Radreise planen für Dummies

Frolleinchen81

#nevernotriding
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26. November 2017
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Hello - wir planen als Familie unsere erste Radreise für nächstes Jahr mit dem Motto: der Weg ist das Ziel. Wir (Mama, Papa und 2 Kinder) möchten von Heidelberg in unsere alte Heimat nach Wuppertal. Da wir dies noch nie gemacht haben, haben wir einige Punkte, die wir bereits lebhaft diskutieren und wo wir uns extrem über wertvollen Input freuen würden #schwarmwissen
Hier noch ein paar Gedanken zur Reise:
  • Gesamtweg pro einfacher Strecke ca. 350k
  • Plan: ~80 km / Tag (Zeit ist genug da)
  • Nach dem Frühstück kommt mit ca. 2 h Fahrtzeiten der Hauptblock, ausgedehnte Lunch und Tobepause und dann 2 - 3 kürzere Nachmittagsabschnitte
  • Rückweg ggf Bahn
  • Kinder: fahren überwiegend im Hänger mit, Räder nehmen wir aber mit, damit sie auf guten Abschnitten immer mal wieder selbst pedalieren können (sind noch relativ klein)
  • Überlegung Thule (langweilig aber Witterungsresistent) vs. Weehoo (mehr Fun)
  • Jeder zieht ein Kind
So, und nun kommt das wirklich trickreiche: die Strecke! Unser Wunsch ist es, möglichst viel 'echten'Radweg zu haben, sprich keine gezogene Linie neben der Straße. Ein paar extra km nehmen wir dafür gerne in Kauf. Wir sind mit Cyclocross/Graben unterwegs, sind also auch relativ flexibel, was den Untergrund anbelangt. Im Umkehrschluss haben wir aber keinen Stress mit Asphalt!

Welche Tools online/offline könnt ihr zur Planung empfehlen? Wir haben bisher mal kürzere Touren mit Komoot geplant und waren ob der Wegauswahl öfter unzufrieden: es gab teilweise ruppige Teile, die mit Hänger fast nicht fahrbar waren oder richtig krasse Landstraßen, die man mit Kindern auch nicht unbedingt befahren möchte...

Es geht uns zunächst wirklich um die Planung, um die Navigation während der Reise kümmern wir uns dann im 2. Schritt.

Vielen Dank vorab für viel Input!

Happy Trails
Nina
 

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Re: Radreise planen für Dummies
Hallo,
spontan würde mir einfallen, den Rheinradweg bis Leverkusen und dann die Wupper rauf.

Rheinradweg ist sehr gut dokumentiert
http://www.rheinradweg.eu

Wupperradweg ist noch nicht durchgängig beschildert, aber beim Wupperverband gibt es einen Routenvorschlag
https://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/pa_de_wupperradweg.html

Bin es selber noch nicht gefahren, aber die großen Flussradwege laufen meist auf eigener Trasse oder sind zumindest baulich von Autostraßen getrennt. Einsam wirds im Rheintal sicher nicht, aber dafür gibt es viel zu schauen und Infrastruktur.

Wenn ihr eine eigene Strecke basteln wollt, würde ich mich nicht auf ein Routing-Programm (wie z. B. Komoot) verlassen. Kann funktionieren, kann aber auch ziemlicher Blödsinn rauskommen. Dann lieber nach lokalen Radrouten suchen und zusammenbasteln.

https://radroutenplaner.hessen.de

https://www.radwanderland.de
 
Ich wuerde auch zu Flussradweg raten.
Das ist 'einfach' in jeder Hinsicht: Du musst nicht staendig mit Landkarte oder GPS hantieren, und groessere Steigungen werden auch vermieden.
Ich bin im Sommer 2017 von daheim (Naehe Nuernberg) am Main-Donau-Kanal, dann Main, dann Rhein, dann Mosel, dann Saar bis Merzig gefahren, eigentlich ohne jemals ernsthaft nach dem Weg suchen zu muessen.
In Merzig bin ich dann nach Lothringen weitergefahren (das ist ueber die Bruecke und danach die zweite links :D)

In einzelnen Abschnitten laeuft so ein Flussradweg natuerlich auch mal strassenbegleitend, speziell wenn das Tal eng ist.
Ob Du mit den 350km hinkommst weiss ich natuerlich auch nicht, sieht mir spontan und gefuehlt nach mehr aus :D
So ein Fluss windet sich halt.
Musst Du mal nachrechnen.

Allerdings ist die Alternative: 'Huegel ueberwindend abkuerzen' mit Kindern im Anhaenger auch nicht unbedingt die allerbeste Option ...
 
Danke schon einmal. Das gibt ja schon ordentlich Lektüre. Wir fangen bewusst früh an mit der Planung, um mehrere Optionen durchzuspielen und natürlich um ausreichend zu trainieren, verschiedene Set Ups zu testen etc. Uns kribbelt es jetzt schon in den Fingern!
 
Soweit ich das erkennen kann / weiss, ist ja da von Mannheim bis ca. Ginsheim-Gustavsburg dieses 'Ried', eine recht flache Landschaft, wo Ihr evtl. eher direkt fahren könnt und nicht den Rhein auskurven müsst. Das kann dann auch mal eineR von Euch z.B. an einem Sonntag probeweise abfahren. Dann ist der Anfang schon mal bekannt.
 
Alternativen parailel zum Mittleren Rheintal (Bingen bis Bonn) gibts, aber
1. Höhenunterschiede bis zu 500 hm zum Rhein
und
2. Durch die diversen Seitentäler (auf beiden Seiten des Rheins) kommt einiges an zusätzlicher Strecke und vor allem hm zustande. Gibts als ausgeschilderte, teils anspruchsvolle Wanderwege (https://www.rheinsteig.de/der-rheinsteig/home/ und https://www.rheinburgenweg.com/home/).
Ohne Anhänger reizvoll aber anstrengend, Trails oft schottrig (lose Schieferplatten) und nicht ohne. Auch (reine) Forstwegrouten könnte man realisieren, dann fehlt aber die spektakuläre Aussicht. Mit Anhänger gehts wahrscheinlich nur mit e-Bike. Und für die kids wahrscheinlich auch keine reine Freude. Würd auch den (linksrheinischen) Radweg nehmen. Die meisten Güterzüge fahren rechtsrheinisch und sind ne Plage.
 
Mein Lieblingstool zu Planen ist der Brouter
Ohne mich in der Region dort auszukennen habe ich mal Start Heidelberg und Ziel Wuppertal eingeben, ohne irgendwelche Zwischenziele dazwischen.
Angehängt das Resultat als GPS Track
Vielleicht hilft es Dir?

RedOrbiter
www.Trail.ch
 

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ja :D

Ich hab zwar kein komoot benutzt, sondern auf gpsies.com meinen Weg selber getrackt, bin aber auf einer dort als 'offizieller Radroute' eingezeichneten Strecke auf diesem Stolperpfad rausgekommen. Ich denke mal, genau vor sowas wollte @cschaeff warnen :D

bei komoot normales fahrrad wählen, dann müsste man eine grob taugliche ausgangsstrecke erhalten.
 
bei komoot normales fahrrad wählen, dann müsste man eine grob taugliche ausgangsstrecke erhalten.
Die Bilder (mehr gibts im Album :D) entstanden auf dem Radweg 'Mer-E' (was vermutlich 'Merseburg-Eisleben' heissen soll) im Bereich Nebra - Lutherstadt Eisleben.
Faellt dieser Weg bei 'normales Fahrrad' raus? Das sollte IMHO erfolgen, denn dafuer ist der ganz sicher nicht geeignet.
Auf OpenCycleMap ist dieser Weg lila.

Mer-E_OpenStreetMap.PNG
 

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Die Bilder (mehr gibts im Album :D) entstanden auf dem Radweg 'Mer-E' (was vermutlich 'Merseburg-Eisleben' heissen soll) im Bereich Nebra - Lutherstadt Eisleben.
Faellt dieser Weg bei 'normales Fahrrad' raus? Das sollte IMHO erfolgen, denn dafuer ist der ganz sicher nicht geeignet.
Auf OpenCycleMap ist dieser Weg lila.

Anhang anzeigen 768795
Wird auf Komoot dann sicher auch nicht vermieden wenn es als Radweg eingetragen ist. Da hilft nur z.B. mit https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:StreetComplete die richtige Wegbeschaffenheit einzutragen, dann sollte der Weg mit dem normalen Fahrradprofil vermieden werden.
 
OK gut, ein Unterschied ist natuerlich der, dass Nina @Frolleinchen81 ausschliesslich im Westen unterwegs sein wird.
Mit so einem Weg haette ich aber nach fast 30 Jahren Aufbau Ost nicht wirklich gerechnet. Auf dem nur maessig beladenen CX-Reiserad liess sich das machen, mit leisem Fluchen :D
Mit Anhaenger haette ich sicher gek*tzt :aufreg:
 
OK gut, ein Unterschied ist natuerlich der, dass Nina @Frolleinchen81 ausschliesslich im Westen unterwegs sein wird.
Mit so einem Weg haette ich aber nach fast 30 Jahren Aufbau Ost nicht wirklich gerechnet. Auf dem nur maessig beladenen CX-Reiserad liess sich das machen, mit leisem Fluchen :D
Mit Anhaenger haette ich sicher gek*tzt :aufreg:
Kann dir im Westen genau so passieren. War ab und an mal im Hohenlohischen unterwegs, da war der Wald durchzogen von Forstwegen die zwar auf der Karte eingezeichnet waren, aber so von Brombeerbüschen überwuchert dass da kein durchkommen war. Kommt einfach drauf an wie viele Leute in der Gegend bei OSM mitwirken.
 
Kann dir im Westen genau so passieren. War ab und an mal im Hohenlohischen unterwegs, da war der Wald durchzogen von Forstwegen die zwar auf der Karte eingezeichnet waren, aber so von Brombeerbüschen überwuchert dass da kein durchkommen war. Kommt einfach drauf an wie viele Leute in der Gegend bei OSM mitwirken.
Kann ich aus meiner Ecke auch bestätigen. Liegt vermutlich daran, daß die meisten sich dann doch an markierten (Wander-)Wegen orientieren und die vielen vorhandenen sonstigen (Forst-)Wege daher kaum genutzt werden (egal ob von Wanderern oder sonstigen "Verkehrsteilnehmern". Zugewachsene, verwahrloste Wege finde ich häufig bei der Suche nach neuen Strecken.
 
80 Kilometer/Tag halte ich für ziemlich ambitioniert mit den geplanten Pausen (sehr wichtig!) und dem Zusatzgewicht von Hänger und Gepäck. Mit Hänger fährt man ja grundsätzlich langsamer, in Kurven, Engstellen, bei holprigem Untergrund usw. und das Reisegepäck verlangsamt nochmal zusätzlich, v.a. natürlich an Anstiegen.

Wenn die Kinder dann mal selber fahren wollen, gibt es weitere Pausen: Platz suchen zum Anhalten (ohne alles zu blockieren), Kind abschnallen, Kind aus dem Hänger helfen, Rad abnehmen usw. Das ganze nochmal andersrum, wenn es mit dem Fahren reicht. Das addiert sich zeitlich. Dazu kommt, daß die Kinder, so sie im Hänger sitzen (schlafen), genau dann wach/fit sind, wenn man selbst mal gerne eine Pause hätte. Trotzdem eine tolle Art, mit Kindern zu reisen!

Unsere Streckenlängen waren anfangs, mit Kindern im Hänger & gelegentlich Laufrad fahren, so im Bereich 40-50 Kilometer/Tag (bei ähnlicher Gesamtstrecke, im Flachland). Das hat sich mit komplett selbstfahrenden Kinder in etwa so gehalten. Allerdings auch mit Übernachtung auf Zeltplätzen, inklusive täglichem Zeltauf- bzw. abbau. Und mit gelegentlichen Abschnitten auf schönen, d.h. nicht asphaltierten/autofreien Wegen wie im Bild oben. Für unseren Hänger (Kindercar) ist so ein Weg kein Problem. Für uns auch nicht, fies wird es erst, wenn man Rad & Hänger durch tiefen Sand schieben/ziehen/zerren muß.
Ach ja, das Gepäck für 4 Personen ist auch vom Volumen her nicht unbeträchtlich, wir hatten die Variante mit einem Kinder- und einem Gepäckanhänger + Taschen an den Rädern im Reiseradstil (je 2 vorne, 2 hinten + Platz auf dem Gepäckträger hinten für Einkäufe) - bei kompletter Campingausrüstung.

Zugfahren mit Rad und Anhängern geht am Besten, wenn man mit einem Zug Ende-zu-Ende reisen kann (Zug beginnt am Einstiegsort und endet am Zielort oder am Umstiegsort), dann hat man i.d.R. genug Zeit zum Ein- und Aussteigen. Im Sommer und v.a. in den Sommerferien sind die Züge mit Fahrradmitnahme auf den Ferienrouten oft so voll, daß man bei Zwischenhalten nur schwer reinkommt. Idealerweise kann man an einen weniger frequentierten Wochentag (statt Freitag/Wochenende) fahren. Ansonsten: wahrscheinliche Art des Zuges recherchieren (Doppelstock = am komfortabelsten, kleine Dieseltriebwagen = wenig Platz für Fahrräder etc., bei ganz alten Zügen z.B. auf Türbreiten achten), vorher für's Einsteigen üben - Hänger abhängen, Taschen abnehmen - bzw. gedanklich die Schritte/Arbeitsteilung vorbereiten, z.B. beim Positionieren auf dem Bahnsteig (quer zum Zug!), Ablauf des Ein/Ausladens, Kinder sicher parken (v.a. kleinere Kinder verstehen oft nicht, warum ein Elternteil nochmal aus dem Zug aussteigt, um etwas zu holen - kommt natürlich auch auf die Bahnerfahrung an), Leute von den Fahrradplätzen (Klappsitze) verscheuchen, andere Radfahrer zum Taschen abnehmen (eigentlich Pflicht) motivieren usw... Wir hatten Zugfahrten von ziemlich entspannt (gute Züge, kooperative Mitreisende) bis mittelmäßige Katastrophe, aber irgendwie ging es immer. Achso, der Kinderanhänger ist tariflich ein Kinderwagen, sollte daher kostenfrei mitgenommen werden und hat prinzipiell Vorrang auch vor anderen Fahrrädern.

Als schnellere Alternative zum Brouter (die "no-go area" ist ein nützliches Featue!) hätte ich noch https://graphhopper.com/maps im Angebot, da kann man in die bestehende Route auch noch jede Menge Zwischenziele einsetzen/rausnehmen und so rumspielen und (u.a.) zwischen Fahrrad-, MTB- und Rennradmodus umschalten.
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Erstmal danke für die Details. Das witzige ist ja, wie schnell sich alles ändert. Seit ein paar Wochen ist z. B. für unsere Tochter der Anhänger ein no-go, weil sie selber fahren möchte. Mit gerade 4 Jahren kommen wir da nicht weit. Von seiner Schwester angestachelt will auch der Sohn nur noch sein Laufrad benutzen. Von den 80 km sind wir also runter! Wir haben jetzt ein Häuschen an der See gemietet, um in Tagestouren mal ein besseres Verständnis zu entwickeln, was geht und was nicht und vor allem, den Spass der Kinder nicht zu zerstören. Sie haben beide so viel Freude an ihren Rädern, das möchten wir ungern riskieren, nur weil wir etwas überehrgeizig waren! Freue mich dennoch weiterhin über viele Tipps!

Happy Trails
Nina
 
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