###Hat doch alles auch sein Gutes: nachdem mein Auto gerade streikt und ich wegen erhöhtem Pannenaufkommen bis zu 90 Minuten auf den ersten ADAC-Techniker warten darf habe ich jetzt Zeit weiterzuschreiben.##
TAG 3: 2. Tourtag UlFiW-Malga Romeno
Nach einer sehr erholsamen Nacht mit verdammt bequemen Betten haben wir uns gleich auf das Frühstück gefreut. Die Auswahl war wie erwartet sehr gut. Interesse meinerseits weckte ein Töpfchen, in dem irgendwas mit einer „interessanten“ Konsistenz vor sich hin köchelte. Ich bin da ja nicht erschrocken und die Damen vom Nachbartisch hat mich gleich ermuntert, dass das gut schmecken würde. Also hab ich mal zwei große Löffel genommen, aber es scheint, als wäre nicht alles Hildegard-von-Bingen-Zeugs wirklich schmackhaft. Egal, gab ja noch viel anderes.
Aufbruch um neun bei bestem Wetter. Der erst Anstieg vorbei am Zollhaus zum Gampenpass ist schnell Geschichte. Am Gampenpass das obligatorische Pass-Foto (nicht zu verwechseln mit einem Passfoto) gemacht. Danach an der Schranke erstmal irritiert festgestellt, dass dort kein TdN-Schild prangt, dafür ein nettes Fahrrad-Verboten-Schild, das man normalerweise eher von den Trutzpartie-Auslösern im Nachbarland kennt.
Nach kurzer Irritation und Befragung sämtlicher Tracks festgestellt, dass es trotzdem dieser Weg sein muss. Schild ignoriert, hochgetreten und dann gleich links hoch zur wirklich richtig seriösen Schiebe-/Tragestelle, bevor der Wurzeltrail losging, auf den wir uns aus der Beschreibung und den Foreneinträgen schon zu 66% gefreut hatten. Was sollen wir sagen: der hat richtig Spaß gemacht. Unserem Klicki-Fahrer nur bedingt, aber mit Flat-Pedals kann man da schon richtig spielen und immer mal wieder Spaß haben – man muss halt aufpassen wie die Sau und mit ordentlich Dampf fahren, dann geht da schon einiges. Mega-anstrengend aber super geil, wenn man es mit dem „Pedalmanagement“ drauf hat.
Nach mehreren Kilometern auf dem Trail (dürfte Km 5 des Tages gewesen sein) kam dann auch das erste TdN-Schild, an die wir uns schon so gewöhnt haben. Insgesamt waren an diesem Tag gefühlt weniger Schilder aufgestellt als an den anderen Tagen, aber zusammen mit dem GPS war das immer super und hilfreich, um auf der Piste zu bleiben.
Wir wussten bereits am Vortag, dass am Felixer Weiher heute Seefest ist. Also einmal den See begutachtet, umradelt und dann auf dem Fest erst mal ein alkoholfreies Bier mit nem Strauben (Teig in Öl ausgebacken mit Preiselbeeren – lecker) gegönnt. Anschließend ein wirklich erfrischendes Bad im See (bis zur Insel und zurück) mit anschließendem Holz-Steg-Posing absolviert. Ist zwar albern, muss aber sein. Weiter geht’s – natürlich kommt gleich nach dem Weiher ne ordentliche Rampe zum aufwärmen.
###ADAC war schneller als gedacht. Nur Batterie kaputt. Heim geht’s ###
Der als launig angekündigte Singletrail bei Kilometer 13 war dann leider für meinen Geschmack viel zu kurz (wie eigentlich jeder Singletrail) – an der S2-Stelle haben die Kollegen dann die Ellenbogenschoner angezogen, was mich erstens erstaunt hat weil ich gar nicht wusste, dass die welche dabei haben und weil ich zweitens nicht auf die Idee gekommen wäre, welche mitzunehmen. Der anschließende Baum (oder warens zwei) haben den Fahrfluss etwas gehemmt, danach war der Trail schon wieder vorbei.
Laut Höhenprofil geht’s jetzt weiter zum Gantkofel, somit Schoner wieder aus und hochtreten angesagt. Streckentechnisch habe ich mich nicht mit dem Forstweg angefreundet, aber die Theatralik, wenn man ganz unvermutet Vollgas das Panorama ins Etschtal, auf Bozen und in die Dolomiten genießen kann ist schon sehr spektakulär. Super.
Die folgende Abfahrt vom Gantkofel Richtung Mendelpass ist ganz großes Kino – wenn man die Schiebepassage dann überwunden hat. Auf kleinsten Wegen mit zig Kreuzungen (GPS immer im Blick behalten) geht’s überwiegend leicht bergab, zeitweise hammerflowig. Ich muss mich beherrschen, nicht zu schnell zu fahren, weil da echt superspaßige Teile drin sind. Hat nicht mal groß zum Fotografieren gereicht.
Spätes Mittagessen auf der Regole-Lichtung – das Etappenziel fast im Blick, aber wohlwissend, dass da noch ein paar Schnapper kommen. Der Trail vor dem Mendelpass ist jetzt nicht der Knaller, rollt aber schön dahin. Beim Hotel am Mendelpass überlege ich wieder mal, ob ich nicht das nötige Kleingeld zusammenbekomme, um den Kasten zu kaufen. Aber das wird nix.
Gefühlt kommt man am Mendelpasst wieder in die Zivilisation zurück. Sonntag Nachmittag und schönes Wetter heißt, dass uns auf dem Weg zu unserem Tagesziel Horden an Wanderern und Autos entgegenkommen, die auf den Hütten Richtung Monte Roen unterwegs waren.
Mein Plan, auf der Halbweghütte schon mal ein kleines isotonisches zu schnappen, wird von den Kollegen überstimmt, da alle irgendwie drauf warten, dass die letzten Höhenmeter des Tages kommen. Und schon kommen sie – in Form von mehreren miesen Rampen, die einem psychologisch inkorrekt gleich zeigen, wie lange sie sind. Ich hab keinen Bock und schiebe die schlimmsten Stücke, während der Kollege, bei dem wir bis zum Abfahrtstag nicht wussten, ob er wegen einer Wadenzerrung (im Alter sollte man nicht mehr mit E-Jugendlichen kicken, aber das weiß er eigentlich schon seit dem Vorjahr) überhaupt fahren kann die Rampen trotz oder wegen seines Wadendruckverbandes Vollgas durchdrückt und komplett durchfährt!
Der beste Spruch eines entgegenkommenden Wanderers, der uns entgegenkommt, während wir restlichen zwei hochschieben: „dafür sind die Räder aber nicht da“. Ich hätte ihn killen können.
An der Malga angekommen genießen wir die Aussicht, merken aber, wie das Wetter bereits umschlägt. Die Suche nach einer Steckdose für unsere elektronischen Helferlein wird schwierig – wie wir später erfahren, sind die meisten Steckdosen abgeschalten, um den Generator zu schonen, aber an der Bar können wir die Handys aufladen.
Kleidung trocknen ist schwierig, da es recht kühl ist und wir keinen warmen Raum finden. Egal.
Beim Abendessen merken wir, dass wir definitiv die einzigen Übernachtungsgäste sind. Ich hab schon ein schlechtes Gewissen, dass sie wegen uns die Küche anwerfen müssen, aber es kommen tatsächlich noch Tagesgäste zum Abendessen. Die Primi und Secondo sind gut, wir können uns nicht beklagen. Der Service der Chefin ist okay, man fühlt sich aber irgendwie nicht ganz so wohl wie am Vortag im Hirschen. Da es am Nachbartisch mit Native-Speakern genauso geht gehen wir davon aus, dass das an der Gemütslage der Chefin liegt. In der Tat sehen wir sie erst am nächsten Morgen kurz lächeln, aber wie gesagt: Essen gut, Unterkunft gut, Bier und Wein auch gut.
Fazit Tag 2: sehr schöne Passagen dabei - die Kackrampen einfach ignorieren. Gantkofel-Panorama und der anschließende Trail sind der Hammer. Zeitlich kein Thema. Wir waren bestimmt weit über ne Stunden am Felixer Weiher und an der Regole hats etwas gedauert, bis wir etwas zu essen bekommen haben.