06.07. 17:30 Camp am Mill Creek, 2200m
Unsere Route würde vom Mill Creek eigentlich wieder nordwärts verlaufen, fünfhundert Höhenmeter vermutliche Schiebetragerei rauf auf's Plateau zurück. Ohne Wasser oder wenigstens die Aussicht auf Wasser weiter oben eigentlich keine Option. Zurück ginge natürlich immer, das letzte Wasser im "Water Canyon" könnten wir heute noch erreichen. Aber zurück ist immer doof, also anderer Plan.
Also anderer Plan: Ein paar Kilometer talauswärts fließen der der ausgetrockenete Mill Creek und der Water Canyon zusammen, da müsste also Wasser sein. In den Alpen könnte man ganz sicher nicht einfach querfeldein ein Flusstal runterfahren, aber in den USA sind die Berge generell eher flach, zahm und zugänglich. Also rollen wir einfach mal talwärts und gucken, was da so kommt.
Auf meinen diversen Karten ist nichts eingezeichnet, aber natürlich finden wir schon bald eine verwachsene Jeepspur. Die Amis fahren einfach überall rum, wo es das Gelände irgendwie erlaubt. Hier war zwar schon lange keiner mehr unterwgs wegen diverser Washouts und zerbröselten Flussufern, aber mit den Mountainbikes ist's kaum ein Problem. Die ungeplante Abfahrt wird so noch richtig schnell und spaßig...
... und endet wie erhofft dort wo sich die Canyons treffen mit klarem, köstlichen Wasser! Ist übrigrens wirklich klar und köstlich, der aufgewühlte Schlamm kommt von den Bauarbeiten für unseren Swimmingpool, in dem wir den Rest des Tags verbringen.
Heute hat sowieso keiner mehr Lust, zurück bergauf zum Trail zu fahren. Wir bleiben lieber am Wasser. War dann zwar nur eine kurze Etappe und bringt die Essensplanung ein wenig durcheinander, aber trinken ist wichtiger.
Schlussendlich sind wir wassertragetechnisch wohl ziemliche Weicheier. Würden wir einfach bei jeder sich bietenden Möglichkeit maximal autanken, könnten wir ein oder zwei ausgetrocknete Wasserstellen überbrücken. Auf Straßen oder Pisten mach ich das eher mal, aber die strampligen Hoch-Runter-Trails der USA fahre ich wirklich (wirklich!) ungern mit fünfzehn Kilogramm am Buckel. Irgendwo hört der Spaß auf. Dann lieber ein bisserl "Risiko" und im Zweifel halt solche "Wasser-Such-Abenteuer" wie gerade eben. Dafür nimmt man halt dann auch in Kauf, die Route ein ganzes Stück verlassen oder im schlimmsten Fall umdrehen zu müssen. Und ganz blauäugig fahren wir in sowas auch nicht rein. Man schaut sich vorher schon die Karten an und überlegt sich nen Plan B für den Fall der Fälle. Aber so far so good, wir haben heute jedenfalls ein Camp mit Pool

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Aufgrund der Tatzenspuren und überhaupt ganz allgemein wegen der bärigen Gegend, hängen wir unser Essen über Nacht lieber mal in nen Baum. Keine Ahnung ob's die Raubtiere da erwischen oder nicht, aber besser als wenn sie dir im Zelt neben dem Kopf rumwühlen ist's vermutlich allemal.