Hmm, "Alles zum Thema Spikereifen für Fatbikes hier rein!"
Ok, dann gerne mal einen Rundgang durch über so 20 Jahre Snowbiken:
Jaja, ich weiss, man braucht auf Schnee keine Spikes. Ich bin halt ein kleiner Schisser und fahre sie trotzdem. Außerdem kann ich es mir leisten.
Vor allem, nachdem es mich auf der Wasserkuppe, mitten im Skibetrieb, vor ca. 80 belustigten Skifahrern und 20 lachenden Snowboardern auf einer 3x6 m großen und schneeüberdeckten Eisplatte, mit einer 9,6 auf der nach oben offene Peinlichkeitsskala, im wahrsten Sinne des Wortes, auf die Fresse gelegt hat. Wohlgemerkt auf dem Weg zur Skipiste, nicht auf der Skipiste. Ich mein´, wer läuft schon zur Piste, wenn er ein Rad dabei hat ... ein Rad...auf dem Weg zur Skipiste..in den 90ern...egal. Ich kann von Glück reden, dass es damals noch keine
GoPro´s gab.
Nicht, dass ich nicht davon gelernt hätte oder es danach besser gewusste hätte und nicht, dass das Gleiche mir direkt vor der Haustür noch mal passiert wäre; aber lassen wir das... Ich war halt damals auch so einer. Es hat ne Weile gedauert bis ich begriffen habe, dass man auch ohne blutende Nase die überfrierende Nässe auf den 12 km Asphalt bis auf den Feldweg an der Waldgrenze überstehen kann. Man muss halt einfach nur sein Sparschwein knacken und zwei der sauteuren runden Gummis kaufen, die mit einem Metall gespickt sind, dass sich Wolfram nennt.

Schauff Elevated Chainstays, Biopace, Ground Control 2,5 - hey und ne elektronische
Klingel!
Quatsch, braucht kein Mensch, damals bin ich in den Keller gegangen und hab den guten alten Spezialized Ground Control 2,5 mit Blechschrauben bestückt. War halt der breiteste Schlappen, den es damals gab.
Ganz zur Freunde meines Vaters, der irgendwie etwas anderes mit den Schrauben geplant hatte...oohh, wann war das? 1988 oder 93? Gruss an die Jungs und Mädels, die gedacht haben, die Idee wäre ganz toll, oder neu, oder es hätte damals noch keine Schrauben gegeben oder so. Es gab damals jedenfalls keine Foren, da es kein Internet gab, zumindest nicht für Jedermann. Nein, die Gehirne sind damals auch ohne globale Vernetzung über hunderte von Kilometern Entfernung auf die gleichen bescheuerten Ideen gekommen. Die Vorfreude war riesig, aber kurz. Es hat ein paar
Schläuche gebraucht, bis ein Stück eines Sicherheitsgurtes aus einem VW Polo zwischen
Reifen und
Schlauch gewandert ist. Das Stück Gurt hat meine Mutter übrigens bis heute nicht vermisst. Apropos "gewandert", das Ganze ging dann so lange gut, bis der Gurt im
Reifen gewandert ist. Dann hat man in verklebt, dass ging dann so lange gut, bis sich der Kleber gelöst hat...naja.
Irgendwann hat
Schwalbe uns allen die Last von den Stollen genommen, mit dem Ice Spiker. Also, ab an das Fully mit einem
Reifen, der in seiner Form an eine diamantbesetzte Trennscheibe erinnert. Nur für Schnee halt. Naja, sie haben es zumindest versucht. Denn unter 2,8 bar war das Ding nicht fahrbar ohne Schlangenbiss, mit der Traktion eine geölten Eisenpfeile. Kenda? Pah! Viel zuwenig Spikes, wir sind schließlich Extremsportler und Abendteurer! Wir hatten zwar damals keinen Spass, aber es sah verdammt gut aus! Hey, mal ehrlich, worauf kommt es denn an? Richtig: gefühlte 189 cm Schneehöhe, -37 Grad, eisiger Wind aus Nordnordwest, Nebel mit 60 cm Sicht, mindestens 6 Stunden riskanter Aufstieg durch den Schnee um 4 Uhr morgens, direkt am gelb beleuchteten Natodraht der Besatzer vorbei...aber jetzt steh ich gelassen neben meinem spikebereiften Bike auf der Kuppe an Werners Imbissbude und futtere ein Knoblauchsteak nach dem anderen. Boah, das war noch Abendteuer-Feeling! Musste ja keiner Wissen, dass ich hier 2,5 Stunden hoch getragen habe...und ich zittere. Entweder vor Kälte oder weil mein Körper schon ahnt, dass er auch wieder runter muss.
Aus Spaß wurde Ernst, mit dem Ice Spiker Pro 2,35. Denn der konnte (oder vielmehr kann) tatsächlich was, als musste man jetzt dummerweise auch tatsächlich mal fahren statt tragen. Schon besser, also zogen sich tief gähnende Reifenspuren in die Skipiste, zumindest solange es steil genug war. Unter 25% Gefälle wurden die Reifenspuren jäh durch Abdrücke von SPD-Schuhsohlen unterbrochen. Ganz zur Freude der anderen teilnehmenden Wintersportler.
Oohhja, hätte ich fast vergessen: damals entbrannten hitzige Diskussion mit rudimentären Meinungen, die sich sogar heute noch wiederfinden lassen. Nein, nicht nach Shakespeares "Spikes oder nicht Spikes?", sondern eher in Richtung W. Röhrls: je schmaler, desto besser. Unglaublich aber wahr: es gab nicht wenige Verfechter von schmalen
Reifen für den Wintereinsatz, denn der
Reifen müsse sich durch den losen Schnee durchgraben, bis er im festen Untergrund Grip findet. Gut, eventuell sollten wir "Schneehöhe" neu definieren oder die Leutchen haben vergessen, dass ein MTB leider keinen 400 PS starken Vierradantrieb hat. Zumindest meins nicht.
Und jetzt befinden wir uns in der Sternzeit 2014.12 und dringen mit Fatbikes in Skigebiete vor, die noch kein Biker zuvor befahren hat. Erstaunlicherweise scheint das Aufkommen von Fatbikes immer noch nicht zu einer vollständigen logischen Aufklärung über sinnige Schneereifen geführt zu haben, aber wir stehen ja noch am Anfang und es gibt Dinge, die sind seit 2000 Jahren nicht angekommen.
So, und wem der Text zu lang ist, der muss Ihn trotzdem lesen. Und wer die spassigen und sarkastischen Seitenhiebe ohne Smilies nicht verstanden hat, der möge seinen Unmut hier kundtun. Und wer dann immer noch eine andere Meinung zwanghaft vertreten muss, der hat sie zu unterdrücken, denn wir leben in einer pragmatischen totalitären und autoritären Diktatur. Und wer die letzten vier Fremdwörter nicht verstanden hat, der darf mein zweistündiges Coaching besuchen, jeden Dienstag und Donnerstag um 19 Uhr in der Telefonzelle neben der Stadthalle, Teilnahmegebühr nur 99 € pro Person.

Von links nach rechts: Panaracer Mud 1,9 - Ice Spiker Pro 2,35 - Dillinger 4 - Dillinger 5