21.04. 15:00 Eagle Nest Guesthouse in Ghasa, 1950m

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Tatopani lüde (bin zwar ein Konjunktiv-Fan, aber das klingt echt grausig?!) zwar mit hübschen Bananengärten in beinahe tropischen Klima zum bleiben ein, aber solch zwergenhaft niedrige Tieflagen möchte ich meinen roten Blutkörperchen nicht mehr antun. Ist ja auch erst mittags, da geht schon noch was bergauf. Allerdings wähle ich nach einem Blick auf die vollkommen zerstörte Kali-Gandaki-Schluchtstraße doch lieber die Warmduschervariante. Schon letztes Jahr beim runter rollen war hier ein "Road Improvement Project" im Gang, das bedeutet in Nepal normalerweise nichts Gutes. Die Situation hat sich seither nicht verbessert, eher das Gegenteil ist der Fall. Ein dutzend Kilometer ehemals akzeptable Piste sind absolut im Eimer, von Baumaschinen aufgerissen und die nächsten Jahre über ihrem traurigen, schlammigen, felsbrockigen Schicksal überlassen.

Das machen die Nepalis gerne so mit ihren Straßen: Erst mal alles in Grund und Boden zerstören und dann mit zwei bis fünf Personen Manpower pro Kilometer die nächsten zwanzig Jahre dran arbeiten. Straßenbau ist hier eher ein Generationenprojekt. Mag ja sein, dass es aus finanziellen Gründen nicht schneller geht. Aber dann könnte man sich doch wenigstens kleine Abschnitte vornehmen, statt ein ganzes Tal über Jahre hinweg ins Chaos zu stürzen?!

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Nicht mal runterrollen möchte ich hier noch, geschweige denn hochstrampeln. Der Trip im Bus ist allerdings auch beileibe kein Zuckerschlecken, eher eine Fahrt durch die Hölle. Leider sonst keine Fotos vom Ritt des Todes oder dem Straßenzustand,. Ich muss mich mit Händen und Füßen an der Sitzbank festkrallen, und nicht ständig mit dem Kopf gegen Decke und Wände geschleudert zu werden. Schon nach drei Minuten setz ich im Bus meinen Helm auf... kein Scherz. Freilich... bei einem Absturz in die Schlucht hilft das auch nicht weiter.

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Aber wir haben zwei heilige Pilger mit an Bord, dann kann ja nix passieren. Wie auch immer, als halbwegs durchzivilisierter Westeuropäer kann man sich so eine Fahrt kaum vorstellen. Mir fehlen auch einfach die richtigen Worte, diesen Höllenritt noch weiter zu beschreiben. Schlussendlich sind wir für eine Strecke von kaum dreizehn Kilometern deutlich über zwei Stunden unterwegs... und das waren wahrlich keine guten zwei Stunden! Wollte eigentlich noch ein bisserl weiter warmduschen, aber ich muss einfach dringend aus diesem Bus raus!

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Ab dem Örtchen "Ghasa" scheint sich der Straßenzustand zu bessern, bis hierher ist das "Road Improvement" von Tatopani wohl noch nicht vorangekommen. Sieht wieder radlbar aus... aber nicht mehr heute. Wie üblich kommt um drei Uhr das Gewitter daher, also nix wie rein in die Lodge und sich nen faulen Nachmittag gemacht. Knapp zweitausend Meter Höhe, das passt schon für die Akklimatisierung. Morgen pack ich dann noch nen knappen Tausi drauf.
 
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einfach nur Dankeschön! für den tollen Bericht :love: bin schon gespannt wie es weiter geht. Wünsche Dir viel Spaß und beste Gesundheit :daumen:
 
13km in zwei Stunden?!
Das muss wahrlich ein Höllenritt gewesen sein! - Das sollte man doch mit dem Rad schneller hin bekommen. :D

Was ich mich frage: Leidet Dein Rad nicht wahnsinnig, wenn es auf dem Dach festgeschnallt so durchgerüttelt wird? Du hast ja nichts zum unterlegen dabei.
 
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vielen Dank für diesen tollen Bericht, einfach große Klasse.:anbet:

Was benutzt du eigentlich für eine Handyhalterung am Vorbau? Sieht jeden Falls sehr praktisch aus!

Gibt es eigentlich ein FAQ wo sowas drin steht? In den alten Berichten gabs ja sowas schon aber die kann man alle nicht mehr öffnen.
 
Was benutzt du eigentlich für eine Handyhalterung am Vorbau?
Also das ist eine Carbonplatte, die er sich irgendwo günstig geschossen hat, und die ist an Vorbau und -kappe befestigt. Das Ganze mit Velcro bespannt. Am Handy ist dann das Gegenstück Velcro mit einer handelsüblichen Silikonhülle vernäht (Kleben hält nicht). Beim Downhill ratsch ab in die Tasche und genauso schnell wieder drauf. Ich kann mich an erst einen Verlust erinnern, da hat er dann abenteuerlich irgend so einen Uralt-Rechner gehackt und flugs das Signal des Verlustortes rekonstruiert. War glaube ich irgendwo in Spanien, die Geschichte war alleine schon wert, alle alten Berichte noch mal zu lesen :).
Ach ja, Forumslader und Dynamonabe sehe ich auf dem Busdachbild nicht..
Details kommen dann sicher noch von den Auskennen hier oder vom Meister selbst. Würde mich auch interessieren, obs vielleicht ein Update gibt.
 
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Ich kann mich an erst einen Verlust erinnern, da hat er dann abenteuerlich irgend so einen Uralt-Rechner gehackt und flugs das Signal des Verlustortes rekonstruiert. War glaube ich irgendwo in Spanien, die Geschichte war alleine schon wert, alle alten Berichte noch mal zu lesen :).
War das nicht 2016 auf den Provance Kringeln? Der letzte Spanien tripp war doch zusammen mit Goldkettle auf den Spuren der Muschel. Beim Handy Verlust war er allein unterwegs.

Coole Geschichte mit dem Bus. Da du sicher schon einige abenteuerliche Busfahrten erlebt hast, muß das sicherlich hart sein, wenn du den Helm aufbehälst....
 
Also das ist eine Carbonplatte, die er sich irgendwo günstig geschossen hat, und die ist an Vorbau und -kappe befestigt. Das Ganze mit Velcro bespannt. Am Handy ist dann das Gegenstück Velcro mit einer handelsüblichen Silikonhülle vernäht (Kleben hält nicht).

vielen dank
 
22.04. 09:10 Kali-Gandaki-Straße bei Ghasa, 2300m

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Heute Rösti zum Frühstück. Passt.

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Die Straße durch die Schlucht macht auch einen deutlich besseren Eindruck.

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Das Schild verheißt allerdings nix gutes. Glaube die fangen hier gleich mit dem nächsten "road improvement" an. Den unteren Teil erst mal fertig zu machen, wäre ja auch zu seltsam.

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Prompt ist um die nächste Ecke erst mal Schicht im Schacht: Ein einzelner Bagger gräbt von oben den Hang ab, wohl um die Trasse irgendwann mal etwas zu verbreitern. Für Jeeps und Busse ist hier jetzt einige Stunden Pause, Fußgänger und der einzige Radler dürfen allerdings schon bald in einer Baggerpause über die frisch aufgerutschten Felsbrösel marschieren. Da sind die Nepalis recht stressfrei... geht ja rechts nur dreihundert Meter in die Schlucht runter.
 
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22.04. 12:00 Tukuche, 2600m

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Weiter bergauf... das Kali Gandaki Tal wird mit jedem Höhenmeter schöner. Oft führt die Piste als Traktorspur mitten durchs Flussbett. Durch die Straßensperre im unteren Teil hab ich die Gegend jetzt ganz für mich allein. Keine Busse, keinen Jeeps, kein Stress.

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Blau-Weiß-Grünes Bergpanorama: der Nilgiri (7090m) begleitet mich auf der rechten Seite.

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Einfach schön hier, am oberen Kali Gandaki.

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Als die meisten Höhenmeter gefressen sind, wechsle ich über eine Hängebrücke die Talseite...

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... von der Piste auf den Wanderweg.

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Der isohypsig flussbegleitende Trailttraum führt mich...

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... bis in den Ort Tukuche. Höchste Zeit für eine Nudelsuppe!
 
Was für eine Gegend :daumen:

Stand da auf dem Bauschild Fertigstellung 2076?!

Von der Busfahrt hätte ich gern ein Video aus dem Inneren des Busses gesehen. Wäre bestimmt lustig anzuschauen, wie alle Insassen hin und her und hoch und runter hopsen :lol:
 
Was für eine Gegend :daumen:

Stand da auf dem Bauschild Fertigstellung 2076?!

Von der Busfahrt hätte ich gern ein Video aus dem Inneren des Busses gesehen. Wäre bestimmt lustig anzuschauen, wie alle Insassen hin und her und hoch und runter hopsen :lol:

Huhu ich meld mich mal. In der Regel bin ich stiller Mitleser!

Das Jahr 2076 ist nach nepalesischem Kalender bedeutet so viel wie 2019! Hier zum Nachlesen klicken!

Viel Spaß noch auf deiner Reise, freue mich schon auf den Rest der Reise!
 
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Wahnsinnige Bilder! Da könnte man echt neidisch werden (wäre ich gestern nicht den ganzen Tag im Bikepark Roturoa unterwegs gewesen - wenn auch nur mit Mietrad :D).

Bin gespannt, was da noch an Abenteuern kommt.
 
22.04. 13:00 Marpha, 2700m

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Immer weiter strample ich die Kali-Gandaki-Schlucht nach Norden bergauf und erfreue mich an bestem Radlwetter und sommerlichen Temperaturen. Nach Tukuche folgt der sehenswerte Ort Marpha, bekannt für schöne weiße Häuser, kunstvoll geschnitzte Fenster und ganz allgemein viel Holz auf den Dächern.

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Außerdem befindet sich hier das Aprikosen- und Apfelanbauzentrum des Tals, die Säfte schmecken hervorragend. Nach drei Flaschen bin ich ein wenig überfüllt, aber man soll zum akklimatisieren ja trinken bis der Arzt kommt. Also prost... und dann Siesta... da halt ich's wie die Locals.

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Specki hat ausnahmsweise auch mal Pause. Keiner kommt zum probefahren, die Kids im Kloster sind wohl gerade alle beschäftigt.
 
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