@WilliWildsau: Extra für Dich - Fortsetzung Engadin. Damit die Vorfreude anhält ...
Es ist schon Mittag, als wir aufbrechen. Es bleibt nämlich bei der bewährten Taktik später zu starten, um Abends freie Fahrt zu haben. Puh, der Anstieg verspricht dafür recht schweißtreibend zu werden! Wir werden nämlich unterhalb der Sesselbahn aufsteigen und können nicht mit viel Schatten rechnen.
Doch bevor wir losfahren fragt sich Lev wieviel wohl sein Rucksack wiegen mag (inkl. befestigter Schutzausrüstung, Wasser, Proviant usw). "Kein Problem!" meint Claude und holt eine Waage aus dem Auto. Laurent ist eigentlich ziemlich überzeugt davon mit am schwersten zu tragen. Denkste! Sein Rucksack ist mit ca. 7.5 kg das Fliegengewicht! Gewinner ist Claude, dicht gefolgt von mir. Unser Gepäck liegt dank Kamera-Pipapo bei deutlich über 9 kg! Claude hat seine Knipse nämlich auch dabei
(und postet vielleicht noch was aus seinem Vorrat). Ohne den Kram, die 3 Liter Wasser und das Eigengewicht des Rucksacks würd's eigentlich gehen. Ich hätte trotzdem nicht gedacht, dass es so viel ausmacht. (Was Colin wohl mit sich rumschleppt?!

)
Egal. Das Zeug muss halt mit. Also, los!
Unter der Sesselbahn machen wir schnell Höhe. Einiges kann man sogar fahren. Hätte nur 'nen Pulsmesser mitnehmen sollen. Dann wüßte ich endlich meinen Maximalpuls!

Nach einiger Zeit erreichen wir dann mit der Bergstation des Sessellifts das kleine Hochtal, welches wir entlangwandern müssen. Bisher war's recht ruhig, doch hier oben herrscht richtig Trubel - Touris und Wanderer überall. Na ja, kein Wunder. Bei der Gletscher-Aussicht sowieso nicht!
Die Aktion macht trotzdem schon einen vielversprechenden Eindruck. Landschaftlich würde was geboten werden, selbst wenn der Gipfel nicht für uns fahrbar sein sollte. Offiziell wird er zwar mit T3 klassifiziert, die letzten 100 Hm sollen aber eher T4 sein. Wir werden sehen ...
Was wir jetzt schon sehen können ist der Kamm auf der gegenüberligenden Seite über den wir später hinab cruisen werden. Sieht aus der Ferne zumindest sehr flowig aus!
An der Talflanke arbeiten wir uns langsam zu unserem Ziel vor. Die Wanderer sind sehr relaxt und finden es toll jemanden hier hochdrücken zu sehen. Eine Gruppe Japaner versucht dies gestenhaft und auf Englisch zu verdeutlichen, was wirklich witzig rüberkommt.
Der Weg an sich ist übrigens super geputzt bzw. als Abfahrt eher langweilig. Zum Glück fahren wir woanders runter! Man merkt aber, was hier für den Wandertourismus getan wird. Fürs Biken aber ebenso! Und morgens dachte ich nicht recht zu hören, als Radio Engiadina ihren fast
allmorgendlichen Bike Tipp brachte und über die Vorteile von Fullsuspension Bikes berichtete!
Je näher wir unserem Berg kommen, desto interessanter wird er. Schließlich kommen wir zum Abzweig von dem aus es geradewegs zum steil über uns liegenden Gipfel und der ca. 100 Hm unterhalb liegenden Hütte hoch geht. Während wir uns hier sammeln und rasten, kommen nach und nach Wanderer bei ihrem Abstieg vorbei und schauen uns teilweise etwas belustigt an. Einer möchte uns so richtig Mut machen und meint er hätte sogar zu Fuß fast Probleme gehabt!
Na, wo wir jetzt schon mal da sind ... Das erste Stück sieht schon mal gut aus. Schmale Wegbreite, enge Kehren, doch alles fahrbar. Dann jedoch erreichen wir das Geröllfeld mit z. T. recht ordentlichen Stufen! Der grobe Schutt reicht bis zur Hütte, wo uns die recht überraschte Hüttenwirtin ihre ersten Biker begrüßt und darüber witzelt für unsere Abfahrt den Rettungsheli rasch rufen zu können. "Aber Ihr nehmt die Räder nicht mit auf dem Gipfel, oder?" Ne, ne. Der letzte Abschnitt sieht doch zu heftig aus.
Wir lassen also alles zurück, nur Claude und ich schleppen unsere Rucksäcke mit den Kameras mit. Die Aussicht ist bereits jetzt sehr genial und soll von oben noch besser sein! Doch während wir so hochsteigen, fängt das Grübeln an. "Hmm ... die Passage könnte doch fahrbar sein. Und schau mal hier. Das ginge doch auch!" Lev und Laurent fackeln nicht lange, machen kehrt und holen ihre Bikes. Von dem was wir bisher sahen scheint die Hälfte fahrbar zu sein. Ansonsten ist's zu krass oder zu exponiert.
Claude und ich gehen weiter vor und genießen schon mal das
Panorama. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt soweit in die Ferne schauen konnte!
Schließlich kommen Lev und Laurent nach und wir machen es uns noch einige Zeit oben gemütlich ... während der Hüttenwirt auf der Terrasse seinen Liegestuhl so hindreht, dass er uns gemütlich beobachten kann. Auch die anderen, wenigen Gäste blicken gebannt in unsere Richtung.
Und dann geht's endlich los. Unsere Models versuchen sich an allen fahrbaren Passagen und Claude und ich freuen uns über die schönen Motive. Leider lege ich bei den allermeisten Fotos mal wieder das Hauptgewicht auf die einmalige Kulisse, weshalb die technische Schwierigkeit nicht immer so gut rüberkommt. Nur zum Vergleich mal die gleiche Passage von
Claude und als Flachfoto (mit nettem Hintergrund) von
mir aufgenommen.
Rider: Levty
Rider: el signor
Rider: Levty
Rider: el signor
Rider: el signor
Rider: Levty & el signor
Rider: el signor
Rider: el signor
Nach der Hütte geht es dann gemeinsam weiter. Die Abfahrt im Gesamten ist einfach genial. Alles ist drin. Von verblockt, verwinkelt mit S1/S2-Downhill ins Hochtal hinab.
Einen kleinen Abstecher zu 'nem Bergsee lassen wir uns aber auch nicht entgehen. Lev schmeißt die Klamotten davon und gönnt sich eine Erfrischung im kühlen Nass. (@[FW]FLO: 10 Cent!

).
Anschließend geht's weiter, hoch zum Kamm. Der ist schnell erreicht und der DH geht weiter!
Rider: el signor
Rider: Levty
Gerade unterhalb der Baumgrenze wird's so richtig schön. Kleine Sprünge, Wurzeln, Felsen, Treppen, Kehren. Was will man mehr?
Und das Beste? Wir sind wirklich allein! Tagsüber wären die Wege unfahrbar!
Glücklich und zufrieden spuikt uns der Trail direkt beim Auto raus. Und es gab auch keine 40 CHF Strafe dafür, dass wir die max. Parkzeit von 3 Stunden 'minimal' überzogen hatten.
Was für eine Tour!

Es war definitiv die Beste unseres Trips, landschaftlich wie fahrtechnisch. Heizen macht halt auch Spaß!
Fotos von der letzten Tour am Folgetag spare ich mir mal. Da gibt's nicht viel Aufregendes. Wobei ... die Fahrt mit dem Postbus vielleicht. Die hätte fatal enden können!
Laurent saß auf der hintersten Bank. Als wir um eine Kurve fuhren und er sich umdrehte ... waren die Bikes auf einmal weg! Samt Träger!! Hä?!
Was war passiert? Sie waren nicht weg. Der Träger hat an der in Fahrtrichtung linken Seite Scharniere um ihn seitlich aufklappen zu können. Und die waren nicht gesichert, so dass er komplett auf die Gegenfahrbahn ausgefahren ist!
Nicht auszudenken, was bei Gegenverkehr passiert wäre ...
Also, das nächste Mal beim Aufladen mal schauen, ob der Träger auch gesichert ist.
@KäptnFR:
Endlich mal ein prägnanter Name. Ich war mit "DH 32" schon immer total überfordert!
@Romarius:
Cool, dann sind ja noch ein paar Eisen im Feuer. Ich bin nämlich erstmal durch mit Fotos und so! Hab' sie jetzt übrigens mehr geschärft.