Tatsächlich löst du die Leitung oben an der Bremse, kneifst die Olive ab und schiebst in die Hydraulikleitung 20-30 cm einen Schaltzug. Dabei kommt Hydraulikflüssigkeit raus. Dann ziehst du die Hydraulikleitung am Hinterrad raus und gibst oben viel Schaltzug nach. Wenn man alles richtig gemacht hat, hat man nach dem rausziehen der Bremsleitung den Bowdenzug im Rahmen liegen.
Lange her, aber noch eine Frage dazu:
Wenn man nur 20 bis 30 cm hineinschiebt, besteht dann nicht die Gefahr, daß der Zug wieder herausrutscht (vor allem, wenn man das zum ersten Mal so macht

)?
Idealerweise müßte man den Zug vielleicht ganz hineinschieben und ihn am anderen Ende fixieren, und dann müßte das übrige Stück noch so lang sein, daß es den gesamten Weg durch den Rahmen zurücklegen kann, weil es ansonsten wahrscheinlich eine Sauerei im Rahmen gibt.
Andererseits kann man die Leitung vorher auch auslaufen lassen, und wenn man das gemacht hat und den Zug danach ganz eingeschoben hat, so daß er am anderen Ende herausschaut, dürfte nicht mehr viel Öl in der Leitung sein.
Was denkst Du darüber?
Ich stehe aktuell vor diesem Problem. Ich möchte bei meinem Spark RC Pro 2022 hinten eine XT-Bremse statt des XTR-Schrotts, und laut
Shimano muß man dafür eine andere Leitung verwenden. Allerdings habe ich (wahrscheinlich an anderer Stelle in diesem Forum) gelesen, daß die Verlegung dieser Leitung sehr schwierig ist, wenn man nicht Tricks wie diesen anwendet ...
Mahlzeit!
Gestern bin ich das Projekt tatsächlich angegangen: Austausch der hinteren BR-M9100 (XTR) gegen eine BR-M8100 (XT). Dazu mußte leider auch die Bremsleitung getauscht werden. Für alle anderen, die das auch tun möchten, hier meine Erfahrungen:
1.
Ich hatte ein neues Set aus Hebel und
Sattel gekauft. Dieses kam mit J-Kit und einer bereits befüllten Bremsleitung. Für dieses Projekt was das eher kontraproduktiv:
Die neue Bremsleitung muß auf der Hebelseite geöffnet werden, um sie zu führen (mithilfe eines Drahtes, durch Anschrauben an die alte Leitung oder wie auch immer). Natürlich sifft es dann.
Um das zu vermeiden, habe ich die neue Bremsleitung vor der Montage auf der Hebelseite so kurz wie möglich abgezwickt, das Banjo an der neuen Bremszange abgeschraubt und das Öl auslaufen lassen (Hinweis: Die Leitung war mit der Bremszange bereits verbunden).
Dann habe ich einen Schaltzug durch die komplette Leitung geschoben, ihn wieder zurückgezogen, und diesen Vorgang einige Male wiederholt, um möglichst viel des verbliebenen Öls herauszuholen.
2.
Es gibt im Internet einige Anleitungen, die zeigen, wie man den neuen Zug mit dem bisherigen Zug verbindet, so daß der neue Zug eingezogen wird, wenn man den bisherigen Zug herauszieht. Auch werden oft entsprechende Verschraubungen gezeigt.
Die meisten dieser Techniken lassen sich in der gezeigten Form nicht nutzen. Der Grund liegt darin, daß die für die BR-M8100 benötigte Bremsleitung, also
die neue Bremsleitung, am hinteren Ende untrennbar mit dem Banjo verbunden ist. Es gibt keine Möglichkeit (ich kenne jedenfalls keine), ein neues Banjo an einer Bremsleitung anzubringen. Das Banjo kann also nicht abgezwickt und später durch ein anderes ersetzt werden.
Das heißt, daß während des Wechsels der Leitungen die neue Leitung hinten auf jeden Fall das Banjo hat.
Damit entfällt die folgende Technik: Bestehende Bremsleitung vom Hebel lösen, neue Bremsleitung mit bestehender Leitung verbinden (z.B. verschrauben), bestehende Bremsleitung nach hinten herausziehen (und damit die neue einziehen).
Das scheitert daran, daß sich wegen des Banjos die beiden Leitungen nicht vernünftig verbinden lassen und daß außerdem das Banjo nicht durch die Hüllen, Führungen und Auslässe am Rahmen paßt.
Soll die vorhandene Leitung als Führung für die neue genutzt werden, muß also anders herum gearbeitet werden: Trennung der vorhandenen Leitung von der Bremszange, Verbindung des vorderen Endes des neuen Leitung mit dem hinteren abgetrennten Ende der vorhandenen Leitung (z.B. durch Verschrauben), Herausziehen der vorhandenen Leitung nach vorne und dabei gleichzeitig Einziehen der neuen Leitung. Zumindest wenn man sich zum Verbinden nicht nur auf Klebeband verlassen will, muß dafür die neue Leitung auf der Hebelseite geöffnet werden, was den Vorteil des J-Kit großenteils ad absurdum führt.
Aber auch das Einziehen von hinten nach vorne ist problemlos nur möglich, wenn die vorhandene Leitung kein Banjo hat; dann kann die Leitung leicht von der Bremszange getrennt und wieder verwendet werden (Oliven und Insertpins sind Cent-Artikel). Weist die vorhandene Leitung hinten ein Banjo auf, kann die Leitung möglichst nahe dieses Banjos abgezwickt werden. Damit ist die Leitung dann aber zerstört; zumindest kann sie für
Bremsen mit Banjo nicht mehr verwendet werden.
3.
Die von
@x-o geschilderte Technik wirkte recht sympathisch auf mich, deshalb habe ich diese angewendet, allerdings leicht modifiziert: Ich habe die vorhandene Bremsleitung vom Hebel getrennt, das Stück mit der Olive bzw. dem Insert-Pin abgeschnitten und dann einen Schaltzug komplett (d.h. so weit wie möglich) in die Bremsleitung eingeschoben.
Dabei trat oben natürlich Öl aus, das ich mit einem Lappen abgefangen habe. Dann habe ich den Schaltzug wieder herausgezogen und abgewischt und diesen Vorgang mehrmals wiederholt, bis (fast) kein Öl mehr in der Leitung war. Alternativ hätte ich auch den Entlüftungsnippel an der Bremszange öffnen und einen guten Teil des Öls auf diese Weise ablassen können.
Jedenfalls steckte dann der Schaltzug komplett in der vorhandenen Leitung, d.h. er hatte den Bremssattel erreicht, und deshalb konnte ich die Leitung nun einfach nach hinten herausziehen, ohne den Schaltzug von vorne nachzuschieben oder zu befürchten, daß er aus der Bremsleitung herausrutscht.
Dann folgte das Aufschieben der neuen Leitung von hinten auf den Schaltzug, die Einführung in die Kettenstrebe und das kontinuierliche Nachschieben. Das war problemlos möglich, und wenn der Zug einmal nicht weiter wollte, dann half das Herausziehen nach hinten um eine minimale Strecke, gefolgt von einem vorsichtiges Ziehen am Schaltzug von vorne mit gleichzeitigem erneutem Nachschieben.
4.
Zwei Schwierigkeiten gab es:
a)
An einer Stelle ließ sich die Leitung nicht mehr nachschieben, und es war schwer zu sehen, woran das lag. Die Leitung tritt (von hinten gesehen) an der linken Kettenstrebe in den Rahmen ein, wechselt aber vor dem Dämpfer auf die rechte Seite und geht rechts am Dämpfer vorbei. Dort soll sie in einer Führung liegen (und wird normalerweise per Kabelbinder in dieser gehalten).
In diese Führung wollte sie einfach nicht eintreten. Auch Ziehen am Schaltzug von vorne änderte daran nichts; bei weiterem Ziehen hätte ich nur den Schaltzug aus der Leitung gezogen. Das Ganze war schwer zu sehen, weil ich von unten bei geöffneter Wartungsklappe hineingesehen habe und der Bereich dort schwarz ist (schlechte Beleuchtung, Bücken und Verdrehen zum Hineingucken von unten plus schwarze Leitung auf schwarzer Führung in schwarzer Umgebung ist nicht gut ...).
Nach der sehr lange dauernden Erkennung des Problems war die Leitung dann aber recht schnell mithilfe eines Schraubenziehers in die Führung bugsiert, und es konnte weitergehen.
b)
Nach weiteren 5 oder 10 cm kam dann ein größeres Problem, nämlich die Schaumstoffhülle, oder genauer gesagt deren Nichtvorhandensein. Ich hatte vor lauter Euphorie beim ersten Versuch die Leitung zu weit vorgeschoben, ohne an diese Hülle zu denken. Natürlich war die Leitung dabei nicht in die Hülle geschlüpft, sondern hatte diese nach oben geschoben und dabei quasi geknüllt.
Nun war guter Rat teuer. Die Hülle konnte oben am Steuersatz gegriffen und ein Stück in das Unterrohr zurückgeschoben werden. Das half aber nichts, denn sie kam unten nicht an. Es hat viel Geduld, Nerven und abgeschürfte Finger gekostet, bis nach endlosem "Genoddel" die Hülle doch wieder durch die Wartungsklappe mit zwei Stäben, einer Spitzzange oder Ähnlichem (ich weiß nicht mehr) gegriffen und nach unten gezogen werden konnte.
Die Bremsleitung hatte ich vorher natürlich wieder ein entsprechendes Stück nach hinten herausgezogen. Nun war es leicht, die Leitung in die Schaumstoffhülle zu fädeln, von hinten weiterzuschieben und dabei die Hülle festzuhalten, so daß sie nicht mit nach oben wanderte.
Die Leitung kam ohne weitere Zicken im Steuerrohr heraus und war problemlos durch den Steuersatz zu verlegen.
So weit mein Erfahrungsbericht.
Zusammenfassend für alle, die das nachmachen wollen:
- Falls Ihr wählen könnt, dann nehmt die neue Bremse ohne J-Kit. Ihr müßt ansonsten (so wie ich) erst einmal die vorbefüllte Leitung entleeren (es sei denn, Ihr trennt die bestehende Leitung am Bremssattel auf und befestigt die vorbefüllte verschlossene Leitung z.B. per Klebeband daran, was mir zu unsicher wäre).
- Beim Durchziehen bzw. Schieben (je nach verwendeter Methode) der Leitungen von hinten nach vorne dringend ggf. vom ersten cm an darauf achten, daß die Schaumstoffhülle im Unterrohr nicht nach vorne / oben geschoben wird. Um das zu verhindern, kann man die Wartungsklappe öffnen und die Hülle während des Ziehens oder Schiebens der Bremsleitung mit den Fingern festhalten. Ich habe das zwar alleine hinbekommen, aber besser hätte ich mir dabei helfen lassen.