Desertix - von Los Angeles nach Sedona

02.04. 15:00 Quatal Canyon, 1000m


Nachdem die Schneeschauer gegen Nachmittag ein bisserl nachlassen, schwing ich mich wieder auf mein Ross und verlasse nach ein paar finalen Kilometern von der Teerstraße im Frazier Valley ab. Keine Trails hier, das war wohl ein verschneiter Griff ins Klo. Aber immerhin darf ich jetzt achthundert Höhenmeter ohne Bremsen den flachen und schnurgeraden Quatal-Canyon runterbrausen.


Lustige rote Felsen säumen den Weg.


Wo man sich im Frazier Valley fast noch ein bisserl "eingesperrt" gefühlt hat, kommt hier drüben schon eher wieder das Feeling der "unendlichen Weiten Amerikas" auf.


Am Ausgang des Quatal Canyons, beim Flecken "Ventucopa" and der CA33, ist das große, flache Tal bebaut mit allem möglichen Krimskrams. Hauptsächlich Wein glaub ich. Ich kreuz die Straße eigentlich nur und fahr drüben gleich wieder in die Berge rein. Immerhin ists hier unten erst mal wieder warm und sonnig.
 
02.04. 19:30 Camp im Santa Barbara Canyon, 980m


Nur ein paar kurze Kilometerlein auf leerer Straße durchs Tal, dann bieg ich in eine selbstgewählte Abkürzung ein.


Mein Wegerl hat offensichtlich ein paar Überraschungen parat. Die dirtroad endet in einem Flussbett in einem passablen Abbruch. Runter war kein grosses Problem, aber zurück kann ich hier nicht mehr richtig. Habs kurz probiert nur so zum Spaß, die Kante ist total bröslig und bietet keinen Halt. Das nennt man dann wohl "Onewaystreet".


Meine "Abkürzungsdirtroad" ist erst mal verschwunden... so viel zur Landkarte. Macht erst mal nix, radel ich halt ein bisserl im Flussbett weiter.


Die roten Brösl fahren sich ganz leidlich... und machen lustige Geräusche beim fahren.


Nach einer Weile Querfeldeinbiken durch Flussbett und wüstige Prärie erreiche ich endlich die kleine Straße im Santa Barbara Canyon. Hier folge ich viele Kilometer dem Gelände einer riesigen Ranch, weiter hinten im Tal wird dann der Teer zur Piste und ich bin drin in der nächsten Bergkette.


Die Nacht kommt auch schon bald, also Schluss für heute. Morgen ist auch noch ein Tag...


... und verhungern muss ich sicher nicht.
 
03.04. 11:50 Sierra Madre Ridge des Grauens im Los Padres National Forest, 1600m


Der Morgen ist mal wieder ein bisserl frostig, ...


... selbst hier unten auf kaum tausend Meter Höhe. Aber kaum kommt die Sonne raus, wirds freundlich und warm und ich schwing mich aufs radl und nehm die fünfhundert Hömes hinauf aufs "Sierra Madre Ridge" in Angriff.


Bis kurz unterm Kamm flutscht es noch leidlich, der bisserl feuchten Erdstraße messe ich noch keine Bedeutung bei.


Doch nur wenige Minuten später ist auch schon Schicht im Schacht. An Fahren ist nicht mehr zu denken, selbst schieben ist nicht mehr drin. Die zwei "Storms" in den letzten Tagen haben anscheinend ganze Arbeit geleistet. Für die letzten fünfzig Hömes hinauf zum Ridge brauch ich fast ne halbe Stunde.


Aber hier oben ists auch nicht besser. Eher im Gegenteil! Verdammter Mist... eigentlich kann ich nicht mal mehr richtig laufen. Das lehmige Zeug pappt nach ein paar Schritten bleischwer und klumpig dick an den Schuhen.

Ich werf mein Bike an den Pistenrand und setz mich auf einen Stein. Was nun? Bin auf 1600 Meter, muss auf der Kammstraße weiter bis auf 1900m und drüben wieder runter. Gesamtstrecke bis es vielleicht wieder besser wird: ca. zwanzig Kilometer. Herzlichen Glühstrumpf.

GRMPF. In den Alpen versteckst du dich kurz bei nem Gewitter und fährst dann einfach weiter. In Amerika sind die Berge nach ein bisserl Regen für drei Tage im Eimer oder so ähnlich. Hat die "Great Nation" die Schotterstrasse noch nicht erfunden? Dieses erdige Pistenzeug ist doch nix halbes und nix ganzes... Karamba!

Wie auch immer, ich steck erst mal fest. Was tun? Wieder zurück geht natürlich irgendwie und ganz aussenrum um die Berge auf Teer. Super.

Oder mit Gewalt durchschleppen? Könnte mich sechs bis acht Stunden mit wenig Spaß (gelinde ausgedrückt) kosten, wenn sich die Verhältnisse nicht bessern. Aber weiter oben wirds wohl erst mal noch feuchter und noch pampiger.

Oder nen Tag abwarten? Müsste dazu allerdings wieder ne Stunde ins Tal runter, denn dazu fehlt mir das Wasser.

Oder vielleicht nachts fahren, wenn die elende Dreckspampe ein bisserl gefroren ist?

Oder rumsitzen und fluchen? Ich glaub das mach ich erst mal noch ein bisserl...

I AM STUCK.
 
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Nicht den Sand in den Kopf stecken! Stuntzi Go!
Den Ärger kann ich nachvollziehen, so schöne Landschaft und dann Matschepampe... :(
 
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Oder vielleicht nachts fahren, wenn die elende Dreckspampe ein bisserl gefroren ist?

könnte keine schlechte idee sein. brauchste auch nicht soviel wasser. aber bis die pampe tief genug gefroren ist, um plauzi und specki zu tragen, müssen es schon mind. -5° sein für ein paar stunden. ganz zu schweigen von den nachtaktiven bewohner der gegend. gibts da bären/luchse sonstige viecher, die carbon und verschwitzte biker mögen?
 
Ihr könnt ja derweil mal "Santa Cruz Trail" und "Tunnel Trail" googlen und ein paar video links posten. Da wollt ich nämlich heute hin. Aber da steht noch ein depperter Matschberg im Weg, über den ichs nicht drüber schaff. Dreihundert Höhenmeter... aber zwanzig Kilometer. Was für ein Witz.
 
Hm schwierige Entscheidung, aber nachts bei Frost die 20 Kilometer zu fahren wäre evtl eine Option? Hast du eigentlich eine Lampe dabei? Wie viel Höhenmeter kommen dazu?
 
03.04. 12:30 Sierra Madre Ridge des Grauens im Los Padres National Forest, 1600m

Sitze noch in der Gegend rum und warte darauf, dass die Sonne die Matschpampe abtrocknet. Dauerts eine Stunde? Dauerts einen Tag? Keine Ahnung.

Immerhin bin ich nicht der einzige. Zwei todesmutige Mountainbiker aus den USA sind auch gerade auf der Tour de los Padres unterwegs, hab sie mit meiner "Abkürzung" gestern abend überholt. Laut ihrer Liveposition auf http://trackleaders.com/lospadres14 sind sie vielleicht zwei Stunden hinter mir und kämpfen sich gerade auf dem "Ridge des Grauens" entlang. Weiss nicht, ob sie schon die Matschregion erreicht haben. Vielleicht wart ich einfach noch ein bisserl bis sie vorbeikommen... geteilter Matsch ist halber Matsch.
 
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Hilft Dir zwar nicht weiter, aber ich kann mich sehr gut reinfühlen: ein kleiner Abschneider über einen Acker in der Emiglia Romana bei Imola hat mich auch ein paar Stunden gekostet. Erst ists etwas tief, man fährt weiter. Dann klebts - und es ist schon zu spät. Nach wenigen Metern ist auch Schieben unmöglich und man ist schon mitten drin in der Kacke. Und wenn man dann erst mal raus ist, ist das Abputzen von den Reifen und Schuhen die nächste Herausforderung - ohne Bach oder Wasserschlauch in der Nähe fast unmöglich. Ich musste dann sogar auf Asphalt noch weiterschieben....
Wenigstens hatte ich dann bald einen Hochdruckreiniger bei einer Tankstelle. Wie gesagt, Dir hilft das wenig....
Good Luck and Patience!!!!!
 
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