Bei der Gelegenheit möchte ich Euch ganz kurz erzählen, wie ich den Weg aus dem Wartezimmer raus gefunden habe:
Der Karton vom Tegernsee wurde also dann über Umwegen beim Laaser Postamt abgegeben. Da der Carabinieri-Oberhauptkommissars-Häuptling wesentlich an der korrekten Zustellung des Evos beteiligt war, ließ er es sich natürlich nicht nehmen, den Karton selbst abzuholen - gemeinsam mit einem Helfer, man(n) hat ja Rücken, und der Helfer hatte ein grösseres Auto. Vorab trinkt der Italiener, der pensionierte sowieso, noch einen Macchiato im Cafe und kommuniziert dort eifrig, sodass am Ende dann drei Mann hoch im Postamt standen, um das mittlerweile "riiiiesige, schwere, unglaublich grosse Paket" gemeinsam, zu Dritt, überführen zu können.
Die Gesichter der drei Helden wurden dann bleich, als das kleine, zierliche weibliche Wesen hinter der dicken Glasscheibe den Karton ohne viel Aufsehens an den Ohren packte und locker durch die Terror-Schutz-Schleuse schob *hähä*
Ich hab mich dem Karton dann Samstag morgens gewidmet - und beim Öffnen gleich mal engagiert den Bike-Pass zerrissen. Klebestreifen gibts in der Werkzeugkiste... Große Freude machte sich breit beim Anblick der Laufräder:
Felgen und Speichen schwarz, ordentlich fette Schlappen drauf, richtig dicke Naben drin, alles schön, alles toll. Nach ein paar Ehrenrunden rund um dem
Montageständer war ich bereits sehr sehr glücklich - alles vom Feinsten, Freude machte sich in der Tiefgarage breit.
Kommen wir zu den Umtrieben, weil ohne gehts bei mir eigentlich nie:
Die Kette wollte ums Verrecken nicht auf die Kassette, und wenn sie drauf war, fiel sie vom Kettenblatt. Ich war schnell am Verzweifeln, weil wenn ich schon daran scheitern sollte..? Auch wollte sich diese blöde Schleife in der Kette einfach nicht verabschieden. Noch mehr verwirrte mich die Position des hinteren Schalt-Lölis. Schon klar, dass das die erste
Sram-Garnitur unter meinen Fingern war, aber die komische Stellung des Schaltkäfigs war einfach komisch. Daran fummeln und drehen änderte nichts - da stimmte offensichtlich was nicht.
Nun denn: in einem Anflug von Verzweiflung zerlegte ich den Schaltkäfig, um zumindest mal die Kette buchstäblich wieder auf die Reihe zu bekommen. Natürlich verschwand bei dieser Aktion ein Schaltröllchen und kam mitten unterm Auto zu liegen. Ein fabrikneues Teil gleich mal in den Dreck zu werfen, kommt immer gut ;-)
Hab dann das zweite aus Gründen der Gleichbehandlung unter die Ducati geworfen.
So ließ ich Schaltung für einmal Schaltung sein und montierte Lenker und Vorderrad ohne grössere Verletzungen. Waren ja nur 6 Schrauben. Muss schon sagen - einfach geil, diese miniaturisierte Motorrad-Technik an den MTBs. Steckachse, Bremssattel, Gabelklemmung - alles so wie an meinen Motor-Zweirädern, nur eine Nummer kleiner. Bremshebel waren auch sofort vertauscht, und gleich schnell auch wieder zurück auf Auslieferungszustand gebracht, weil die Bremsleitungen zu lang bzw. zu kurz waren. Da hätte ich mal besser vorher bei Bionicon anrufen sollen *ggg*
Zurück zur Schaltung. Dass sich der Schaltkäfig an einer komischen Position befand, war mir so langsam klar. Dann fiel mir auch eine kleine beschädigte Stelle am Schaltwerk selber auf - schaute irgendwie nach etwas Abgescherten aus. Der kleine Lock-Hebel hatte auch keine Funktion, die sich mir erschloss. Also zerlegen, das Ding, und das gefederte Innenleben inspizieren. Dank Montageanleitung und Internet dämmerte es mir so langsam: da hat sich wohl im Karton der kleine Lock-Hebel gelöst, die Feder, die eigentlich die Kette spannen soll, den kompletten Schaltkäfig einmal mit Schwung um sich selbst beschleunigt und den evtl. einst vorhandener Anschlag dabei kraftvoll zerwemst. Daher auch die Schleife in der Kette und das unwillige Verhalten des ganzen Apparats.
Nach dieser Erkenntnis gings dann schnell. Auf den Bauch unter das Auto und die Ducati gerutscht, Schaltröllchen gesucht, gefunden, gereinigt, gefettet und montiert, Hinterrad rein, Achse zu, mangels Pedale Finger in die Kurbel gesteckt und Schaltung getestet - erste Sahne, frisch aus dem Mixer, Freude wie dem Sau.
Für die kleinen grobmotorische Einlage sorgte dann die Wasserpumpenzange, mit der ich die Pedale von meinem Cube Race One reißen musste. Seit 25 Jahren schraub ich nun mit drei Koffern voller
Werkzeug an meinen Zweirädern rum, mit mehr oder weniger grösseren Schäden – aber dass mir in den ganzen Jahren genau ein lustiger 15er Gabelschlüssel fehlte, hab ich erst am Samstag bemerkt. Samstag Mittags, wenn alle
Werkzeug-Läden hier geschlossen haben.
Ans Evo hab ich die Pedale dann halt mit einem metrischen Schlüssel aus dem Harley-Bordwerkzeug gezimmert – aber bitte nicht weitersagen.
Tja, und dann hab ich den
Sattel abgesenkt, mich alten Sack draufgesetzt, den Lenker fest umfasst und quer durch die Tiefgarage ein Wheelie gezogen, weil das Evo so ein geniales und zentrifugatives Bike ist. Ich liebe es!
Da habt Ihr am Tegernsee einen großartigen Job hingelegt!
Griass - JvS