Danke für den Besuch meines Albums, aber nein, wir haben dieses Schwein mal unterwegs getroffen und fandens einfach lustig, zumal der Halter glaubhaft versicherte, dass Schweine viel reinlicher und problemloser zu halten seien als die allgegenwärtigen Hunde.
Dann sollte Dir vielleicht aufgefallen sein, dass jedwede Form von Extremismus an Schwachsinn grenzt (und damit sind beide Seiten gemeint). Warum soll man vorhandene Ressourcen nicht nutzen? Maßhaltigkeit heißt das Zauberwort. Eine "Wahrheit" wie Du sie gern hättest gibt es nicht.
Ich glaube noch nicht mal, dass es "eine" Wahrheit gibt, von daher kann ich sie gar nicht haben wollen. Und Extremismus kann ich ebenso nicht gutheißen. Auf dieser Ebene sind wir uns wohl völlig einig.
Das Problem liegt tiefer: Ihr scheint Euch missverstehen zu WOLLEN. Du beispielsweise detektierst einen Extremismus, wo gar keiner ist. Die im Wald ohnehin viel zu viel rumspringenden Rehe und Wildschweine zu erschießen und zu verwerten, damit hat wahrscheinlich weder hellmachine noch ein durchschnittlicher Tierschützer ein Problem -- wohl aber mit Massentierhaltung, aus der 99 % der Fleischproduktion halt stammen. (Maßhaltigkeit in Deinem Sinne hieße also, den Fleischkonsum auf, sagen wir, 5 % zu reduzieren.) Diese Einsichten habt Ihr eigentlich auch schon ausgetauscht. Auf der anderen Seite detektiert hellmachine bei vielen übrigen Threadteilnehmern einen gedankenlosen Fleischkonsum, den eigentlich nur wenige tatsächlich vor sich hertragen (wie polo: "mehr Fleisch").
Wenn wir mal sammeln, wo wir (aus meiner Sicht) Konsens haben, ist das gar nicht wenig: Dass Tiere wie Menschen begehren und empfinden, in einer Massentierhaltung also höchstwahrscheinlich leiden; dass der heutige Umfang des Fleischkonsums in Deutschland diese Massentierhaltung erfordert und gleichzeitig nicht auf Dauer vertretbare ökologische und soziale Folgen hat; dass eine fleischarme oder gar fleischlose Kost gesundheitlich mindestens nicht nachteilig ist, sehr wahrscheinlich sogar vorteilhaft, und das auch für Ausdauersportler (ich lasse BB bewusst außen vor).
Diese (unvollständige) Liste ist natürlich subjektiv; ich möchte sie als Vorschlag (oder Frage) verstanden wissen. Wenn ich sie nun mal als Konsens unterstellen darf (jedenfalls weiß ich keinen Beitrag mehr, in dem Du, dubbel, polo, Tyrolens und andere das direkt bestritten hätten), was gibts dann eigentlich noch zu diskutieren? Die Frage, wie man auf diese Einschätzung (ich rede nicht von Wahrheit) moralisch reagiert -- also: wie gewichte ich meinen persönlichen Genuss gegenüber den Interessen anderer -- und dann in Handeln umsetzt, diese Frage wird stets eine persönliche bleiben und ist durch noch so viele wissenschaftliche Argumente nicht zu beeinflussen. Das liegt nicht an der Wissenschaft, sondern am Menschen, der geneigt ist, seine Wahrnehmung so zu steuern, dass er die Komfortzone nicht verlassen muss.
Darin liegt mE eine der Ursachen, warum solche Diskussionen notorisch in die Hose gehen. Das kann man auch an obigem Beitrag von Whip nochmal sehr schön sehen:
der Anfang fand ich den Film echt witzig aber nach 6 Minuten hats dann auch gereicht.. Polemik pur und völlig einseitige Betrachtungsweise
Tierhaltung = Sklavenhaltung ? Hallo ? Sind Tiere = Menschen ?
....
Was Polemik ist und was nicht, scheint sehr subjektiv zu sein. Ich persönlich fand in diesem Film (natürlich und unvermeidlich) emotionale Elemente, aber keine Unsachlichkeit. Beispielsweise fand ich die trickfilmhaften Zusammenfassungen, wie das typische Leben einer Kuh oder eines Huhns aussieht, fast schon zu abstrakt und nüchtern. In Sachen Emotionalität wird man nie einen Level finden, der allen Zusehern gerecht wird. Der eine wird Emotionen als Irreführung komplett ablehnen, dem anderen ist es dann wiederum zu wenig "schockierend" und also "peinlich". Wenn Du, Whip, Deinen Polemikvorwurf auf etwas Anderes beziehst, bitte ich um Aufklärung.
Tierhaltung vs Sklavenhaltung ist ein Vergleich -- und keine Gleichsetzung. Die Behauptung Tiere = Menschen ist natürlich so ebenso falsch wie 4 = 5. Das meine ich eben damit, dass man von seinem Weltbild ausgeht (da ist noch nicht mal was Schlimmes dran), sich am Ziel einer Argumentation stört und dann darauf zurückzieht, dass sie ja ganz offensichtlich und formal gar nicht stimme (wie eben 4 = 5). Was mir hier fehlt, ist die Bereitschaft, die Augen zu öffnen vor der Intention des Vergleichs. Vier und fünf sind Zahlen. Tiere und Menschen sind empfindsame Wesen. Da kann man (sich selbst) ja mal die Frage stellen, warum wir mit Nutzmenschen (aka Sklaven) inzwischen anders verfahren als mit Nutztieren. Auch diese Frage ist wieder eine rein moralische -- wir werden keine wissenschaftliche Studie sehen, die das Seelenleben einer Kuh betrachtet, zumal das wahrscheinlich völlig irrelevant wäre.
Und nur um das abschließend nochmal klarzustellen: Ich kann sehr gut damit leben, dass Menschen in einer Frage wie dieser zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Was ich nur nicht haben kann, ist die Art zu diskutieren, nicht verstehen zu wollen, dass die Sichtweise eines anderen genauso richtig und legitim sein kann, oder sich am Ende gar noch persönlich anzugreifen.