Vorsicht, totally offtopic. Aber hier soll es doch noch ein paar Leute geben, die Interesse an schlechten Berichten und miesen Bildern haben. Und Stunzi macht jetzt ja auch mehr auf Reiseradler.
Ich fahre auch wieder mehr Rad, versprochen.
Von Einem der auszog Frankreich zu durchqueren, Afrika zu erobern, aber letztlich seine Spanischkenntnisse ungemein verbessern konnte.
Mit den Jahren werden die weißen Flecken auf der Landkarte Europas immer weniger. Da wird es Zeit, den Kontinent zu wechseln. Afrika liegt am nächsten dran und ist auf eigener Achse erreichbar. Sans große Probleme lächelt mich da Marokko an, politisch relativ stabil, gemäßigte Muslime, gute Infrastruktur.
Trotzdem reichlich abgeschiedene Gebiete, jede Menge Schotter, Pisten Dakar bewährt, hohe Berge, tolle Landschaften und bei Bedarf noch eine Schippe Sand. Allerdings ist mein Motto bei Sand und Dünen eher schön angucken, aber möglichst nicht anfassen, erst Recht nicht mit beladenem Moped.
Egal, der Plan steht, 3 Wochen bezahlte Freizeitgestaltung, davon möglichst viel in Marokko.
Ach so, ja, der Plan: Autoreisezug Düsseldorf Narbonne buchen, Fähre Sete-Nador klarmachen, Marokko Route austüfteln, die Rückreise wird flexibel geplant.
Und schon der erste Punkt wird gestrichen, zu teuer. Dann lieber in 2 ½ Tagen durch Fronkroich wedeln.
Der zweite Punkt ist einfacher und mit 140 EUR noch bezahlbar. Die Fähre fährt, ach, in Sete um 21 Uhr ab und erreicht Nador bzw. Melilla um 10.00 Uhr am übernächsten Tag. Perfekt.
Punkt drei ist auch nicht sonderlich schwierig, im Netz gibt es relativ viele GPS Karten, Tracks und andere Infos.
Apropo GPS Karten. Die bekannteste Topo Karte
http://www.motor-europe.com/morocco.php?lang=en konnte ich nicht überreden, sich auf dem Montana aufzuspielen. Installation in Basecamp war kein Problem. Und ja, ich bilde mir ein, mich mit dem GPS Krempel gut auszukennen.
Wer eine lauffähige *.img Datei der Topo hat, die auf dem Montana! funktioniert, immer her damit.
Weil, die Topo Karte von
Garmin kann man vergessen, OSM ist ganz brauchbar.
In analoger Form war ich mit dem Buch „Marrakech und der weite Süden“ von Edith Kohlbach sehr zufrieden.
http://www.amazon.de/Marrakech-weite-Süden-Essaouira-Anti-Atlas/dp/3941015044
Lustiger Weise stand der Titel etwas im Gegensatz zu meiner Tour, aber das wusste ich ja beim Kauf noch nicht.
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Der letzte Punkt, tja, liebes Tourtagebuch………………………..
Eine gute Vorbereitung ist alles, meistens jedenfalls…….
Das Fahrzeug: KTM 690 R, fast serienmäßig.
Umbauten
Amerikanisches Heck
http://www.ktm-versand.de/product_info.php/info/p612841_KENNZEICHENHALTER-OBERTEIL.html
LED Blinker
http://www.off-the-road.de/XT-660R-X/Elektrik-Beleuchtung/LED-Blinker-Slight.html?listtype=search&actcontrol=search&searchparam=blinker&lang=0&pgNr=1&cl=details&anid=efeec0c76c09652df7ddaf310b27ad09&varselid[0]=3d17514e3da75d06bf5ccaed068ba7da
Trailtech Beleuchtung
http://www.braeuer-shop.de/artikel.php?id=26311
Die Maske passt bei der R fast perfekt, es muss nur der Tacho ca. 3 cm höher gelegt werden. Sollte für jeden halbwegs begabten Schrauber machbar sein.
Power Parts Endschalldämpfer
http://www.rebike.de/ktm-slip-on-aluminium-enddaempfer-76505099100.html
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Zum Reisen ausgestattet mit:
Zusatztanks von der Insel
http://www.rally-raidproducts.co.uk
Eine Sitzbank aus der Nachbarschaft von
www.alles-fuern-arsch.de/home/index.php
für das Gepäck die guten Wolfman
www.windingroads.co.uk/shop/product.php/161/dry-panniers-...
www.windingroads.co.uk/shop/product.php/145/wolfman-exped...
Touratech Kofferträger und GPS Halter
http://shop.touratech.de/koffertrager-ktm-690-enduro-enduro-r.html
http://shop.touratech.de/gepackbrucke-alu-fur-ktm-690-enduro-enduro-r.html
Die Gepäcktaschen würden auch ohne Träger passen, aber da bei der 690 Tank und Heck in Personalunion daherkommen, ist eine Verstärkung nicht verkehrt. Den hinteren Verbindungsbügel habe ich allerdings weggelassen, da die „Weichtaschen“ nicht soviel wiegen und der Bügel einfach schaize aussieht.
Warum keine Alukoffer? Breiter, schwerer, größer, teuer. Im Falle eines Falles sind die „Weichtaschen“ halt nicht so abriebfest, aber dafür gib es auch keine Dellen.
Noch Mal zum Hinterteil. Es ist mir eine vordere Befestigungsschraube des Tankes abgebrochen. Scheint eine bekannte Sollbruchstelle zu sein.
Dagegen hilft:
http://www.rally-raidproducts.co.uk...upgrades/ktm-690-subframe-tank-mounting-bolts
oder
http://www.sigutech.com/english/tank-einbau-spezialschrauben/
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Die EDV Abteilung liefert ein
Garmin Montana, garniert auf einem Dell Tablett.
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Die Optikabteilung liefert eine Sony NEX 5 mit großem Rohr.
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Die Campingabteilung
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QUECHUA Ein Mann Zelt von
Decathlon, klein, preiswert und gut.
Thermarest, nicht die kleinste, dafür mit genügend Komfort.
Leichtschlafsack von Salewa
Komfort Kopfkissen von Karrimor
Die Koch Abteilung
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Transformer Mini Gas Kocher
Luxus Titan Topf
Leicht Besteck
Es geht los.
1. Tag Bonn-Joinville
Nie war der Arbeitsweg so sinnvoll wie heute. Gegen 14 Uhr verlasse ich die heilige Stätte und begebe mich auf die Bahn. Ein kleiner Zwischenstopp beim großen, blauen C wird erforderlich, da es sich mein Kopfhörer und die USB Steckdose zu Hause gemütlich machen. Die Eifel wird zügig durchquert, kennt man ja, und die Passage durch Luxemburg ist kaum merkbar. Der Eintritt in Fronkroich verläuft ohne Probleme und angefangen mit der Lorraine werden reichlich Departements durchquert, möglichst in Luftlinie und auf kleineren Landstrassen. Das erhöht den Fahrspaß, auf Fotopausen wird aber weitgehend verzichtet, die machen den Schnitt kaputt.
Am Ende des Tages erregt ein Tempel auf einer Anhöhe bei Montsec meine Aufmerksamkeit. Ist zwar schon reichlich spät, aber das sieht interessant aus. Es stellt sich raus, das hier kein merkwürdiger Franzose seine griechischen Vorfahren verehrt hat, sondern die Herren jenseits des Atlantiks sich ein Monument gesetzt haben, eins von elf.
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Eine Gedenkstätte des 1. Weltkrieges. Relativ interessant, aber wer mehr harte Fakten über den 1. WW erfahren möchte, sollte die paar Kilometer Richtung Verdun fahren. Danach freut man sich, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich zumindest die Mitteleuropäer derart unfreundlich wieder gegenüber stehen werden.
Kurz danach möchte ich mein Haupt in Joinville niederlegen, habe die Wahl zwischen einer, sagen wir es mal vorsichtig, Bruchbude und dem Hotel Le Soleil d'Or
http://www.hotellesoleildor.fr/index2.htm Ich entscheide mich für Gold. An sich keine schlechte Entscheidung, der Besitzer ist Flame, kein Französisch von Nöten und die KTM lümmelt sich in der Garage. Ein Restaurant ist im Haus, allerdings der gehobenen Klasse, heute Abend ist mir aber nach viel und günstig. Daher entere ich die örtliche Pizzeria. Gute Entscheidung, sogar mit Livemusik und einer Chan…., äh, Sängerin. Günstig kann man sich in Frankreich allerdings abschminken. Wohlgenährt pendele ich zum Hotel zurück und ……….
2. Jour Joinville-Condat
Das petit-déjeuner kann was, die Rechnung allerdings auch, so ca. 80 EUR mit dem dejeuner. Egal, ist Urlaub. Hatte aber auch was gutes, von da an sanken die Übernachtungskosten. On the road again, im Burgund fragte ich ein paar neugierige Bewohner nach dem Weg.
KTM Marokko Spanien 2014-014 von
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Sie waren sehr bemuht, konnten aber keine klare Auskunft geben.
Irgendwo mitten in Frankreich, ein feines Fahrzeug mit schicker Lackierung.
KTM Marokko Spanien 2014-017 von
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Motorradfahren in der Auvergne, fahren wie Gott in Frankreich. Ein verdammt schönes Fleckchen Erde.
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KTM Marokko Spanien 2014-021 von
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Genächtigt wurde in Condat, mitten im Zentralmassiv, am Lac Des Moines im gleichnamigen Hotel
http://www.lacdesmoines.fr/.
Mittelprächtige Unterkunft und genauso prächtiges Essen, schöne Lage am See.
3. Jour Condat-Sete
Im Frühtau zu Berge wechsle ich zwar vom Bezirk Puy de Dome ins Chantal, Gott sei Dank bleibt die Landschaft gleich.
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KTM Marokko Spanien 2014-027 von
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Über meist einsame Landsträsschen, folge ich dem Geepeeess bis in die Nähe von Mende, wo verdächtige Pfeile mich in die Irre führen möchten.
KTM Marokko Spanien 2014-029 von
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Ganz klar, zur falschen Zeit mit dem falschen Fahrzeug am richtigen Ort. In einer Woche findet hier wieder das schönste 3 Tage Enduro auf Welt statt,
http://www.trefle-lozerien-amv.com/
Bin ich zwei Mal mitgefahren, sehr fein:
http://www.offroad-only.de/Trefle2003.htm
An der Kapelle im Hintergrund
hohle ich mir noch schnell den Segen
KTM Marokko Spanien 2014-030 von
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für den restlichen Weg.
KTM Marokko Spanien 2014-032 von
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Von Mende ist es quasi ein Katzensprung nach Sete. Einmal durch die Cevennen, danach wird es mediterran und schon ist man am Mittelmeer. Kleiner Schock am schnuckeligen Fährhafen, aber das rostige Teil da im Wasser ist nur das „Anmeldegebäude“. Mangels Masse wird das Einschiffen sehr relaxt, die Fähre hat 8 Stockwerke, ist quasi ein kleines Kreuzfahrtschiff.
Es ist eindeutig Nebensaison, jede Menge Platz und man kann sich auf den Liegesesseln, mittels Campingausrüstung, ein gemütliches Nachtlager einrichten.
4. Jour Sete-Nador
Einen Tag auf der Fähre zu verbringen ist nicht so aufregend. Der marokkanische Zoll ist mit an Bord und die Einreiseformalitäten werden während der Fahrt abgewickelt. Klingt nicht schlecht, blöd ist nur, das dort nur ein Zöllner sitzt, der ca. 300 Leute abfertigen muss. Dies führt dann doch schon zu gewissen Spannungen wenn die Mittagspause eingeläutet wird und noch 50 Marokkaner incl. Meinereiner in der Reihe stehen. Aber auch das wurde irgendwie geregelt. Möchte aber nicht wissen wie das bei vollem Haus aussieht.
Der Rest des Tages wird durch nette Gespräche mit einem deutschen Paar vom Bodensee, die mit einer alten BMW GS 3 Wochen durch Marokko reisen wollen, totgeschlagen. Und noch ein Tipp. Verpflegung lieber mitnehmen, das Essen an Bord ist nicht so prickelnd. Das scheinen auch die Marokkaner zu wissen, die Tajine auf Deck selber zubereiten.
5. Jour Nador- Maatarka
Es bricht der Morgen an, der afrikanische Kontinent kommt in Sichtweite, sofern man bei der dichten Wolkendecke von Sicht sprechen kann. Wie, keine Sonne? Das hatte ich nicht gebucht. Auch das Ausschiffen geht schnell, die Einreise verläuft Dank der selbstlosen Helferlein schnell und problemlos. Ok, die Helferlein waren doch nicht ganz selbstlos und das Ausfüllen des „Fahrzeugbogens“ kann man locker auch selber machen. Noch ein schneller Gruß an das Paar vom Bodensee und ich befinde mich out of Europa.
Zwei Sachen sind zu erledigen, in Nador Geld umtauschen und eine Haftpflichtversicherung für die KTM abschließen. Ich hatte mir 500 EUR in bunten Scheinchen mitgenommen, weil Bargeld lacht und Plastikgeld dich auslacht. Doch das wusste ich da noch nicht. Jedenfalls war das Umtauschen kein Problem, sofern man die orientalischen Öffnungszeiten der Banken beachtet.
Der freundliche Mann von der Zürich Versicherung versichert zwar keine Motos, aber er kennt einen Kollegen, der das macht. Ganz einfach zu finden, ungefähren Wegpunkt auf GPS gesetzt, nennt sich Atlanta und wohnt in einem blauen Haus. Nach einer halben Stunde der einfachen Suche und Erkundung halb Nadors, stehe ich wieder in Zürich. Mitleid ist ja arabische Tradition und so folge ich bald dem SUV des netten Vertreters. Keine 5 Minuten später stehe ich vor einem grünen, namenlosen Haus. Wie konnte ich das bloß übersehen? Versichern sei kein Problem als alter Bekannter, wäre ja schließlich schon drei Mal vorbei gefahren. Humorvolle und freundlichen Wesen, diese Marokkaner.
Das hat doch ein wenig Zeit gekostet und deshalb sehe ich von der geplanten Erkundung des Küstengebirges ab und wähle die Ausfallstrasse Richtung Süden. Noch sieht es ziemlich unafrikanisch aus, guter Asphalt und dunkle Wolken. Nach Abbiegen auf eine kleine Nebenstrecke, hüpft die GPS Anzeige hin und her und versucht Karte und Wirklichkeit abzustimmen. Klappte nicht ganz. Egal, Hauptsache Richtung Süden. Und bald sieht es dann doch afrikanischer aus.
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Es wird bergiger, sonniger und deutlich fotogener.
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Wasser ist in der Gegend immer ein Thema.
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Und wo eine Schlucht ist, wird Wasser gestaut, es wird bunt und es gibt wilde Tiere.
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Kurz hinter dem Stausee ist Schluss mit Asphalt und es wird pistig. Erst sieht es fast wie in der Toskana aus, danach eher nicht mehr.
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Stunden später, was sagt der Sprit? Tank mich, tank mich nicht?. Na gut, ein einsames Asphaltband durchschneidet die Wüste, nächste Tanke ist 50 km in östlicher Richtung. Sicher ist sicher, hier kommt kein ADAC.
Nach erfolgter Nahrungsaufnahme für Mann und Maschine wieder zurück zur Abbiege. Langsam wird deutlich warum sich sämtliche Reiseführer über diese Gegend ausschweigen. Platt gesagt, es gibt hier nichts.
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Außer ein paar Berber Hütten bzw. Zelte und trockene Wasserläufe. Wenn es jedoch geregnet hat, können diese fiese Fallen für arglose KTM Fahrer bereithalten, wie z.B. Treibsand.
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Da hilft dann nur schnellstmöglich abzusteigen und mit rechts ganz laut zu machen. Hat dann Konsequenzen für das äußere Erscheinungsbild des Fahrzeuges.
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Der Tag verabschiedet sich und ich suche mir ein lauschiges Plätzchen zur Übernachtung bei Maartaka
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Nach schleppenden Beginn hat der erste Tag alle Erwartungen erfüllt, endlose Pisten, ein wenig Nervenkitzel und ein lauschiges Wüstencamp. Ein wenig Musik auf die Ohren, der gewaltige Sternenhimmel und ein landestypischer Minztee läuten die Nacht ein. Obwohl, in der Wüste ist es still, sehr still.