Früher hieß Gravel Querfeldein (Cyclocross). Wir hatten sogar einen mehrfachen Weltmeister namens Mike Kluge. Zu dieser Zeit wurde der Sport sogar im öffentlich rechtlichen TV übertragen. Nebenbei bemerkt: Da gab es noch gar keine MTB's. bzw. es gab gerade einmal die erste vorsichtige Entwicklung in diese Richtung. Die Fahrer sind damals mit modifizierten Rennrädern in unglaubliche Matschpackungen eingehüllt fahrend und tragend Strecken im Gelände auf Zeit gefahren. Das war keinesfalls ein Sport für Saubermänner (anders als manch zu beobachtende MTB'ler heutzutage, die ängstlich um Matschlöcher herum fahren, damit sie und ihre Babys nicht schmutzig werden und die Lager nicht verdrecken etc.). Im weiteren Verlauf nahm dann der Siegeszug des MTB's mit all seinen Facetten bis heute seinen Verlauf. Der heutige Gravelboom stellt also eher eine Wiederentdeckung des Ursprungs dar. Ist doch eine wunderbare Bereicherung des Radsports. Ich selbst hatte letzten Herbst für ein paar Monate ein Grizl und war erstaunt, was ich mit dem Bike alles fahren konnte. Hab es dann verkauft, da ich doch lieber entweder mit dem Rennrad auf der Straße oder mit dem MTB auf den Trails unterwegs bin. Allerdings sehe ich die Entwicklung durchaus begrüßenswert, da die Bikes teilweise fur das Bike-Packing ausgerüstet sind und somit epische Mehrtagestouren mit Rennradfeeling auf Asphalt und Schotter/Trail möglich sind. Ich denke, dass viele Rennnerfahrer, für die ein MTB einfach zu viel des Guten ist, sehr glücklich mit einem Gravel sind. Wer mal eins gefahren ist, wird vermutlich genau wie ich festgestellt haben, dass das doch was ganz anderes ist, als ein Race-Hardtail oder Race-Fully. Die Teile sind bretthart im Gelände und erfordern auf Wurzeltails viel Fahrtechnik. Zur Schulung der selbigen durchaus für jeden MTB-Begeisterten empfehlenswert. Die Lücke zwischen Rennrad und MTB ist mit dieser neuen Schnittstelle auf jeden Fall kleiner geworden.