Ich habe nicht die komplette Diskussion gelesen (stellenweise war mir das - offen gesagt - auch zu anstregend), aber ich möchte mich dennoch kurz zur E-Bike/Pedelecs Thematik äußern und meine eigene Sicht auf die selbige schildern.
Es gibt einige Argumente, die gerne für E-Bikes/Pedelecs genutzt werden, die sich mir persönlich aber nicht ganz erschließen. Vorausschicken möchte ich noch, dass ich mich quasi ausdrücklich auf MTBs mit Motorunterstützung beziehe.
Das Argument, dass es einem ermöglicht wird, längere Touren zu fahren oder die gewohnte Hausrunde schneller zurück zu legen, ist für nicht nicht ganz nachvollziehbar. Zum einen, weil ich für mich festgestellt habe, dass ich nach einer Tagestour - sei es in den Bergen oder wo auch immer - definitiv voll bin, was das Sammeln von Eindrücken angeht. Ich muss gar nicht mehr die 300hm oder die 20 Kilometer extra fahren, es reicht mir dann einfach. Ich habe genug gesehen, genug getreten, es ist einfach okay und ich bin zufrieden mit dem, was ich geleistet und erlebt habe.
Den Zugewinn an Geschwindigkeit sehe ich folgendermaßen: Wer schneller fahren möchte, muss eben mehr fahren und dann ergibt sich das Plus an Speed automatisch.
Einen etwas anderen Blick habe ich auch auf den Punkt, dass es mit einem E-MTB möglich wird, bestehende Leistungsunterschiede auszugleichen. Klar, der schwächere Fahrer oder die schwächere Fahrerin erhält Unterstützung und kommt dem/den anderen hinterher, aber mal ehrlich: Wenn ich mit jemandem unterwegs bin, der langsamer ist als ich, dann passe ich mich dieser Person an. Schließlich geht's ja nicht darum, möglichst schnell durch die Natur zu heizen, sondern mit jemanden draußen etwas zu unternehmen, den oder die man gerne um sich hat. Und dann ist es mir doch ganz egal, ob ich bei der Geschwindigkeit Abstriche machen muss. Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich neben jemanden eine Steigung hochschiebe, die ich - wenn ich alleine unterwegs bin - mit Sicherheit überwinden könnte. Zumal es ja oft der Fall ist, dass "Verbindungsstücke" (spricht Fortweg, Waldautobahn, Straße) in Bezug auf die Geschwindigkeit nie ein Thema sind. Wenn ein Leistungsunterschied deutlich wird, dann doch eher auf schwierigeren Passagen, wo dieser dann in den Bereichen Mut, Fahrtechnik oder Erfahrung liegt. Da ist dann ein E-MTB auch nur kaum das, was benötigt wird, um die Leistungsdifferenz auszugleichen. Aber auch hier gilt für mich: Ich nehme Rücksicht auf meine Begleitung, fahre langsam vor, zeige eine gute Linie, spreche Mut zu und wenn's gar nicht geht und abgestiegen werden und ich warten muss, dann ist mir das auch egal. Dann eben beim nächsten Mal...und wenn nicht, dann halt beim übernächsten Mal. Irgendwann klappt es schon und wenn nicht, dann spielt das auch keine Rolle.
Noch einmal zurück zu den "Verbindungsstücken": Selbst da hat man ja die Möglichkeit, sich etwas mehr zu fordern, z.B. indem man sich entschließt, nicht mehr zu schalten, die Strecke im SSP-Modus zu bewältigen und dann versucht, dass Tempo der Begleitung mitzugehen und Anstiege ohne Runterschalten zu bewältigen.
Was ich mir dagegen mit einem E-MTB wirklich spaßig vorstelle, ist das Bergauffahren von Passagen, die mit reiner Muskelkraft nicht bezwingbar wären. Aber selbst da stelle ich mir immer wieder die Frage, ob das denn unbedingt sein muss. "Muss ich wirklich überall hochkommen?" Für mich lautet die Antwort "Nein, muss ich nicht." Ich habe kein Problem damit, Grenzen zu akzeptieren. Wenn mich interessiert, was sich hinter einer fahrenderweise unpassierbaren Uphillpassage verbirgt, dann trage ich eben mein Rad da hoch oder lasse es stehen und erkunde die Gegend dann halt zu Fuß.
Ich gönne jedem seinen Spaß mit dem E-MTB, der körperlich darauf angewiesen ist und allen anderen natürlich auch.
Nur plädiere ich dafür, sich gut zu überlegen, ob man das Gefühl, ein Ziel komplett mit eigener Kraft gepaart mit Willensstärke erreicht zu haben, wirklich für einen Zugewinn an Geschwindigkeit, wenigen hundert Höhenmetern zusätzlich oder einer Verlängerung einer Tour im unteren bist mittleren zweistelligen Kilometerbereich eintauschen möchte.
Ich möchte das nicht und hoffe, dass ich noch lange in der Lage sein werde, diese Entscheidung selbst treffen zu können und mich nicht nach Umständen richten zu müssen, die mir diese Entscheidung abnehmen.
So, das war's.
Viele Grüße,
Fabian