Rennrad ist aber auch die letzten Jahre extrem elitär geworden. Vor allem die Jüngeren, die neu einsteigen. Gefühlt alles Bestverdiener oder Kinder von Bestverdienern, die auf maximale Aussenwirkung setzen, und zwar nicht nur beim Rad, sondern auch bei den Klamotten. Alle in PAS, SYN oder ähnlichen Stöffchen unterwegs, wo das Trikot unter 200 Euro maximal verpönt ist. Dann noch die Leica um den Hals, Hauptsache der Content für Instagram passt. Muss am Ende jeder wissen, was Radfahren für ihn ausmacht, aber das erklärt schon warum RR und Gravel noch boomen. Da sitzt das Geld insgesamt deutlich lockerer. Auch die Halbwertzeit eins Rennrads wird immer kürzer. Ich fahre meine RR, die zugegebenermaßen auch aus dem oberen Regal kommen, eigentlich immer mindestens 5 Jahre, eher länger. Das neue RR-Klientel wechselt alle 2-3 Jahre, zumindest die, die ich um mich herum beobachten kann.
MTB bist du halt pragmatischer. Klar, darf auch was kosten, aber das Material wird deutlich mehr strapaziert. Würde mir nie ein MTB holen, dass auch nur annähernd Richtung 10k geht, wer weiß wie lange es überlebt. Die Branche hat einfach komplett überreizt und komplett anderes Publikum. Jetzt fällt ihnen das reihenweise auf die Füße. Die Rabatte, auch für Teile sind ja schon teilweise absurd.
Ja und nein. Du hast recht, dass die Rennradszene mittlerweile (zum großen Teil) sehr elitär geworden ist.
Das war früher anders, als mich meine Eltern mit elf Jahren zum hiesigen Radsportverein
geschleift hatten, da war Rennradfahren fast noch ein '
Bauernsport'. Gefühlt Ende der 90'ziger hat sich die Rennradszene dann sehr verändert (viele Akademiker haben Spaß am Rennradeln gefunden, was natürlich irgendwann auch Einfluß auf die Szene und deren Erscheinungsbild hat).
Nichtdestotrotz ist in meinen Augen auch die MTB Szene relativ elitär geworden. Eigentlich fast alles mutiert immer mehr in diese Richtung, weil sich jeder irgendwie
abgrenzen will ('Mainstream ist scheiße') und sei es nur am Wochenende, wenn man seinen Hobbys frönt.
Okay, mein letzter Transalp liegt viele Jahre zurück und da ich das MTB eher als Ausgleich zum Rennradeln betreibe, war ich schon lange nicht mehr in den typischen MTB Hotspot Gegenden unterwegs, sondern fast nur noch im Taunus.
Hier in der Region ist dieses Hang Loose Feeling, das man auch der MTB-Szene immer gerne attestiert hat, aber schon lange abhanden gekommen.
Mag sein, dass Frankfurt als Banken- und Finanzmetropole in der Beziehung etwas speziell ist, vielleicht muss ich da aus meiner Rhein-Main Blase mal wieder raus.
Bin aber trotzdem in den letzten Jahren noch viel in den Alpen mit dem Rennrad unterwegs gewesen und bin dabei natürlich auch dem ein oder anderen MTBiker begegnet. Allesamt eher mit hochwertigem Material unterwegs (dagegen spricht ja auch nix, wenn man in seine Hobbys investiert!).
Nur wenn es dann irgendwann heißt, "wir müssen wieder mehr sparen und vorsorgen, die fetten Jahre sind erst mal vorbei", dann macht sich das natürlich relativ schnell bemerkbar, gerade dann, wenn man schon über die Grundausstattung verfügt und sich zwei- dreimal überlegt, ob ein neues Bike nötig ist. Das scheint ja im Moment der Fall zu sein und viele Firmen - nicht nur innerhalb der Bikebranche - merken das.
Früher war das subjektiv alles noch etwas entspannter, aber ich bin mit Mitte 50 auch schon ein alter Sack, vielleicht ändert sich in dem Alter der Blickwinkel etwas zu sehr.