Weil es mir gestern in und im die kleinen Felsen (=Quacken) so gefallen hat und ich zur Ende der Urlaubswoche etwas Schönes zum Ausrollern wollte, zauberte ich aus meiner Trackliste zwei Touren von Konaspeed und kombinierte sie kurzerhand zur
Quacken-anguggen-Tour
(oder was uns @konaspeed bisher verschwieg)
Gemütliches Frühstück, später Aufbruch und dampfige Temperaturen im Zug ließen mich noch weiterdösen. In Pirna erwartete mich der Wind der letzten Tage...kannte ich schon. Ich überlegte noch, daß ein weiterer Kaffee ganz prima wäre, da verschluckte mich schon der erste Pfad, lenkerbreit und rechts ein Maschendrahtzaun. Da sollte man schon wach sein. Nix mit Kaffee.
Dann ging es in den Kohlbergbusch und es wurde steil. Ich vergewisserte mich, daß ich immer noch im Stadtgebiet war. Konnte also nicht so schlimm werden.
Es ging auf schmalen, hübschen Wegen bergauf und gleich wieder bergab.
Dort wo man es mal richtig rollern lassen konnte, hing der Blitzkasten.
So eine Frechheit. Hab das Foto gleich rausgezogen.
Dann gings gleich wieder bergauf und wieder bergab, um in einer spitzen Weggabelung, breit wie mein
Reifen, wieder bergauf zu führen. Erwähnte ich eigentlich schon, daß es sacksteil war?
Hin und her gerissen von der Begeisterung von wirklich schönen Wegen und total genervt von der unerwarteten Trainingseinheit für die Fremdenlegion hatte ich gerade erstmal 3km Luftlinie geschafft.
War ein Bier gestern abend zu wenig oder hat mich die Tourenwoche schon so geschlaucht? Bin ich schon richtig munter? Was mach ich hier eigentlich?
Egal, schmaler Pfad runter nach Rotthermsdorf, rum um die Schlossruine und scharf rechts wieder ...ähm steil...bergauf in eine winzige Schlucht, wo der eh schon schmale Pfad sich in einem zerstörten Wehr verlor.
Beim Versuch dieses Foto zu machen, rutschte mir mein All-in-One-Wundergerät durch die dabbschen Pfoden.
Toll, Displayfolie zerkratzt. Macht sich in Verbindung mit dem streikenden Home-Button besonders gut. Wurscht, das Rad über die Steine geschleppt und dann versucht, links den Pfad hinauf zu fahren. Urplötzlich ergaben sich mental die zwingenden Zusamenhänge von HIIT (Hochintensivem Intervalltraining) und IsoBlocker-Biergetränken. Jahrelang hatte ich jeglichen Zusamenhang abgestritten. Jetzt hatte ich den Beweis: zu wenig Bier am Abed vorher läßt Einen an den immer wiederkehrenden Anstiegen alt aussehen. Zum Glück hat mich niemand gesehen.
Falls jemand mal eine wirkliche Belastung sucht....dort wird er sie finden. Nach Goes kam Cotta mit schönem Blick auf Dresden, glühte leider nicht. Dann traf ich auf einen Liegeradfahrer, der aufgrund seiner Behinderung dreirädrig mit Handkurbel unterwegs war. Allerdings glänzten da lauter Carbonteile und bei dem Gespräch während des Fahrens am Berg über seine verbaute Rohloffnabe und dem Anblick seiner Arme umd Schultern, mit Tempo bergauf, blieb mir der Atem weg.
In dem Track war ein Ringel um die Bahratalwand eingebaut. Also gerade rechtzeitig, kurz verabschiedet und rechts in den Wald, wiesenwegig weiter und gleich in sumpfigen Trekkerspuren verendet. Mir kam ein Pärchen mit Bouldermatte entgegen. Er fluchte die ganze Zeit in sein Händi, weil die Webseite mit dem Zustieg im Wald nicht laden wollte. Ein paar Tips und ein Blick durch mein zerkratztes Display und auch sie wußten jetzt, daß sie über die sumpfigen Wege mußten.
Der weitere Anstieg war ein Trial-Fahren: lauter Balanciererei und Hüpfen über Baumstümpfe, immer um die tiefen sumpfigen Löcher. Das erforderte den ersten Energieriegel, der eigentlich nur als Reserve gedacht war und den letzten Schluck Wasser. Wieso fahre ich immer mit halbleeren Flaschen los?
Auf den Energieschub wartend, kurbelte ich an den völlig unspektakulären Felsen vorbei und war froh, daß es irgendwann trocken bergab ging. Die Straße hatte mich wieder, runter nach Langenhennersdorf und mal zur Abwechslung ein Anstieg zum Schieben. Ich hätte auch die Straße weiterfahren können, anstatt rechtwinklig zu den Höhenlinien das Rad durch die Wiese zu wuchten. Aber das hätte den Trainingseffekt um 0,3 % gemindert.
Bergauf ging es dann weiter Richtung Leupoldishain auf die granitgepflasterte Straße, die mich gestern schon erstaunte. Vielleicht mag ja jemand die Pro's und Kontra's für eine Pflasterung recherchieren. Mir ist nach viel Denkerei nur ein Pro eingefallen: der örtliche Pflasterer hat erfolgreich im Gemeinderat agiert und sein Anliegen auf den Punkt respektive aufs Konto gebracht. Ok, der Bürgermeister wird wohl die Fördergelder besorgt haben und Alle waren es zufrieden.
Also die Schüttelstraße hochhgekurbelt und mich über den ersten Waldweg rechts gefreut. Ein Abstecher zum Haltstein und schon war ich weiter. Dann haben mich die Staatsforsten ausgebremst.
Weg zum Spanghorn
Glücklicherweise geht rechts ein Trampelpfad, aber mit vielen kleinen und mittleren Ästen, die alle nach meiner Schaltung und den Speichem schnappten. Das ergibt sehr unangenehme Geräusche und die ständige Angst eines Schadens.
Blick vom Spanghorn
Abstieg vom Spanghorn
Wer runter fährt oder trägt, muß auch wieder hoch.
Ein wirklich hübscher Pfad ging durch eine Schlucht mit steilem, wurzligem Zugang und wieder hinauf zur "Neuen Schänke".
Zumindest war es so ausgeschildert. Stattdessen erwartete mich ein Parkhaus (!) und ein Kioskwagen ohne Mineralwasser ("hamse noch ni geliefert"). Eine Thüringer Rostbratwurst in Sachsen? Muß sich ziemlich einsam fühlen. Also helf ich ihr mal. Das und in Verbindung mit einem alkoholfreien Wernesgrüner gab mir dann den Rest. Ich zog mich wieder auf meinen
Sattel und rollerte Richtung Thürmsdorf auf Waldwegen.
Dann gings auf die Trails um die Bärensteine und den Rauenstein. Das war, was ich eigentlich wollte. Aber so vorgeschwächt konnte ich das ständige Auf und Ab nicht richtig genießen. Aus meiner letzten Ausfahrt war fast ein Survival-Trip geworden. Beim Hochschieben zum Rundkurs um den Rauenstein, prägte ich mir wohlweislich die Linie für die Abfahrt auf der blockstufigen* Rinne ein, wissend, daß ich da wieder runterfahen mußte.
(* blockstufig ist meine neue Bezeichnung für die verfallenen, ehemals intakten Sandstein-Stufenwege, die heute alpine Stiege simulieren)
Die Zunge klebte mitlerweilen im Gaumen und wegen fortwährendem strengem Auf und Ab fluchte ich den Vornamen eines gewissen Konaspeed mehrfach und laut in den Wald.
Irgendwann war ich wieder rum um die Quacken und rollte mit letztem Willen beim schnippigen "Schokoladenmädchen" in Thürmsdorf auf die Terasse.
Der erste halbe Liter stilles Wasser verdampfte schon im Hals, die Apfelschorle aus Berlin - abgefüllt in der Rhön - gleich hinterher. Der Kaffee aus "Weitentfernt, daher gut", hinterließ auch keinen besonders kleinen ökologischen Fußabdruck. Zumindest das Eis war aus eigener Produktion und zudem laktosefrei.
Ich bin ja nicht so ökologisch angehaucht, aber dort stach das "unbedingt anders sein wollen" schon sehr heraus. Der Preis übrigens auch. Aber es hat mich gerettet.
Eigentlich sollte die Tour noch zu weiteren Quacken und nach Krippen gehen, aber schon 2 Stunden vorher kamen mir Zweifel, was wohl zuerst sein wird: Kraft oder Zeit. Zeit war dann doch noch genug.
Also feldwegig Richtung Königstein, letzte Aussichten genossen und hinab auf der Alten Königsteiner Straße oberhalb der modernen Asphaltierten. Die rundgelutschten Sandsteinplatten mit den Riesenfugen und Wasserquerrillen raubten mir den letzten Nerv und ließen die Oberschenkel nochmal richtig brennen.
An den ersten Häusern hörte ich das Heranrauschen des Zuges über mir. Also Kette rechts, Innenbahn im Kreisel an den Touri-autos vorbei, die Straße hochgesprintet (ging sogar noch! ), ohne Handzeichen links auf den Bahnsteig getreten und noch in den Klickpedalen auf den Türöffner gedrückt. Leider um eine Sekunde zu spät. Für einen Moment erwog ich den Elberadweg....aber die stramm wehenden Fahnen am Dampfersteg verbliesen den Gedanken sofort. Also ergab ich mich willenlos der Verradebergerung auf dem Marktplatz.
Fazit:
keine Tour nach einer Tourenwoche.
Keine Tour für Sonntagnachmittag mit Frau oder Freundin, außer man sucht einen Trennungsgrund.
Keine Tour für eine Ausfahrt mit den Kumpels, die man vorher mit "flowigen Waldwegen bißchen um die Felsen und viel Panorama" motiviert hat.
Aber definitiv eine Tour für knallharte Trainingseinheiten auf meist ganz tollen Trails in einer tollen Landschaft.
Die Tracks dazu stehen schon eine zeitlang im Internet und @konaspeed hat uns willentlich die Schmankerlberichte aus seinem Hausrevier verschwiegen

Nicht nur, daß er da offensichtlich die besten Pfade kennt, er kann sie auch zu ausgewachsenen Touren zusammenstellen, die keinen Vergleich scheuen müssen.
Danke für das Bündel neue Tracks und die Berreicherung in der Landschaft!
Für Morgen ist Regen angesagt und ich werde mich deswegen ganz der Auffüllung meiner Glykosespeicher inklusive Intensiv-Frühschoppenprogramm und Mittagsschläfchen widmen.
Das war dann also der letzte Bericht meiner Tourenwoche.
Allen, die mitgefahren sind, die mich mit Tracks und weitergehenden Informationen versorgt haben, einen großen Dank!
Auch einen Dank an meinen persönlichen Kritiker für z.B. die bildredaktionelle Prüfungen und dem Rechtsberater und Alle, die hier Interresse hatten.
Hoffe, ich konnte meine zwölf Monate "nur Mitlesen und schlau Reinquaken" ein bisschen wettmachen.
CC.
*fertsch
