Deine Ernährungsberaterin brauche ich auch
Gut, die ganze Ernährungsgeschichte ist ja nicht völliges Neuland für mich. Trotzdem wird einem im Alltag vermutlich zu wenig bewusst, wie man mit seinem Körper umgeht.
Meine Arbeit besteht sowohl aus reiner Büroarbeit und Tagen, wo ich nachgewiesen bis zu 10 km mit häufigem Treppensteigen unterwegs bin. Am Donnerstag war so ein Bewegungstag. Am Abend noch in die Physio. Schulter OP ist 6 Monate her, jetzt noch ein paar Termine und dann ist fertig. Ich darf jeweils 30min. vorher dort sein und meine Physiotherapeutin hat so Freude, dass mal jemand das Programm durchzieht, dass sie anschliessend die weiteren 30min. gleich mit mir zusammen trainiert
. Und wie das so ist, man will sich vor der holden Weiblichkeit keine Blösse geben und gibt Vollgas.
Jedenfalls bin ich nach 1h platt.
An diesem Tag habe ich 1600 kcal gegessen. Die Verteilung von Kohlenhydraten, Eiweiss und Balaststoffen mal ausser acht gelassen. Das ist ein Bestandteil der Beratung. Aber nur schon die Menge sei an sich für einen Mann von 1.85m und 96kg mit meinem Bewegungsmuster zu wenig. Auch wenn ich mit bald 62 nicht den gleichen Grundumsatz habe, wie ein junger Mann. Mein Einwand war, dass der Fettabbau doch irgendwann genau gleich eintreten müsse, man kenne doch die traurigen Bilder von KZ und Afrika.
Es geht darum, dem Körper zu signalisieren, dass alles ok ist und Fett dosiert abbaut. Wenn nicht, hält er Fett lange zurück. Wenn es irgendwann nur noch ums Überleben geht, wird diese Reserve selbstverständlich auch eingesetzt. Nur dann ist Alarmstufe! Sie hat mir das gut am Beispiel von an Bulimie erkrankten Frauen erklärt (Frauen deshalb, weil sie die Hauptgruppe darstellt). 20 Jährige sehen aus wie 14. Die Regel bleibt aus, da Fortpflanzung in so einem Zustand weder für Mutter noch Kind ein Thema ist. Nach Fett kommt Muskelmasse, Zahnfleisch geht zurück, Haare fallen aus, Hirnleistung wird reduziert und irgendwann ist nichts mehr übrig. Das müsse man sich wie eine Wand mit Kippschaltern vorstellen, wo nach und nach die weniger wichtigen Dinge abgestellt werden. Und irgendwann bleibt nur noch der letzte Schalter...
Das dieser Zustand in jedem Fall vermieden werden muss, versteht sich von selbst. Und der kann durchaus auch durch exzessives Training ohne Erholungsphasen erreicht werden. Das glauben viele nicht. Dann trainiert man noch mehr, verzeichnet keine Erfolge, trainiert noch mehr und kommt in einen Teufelskreis. Youtube Videos mit braungebrannten Fitnessmodels sowohl weiblicher wie männlicher Gattung, verstärken den Faktor v.a. bei jungen Leuten. Diese hüpfen muskelbepackt und lächelnd rum und verkünden die ultimative Trainingsmethode, wo man gaaaanz ohne Anstrengung in 10 min. pro Tag zu einem Traumkörper kommt. Sie erlebe genug durchaus intelligente Menschen, die, in ihrem Bestreben dem Ideal zu entsprechen, alles für bare Münze nehmen, was da vorgekaut wird. Und wenn nichts mehr nützt, hilft man mit Pillen nach und irgendwann ist auch die Spritze nicht mehr weit. Das gehe mitunter recht schnell...