Hallo liebe Leidensgenossen, ich musste nun auch die Erfahrung zweier Luxationen inklusive Operation machen.
Zum Thema Ärzte, Schulterspezialisten u.s.w. hier aus dem Ruhrgebiet konnte ich leider im Inet nicht viel finden, auch Empfehlungen hatte ich keine. Also habe ich einfach meinen, eigentlich unbekannten, Ärzten vertraut. Besondere Optionen habe ich eh nicht, da ich normaler Kassenpatient bin.
Am 31. Mai hat es mich im Bikepark Winterberg ganz blöde dahin gerafft. Auf recht weichem Untergrund bin ich im unteren Northshore Trail bei recht hoher Geschwindigkeit weggerutscht. Da ich absolut nicht damit gerechnet habe, hatte ich keine Zeit mich abzufangen und bin unmittelbar in meiner linken Schulter eingeschlagen, welche dadurch ausgekugelt war. Ab ins St. Franziskus Krankenhaus nach Winterberg und nach einer Stunde Wartezeit und dem dritten Versuch war der Oberarm wieder dort wo er hingehört. Repositioniert wurde mit dem Fuss in der Achsel und Zug auf dem gestreckten Arm. Kontrollaufnahme gemacht, Gilchist angelegt und ab nach Hause.
Am nächsten Tag zum Arzt, zur Luxation hatte ich noch eine ordentliche Prellung durch den Aufschlag.
Nach 3 Tagen habe ich den Gilchist nicht mehr getragen, die Bewegung war zwar eingeschränkt, aber schmerzfrei so lange sie nicht ruckartig waren.
Nach 5 Tagen MRT Termin, ging direkt über die Praxis recht schnell.
Nach einer Woche, Auswertung des MRT beim Arzt. Diagnose, Labrum angerissen und Hill-Sachs Läsion. Für alle „Neuen“
, Knorpelschaden der Gelenklippe und Delle im Oberarmknochen. Empfehlung erstmal keine OP, keine Rotation nach hinten und nicht über 90° nach vorne und zur Seite. Keine Kontaktsportarten und keine Sturzanfälligen Sportarten für die nächsten 6 Monate, was ein großes Problem für mich war.
Nach 2 Wochen zur Nachuntersuchung habe ich die Freigabe bekommen so weit wie möglich wieder die Schulter zu bewegen. Nach vorne hoch hatte ich keine Probleme mehr. Seitlich hoch bis ca. 120° Aussenrotation ging noch gar nicht.
Nun habe ich wieder mit dem Biken begonnen, allerdings nur auf Strecke. Mit der Position auf dem Rad hatte ich keine Probleme.
Nach 3 Wochen wieder leichte Trails, alles was die Gabel schluckt ist OK. Bewegung seitlich nach oben fast vollständig, Aussenrotation wird schon besser. Im Alltag alles was mit Druck ausüben zusammenhängt ist kein Problem, alles was mit ausgeschrecktem Arm zu machen ist oder ziehen geht gar nicht.
Nach 4 Wochen auf nach Saalbach Hinterglemm, da der Urlaub gebucht war. In der ersten Woche nur vereinzelte Touren. In der zweiten Woche dann erste Parktrails ohne Probleme, aber alles recht entspannt. Einen Tag sogar alle Parktrails außer Leogang und über Hackl wieder zurück. Zwischendurch immer wieder einen Tag zur Entspannung mit Familienprogramm. Eine kleine Prüfung im Kletterpark hatte die Schulter dann auch überstanden, wobei sämtliche Belastungen nach hinten schon recht heftig waren und teilweise auch schmerzhaft.
Nach 6 Wochen und am vorletzten Urlaubstag, dann ein leichter Abflug über den Lenker, dass Auffangen des Körpers reichte aus und die Schulter war direkt wieder raus. Zum Glück nicht weit von der Wohnung, ein netter Bauarbeiter brachte mich und mein Bike mit seinem Pick-Up zur Wohnung.
Dann ab ins Krankenhaus nach Zell am See. Die Schmerzen waren trotz des Vorschadens wieder so wie beim ersten mal. Repositioniert wurde auf einem speziellen Stuhl mit Zug an dem angewinkelten Arm über der Stuhllehne. Kontrollaufnahme gemacht, Gilchist angelegt und nach insgesamt 30 min konnte ich das Krankenhaus wieder verlassen. Der Arzt sagte mir, dass auf dem Röntgenbild schon ein Bankartfragment zu erkennen ist und er eine Operation empfehlen würde.
Somit war klar, dass der Schaden diesmal größer geworden ist.
Nach 3 Tagen in Deutschland mal wieder zum Arzt, den Gilchrist habe ich schon nicht mehr getragen, die Bewegungen waren wieder etwas eingeschränkter als vorher aber nicht so stark wie direkt nach der ersten Luxation. Alltagstätigkeiten konnte ich schon wieder ohne Probleme machen.
Nach 7 Tagen dann MRT und CT und ein Tag später dann die Auswertung bei meinem Arzt. Die Aussagen des Radiologen, des Arztes in AT und meines Arztes waren alle gleich, ohne Operation wird die Schulter auch mit viel Training nicht mehr stabil.
Diagnose, Labrumabriss inklusive Bankartfragment. Ein Drittel der unteren Gelenkpfanne war mit ausgebrochen und die Hill-Sachs Delle noch etwas vergrößert. Muskulatur, Nerven und Sehnen unbeschädigt.
Nach 3 Wochen Aufklärungsgespräch zur Operation bei meinem Arzt. Mein Arzt selbst ist gleichzeitig Oberarzt im Krankenhaus und hat sich mit dem Team die Bilder angeschaut.
Vorgehensweise zunächst arthoskopischer Eingriff unter Vollnarkose mit großer Wahrscheinlichkeit zur Öffnung eines größeren Teils. Platzieren von Knochenankern und Straffung der Gelenklippe. Während des Eingriffs wird dann entschieden ob die Hill-Sachs Delle auch operiert werden muss und zwar nur dann wenn diese je nach Drehung des Armes eine erneute Instabilität der Schulter gefährdet.
Dazu gibt es zwei Methoden. Entweder Durchtrennen des Oberarmknochens und Derotation des Oberarmkopfes um die Delle aus dem Bereich zu verschieben, anschließende Fixierung der Oberarmknochen mittels Platte. Oder Aufbohren des Oberarmkopfes und Austreiben der Delle, anschließende Entnahme von Knochenmark aus der Hüfte um die Bohrung wieder zu schließen. Stationäre Aufnahme für 5-7 Tage.
Nach 7 Wochen war dann der Operationstermin und 2 Tage vorher die Voruntersuchung im Krankenhaus. Bis zur dieser Zeit bin ich nur noch auf der freien Rolle gefahren und habe mit einem selbst kreierten Schultertrainingsprogramm angefangen. Dazu habe ich mir diverse Videos auf YouTube angeschaut, welche ich sehr effektiv finde. Einige Hilfsmittel wie Petziball und Gewichte habe ich mir auch noch angeschafft, da ich das Training zukünftig beibehalten möchte.
Operationshergang
Um 7 Uhr sollte ich auf die Station kommen um 8 Uhr war ich im Vorraum des OPs. Zunächst wurde die Schulter unter Hilfe von Ultraschall örtlich Betäubt um die drei Stiche korrekt zu platzieren. Danach wurde die Vollnarkose eingeleitet. Die Augen öffnete ich dann wieder gegen 11:30 im Aufwachraum und um 12:00 Uhr befand ich mich absolut schmerzfrei auf der Station. Der Arm war bis in den Unterarm taub, dies klang bis in der schlaflosen Nacht dann ab. Immer noch ohne Schmerzen. Jede Menge Schmerzmittel wurden mir verabreicht und drei Infusionen pro Tag.
Am 2. Tag dann kurze Aufklärung meines Arztes, dass nur der Bankart Eingriff gemacht wurde und die Hill-Sachs Läsion so belassen wurde. Anschließende erste Physio Anwendung mit Tränen in den Augen, der Arm wurde durch den Therapeuten passiv bis in den Schmerzbereich nach vorne und zur Seite bewegt. Auf eine derart extreme Einschränkung war ich nicht Vorbereitet, selbstständig war es mir so gerade möglich eine Faust zu machen, der gesamte Arm war größtenteils regungslos. Wundversorgung mit Blick auf die Baustelle, ein kleiner Schnitt oberhalb der Achsel und ein ca. 7 cm langer Schnitt frontal, diagonal über die Schulter.
Am 3. Tag, zweite Physioanwendung nach gleichem Schema, jedoch schon um einiges weiter. Selbständig konnte ich den Unterarm jetzt auch anwinkeln und auch leicht Abspreizen. Reduzierung der Schmerzmittel.
Am 4. Tag war Ruhetag wegen dem Sonntag, als Hausaufgabe sollte ich etwas Eigentherapie machen was auch ganz gut funktionierte. Den Gilchist konnte ich bereits selbst ab- und anlegen und umziehen klappte auch schon recht gut. Immer wieder Eisanwendungen im Narbenbereich und die letzten Infusionen habe ich bekommen.
Am 5. Tag dann die dritte Physioanwendung immer noch Passiv, nach vorne hoch schon recht gut erst mit angewinkeltem Arm, dann mit gebeugtem. Zur Seite hoch mit angewinkeltem Arm wesentlich kleinerer Fortschritt und schnell in den Schmerzbereich.
Aber die gute Nachricht, Entlassung aus dem Krankenhaus !