittfrequenz muss schon über 20 liegen. Und damit man dann auch etwas von der Unterstützung spürt, wäre eine sehr starke Unterstützungsstufe notwendig. So richtig arbeitet die Tretunterstützung dann erst ab ca. TF40 und ca. 12 Nm. Da bringt man dann ca. 50 Watt Eigenleistung. "Lächerlich!" werden nun viele Radsportler hier sagen. Ja, ein trainierter Fahrer bringt davon ein Vielfaches. Als durchschnittliche Leistung setzt man jedoch bei einem normalen Radfahrer im Schnitt 100 Watt an. Eine Dauerleistung von 200 Watt und darüber, wie hier in den Foren oft postuliert, ist nun mal eine sportliche Leistung, erreicht durch intensives Training. Das trifft wohl nur auf 1% aller Radfahrer zu. Wenn nun also ein Sportler, der mit 250Watt Durschschnitt fährt, auf solch einem Pedelec sitzt, und zudem noch den Turbo rein macht, der meint dann natürlich, dass er ins Leere tritt. Man muss hier sehr personenbezogen die subjektiven Empfindungen für die Unterstützung betrachten.
Nun on topic zum Beitrag des TO:
Das Konzept der Firma Rotwild ist - im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern, und da spreche ich aus Erfahrung - sehr darauf bedacht, die MTP Technik sehr fahrradaffin auszulegen. Ein Rotwild MTP mit abgeschaltetem Motor fährt sich absolut wie ein normales Mountainbike. Erst ab ca. 5-7% Steigung merke ich das Mehrgewicht. Auch sind die Übersetzung einerseits und die Unterstützungsmodi andererseits so gewählt, dass ein "Mitschwimmen" in einem unmotorisiertem MTB Pulk hervorragend klappt. Das Rotwild Konzept erwartet vom Fahrer mehr sportlichen Einsatz, da die Unterstützung weich gewählt ist und in Serie mit 30% bei Stufe 1 gerade mal das Fahrradgewicht egalisiert, und bei 100% in Stufe 2 entweder einen Geschwindigkeitsvorteil von ca. 2-5 Km/h bei gleichem Kraftaufwand gegenüber dem MTB bringt, oder bei gleichbleibender Geschwindigkeit die körperliche Belastung etwas absenkt. Stufe 3 mit 320% ist eigentlich nur für kurze Extremsituationen gut. Von der Fahrperformance sind die Rotwild Räder aus meiner Sicht ausgereift. Ich bin noch nichts für mich Passenderes, Besseres gefahren. Das Rotwild-MTP-Konzept unterscheidet sich deutlich von den Wettbewerbern. Man muss es im Trail gefahren haben, um das auch zu spüren. Es ist keine "Trailballermaschine" , es ist ein Mountainbike geblieben. Und ich hoffe, dass Lutz dieses sportlich orientierte Konzept weiter verfolgen wird.
...also das war jetzt on topic... ...also ich glaube einer von fünf Beiträgen zum Thema an sich.