Fast 1500 Beiträge in wenigen Tage. Das Thema brennt. Im Moment geht es allerdings nur noch um die Frage, inwieweit E-Bikes die Lage signifikant verschärfen und ein Verbot von E-Bikes in bestimmten Bereichen ein weitreichendes Verbot aller Zweiräder verhindern könnte. Im Wesentlichen gibt es zwei Argumente, die in abgewandelter Form pro E-Bike angebracht werden (Ok, vielleicht habe auch welche übersehen. Zugegebenermaßen habe ich jetzt nicht jeden Post genauestens durchgelesen). Beispielhaft nehmen wir mal diese beiden Zitate:
War klar, selber ein Recht rausnehmen, aber anderen ein Recht verwehren... jetzt wird das Bild rund.
Ein Derivat der Goldenen Regel (Was du nicht willst, das man dir tut...). Hier geht es um grundlegende Gerechtigkeit und die Frage, nach welchen Kriterien etwas als gerecht oder ungerecht zu bewerten. Ergebnis: Du darfst dir kein Recht rausnehmen, was du anderen nicht eingestehst. Der Biobiker darf demnach nicht fordern, dass der E-Biker von bestimmten Trails ausgeschlossen wird, die er aber selbst weiter befahren möchte.
Und diese Menschen sollen demnach ausgeschlossen werden,
obwohl sie noch Freude am MTB haben?
Eine sehr egoistische Einstellung, die nur von einem jungen
und lebensunerfahrener Menschen sein kann.
Ich denke, dass ich schon mit dem Bike auf dem Berg war,
da hast Du noch in den Windeln gelegen.
Hier wird es schon etwas spezieller: Die Beteiligungsgerechtigkeit. Menschen sollen weitestgehend nicht in ihrem Aktionsradius eingeschränkt werden, auch wenn sie das aufgrund ihrer mitgebrachten Beschränkungen wären. Ein Rollstuhlfahrer soll bitte nicht von zwei lächerlichen Treppenstufen eingeschränkt werden und der ältere/kranke/nicht-fitte Biker nicht von ihm ansonsten unzugänglichen Wegen in den Bergen. Verschärfend wird noch angeführt, dass man selbst ja irgendwann auch krank/alt/leistungsschwach werden könnte und man ja nie weiß, ob einem die eigene Forderung nicht irgendwann selbst um die Ohren fliegt.
Beide Argumente sind durchaus gewichtig und trotzdem sind sie m.M.n. nicht uneingeschränkt auf die Frage "E-Bike-Verbot ja oder nein? anwendbar. Und das liegt u.a. daran, dass Biken nunmal nicht zwingend zum alltäglichen Leben nötig ist und verschärfend darum, dass andere Güter (Natur, andere Nutzergruppen, Bauern, Jäger etc...) geschützt werden sollen.
Bei dem Goldene-Regel-Derivat liegt es ja fast schon auf der Hand, dass nicht aus jedem Recht, welches einer Gruppe X zugestanden wird, auch gleich ein Recht folgern muss, welches einer Gruppe Y zugestanden werden muss. Bei Bio- vs- E-Bikern geht es jetzt aber nicht um zwei völlig verschiedene Forderungen. Es ist klar, dass beide Parteien für sich das Gleiche einfordern, nämlich das freie Befahren aller geeigneten Wege. Die Schwierigkeit besteht darin, dass Einige meinen, dass E-Biker und Bio-Biker als eine Gruppe zu bewerten sind und andere meinen, dass sie eigentlich getrennt betrachtet werden müssten. Der Gesetzgeber hat hierzu (bis jetzt zumindest) eine eindeutige Meinung. Die Betreiber von mtb-news und e-mtb-news offensichtlich eine andere. Für den einen sind es einfach Fahrräder. Für den Anderen sind es motorisierte Fahrzeuge. Diese Frage gilt es also zu diskutieren, v.a. wenn sich herausstellen sollte, dass E-Bikes tatsächlich einen erheblichen Teil der Probleme verursachen sollten. Ich bin mir da zwar nicht so sicher, aber ein Denkverbot darf es da nicht geben. Das muss genau untersucht werden. Im Moment wird hier auf der Basis von gefühlten Wahrheiten argumentiert. Geht mir leider auch so. Macht es aber nicht besser.
Das zweite Argument mit der Beteiligungsgerechtigkeit ist tatsächlich schwierig. Auch wenn es sich erstmal ganz rücksichtsvoll anhört. Wenn wir das so konsequent für alle möglichen Freizeitszenarien durchexerzieren, kommen wir in echte Aporien. Wenn man dieses Argument auf andere Freizeitbereiche überträgt, merkt man leicht wie problematisch das ist. Es geht ja nicht um ein generelles Verbot von E-Bikes, sondern um die Frage inwieweit der (spezielle) Freizeitnutzen eingeschränkt werden muss.
Auch ich werde irgendwann mal alt oder kann so krank werden, dass mir mein geliebtes Hobby nicht mehr ohne E möglich sein wird. Natürlich freue ich mich dann, wenn ich es dann auch darf. Aber das allein darf nicht Grundlage einer Entscheidung Pro oder Contra sein.