Lenkwinkel am Mountainbike: Flach oder steil – einfach erklärt!

Lenkwinkel am Mountainbike: Flach oder steil – einfach erklärt!

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In unserem Grundlagen-Artikel zum Thema Rahmen haben wir uns auch ein wenig mit dem Thema "Lenkwinkel" befasst, doch in Anbetracht der starken Entwicklungen auf diesem Feld ist es mehr als angebracht, diesen Thema einen eigenen Artikel zu widmen. Jeder kennt ihn, den Lenkwinkel. Doch was beeinflusst ihn und wie beeinflusst er das Fahrverhalten eines Mountainbikens?

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Lenkwinkel am Mountainbike: Flach oder steil – einfach erklärt!
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von foreigner

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Schöner Artikel, der gut darstellt, dass flacher nicht immer besser ist!
Wie bei den Reifen, werden die Lenkwinkel irgendwann so flach sein, dass sie (für den Normalo) keinen Sinn mehr machen und dann werden sie halt wieder etwas steiler. Siehe die Entwicklung der Reifen.
Die Käufer müssen sich halt fragen, was und wie schnell sie (wirklich) fahren, um zu entscheiden welcher Lenkwinkel der Richtige ist. Solange aber in den Tests geballert wird und es dann heißt, dass der Lenkwinkel bei Bike xy Oldschool ist, werden die Leute die immer flacheren Lenkwinkel kaufen, aber viele dann mit ihren Rädern dann nicht glücklich sein.
 
Ab wann ist flach zu flach? ;) :)
Na ja, wenn jemand mit seinem Rad nicht klarkommt, weil er ständig das Gleichgewicht bei Schneckentempo nicht halten kann.
Gerade Ungeübte dürften da Schwierigkeiten haben, weil sie eben eher langsam über Hindernisse fahren und sich dann noch unsicherer fühlen, als ohnehin schon.
 
Na ja, wenn jemand mit seinem Rad nicht klarkommt, weil er ständig das Gleichgewicht bei Schneckentempo nicht halten kann.
Gerade Ungeübte dürften da Schwierigkeiten haben, weil sie eben eher langsam über Hindernisse fahren und sich dann noch unsicherer fühlen, als ohnehin schon.

Die Erfahrung habe ich auch gemacht, mein erstes (Downhill-)Bike hatte einen zu flachen Lenkwinkel für meine Anfänger-Qualitäten und ich dachte sehr lange, ich wäre einfach nicht dazu in der Lage, mein Bike richtig zu kontrollieren. Nach dem Wechsel auf einen ausgewogeneren Freerider sah das Ganze schon ganz anders aus! So einen @nuts Artikel hätte ich damals gebrauchen können :daumen:
 
Stimmt. Gleichzeitig verringert ein flacher Lenkwinkel zb Überschläge nach vorne.
Stimmt, aber wenn der Fahrer schon vorher absteigt oder umfällt, dann kommt er gar nicht bis zum Überschlag! ;-

Ich meine ja auch nicht, dass Lenkwinkel wie vor 10 Jahren gut sind, aber ich habe z.B. ein Spectral von 2017, bei dem der zu steile Lenkwinkel in der Bikie-Bravo mit dem Hinweis bemängelt wurde, dass das veraltet sei. Das ist für mich über das Ziel hinausgeschossen.
Bei einem Freerider oder Downhiller sehe ich das anderes - der wird ja auch mit Tempo gefahren.
 
Oh das weckt Erinnerungen. Ich bin damals, als + 70 Grad LW noch Standard waren, so regelmäßig und routiniert über den Lenker abgestiegen als wäre es ein eigenständiger Sport.
:lol:

Das für mich lebenslang anschaulichste Beispiel für steile Lenkwinkel in Aktion ist für mich dieser Klassiker:

 
sehr schöner Artikel
zum Glück gibt es ja Rahmen wo man die Geometrie anpassen kann, bekanntlich wächst man ja mit seinen Aufgaben.
Ob das die Biker für sich in Anspruch nehmen (wollen)steht halt wieder auf einem anderen Blatt.
 
Ich muss sagen, ich bin jemand, der selten an Artikeln hier wirklich etwas auszusetzen hat, aber dieser hier greift einfach viel zu kurz.
Er ist zwar grundsätzlich richtig, es ist aber so oberflächlich, dass er selbst sehr viel eigene Aussagen relativiert, ohne zu begründen warum.
Zu gleichem Thema gab es auch schon auf anderen Seiten Artikel, die deutlich mehr in die Tiefe gingen. Und dies ist im Jahr 2018 einfach notwendig. Vor 5-10 Jahren wäre der Artikel absolut in Ordnung gewesen, weil Bike-Geometrien relativ einheitlich waren, Laufradgrößen einheitlich waren, Gabelhersteller einen Offset-Wert anboten, ... . Heute sieht das einfach anders aus und es gibt so viel mehr Einflussfaktoren, die betrachtet werden müssen. Sie werden im Artikel zwar erwähnt, aber nicht erklärt.
Daher sehe ich den Artikel mehr als "Einstieg" ins Thema, der in einer nächsten Ausgabe aber dringend vertieft werden sollte. Der Artikel lässt viel (teilweise heute falschen) Interpretationsspielraum.
Einige Beispiele, die ich meine und Ergänzungen zum Artikel die ich sehe:

- die These, dass mit flachem Lenkwinkel bergauf nicht genug Druck aufs Vorderrad kommt. Grundsätzlich, sinkt der Druck aufs Vorderrad mit flacherem Lenkwinkel, weil das Vorderrad weiter nach vorne wandert. Aber auch nur, wenn man sonst nichts an der Bike-Geometrie ändert! Ein Bike mit flachem Lenkwinkel hat nicht zwangsläufig wenig Druck auf dem Vorderrad als ein anderes Bike. Moderne Geometrien gleichen das durch längere Reach- Werte, steilere Sitzwinkel und auch längere Kettenstreben wieder aus. Die superkurzen Kettenstreben sind bei den meisten Herstellern längst wieder verschwunden. Mit gutem Grund: Weil sie der Bike-Balance schaden. Auch bergauf, wo sie zusätzlich Gewicht nach hinten verlagern und das Vorderrad leicht machen.

- Es wird quasi nicht auf den Gabel-Offset (oder auch Rake) eingegangen. Damit wird ja gerade derzeit sehr viel experimentiert und dieser Wert muss zusammen mit dem Lenkwinkel betrachtet werden. Die 2018er Transition-Bikes, das 2018er Orbea Rallon, oder die Geometron Bikes von Chris Porter sind beste Beispiele für Bikes mit verkürztem Offset. Giant verbaut hingegen 2018 teilweise bewusst längere Offsets als sie der Standard sind.

Grundsätzlich gilt hier: Ich kann bei gleicher Gabeleinbaulänge auf zwei Arten das Vorderrad gleich weit vor das Steuerrohr positionieren: Mit einem flachen Lenkwinkel und einer Gabel mit kürzerem Offset oder einem steileren Lenkwinkel mit längerem Gabel-Offset. Rein vom Druck auf das Vorderrad her gibt es bei beiden Varianten keinen Unterschied. Das Vorderrad wird bergauf genauso viel belastet, auch der Druck in Kurven ist der gleiche. Beide Bikes haben aber ein komplett anderen Nachlauf und ein anderes Lenkverhalten. (Natürlich kann man so auch Räder mit gleichem Lenkwinkel bauen, bei dem das Vorderrad weiter vorne oder hinten ist, etc. . Hier nur mal als Gedanken-Beispiel).

Also wo liegen jetzt bei unterschiedlichem Offset die Vor- und Nachteile?

Die Vorteile kürzerer Offsets:
Nehmen wir ein Bike, dass sich bergab gut fahren soll. Durch flache Lenkwinkel wird ein großer Nachlauf und damit Laufruhe und Sicherheit erzeugt. Aber es gibt Grenzen. Wird der Lenkwinkel zu flach, wandert das Vorderrad so weit vor, dass man kein Druck mehr auf das Vorderrad bekommt. Das Bike steigt bergauf, bergab untersteuert es. Dies kann man beispielsweise durch längere Kettenstreben ausgleichen, oder etwas längeren Vorbau (was aber kontraproduktiv für die Fahrsicherheit bergab ist und auch für das Lenkverhalten). Allerdings wird das Bike dann immer länger und schwerer/träger zu manövrieren. Verkürzt man den Gabeloffset wird der Nachlauf noch größer, was für ein noch stabileres Lenkverhalten sorgt, aber man bringt das Vorderrad wieder näher an den Fahrer und verbessert die Balance des Bikes und verkürzt dabei sogar geringfügig den Radstand, was das Bike gleichzeitig handlicher macht.
Ein weiterer Vorteil hat gar nichts dem Nachlauf zu tun, sondern ist nur dem Offset geschuldet: Ein Bike mit geringerem Offset stellt das Vorderrad beim Einlenken weniger stark nach innen. Ist der Offset länger wird die Radachse nach innen gestellt, dass Vorderrad will stärker nach innen ziehen und wird wackliger, gerade, wenn das Bike gleichzeitig ja in die Kurve gelegt wird. Das ist der Grund weshalb eigentlich alle Tester bei Testfahrten mit Bikes mit geringerem Offset feststellten, dass sie weniger kleine Lenkkorrekturen machen mussten und sich das von Kurve zu kurve Kippen sehr wie "carven" anfühlt.

Die Nachteile von kürzeren Offsets (und damit Vorteile von längeren):
Eigentlich gibt es nur einen einzigen. Das Lenkverhalten wird träger und abkippender. Der Effekt, den nuts im Artikel beschrieben hat, dass sich das Bike absenkt und die Lenkung ab einem gewissen Grad abkippt, verstärkt sich. Zwar ist die Lenkung bei geringen Einschlag noch stabiler und versucht ehr gerade zu ziehen, ab einem gewissem Punkt, kippt sie aber zusätzlich ein. Ein Effektt an den man sich gewöhnen kann, jeder mit einem DH-Bike kennt ihn. Auch muss man sagen, dass dieser Effekt nur bei wirklich sehr geringen Geschwindigkeiten bemerkbar ist, so bald das Bike etwas Geschwindigkeit hat, ist nichts mehr davon zu spüren. Möchte man aber ein Bike mit einer sehr leichtgängigen Lenkung, dass sich auch bei geringer Geschwindigkeit wendig anfühlt, muss man auf steilere Lenkwinkel und längere Gabeloffsets gehen. Auch dadurch kann das Vorderrad weit genug nach vorne kommen um beispielsweise Sicherheit zu schaffen, nicht über den Lenker zu gehen.

Ergänzend: Dem abkippenden Lenkverhalten (bei flachen Lenkwinkeln insbesondere mit geringen Offsets) kann man mit sehr kurzen Vorbauten entgegenwirken. Es fühlt sich weniger unangenehm an bzw. merkt man den Effekt weniger, wenn der Vorbau kürzer ist.
Überhaupt spielt auch die Vorbaulänge eine entscheidende Rolle für das Lenkverhalten, den Druck auf das Vorderrad und "Überschlagsgefühle". Ich bin inzwischen ein Anhänger (wie auch z.B. Greg Minnaar) der These (und meine Erfahrungen decken sich damit), dass die Vorbaulänge mit dem Gabeloffset korrelieren sollte. Das macht auch absolut Sinn. Mit Vorbauten, deutlich kürzer als der Gabeloffset, wird es in Kurven schwer Druck aufs Vorderrad zu bekommen. Ist der Vorbau deutlich länger als der Gabeloffset, gibt es auch leichter Überschlagsgefühle.

Chris Porter (Erfinder der Geometron bikes) meint, dass ihre Tests klar gezeigt haben, dass Leute auf bikes mit flacherem Lenkwinkel und kürzerem Gabel-Offset schneller bergab sind. Chris fährt bikes mit 59° Lenkwinkel und 30mm Offset. Übrigens auch 30mm Vorbau.
Die neuen Transition bikes fahren genau in diese Schiene (Lenkwinkel, Offset, Vorbaulänge; und wegen lürzerem Vorbau längerer Reach).
Wer dazu mehr lesen will, dem seien auch englischsprachige Foren zum Thema Geometron zu empfehlen, Tests von bikes wie dem Orbea Rollon, oder den Transitions (bible of Bike 2018 z.B.; auch der direktvergleich Rallon vs. Sentinel), oder auch das hier:
http://www.bikeradar.com/mtb/gear/article/pushing-the-limits-of-fork-offset-an-experiment-45343/

Aber nur isoliert das Thema Lenkwinkel zu behandeln, fand ich jetzt etwas seicht. Oder sollte da noch mehr kommen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich persönlich hatte an meinem Bike schon zu flach. Hab mit unterschiedlichen Lenkwinkeln (per Einstellung mit Tretlagerhöhe, längeren Kettenstreben und Winkelsteuersatz) alles ausprobiert und bin da gelandet, wo mir es am besten passt. Viel kann man mit offsetbuchsen meist nicht machen, weil man über die Tretlagerhöhe festgelegt ist.
Derzeit haben beide meiner Bikes Winkelsteuersätze drin. Mit kurzen Kettenstreben von 425mm ist für mich 65° die Grenze erreicht, wo ich noch genug Druck auf das Vorderrad bekomme.
 
:lol:

Das für mich lebenslang anschaulichste Beispiel für steile Lenkwinkel in Aktion ist für mich dieser Klassiker:

[

Auch ein abschreckendes Beispiel für miese Reifen, grottige Bremsen, schmale Lenker und Starrgabeln im Downhilleinsatz. Aber alles soweit wie möglich mit Mut und Einsatzwillen bis zur Selbstaufgabe wettgemacht. :lol:
 
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Schöner Artikel, der gut darstellt, dass flacher nicht immer besser ist!
Wie bei den Reifen, werden die Lenkwinkel irgendwann so flach sein, dass sie (für den Normalo) keinen Sinn mehr machen und dann werden sie halt wieder etwas steiler. Siehe die Entwicklung der Reifen.
Die Käufer müssen sich halt fragen, was und wie schnell sie (wirklich) fahren, um zu entscheiden welcher Lenkwinkel der Richtige ist. Solange aber in den Tests geballert wird und es dann heißt, dass der Lenkwinkel bei Bike xy Oldschool ist, werden die Leute die immer flacheren Lenkwinkel kaufen, aber viele dann mit ihren Rädern dann nicht glücklich sein.

Ab wann ist flach zu flach? ;) :)

Na ja, wenn jemand mit seinem Rad nicht klarkommt, weil er ständig das Gleichgewicht bei Schneckentempo nicht halten kann.
Gerade Ungeübte dürften da Schwierigkeiten haben, weil sie eben eher langsam über Hindernisse fahren und sich dann noch unsicherer fühlen, als ohnehin schon.

Das Limit für flache Lenkwinkel ist noch lange nicht erreicht. Nachteile ergeben sich nur, wenn der Rest vom Rad nicht dazu passt. Darum ist eine reine Anpassung des Lenkwinkels über einen Winkelsteuersatz oft der falsche Ansatz, weil man die anderen Parameter nicht passend dazu verändern kann.

Wenn Leute sagen, dass flache Lenkwinkel nicht funktionieren würden, frage ich mich immer woran man das festmacht? Wie wurde diese Erkenntnis gewonnen? Wie flach war der Lenkwinkel am Bike, an welchem er als zu flach empfunden wurde?

Es gibt kaum Räder da draußen – abgesehen von DH Bikes - die wirklich flach sind (Unter 63 Grad). Also wie genau kann man dann solch eine Aussage machen?


Stimmt, aber wenn der Fahrer schon vorher absteigt oder umfällt, dann kommt er gar nicht bis zum Überschlag! ;-

Ich meine ja auch nicht, dass Lenkwinkel wie vor 10 Jahren gut sind, aber ich habe z.B. ein Spectral von 2017, bei dem der zu steile Lenkwinkel in der Bikie-Bravo mit dem Hinweis bemängelt wurde, dass das veraltet sei. Das ist für mich über das Ziel hinausgeschossen.
Bei einem Freerider oder Downhiller sehe ich das anderes - der wird ja auch mit Tempo gefahren.

Es gibt nicht nur eine Lösung oder eine Wahrheit für Lenkwinkel (und Geometrien). Auch wenn ich persönlich gerne mal Lenkwinkel in Richtung 60° verwende, so heißt das nicht, dass etwas steileres für mich nicht fahrbar wären. Würde ich mir ein Marathonbike zulegen, würde es vermutlich ein altes Specialized Camber mit 70° Lenkwinkel (und kürzerem Offset) oder ein altes Ripley werden. Von der Geometrie quasi unfahrbar…





Den größten Fehler, den man machen kann bei der Auswahl eines neuen Bikes, ist sich an einem Wert in der Geometrietabelle festzubeißen und dann eine Aussage über die Fähigkeiten eines Rades zu fällen. Alleine über den Setup von Front und Heck lässt sich ein Rad so extrem verändern, das es in seinem Fahrverhalten eher einer anderen Kategorie zuzuordnen wäre.
 
Ich fahre am Tourenbike 64°. Passt.

Was man zum Offset noch sagen muss: Der Nachlauf wird ganz wesentlich vom Laufraddurchmesser beeinflusst. Um mit 29" ceteri paribus den gleichen Nachlauf wie bei 26" hin zu bekommen, muss der Offset schon erheblich vergrößert werden. Damit steigt aber auch die Höhenveränderung und damit das Kippen.

64° LW, 26", 126 mm Nachlauf = 37 mm Offset,
64° LW, 29", 131 mm Nachlauf = 50 mm Offset;
 
Das Limit für flache Lenkwinkel ist noch lange nicht erreicht. Nachteile ergeben sich nur, wenn der Rest vom Rad nicht dazu passt. Darum ist eine reine Anpassung des Lenkwinkels über einen Winkelsteuersatz oft der falsche Ansatz, weil man die anderen Parameter nicht passend dazu verändern kann.

Wenn Leute sagen, dass flache Lenkwinkel nicht funktionieren würden, frage ich mich immer woran man das festmacht? Wie wurde diese Erkenntnis gewonnen? Wie flach war der Lenkwinkel am Bike, an welchem er als zu flach empfunden wurde?

Es gibt kaum Räder da draußen – abgesehen von DH Bikes - die wirklich flach sind (Unter 63 Grad). Also wie genau kann man dann solch eine Aussage machen?

Das sehe ich auch so.
Wenn man komplett frei ist bei der Geometrie (Hersteller), kann man noch deutlich flachere Lenkwinkel als derzeit üblich, gut fahrbar machen.
Hat man ein Bike und will es optimieren, bleiben einem weniger Möglichkeiten, mit denen man arbeiten kann.
Das kann langwierig und schmerzhaft sein.
Ich hatte das Thema bei meinem Caver ICB. Erste Charge, ordentlich "aus der Geo geschweißt". Ab Werk über 5mm niedrigeres Tretlager als in der Geo-Tabelle, dazu 63,3° Lenkwinkel in der flachen Einstellung. Gut am ICB gab es ja Einstellmöglichkeiten. Flip-Chip mit steiler Geo, austauschbare Ausfallenden (Kettenstrebenlänge +17mm, Lenkwinkel -0,5°, Tretlager - ein bisschen).

Aber erstmal habe ich es lange in flach mit kurzer Kettenstrebe probiert. Der flache Lenkwinkel gefiel mir, wie am DH-Bike, dachte ich. Man kann sich ja auch umgewöhnen. Als ich nach einem Jahr immer noch teils schwere Stürze wegen notorisch zu wenig Druck auf dem Vorderrad (auch schon mit 10mm längerem Vorbau) hatte, musste was geschehen. Erste Maßnahme: lange Kettenstrebeneinstellung. Die länge vorne ausgleichen.
Ergebnis: deutlich besser (wenn auch nicht ganz optimal), aber Tretlager ist sehr tief, bleib häufiger am Boden hängen. Man muss sich vielleicht umgwöhnen. 4 Wochen später, Fuß eingefädelt in Wurzel bei voller fahrt, mehrere hundert Jahre alte Eiche in der Flugbahn, 3 Tage Krankenhaus. Also, so geht´s nicht. Also, Flipchip und steile Geo-Einstellung dazu.
Ergebnis: Konnte mich nie damit ganz anfreunden. Tretlager gefühlt zu hoch, stelzig, lang, träge.
Also, Winkelsteuersatz suchen. Der musste schon ordentliche Verstellung bringen, aber durfte aber nicht unter dem Steuerrohr auftragen, da ja sonst der Lenkwinkel wieder flacher wird. Bei Tapered Steuerrohr und Tapered Gabelschaft findet man da bei Cane Creek und Co gar nix.
Also, in England bei Works Componts was passendes gefunden und bestellt.
Einstellung vom Bike wieder in die flache Position gebracht, Kettenstreben kurze Variante, mit der das Tretlager auch besser passte und Steuersatz +1,5° eingebaut.
Ergebnis: Tretlager fast da wo in der Geo-Tabelle für flach angegeben und damit sehr angenehm, Lenkwinkel bei 65,1° gemessen. Wieder 40mm Vorbau drangebaut. Druck auf dem Vorderrad perfekt, mir absolut Laufruhig genug, und schön wendig mit den 425mm Kettenstreben.
Das beste was mit dem Rad ging...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich find das Fachwissen hier ja schon enorm. Aber mal ganz ketzerisch: Als durchschnittlicher Tourenbiker bis max. S2 und ohne Rennambitionen - weder rauf noch runter, der auch gern mal Bikes mietet, bin ich gewohnt, mir nicht sooo viel Kopf zu machen und meine begrenzte Freizeit für solche Feinheiten zu "opfern".
Ich fahr lieber und versuch über Fahrtechnik und angepaßte Geschwindigkeit mit den Bikes klarzukommen.
Ne grobe Richtung und Auswahl bzgl. Biketyp (bei Miete) macht für mich zwar Sinn, aber wenn ich mir vorstelle, auf euerm Expertenlevel ein Bike zum Kauf zu finden, würd ich wahrscheinlich verzweifeln. Vor allem, wenn man bedenkt, über wieviel Teile am Bike man sich sonst noch so den Kopf zerbrechen kann.
Finds aber trotzdem interessant, hier mitzulesen.
 
Ich unterstelle mal, dass viele Rahmenbauer nicht das Optimum aus der Geo rausholen.

Mal hypothetisch angenommen:
Wer würde ein Marathon-Bike mit 62° Lenkwinkel kaufen,
oder ein Trailbike mit 470mm Kettenstreben,
oder oder oder.
Als Hersteller muss man ja mit anderen Herstellern vergleichbar sein,
darf seine Bestandskunden nicht vergraulen
und grundsätzlich gilt ja: Wer nichts macht, macht nichts verkehrt.

Wenn man dann schon mal ein Bike hat, dann kann man z.B. durch einen Winkelsteuersatz einiges verbessern.
Ich hatte auch den Fall:
Mein 29er Fully fuhr sich mit den originalen 68° Lenkwinkel kippelig und ich hatte oft das Gefühl nahezu über den Lenker zu gehen.
Nach dem Umbau auf 66° ist es mindestens noch genauso spritzig, rollt aber einfach besser.
Hier habe ich (meiner Meinung nach) ein unausgereiftest Konzept ein bisschen verbessern können.
 
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