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Santa Cruz Megatower im Test
Der Chef im Enduro-Ring?

Santa Cruz Megatower im Test: Das Anfang 2019 vorgestellte Santa Cruz Megatower hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der beliebtesten Enduro Race Bikes entwickelt. Doch wie schlägt sich der 160 mm-Bolide der Kalifornier gegen die teils deutlich jüngere Konkurrenz? Und wie wirken sich das Plus an Federweg sowie der Coil-Dämpfer auf die Performance aus? Wir haben das Santa Cruz Megatower im Rahmen unseres Enduro Race-Vergleichstests ausgiebig mit der Konkurrenz verglichen!

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Steckbrief: Santa Cruz Megatower

EinsatzbereichEnduro
Federweg170 mm/160 mm
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialCarbon
Gewicht (o. Pedale)15,5 kg
RahmengrößenS, M, L, XL, XXL (im Test: L)
Websitewww.santacruzbicycles.com
Preis: 8.999 €

Lange musste man sich auf einen langhubigen Enduro-29er von Santa Cruz gedulden, bis es im März 2019 endlich so weit war – und das beliebte Hightower mit dem Santa Cruz Megatower einen groben großen Bruder bekommen hat. In unserem ersten Santa Cruz Megatower Test konnte es überzeugen, auch bei der Trans Provence hat sich das Enduro Bike keine Blöße gegeben. Doch fast zweieinhalb Enduro-Jahre sind eine lange Zeit. Wie würde sich also das Santa Cruz Megatower bei unserem Enduro-Vergleichstest schlagen?

Dazu sei angemerkt: Während sich abgesehen von der auffälligen Lackierung äußerlich nichts verändert hat und das Santa Cruz Megatower aussieht wie so ziemlich jedes andere Santa Cruz, wurde das Fahrwerk kontinuierlich optimiert. Seit diesem Modelljahr ist das Megatower mit Coil-Dämpfer am 160 mm-Heck erhältlich – bei dieser Version, die wir mit Fox-Federelementen getestet haben, kommt vorne außerdem eine Federgabel mit 170 mm zum Einsatz. In Kombination mit überarbeiteten Dämpfertunes soll das Megatower laut Santa Cruz vor allem bergab noch besser funktionieren.

# Seit der Einführung im Jahr 2019 zählt das Santa Cruz Megatower zu den beliebtesten Enduro Bikes, die es gibt - zwar konnte die Abfahrts-Maschine der Kalifornier noch keine ganz großen Erfolge in der EWS einfahren. Bei nationalen wie internationalen Rennen ist das Megatower aber ein oft gesehener Gast. Wir haben die Coil-Variante mit 170 mm Federweg vorne getestet!
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Video: Santa Cruz Megatower im Test

Rahmen und Hinterbau

Seit nunmehr vier Jahren setzt Santa Cruz bei allen vollgefederten Trail- und Enduro-Bikes im Portfolio auf das bewährte und beliebte Lower VPP Link-Design. Das Megatower macht hier logischerweise keine Ausnahme. Manche mögen mittlerweile den Überblick im Santa Cruz-Universum verloren haben und eine gewisse Monotonie der Modelle kritisieren – doch das Megatower wirkt edel, hochwertig, schick und durchdacht. Der Fox DHX2 Coil-Dämpfer wird vom unteren Umlenkhebel angesteuert. Ein zweiter, langer Hebel befindet sich vor dem Sitzrohr und verbindet den einteiligen Hinterbau mit dem vorderen Rahmendreieck.

# Bei diesem Hinterbau-Design ist klar: Es handelt sich um ein Santa Cruz! - nahezu alle Bikes von Santa Cruz setzen mittlerweile auf das Lower VPP Link-Design, bei dem zwei Umlenkhebel einen virtuellen Drehpunkt erzeugen. Der Dämpfer ist tief im Rahmen platziert.

Wie gewohnt differenziert Santa Cruz beim Megatower zwischen C- und CC-Ausführungen. Beide bestehen aus Carbon – letztere aus einem optimierten Layup, was sich positiv aufs Gewicht auswirkt, ohne die Haltbarkeit zu beeinträchtigen. Sollte doch etwas schieflaufen, bietet Santa Cruz neben einem Crash Replacement-Programm auch eine lebenslange Garantie auf Rahmen, Reserve-Laufräder, den hauseigenen Lenker und sogar auf die verbauten Lager. Spoiler: Dieses Thema wird später noch relevant.

# santa-cruz-megatower-produkt-0722
# Über einen Flip Chip an der hinteren Dämpferaufnahme lässt sich die Geometrie leicht anpassen - wir sind das Megatower vornehmlich im niedrigen Party-Setting gefahren.
# Am Heck hat man die Wahl zwischen 436 mm und 446 mm - der Umbau ist mit dem Austausch des Schaltauges verbunden. Wir haben das kurze Setting bevorzugt.

Geometrie

Die Geometrie des Megatowers fällt Santa Cruz-typisch aus: Extreme Experimente sucht man vergeblich, stattdessen wirken alle Zahlen sehr durchdacht und über die Jahre kontinuierlich optimiert. Unser Testbike in Größe L fällt mit einem Reach von 467 mm im Vergleich zur Konkurrenz moderat kurz aus, der Stack liegt knapp über 630 mm. Bei der Länge der Kettenstreben hat man die Wahl zwischen 436 und 446 mm. Außerdem lassen sich per Flip Chip der Lenk- und Sitzwinkel um 0,3° und die Höhe des Tretlagers um wenige Millimeter verändern. In Kombination mit einer 170 mm-Federgabel liegt der Lenkwinkel so bei knapp über 64°.

# Mit einem Reach von 467 mm fällt das Santa Cruz Megatower in Größe L vergleichsweise kurz aus - Santa Cruz ist allgemein nicht dafür bekannt, allen Geometrie-Trends blindlings zu folgen, was sich in der Vergangenheit stets bewährt hat. Auch die restlichen Geometrie-Zahlen fallen ausgewogen aus.
# Grafik ChrisSpath Geometrie Santa
Rahmengröße S
M
L
XL
XXL
Laufradgröße 29″ 29″ 29″ 29″ 29″
Reach 425 mm425 mm422 mm422 mm 450 mm450 mm447 mm447 mm 470 mm470 mm467 mm467 mm 490 mm490 mm487 mm487 mm 515 mm515 mm512 mm512 mm
Stack 607 mm607 mm609 mm609 mm 616 mm616 mm618 mm618 mm 625 mm625 mm627 mm627 mm 643 mm643 mm645 mm645 mm 666 mm666 mm668 mm668 mm
STR 1,431,431,441,44 1,371,371,381,38 1,331,331,341,34 1,311,311,321,32 1,291,291,301,30
Lenkwinkel 65°65°64,7°64,7° 65°65°64,7°64,7° 65°65°64,7°64,7° 65°65°64,7°64,7° 65°65°64,7°64,7°
Sitzwinkel, effektiv 76,8°76,8°76,5°76,5° 76,7°76,7°76,4°76,4° 76,6°76,6°76,3°76,3° 76,3°76,3°76°76° 76°76°75,8°75,8°
Oberrohr 567 mm567 mm568 mm568 mm 596 mm596 mm597 mm597 mm 619 mm619 mm620 mm620 mm 646 mm646 mm648 mm648 mm 680 mm680 mm682 mm682 mm
Steuerrohr 90 mm 100 mm 110 mm 130 mm 155 mm
Sitzrohr 380 mm 405 mm 430 mm 460 mm 500 mm
Kettenstreben 435 mm445 mm436 mm446 mm 435 mm445 mm436 mm446 mm 435 mm445 mm436 mm446 mm 435 mm445 mm436 mm446 mm 435 mm445 mm436 mm446 mm
Radstand 1.178 mm1.188 mm1.179 mm1.189 mm 1.207 mm1.217 mm1.208 mm1.218 mm 1.231 mm1.241 mm1.232 mm1.242 mm 1.260 mm1.270 mm1.260 mm1.270 mm 1.295 mm1.305 mm1.296 mm1.306 mm
Tretlagerabsenkung 29 mm29 mm33 mm33 mm 29 mm29 mm33 mm33 mm 29 mm29 mm33 mm33 mm 29 mm29 mm33 mm33 mm 29 mm29 mm33 mm33 mm
Tretlagerhöhe 343 mm343 mm340 mm340 mm 343 mm343 mm340 mm340 mm 343 mm343 mm340 mm340 mm 343 mm343 mm340 mm340 mm 343 mm343 mm340 mm340 mm
Federweg (hinten) 160 mm 160 mm 160 mm 160 mm 160 mm
Federweg (vorn) 160 mm 160 mm 160 mm 160 mm 160 mm

Ausstattung

# Im Testfeld ist das von uns getestete Megatower einer der teureren Vertreter - für den Preis bekommt man allerdings auch ein Fox Factory-Fahrwerk, einen SRAM X01 Eagle-Antrieb und Reserve Carbon-Laufräder.
# Grafik Chris Spath Gewichtsvergleich EnduroTest
# Die Santa Cruz-hauseigenen Reserve-Laufräder zählen zu den beliebtesten Carbon-Laufrädern - der Fokus liegt hier nicht auf maximalem Leichtbau, sondern auf maximaler Haltbarkeit.
# SRAM Code RSC-Bremsen mit großen 200 mm-Scheiben vorne und hinten sollen das gelbe Schiff sicher zum Stehen bringen.
# Durchdacht und clean - alle Leitungen verlaufen in Kabelkanälen durch den Rahmen. Das erleichtert den Austausch.
# Durchdacht und nicht immer clean - ein kleiner Fender schützt den Dämpfer vor Dreckbeschuss. Der Rebound-Knopf ist schwer zu erreichen.

Auf dem Trail

Schon bei zwei anspruchsvollen und langen Mehrtages-Enduro-Rennen konnten wir das Santa Cruz Megatower ausgiebig testen. Insbesondere die knallharte Trans Provence, bei der Kollege Gregor auf dem Megatower an den Start ging, stellte das Bike vor eine wirklich mächtige Prüfung. Quintessenz damals: Das Megatower klettert effizient, fühlt sich bergab zunächst eher straff an – und benötigt Gegendruck und/oder hohe Geschwindigkeiten, um es so richtig zum Leben zu erwecken. Das gilt allerdings für die Variante mit Luft-Dämpfer. Entsprechend gespannt waren wir, wie sich das Megatower nun mit Coil-Heck und 170 mm vorne schlagen würde.

# Bergauf bietet das Santa Cruz Megatower eine solide Performance - es kann hier nicht glänzen, enttäuscht aber auch nicht und kurbelt im Testfeld im Mittelfeld. Doch die Paradedisziplin ist natürlich die Abfahrt.

In bester Enduro-Manier geht es zunächst hoch hinaus, beziehungsweise: bergauf. Mit einem Gewicht von 15,46 kg liegt das Megatower gewichtstechnisch im Mittelfeld unseres Enduro-Vergleichstests – und selbiges gilt auch für die Uphill-Performance des gelben Geräts. Auch im flachen Setting mit langer Gabel ist die Sitzposition völlig in Ordnung. Man kurbelt weder zu sehr von hinten, noch hat man das Gefühl, die Kraft praktisch senkrecht nach unten in die Pedale zu treten. Durch die relativ zentrale Sitzposition und den eher kurzen Reach fühlt sich das Megatower bergauf außerdem stimmig und nicht zu lang an. Der Hinterbau zeigt sich dabei feinfühlig und traktionsstark. Das Heck wippt minimal – gestört hat uns das allerdings nicht.

# Sanfte Trails ohne große Hindernisse? - Kann man mit dem Megatower natürlich gut fahren. Richtig in seinem Element ist das Rad allerdings, wenn die Wurzeln grob und das Geläuf ruppig wird.

Die Paradedisziplin des Megatower ist aber ganz klar die Abfahrt. Hier gilt das Motto: Draufstellen und losballern! Man braucht insgesamt keine lange Anlaufzeit, um sich heimisch auf dem kalifornischen Enduro Bike zu fühlen. Das Megatower mit Coil-Dämpfer und grober Federgabel vermittelt dabei aber auch ziemlich direkt, dass es eigentlich keinen Bock auf gemäßigte und sanfte Trails hat. Es soll bitteschön scheppern, am besten ordentlich. Rock’n’Roll statt Fahrstuhl-Musik.

Insbesondere auf der steinigen und im unteren Teil sehr schnellen Downhill-Strecke in Heidelberg konnte das Megatower begeistern. Geht es schnell und geradeaus zur Sache, hat man fast schon das Gefühl, auf einer quietschgelben Dampfwalze zu sitzen. Über dicke Steine und klatschende Kanten kann das Megatower nur müde lächeln – die Laufruhe, die es im langen und auch im kurzen Kettenstreben-Setting vermittelt, ist beeindruckend.

# Der Megatower-Hinterbau zeigt sich mit Coil-Dämpfer sehr traktionsstark - er gibt dabei mehr Federweg frei, als es beispielsweise beim Propain Tyee der Fall ist, ohne dass sofort das Ende der Fahrwerk-Fahnenstange erreicht ist. So kommt Downhill-Feeling auf.

Diese Eigenschaften, die sich gut mit unseren Erfahrungen von der Trans Provence decken, gehen allerdings etwas zulasten der Agilität und Spritzigkeit auf weniger forderndern Trails. Prinzipiell lässt sich das Megatower sehr präzise über die Trails manövrieren und mit etwas Nachdruck auch in die Lüfte befördern. Generell bevorzugt das Megatower es allerdings, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und das Heck den Rest erledigen zu lassen. Dabei geht das Santa Cruz etwas großzügiger mit dem zur Verfügung stehenden Federweg um, als es bei der Konkurrenz der Fall ist.

# Für kleinere Hüpfer muss man beherzt am Lenker reißen, große Sätze mit flachen Landungen sind ebenfalls kein Thema fürs Megatower - insgesamt ist das Santa Cruz aber eher ein Bügeleisen als ein Flummi. Wer ein maximal agiles und poppiges Rad sucht, der wird womöglich ein Luft-Fahrwerk bevorzugen.

Dadurch hat man einerseits das Gefühl, stets sehr tief und zentral im Rad zu stehen, was in sehr viel Stabilität und einem hohen Sicherheitsempfinden resultiert. Andererseits wird das Megatower so fast schon etwas zu bügelig für die typischen Enduro-Trails, die man für gewöhnlich vor seiner Haustüre vorfindet. Über das Flip Chip-Setting am unteren Umlenkhebel und die mitgelieferten Inserts für das Heck kann man die Geometrie vielfältig und stimmig an seine eigenen Bedürfnisse anpassen. Zumindest bei der Länge des Hecks herrschte unter allen Testern schnell Einigkeit: Das kürzere der beiden Settings mag auf dem Papier bei einem L-Rahmen fast schon zu kurz wirken, wirkt sich aber definitiv positiv auf den Fahrspaß aus. Das Bügeln übernimmt ohnehin der VPP-Hinterbau.

# santa-cruz-megatower-action-5501

Im Vergleich

Im Vergleich zu den anderen Modellen in unserem Enduro-Vergleichstest ist das Santa Cruz Megatower mit Coil-Dämpfer und 170 mm Federweg an der Front trotz gemäßigter Geometrie definitiv eines der Downhill-lastigsten Bikes. Das Heck klebt satt auf dem Untergrund, kleine und mittlere Schläge werden souverän geschluckt und auch grobes Geläuf bringt den VPP-Hinterbau nicht aus dem Konzept.

Ähnlich wie das Megatower überzeugt auch das Specialized Enduro mit einer enormen Stabilität, insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten. Bei beiden Bikes spielt der Hinterbau hier eine große Rolle – beim Specialized kommt allerdings auch die sehr lange S4-Geometrie hinzu. Allein schon deshalb zirkelt das Megatower besser um enge Kurven. Während das Specialized Enduro etwas effizienter mit dem Federweg umgeht, gibt das Megatower-Heck diesen großzügiger frei.

# Ähnlich wie das Megatower vermittelt auch das Specialized Enduro in schnellen, ruppigen Passagen ein Gefühl von Unbesiegbarkeit - während dies beim Megatower allerdings durch den sehr sensiblen Hinterbau generiert wird, kommt die Stabilität beim Specialized eher durch die lange Geometrie. Das Heck des S4-Enduros geht insgesamt spürbar sparsamer mit dem Federweg um.
# Auf dem Papier sind die Geometrie des Megatowers und die das Trek Slashs gar nicht so weit voneinander entfernt - dass man von den Zahlen nicht aufs Fahrverhalten schließen kann, zeigt hingegen der direkte Fahrvergleich der beiden Bikes. Während das Megatower gerne bügelt, fliegt das Trek am liebsten durch die Lüfte.

Ein weiterer naheliegender Vergleich im Testfeld ist der zum Propain Tyee, das in grobem Gelände ebenfalls sehr überzeugen konnte und unbeeindruckt über Stock und Stein marschiert. Im Vergleich zum Megatower steht das Propain dabei höher im Federweg und geht mit diesem effizienter um, ohne dass sich das negativ auf die Nehmerqualitäten auswirkt. Auch bergauf fährt das Tyee dem Megatower dank steilerem Sitzwinkel und sehr ruhigem Heck davon. Dafür wirkt der Rahmen des Megatower in einigen Details ein wenig durchdachter und ausgereifter.

Service

Wie gut lässt sich ein Service am Santa Cruz Megatower durchführen? Findet man problemlos alle relevanten Informationen? Wie sind die Garantie- und Crash Replacement-Bestimmungen des Herstellers? Und welche Details hinsichtlich der Servicebarkeit sind besonders gut oder schlecht gelöst? Das haben wir mit unserer Service-Checkliste überprüft:

Service-Checkliste - Santa Cruz Megatower

Das Ergebnis: Das Santa Cruz Megatower sammelt hier 15 von 15 möglichen Punkten. Das ist ein hervorragendes Ergebnis.

Das ist uns aufgefallen

# Der Coil-Dämpfer hat sich unserer Meinung nach sehr positiv auf die Hinterbau-Performance ausgewirkt und verwandelt das Megatower in ein Minidownhill - für den Wechsel der Feder muss man allerdings ein Kugellager auspressen. Hierfür ist ein Spezial-Werkzeug nötig.
# An Details wie dem geschraubtem Tretlager oder dem Abschmiernippel an der unteren Umlenkwippe merkt man, dass die Santa Cruz-Rahmen über Jahre hinweg optimiert wurden - viele der Rahmendetails wirken sehr durchdacht.

Beschädigung am Santa Cruz Megatower

Wir haben nicht schlecht gestaunt, als wir nach der finalen Test-Session alle Räder aus dem Auto geladen und dabei das Unterrohr des Santa Cruz Megatowers gesehen haben: Einige Zentimeter vor dem Ende des Gummi-Protektors am Unterrohr fanden wir eine relativ massive Beschädigung vor. Zu unserem Erstaunen – und auch zu dem von Santa Cruz – ist uns während der Testsessions kein besonders harter Aufprall am Rahmen aufgefallen. Unsere Vermutung ist, dass ein großer, loser Stein vom Vorderrad aufgewirbelt wurde und den Rahmen genau dort am Unterrohr getroffen hat, wo der Rahmen nicht mehr geschützt ist. Lose Steine gab es auf unseren Teststrecken zuhauf und wir haben die Bikes aufgrund ihres angedachten Einsatzgebiets pfleglich behandelt, aber schonungslos getestet. Wir können den Hergang der Beschädigung nicht rekonstruieren. Es handelt sich dabei aber zweifelsohne um eine selbst verschuldete Beschädigung und nicht um einen Materialdefekt, für den eine Garantie gelten würde.

# Wie dieser Schaden am Unterrohr aufgetreten ist, können wir leider nicht rekonstruieren. Fest steht: Es muss sich um eine massive Krafteinwirkung gehandelt haben - solche Schäden sind nicht von einer Garantie, sondern von einem Crash Replacement abgedeckt, da es sich hierbei eindeutig um einen selbstverschuldeten Schaden handelt. Gleichzeitig fällt auf, dass der Unterrohr-Schutz sehr kurz ausfällt und nicht über den Knick, wo der Schaden aufgetreten ist, hinausreicht.

Aus unserer Sicht ist solch ein Schaden natürlich ärgerlich, kann aber prinzipiell an jedem Rahmen auftreten. Unsere langjährige Testerfahrung hat gezeigt, dass kein Bike und kein Anbauteil unzerstörbar ist. Für genau solch einen Fall, wie er bei unserem Santa Cruz Megatower-Testbike aufgetreten ist, gibt es (hoffentlich) ein Crash Replacement-Programm. Dieses fällt bei Santa Cruz sehr gut und fair aus. Wieso der Unterrohr-Protektor am ansonsten gut und großzügig geschützten Megatower aber so kurz ausfällt, ist uns ein Rätsel. Hier sollte Santa Cruz dringend nachbessern!

# Wir haben alle Testbikes im Vergleichsfeld pfleglich behandelt, aber im Praxis-Einsatz keineswegs geschont - unsere Teststrecken im Taunus und in Heidelberg waren anspruchsvoll und steinig, aber für Bikes dieser Kategorie durchaus angemessen. Dabei gilt natürlich immer: Kein Produkt und kein Rahmen ist unzerstörbar. Entscheidend ist, wie ein Hersteller mit einem etwaigen Schaden umgeht.

Wir haben außerdem Santa Cruz um ein Statement zum beschädigten Rahmen gebeten:

Statement von Santa Cruz zum beschädigten Megatower-Rahmen

Mountainbikes vom Schlage des Megatower sind bei artgerechter Haltung immensen Belastungen ausgesetzt und stecken unfassbare Krafteinwirkungen meist schadlos weg. Ein Schaden, wie er hier im Test entstanden ist, bedarf extrem hoher Kräfte und entsteht nur, wenn viele ungünstige Faktoren zusammenkommen. Ein aufgewirbelter Stein reicht hier sicherlich nicht aus – hier würden ein anderes Schadensbild und -umfang entstehen. Da sich der genaue Vorgang nicht mehr darstellen lässt, ist es wichtig, wie sich das Bike nach einer solchen Beschädigung verhalten hat (der Fahrer hat den Schaden nicht bemerkt und das Rad entsprechend schonungslos weiter bewegt – ohne, dass sich der Schaden auf die Performance oder Sicherheit ausgewirkt hat) und auch wie man als Hersteller mit einer solchen Situation umgeht. In diesem Fall hätten wir dem Kunden ein Crash-Replacement des Frontrahmens zum Selbstkostenpreis angeboten. Alle anderen Teile können ja problemlos weiter verwendet werden.

Sebastian Tegtmeier, EU Marketing Operations Manager Santa Cruz Bicycles

# Insgesamt ist der Santa Cruz Megatower-Rahmen sehr durchdacht und großzügig gegen Beschädigungen geschützt - lediglich am Unterrohr sollten die Kalifornier unserer Meinung nach nachbessern und einen längeren Schutz verbauen.
# Unseren Erfahrungen nach ist das Megatower nicht dafür bekannt, besonders unzuverlässig zu sein - dank lebenslanger Garantie, Crash Replacement und sogar lebenslangem kostenlosem Lager-Service ist man bei Santa Cruz insgesamt in guten Händen.

Fazit – Santa Cruz Megatower

Kann das Santa Cruz Megatower auch im Jahr 2021 mit der teils deutlich jüngeren Konkurrenz mithalten? Ja, es kann! Gerade auf ruppigen Strecken überzeugt das Racebike aus Kalifornien mit einem sehr schluckfreudigen Hinterbau, der sich praktisch nie aus der Ruhe bringen lässt. Auch bergauf macht das Megatower eine solide Figur. Fans von sehr agilen und verspielten Bikes sind bei der Konkurrenz allerdings besser aufgehoben. Der sehr positive Gesamteindruck wird getrübt vom gebrochenen Rahmen, der durch einen längeren Unterrohrschutz wohl vor diesem negativen Schicksal verschont geblieben wäre.

Pro / Contra

Pro

  • Nehmerqualitäten in ruppigem Gelände
  • hohes Sicherheitsempfinden
  • hochwertige Erscheinung

Contra

  • gebrochener Rahmen
  • vergleichsweise geringe Agilität
# Auch im Jahr 2021 ist das Santa Cruz Megatower ein sehr gutes Enduro-Bike, das mit Coil-Dämpfer am Heck und aufgebohrtem Federweg vorne noch satter auf der Piste liegt und Downhill-Gefühle vermittelt - wer also ein Enduro für eher grobe Strecken und den Bike Park sucht, ist mit dem gelben Gerät sehr gut bedient. Andere Bikes im Test sind hingegen agiler und verspielter unterwegs.

Testablauf

Alle Bikes in unserem Enduro Race-Test wurden im direkten Vergleich auf denselben Strecken unter nahezu identischen Bedingungen gegeneinander getestet. Dabei waren Tester verschiedener Könnerstufen auf den unterschiedlichen Bikes unterwegs. Die Kandidaten im Vergleichstest mussten sich nicht nur bei Shuttle-Sessions gegeneinander beweisen, sondern wurden auch aus eigener Kraft auf typischen Hometrail-Touren bergauf und bergab gefahren. Um die Vergleichbarkeit der Modelle zu gewährleisten, wurden alle Modelle mit einheitlichen Reifen von Schwalbe ausgestattet und die Lenker auf 780 mm gekürzt. Darüber hinaus konnte jeder Tester kleinere Veränderungen vornehmen, um das jeweilige Bike optimal an die individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Hier haben wir das Santa Cruz Megatower getestet

Tester-Profil: Arne Koop
Körpergröße 184 cm
Schrittlänge 87 cm
Oberkörperlänge 67 cm
Armlänge 63 cm
Gewicht 74 kg
Arne ist seit 2010 auf dem Mountainbike unterwegs. Am liebsten scheucht er Enduro- oder Trailbikes auf ruppigen, natürlichen Trails bergab. Wenn sich die Gelegenheit bietet, springt er jedoch auch gerne mal aufs Downhill-Bike oder dreht eine Runde mit dem Rennrad.
Fahrstil
sauber, hohes Grundtempo
Ich fahre hauptsächlich
Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
Vorlieben bei der Geometrie
geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel

Tester-Profil: Felix Krüger
Körpergröße 175 cm
Schrittlänge 80 cm
Oberkörperlänge 53 cm
Armlänge 70 cm
Gewicht 72 kg
Felix ist seit mittlerweile 10 Jahren aktiver Mountainbiker und ist in allen Disziplinen von Dirt bis Downhill unterwegs. Am häufigsten holt er jedoch sein Enduro-Bike aus der Garage. Bereits direkt zu Beginn seiner damals noch jungen Mountainbike-Laufbahn hat Felix das Rennenfahren für sich entdeckt und machte 2014 direkt mit einem Sieg bei der inoffiziellen Rookies WM auf sich aufmerksam. In den Folgejahren ging er für die MRC und später für die SRAM Young Guns bei zahlreichen deutschen und europäischen Downhill-Rennen sowie dem Downhill World Cup an den Start.
Fahrstil
aktiv und jederzeit bereit abzuziehen
Ich fahre hauptsächlich
Enduro, Downhill
Vorlieben beim Fahrwerk
straff und progressiv
Vorlieben bei der Geometrie
nicht zu lange Kettenstreben, hohe Front, nicht zu tiefes Tretlager

Tester-Profil: Gregor Sinn
Körpergröße 183 cm
Schrittlänge 85,5 cm
Oberkörperlänge 60 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 76 kg
Gregor fährt gerne Fahrräder jeglicher Kategorie, von Mountainbike bis Rennrad. Am liebsten ist er jedoch auf Downhill- und Enduro-Bikes unterwegs – gerne auch unter Zeitdruck im Renneinsatz.
Fahrstil
verspielt
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
unauffällig, eher progressiv, wenig Druckstufe
Vorlieben bei der Geometrie
ausgewogen, nicht zu lang, Lenkwinkel nicht zu flach

Tester-Profil: Moritz Zimmermann
Körpergröße 186 cm
Schrittlänge 85 cm
Oberkörperlänge 61 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 93 kg
Moritz ist seit vielen Jahren auf dem Mountainbike unterwegs – vor allem auf Enduro- und Trailbikes, gerne aber auch im Bike Park.
Fahrstil
Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
Ich fahre hauptsächlich
Trail, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
Vorlieben bei der Geometrie
mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel


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