MucPaul
Bike Parts Prepper und Diät-Carboniker
Das böse Erwachen ist doch schon seit dem Schließen des Bombenkraters, denn seitdem ist klar, dass nicht die Vernunft siegt.
Und wenn du dir die Situation für Radlfahrer in der Stadt selbst anschaust, dann wundert einen gar nichts mehr.
Schon geil, dass unsere eigenen Kinder hier in den Vierteln am mittleren Ring von 150.000 Kraftfahrzeugen mit Giftgasen penetriert sowie krank gemacht werden, denn das nimmt man als selbstverständlich hin, genau wie die Arbeitsbedingungen in der dritten Welt oder das Leid von Nutztieren (weniger wert als Waldschnepfen?). Und wenn eine Hand voll Stunden im Jahr tatsächlich 60 Radlfahrer auf einem Trail fahren, dann ist gleich die Politik von der Bike-Lobby bestochen worden. Wie weltfremd und selektiv in ihrer Wahrnehmung können manche Menschen eigentlich sein?
Statt die großen Probleme in unserer Stadt anzugehen, wird um einzelne Bäume und Waldschnepfen gestritten.
Meiner Meinung nach kann es da gar nicht um eine inhaltliche Debatte und um die Sache ansich gehen, sondern nur noch um mehr oder weniger psychisch Gestörte, die sich selbst damit in den Mittelpunkt rücken wollen.
Dass leider auch viele Zeitungen zu aufmerksamkeitsgeilen Hetzblättern ohne echte Inhalte mutiert sind, das dürfte spätestens seit dem letzten Flugzeugabsturz auch dem letzten Naivling bekannt sein. Von daher ist der SZ-Artikel keinen Aufreger wert!
Ich war letztens auf einer New Media Veranstaltung mit sehr guten Speakern aus Media, Print und TV.
Was mich erstaunt hatte war, dass viele Medien Häuser Echtzeit-Ticker für Google, Bing, Instagram, Twitter und Facebook laufen haben. Die können in Echtzeit mitverfolgen welche Nachrichten wo und in welchem Umfang z.B. getwittert werden. Basierend auf diesen Informationsfluss erstellen die eine Word-Cloud mit Buzz-Words, die in den Text müssen und dann wird so schnell wie möglich der Artikel geschrieben und veröffentlicht. Natürlich mit Echtzeitverfolgung, wie gut der ankommt und die Klickraten steigen.
Ich rede hier nicht von obskuren Webseiten oder Schülerzeitschriften, sondern von sehr bekannten Verlagen und Medien-Häusern.
Und dann wundert man sich noch, dass seriöser Journalismus auf der Strecke bleibt. Die meisten Journalisten sind nur noch freiberufliche bzw. 400 Eurojobs Zulieferer an die Verlage. Für kostenintensive Recherche bleibt da kein Geld oder Budget. Aus dem Grund wundert es auch nicht, daß Zeitungsenten ein langes Leben haben und sich wochenlang durch die verschiedenen Medien durchfressen, bis die Leute merken, dass es doch nur eine Ente ist und die Klickraten sinken.
Das Isartrail Bashing hat mit Start der Saison wohl gerade angefangen und man kann gespannt sein, welche Medien das Thema aufgreifen. Umso mehr Leute also den Zeitungsartikel anklicken, umso mehr steigt die Wichtigkeit und generiert neue Artikel drüber. Zum Schluss schauckelt sich das vielleicht hoch, endet vielleicht in Medien-Hysterie und die Behörden und Polizei greifen ein. Bis sie merken, daß sie alleine im Wald stehen und nur Tante Erna auf einem Omarad vorbeiradeln sehen. Dann endet das. Bis das Spiel von neuem anfängt... Onkel Erwin is wegen "Radlrambosucht" auf dem Isarradweg gestürzt, Raserei an der Isar, der letzte Molch überfahren... Skandal!
