Ich bin gerade von einem langen Wochenende im Vinschgau zurück gekommen und will kurz über meine Erfahrungen berichten bzw. meine Sichtweise erläutern.
Auf unseren Touren in Schlanders, Latsch, St. Martin, Naturns, Unterstell und Rabland sind wir vielen einheimischen Wanderern begegnet. Ausnahmslos alle waren uns gegenüber freundlich und aufgeschlossen. Auch auf nicht explizit ausgeschilderten Bike-Strecken ("Bikepark Latsch") war ein gemeinsames Miteinander problemlos möglich.
Natürlich kann ich die Argumentation des AVS nachvollziehen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass durch die hohe Frequentierung von Wanderwegen die Erosion derselben beschleunigt wird. Aber das ist nur eine Seite des Konflikts. Gerade bei Veranstaltungen wie den Trail Days oder generell via Ostern/Pfingsten/etc. sind viel zu viele Biker unterwegs, die nicht verstanden haben, wie man sich außerhalb von Bikeparks in der "Freien Natur" zu verhalten hat. Meiner Meinung nach liegt hier das Hauptproblem. Stichwort postfaktisch. Es geht um der Einstellung der Einheimischen/AVS-Engagierten/Entscheidungsträger der radfahrenden Gäste gegenüber. Nicht um eine Bremsspur mehr oder weniger. Und Diese hängt nunmal stark von der Möglichkeit des wohlwollenden gemeinsamen Miteinanders ab.
Den Graubündner Ansatz (kein Bike >160mm, keine Protektorenjacke/
Fullface-Helme auf Wanderwegen) halte ich hier für einen gangbaren Weg: Es doch etwas sehr anderes, ob ich als Wanderer via Lächeln und Blickkontakt mit einem Biker kommunizieren kann, oder ob mir einfach nur ein gesichtsloses Neutrum mit abnormalem Körpervolumen entgegenkommt.
Wenn ich auf rot-weiß markierten Wanderwegen unterwegs bin, muss ich jederzeit mit Gegenverkehr auf 2-4 Beinen rechnen. Heißt im Klartext: Ich muss meine Fahrweise so anpassen, dass ich immer rechtzeitig (= in Sichtweite) anhalten/ausweichen kann. In schlecht einsebaren Passagen natürlich in 1/2 Sichtweite (lernt man glaube ich sogar in der Fahrschule?). Leider verschieben einige Biker ihr fahrtechnisches Limit (
leider nur gefühlt) durch den übermäßigen Einsatz von Schutzbekleidung in einen Bereich, in der diese Prämissen eben nicht mehr gelten. Genau hier entsteht der Konflikt.
Natürlich ist es jedem selbst überlassen, wie er sich und seinen Körper schützt bzw. ob und wie er mit anderen Menschen kommuniziert. Im Sinne eines guten Miteinanders und aus eigener Erfahrung und Überzeugung kann ich jedoch sagen, dass man, wenn man wirklich an einer nachhaltigen Auslebung unseres Hobbys interessiert ist, sich an o.g. Grundregeln halten sollte.
Und wenn durch die Anwendung einfacher, meiner Meinung nach sinnvoller Regeln, bei dem ein oder anderen ein gewisser Zwang entsteht, kann ich das nur gut heißen.