"Zum Schneggenbuff gehts extra ruff" oder "Hast Du Aprikosen in der Hose, sparst Du Dir die Bohnendose"
Tag 9 || 20. August: Rastnerhütte - Innsbruck* | 7:00 h | 137 km | 1.800 hm
Guten Morgen!
Das letzte Mal Höhenluft! Bitte genieÃen:
Ich quetsch mich in die Kinderalm und knabber Ãpfel aus Bozen und Bohnen aus S. Lucia. So ne anderthalb Kilo halten ganz schön lange.
Heute werden wir einfach nur zurück nach Ãsterreich und Innsbruck fahren. Adé Du schöne Zeit! Tschüss Dolomiten, war schön mit Euch!
Ach jaaa, meinen Buff können wir noch abholen! Wie, was, Buff? Jaaa, den hab ich vor ein paar Wochen in der Enzianhütte liegen lassen. Wir kommen auf unserem Weg so gut wie vorbei.....
Mehr geht hier nicht: Autobahn, Eisenbahn, Festung und Stausee.
Runter nach Mühlbachl, Radweg nach Sterzing.
Der Radweg führt durch Franzensfeste. Das ist eine Festung, gebaut im 19 Jahrhundert. Wieder erstarkt unter Mussolini. Im Kalten Krieg teilweise reaktiviert. Die Festungsanlage wurde stark durch den Bau der Brennerbahn und der Pustetaler Bahn geändert, da sie mitten durch die untere Festung geführt wurden. AuÃerdem wurde ein Teil im Zuge der Aufstauung des Eisack versenkt. Die Autobahn nicht zu vergessen: "Um der Autobahn Platz zu machen, wurde die StaatsstraÃe tiefer gelegt und durch die Festung geführt. Dafür musste ein besonders gut erhaltener und ausgestatteter Teil der Festung abgerissen werden."
Mit Runterrauf kann man Erdbeeren stehlen.
Ursprünglich führten unter uns Bahngleisen entlang (ab "Gurkenfass"/GossensaÃ). Innnnfffooo: Der letzte Zug fuhr vor fast genau 13 Jahren. "[...] Die Autobahn zieht an der anderen Talflanke hoch oben und natürlich vom ganzen Tal aus sichtbar weiter, die alte Bundesstrasse zieht in Serpentinen direkt hinab nach Gossensass [also von Brennero aus]. Das kann die Eisenbahn allerdings bekanntlich nicht, auÃer sie hätte Zahnstangen. Daher zieht das Trassee kilometerlang entlang der Lehne das ganze Tal ausnutzend und dann noch unter zusätzlicher Ausnutzung des einmündenden Pflerschtales (Alter Pflerschtunnel, ein Kehrtunnel) langsam aber sicher nach unten. Diese geniale Taktik der alten Eisenbahningenieure stellte sicher, daà die Neigung der Brennerbahn maximal nur 25 Promille, auf der Südrampe max. 22,50 Promille ausmacht. Und den Reisenden war vergönnt, sich an der prächtigen Landschaft zu delektieren, anstatt in einer finsteren Röhre mit verschlagenen Ohren kämpfen zu müssen wie heute. [...] Sieht man von den Tunnels sowie dem Bahnhofsgebäude in Schelleberg / Moncucco ab, gibt es überraschend wenig Eisenbahn-Relikte zu entdecken. Man hat hier diesbezüglich Tabula rasa gemacht. [...] Der Bahnhof von Schelleberg/Moncucco macht einen bedauernswerten Eindruck. [...] In der Belle Epoque war es ja so, daà zahlreiche Reisende in Schelleberg ausstiegen und den Weg direkt hinab nach Gossensaà zu Fuà zurücklegten, während der Zug noch kilometerlang weiter den Talkessel ausfuhr. In Gossensaà stiegen sie dann wieder zu. [...] Beide Tunnels können per pedes auf einem Steig mit Stiege umgangen werden - ehem. militärischer Grund?"
Quelle:
http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/brennerbahn_schelleberg.htm -- Empfehlenswerte Seiten, wenn man schon einmal dort war und sich für ein bisschen Geschichte interessiert. Ich hab mir jedenfalls den alten Pflerschertunnel für die nächste Reise als "To-do" aufgeschrieben.
Als wir unsere groÃe Reise noch vor uns hatten, sind wir auch schon durch's "Gurkenfass" gefahren. Da hatten wir den direkten Weg, also den der Reisenden, die eine Station vor liefen, genommen. Jetzt folgen wir der Trasse, also dem Radweg, und fahren kaum sichtlich, aber merklich, hinauf. Erst nach Weeesssttteeennn... und dann kehrt nach Oooossssteeen.... Und dann wieder straight nach Norden. Puh, oh, uff, ist das waaarm und aaanstrengend.
Sooo, und hier gehts zu meinem Buff... Nur 7 km!! ... Und 500 hm oder so. Ji.....ppie....
Runterrauf schleppt die Rucksäcke während ich mich um mein verbummeltes Zeug kümmere. Dafür darf ich noch einmal groÃe Augen bekommen: der Brenner Grenzkamm, wo wir vor fünf Tagen geflasht worden sind, präsentiert sich gegenüber in seiner ganzen Schönheit.
Brenner Grenzkamm
Derweil irgendwo in einer fernen Parallelwelt...
Mit dem Buff in der Tasche fahre ich wieder runter zur StraÃe, die Rucksäcke werden gerecht aufgeteilt und wir kurbeln runter nach Innsbruck. (Info: Wir nehmen den direken Weg und fahren nicht wieder über Ellbögen usw. Von Brennero bis zu meinem ersten Foto in Innsbruck brauchen wir ungefähr anderthalb Stunden für ungefähr 30 km).
Als wir schon fast aus Innsbruck raus sind, um zu einer Unterkunft in Zirl oder Telfs zu fahren, fällt mir ein, dass wir der Jugendherberge einen Besuch abstatten können. Es gibt sogar zwei JHBs in der Landeshauptstadt Tirols. Dummerweise kenn ich nur die in der ReichenauerstraÃe und dafür zickelzacken wir nochmal durch die Stadt zurück, treffen Punks im Park, Badesträndler und Gleichgesinnte.
Und dann sind wir da. Ein groÃer Kasten namens Jugendherberge. Stylisch und modern eingerichtet. Bin jetzt ungefähr das vierte Mal hier und freu mich schon aufs All u can eat-Frühstück.

Vorher gibt es Abendbrot am Inn, der hinter unserer Unterkunft entlang rauscht. Und zur Abwechslung ziehen bedeutende Wolken auf. Sturm fegt den SchweiÃgeruch aus den Fluren. Blitz und Donner wollen aus Richtung Deutschland über die Nordkette schwappen. Spektakel!
(Bitte den Ausblick aus einem kleinen Zimmer mit drei Doppelstockbetten und einem groÃen Fenster in eine dunkle Nacht mit zahlreichen fotogenen erhellten Momenten vorstellen.
)
*24 ⬠Ã+F ohne JHB-Ausweis