Pflastersteine…verschwommene Pflastersteine. Jedem Fahrer fällt als erstes irgendetwas ein, wenn er an bestimmte Rennen denkt. Wenn ich an die 24h am Alfsee denke, ist es das verschwommene Bild von Pflastersteinen. Kurz dahinter wackelt ein auf dem Vorbau thronendes
Garmin, dass Pulsbereiche jenseits von Gut und Böse anzeigt.
Auch dieses Jahr sollte sich das Bild wiederholen. Die Strecke hatte sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert.
Sie war noch immer für ein 24h Rennen ungewöhnlich lang. Am Anfang gab es einige Trails, dann kamen Pflastersteine, elendig lange Geraden, die immer wieder von Passagen über Wiesen und Deiche unterbrochen wurden. Es war also alles angerichtet, um nach 12 km und 90 hm komplett überkreuz zu schauen.
Wir waren mit dem Ziel angereist zum fünften Mal in Folgen ganz oben in der Kategorie der Mixed 8er zu landen. Unser Herren 8er hatte sich ebenfalls auf die Fahne geschrieben ganz vorne zu landen.
Mit gut und gerne 25 Leuten in unserem Fahrerlager war schon vor dem Rennen für eine Bombenstimmung gesorgt. Zwecks Jugendschutz überlasse ich es eurer Fantasie, worüber in den zwei Tagen so alles philosophiert wurde. Jedenfalls hatte so manch einer das Gefühl im Sexualkundeunterricht nicht wirklich aufgepasst zu haben.
Doch zurück zum Renngeschehen. In unserem Mixed 8er sollte Marcel den Start fahren, dann auf Patrick wechseln, den ich dann ablösen sollte. Das lief soweit auch ziemlich gut.
Meine erste Runde kam mir extrem hart vor. Die Geraden wurden zur Unendlichkeit. Mit den Händen auf der Gabelkrone, dem Puls am Anschlag und der Milchsäure in den Beinen konzentrierte ich mich nur auf die nächste Kurbelumdrehung. Nach 27:20 wechselte ich dann auf Dieter und drehte eine lockere Runde durchs Fahrerlager um die Beine zu lockern.
Als ich meinen Hobel abstellte, wurde mir mit Panik berichtet, dass Dieter einen Platten hatte.
In so einem Fall darf man einen neuen Fahrer losschicken und die Runde des armen Teufels mit defekt wird dann annulliert. Das Malheur passierte jedoch ausgerechnet 1,5 km nach dem Start. Bis Björn dann auf der Strecke war, hatten wir einige Zeit und die Führung verloren.
Nach zwei Rennstunden lagen wir also auf Platz 2 mit einem Rückstand von sechs Minuten.
Meine zweite Runde lief dann gefühlt viel besser als die Erste. Es war zum Glück merklich kühler geworden. Nach dem obligatorischen Ausfahren war es an der Zeit alles für die Nacht fertigzumachen.
Der Reifendruck wurde gecheckt, das Licht angebaut und alle stellten sich auf Doppelstints ein. Sprich Fahrer 1, dann Fahrer 2, wieder Fahrer 1, dann Fahrer 2…danach sollte das Spiel mit Fahrer 3 und 4 weitergehen und so weiter …
Der Vorteil der ganzen Sache: Man kann in der Nacht gut und gerne 3-4 Stunden schlafen. Das Problem ist, man hat zwischen zwei Runden nur eine halbe Stunde Pause. Es hieß also einmal heftig quälen, damit man lange Pause hat. Die erste Nachtrunde fühlte sich sehr gut an. Die zweite Runde wurde zu Qual, aber es passierte das Unfassbare. Kurz vor der Wechselzone fuhr ich auf Nils von unserem Männer 8er auf. Wir wechselten so parallel, dass ich erst mal schauen musste, wer mein Fahrer war, dem ich das Wechselband übergeben musste. Unsere Fotografin Naima hatte wie immer ein goldenes Händchen und fing den Moment ein.
Jetzt konnten unsere beiden Teams zusammen Kreiseln. Die Rundenzeiten fielen deutlich und ich bekam meine Schlafpause. Nach guten drei Stunden hieß es dann wieder aufstehen. Auf mich wartete das Frühstück der Champions: Banane, Honig, Haferflocken und neutrales Wheyprotein von Sponser. Noch waren die Temperaturen wirklich angenehm …noch. Die erste Runde im Hellen fühlte sich richtig gut an. Inzwischen lag unser Herren 8er auf Platz zwei mit circa 15 Minuten Vorsprung vor Platz 3 und dem gleichen Rückstand hinter Rang 1. Wir hatten nun einen komfortablen Vorsprung von ungefähr einer Runde auf das Team von Platz 2.
Dann fing die Sonne an ohne Erbarmen auf die Strecke zu knallen. Am See stand die Luft so richtig. Man hätte sie mit Sicherheit durchschneiden können. Auf meiner letzten Runde wurden die langen Geraden zur Qual.
Wenn man nach vorne schaute, hatte man das Gefühl die nächste Kurve würde nicht näherkommen. Natürlich blies das einzige Lüftchen auch noch in die falsche Richtung. Nach zwei Dritteln der Runde platzte mein Motor. Der Kreislauf war im Eimer. Ich rettete mich irgendwie ins Ziel. Man muss nicht Medizin studiert haben um den Einbruch auf der Runde zu sehen, wenn man die Herzfrequenzkurven von meiner ersten und der letzten Runde vergleicht:
Den anderen ging es auch nicht besser. Die Hitze zollte ihren Tribut und alle kamen derangiert von ihren letzten Runden. Dann ging Harby auf ihre letzte Runde und der Sieg war perfekt.
Wir hatten den fünften Sieg in Folge eingefahren und unser Herren 8er fuhr auf Platz zwei!
Bilder by Jörg Tauert
An dieser Stelle geht ein ganz besonderes Dankeschön an unsere Betreuer, die sich die ganze Zeit so rührend um uns gekümmert haben und natürlich an Naima unsere Fotografin, die das Rennen so toll einfing! Vielen vielen Dank dafür!!!
Ein weiteres ganz großes Dankeschön geht natürlich an:
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