Was macht man, wenn man mitten im deutschen Winter ein paar Wochen Zeit hat?
Mit den Rädern in den spanischen Frühling fahren, genauer gesagt in die Gegend um Girona.
Zunächst einmal durften die Zweiräder auf dem vierrädrigen fahrbaren Untersatz huckepack mitfahren:
Östlich von Girona erhebt sich das Gavarres Massiv auf bis zu 500m, durchzogen von kurivgen Bergsträßchen und unzähligen Schotterpisten. Also schonmal kein schlechter Ausgangspunkt für Graveltouren.
Da sich mein Ausgangspunkt netterweise schon auf der Höhe befindet, beginnt die erste Gravelausfahrt mit einer Traverse auf dem Höhenzug zu einem Gavarres (Rennrad-)Klassiker, dem Els Angels. Die Aussicht dort reicht bis hinunter zum Mittelmeer, oder hinauf zu den mit Schnee bedeckten Gipfeln der Pyrenäen:
Über Schotter ins Tal und wieder hinauf ging es zum nächsten Aussichtspunkt, dem Castell de Sant Miquel. Bei einer ebenso beeindruckenden Rumdumsicht vom Turm der Burgruine, waren die Rampen mit bis zu 18% Steigung auf ausgewaschenem Untergrund schnell vergessen:
Da die folgende Abfahrt immer wieder von bissigen Gegenanstiegen unterbochen wurde und die Kraft langsam nachließ, wurde Anstieg Nr.2 kurzerhand auf die Straße verlegt. Während die Rennradfahrer, die mich im Anstieg begleiteten, oben umdrehen mussten, ging es für mich noch auf Schotter über den Höhenzug weiter. Auch hier wieder die Erkenntnis: Was auf dem Höhenprofil flach aussieht, ist immer wieder mit fiesen Rampen gespickt. Tagesziel Nr.3 war die Passhöhe bei Santa Pellaia, auch eigentlich eher ein Rennradklassiker:
Auf der Abfahrt über die herrliche Passtraße, konnten sich die Beine gut für den letzten Anstieg erholen: 6km feinste Schotterpiste hinauf zurück zum Ausgangspunkt. Laut Karte hat dieser Weg sogar eine offizielle Straßennummer, zum Glück nutzen die Autos aber eher die geteerte Zufahrt von der gegenüberliegenden Bergseite und ich konnte die mich umgebende Natur und Stille ganz alleine genießen.
Tour 2:
Das tolle an so einem Gravelbike ist ja nicht nur, dass man abseits der Straßen gut fahren kann, sondern gerade auch auf der Straße noch passend "beradet" unterwegs ist. Das Ziel meiner zweiten Tour war deshalb der bei Rennradfahrern beliebte Rocacorba, den ich von Els Angels schon mal vorsichtig aus der Ferne betrachten konnte:
Bei einer Starthöhe von 60 ü.NN ging es hinauf bis auf 970m. An- und Rückfahrt zur Passstraße waren ein Mix aus geschotterten und geteerten Wegen durchs Hinterland, die immer wieder einen Grund boten, mal eine kurze Guckpause einzulegen:
Die Straße auf den Rocacorba ist zwar seit 2006 vollständig geteert, wenn sie aber weiter so stark zerbröselt, kann man sie in ein paar Jahren zumindest teilweise als Gravelanstieg gelten lassen.
Die Aussicht oben ist natürlich wieder atemberaubend; da halten sogar die Radprofis, die den Rocacorba als Trainingsanstieg mehrmals hintereinander hoch- und runterfahren, mal für eine Minute an.
Einen weiteren Vorteil hat das Gravelbike noch dazu: Die breiten
Reifen bügeln den schlechten Asphalt deutlich besser weg, als die schmalen Gummis, die die teuren Carbonfelgen der anderen Räder hier oben zieren. In Verbindung mit den eigenen überschüssigen Pfunden musste ich also nicht mal eintreten um bergab zumindest teilweise mit den Profis mithalten zu können