Nun mal zu meiner Story: Ich komme ursprünglich vom Skateboardfahren, das ich seit ca. 24. Jahren mit diversen Unterbrechungen leidenschaftlich auf guten Niveau betreibe. Vor 4 Jahren und nach 20 Jahren auf dem Board habe ich nach einer schweren Handgelenks-OP den Entschluss gefasst, mir ein anders Hobby zu suchen.
Radfahren hat mir immer schon viel Spaß gemacht und ich hab mir dann gedacht, dass vielleich MTB ein Thema (Natur, Ausdauer, Freiheit, Erfolgserlebnisse, unbegrenzte Möglichkeiten) für mich sein kann. Hab von meinem Bruder vor 4 Jahren ein uraltes Canyon Nerve geschenkt bekommen. Am Anfang war der Unterschied alleine in der Größe vom Bike zum Skateboard enorm und eine massive Umgewöhnung. Ebenfalls habe ich 0 Kondition gehabt. 50hm bergauf waren für mich früher eine Katastrophe. Motiviert durch das neue Bike habe ich versucht mit eisernen Willen und gleichmäßigen Tempo alle Hügeln bzw. kleinen Berge rund um meinen Wohnort zu erklimmen.
Das hat mich dann so geflasht, dass ich richtig süchtig nach den Erfolgserlebnissen geworden bin. So habe ich mir stetig und durch mehrmalige Ausfahrten pro Woche in den 4 Jahren eine gute Grundkondition erarbeitet.
Nun zum Thema bergab fahren. Das Canyon Nerve habe ich schnell wieder verkauft und mir anschließend ein Scott Spark gegönnt, was eine komplett andere Liga als das alte Canyon war. Mit dem habe ich das erste Mal einen Dropper gehabt und mich mal dem Thema Trailfahren gewidmet. Ich hab am Anfang nicht mal gewusst, dass man bergab am Rad steht.
Durch Trial and Error habe ich mich an die umliegenden Hometrails gewagt. Am Anfang bin ich mit Dauerbremsung und blockierten Hinterreifen die Trails gefährlich runtergerutscht und habe mir dadurch gleich mal die Hinterreifen glatt gefahren. Ebenfalls habe ich schmerzhafte Erfahrungen mit falschen Bremsungen auf Wurzeln und eine dezentralen Lage zu weit am Hinterreifen erfahren. Das hat mich dann zum Umdenken gebracht, was ich eigentlich alles falsch mache. Ab sofort habe ich dann versucht zentral im Rad zu stehen und vor den Kurven dosiert zu
Bremsen. Das hat mir schonmal sehr viel mehr Sicherheit am Rad gegeben. Die Hometrails gingen schon ein bisschen, aber so richtig Spaß hat mir das Spark nicht gemacht.
Durch meine Skateboardvergangenheit wollt ich was robustes mit dem ich auch mal in Parks, Street oder größere Sprünge fahren kann. So bin ich dann schlußendlich zum Remedy gekommen. Seit dem ist es mit der Lernkurve steil bergauf gegangen. Ich bin sehr viel gefahren, da mir das Rad einfach unendlich viel Spaß macht und habe stetig versucht was zu optimieren (Bremstechnik, Stand im Bike, Ellbogen raus, Fahrwerk, vorausschauendes Fahren etc.). Ein Schüßelerlebnis für mich war die Abkehr von der Routine am Hometrail in Richtung Auslotung des persönlichen Limits. Das hat mir soviel gebracht neue Situtation (Drops/Steilabfahrten/Wurzelstufen .etc) kontinuierlich zu üben, dass ich viel Routine aufgebaut habe. Was mir halt schon sehr geholfen hat, war mein gutes Gleichgewichtsgefühl und zu wissen in welchen Situationen man das Gewicht wohin verlagern muss. Was ich auch jedem empfehlen kann sind Streettouren zu machen und auf vielen Stufen samt Absätzen und kleinen Drops zu üben. Das bringt einen am Trail echt weiter.
Das war immer meine Winterbeschäftigung, sobald kein Schnee lag. Echt geil, weil es unendliche Möglichkeiten zum Kreativsein gibt.
Aber das wichtigste kommt zum Schluss: die mentale Komponente! Skateboardfahren war immer die Visualisierung der Tricks im Kopf. Wenn man vor jeder Anfahrt den Gedanken hat den Trick zu schaffen, tut man sich viel leichter. Durch solche Erfolgtsmomente baut man Vertrauen in das Sportgerät (Bike oder Skateboard) auf und kann sich somit kontinuierlich verbessern. Natürlich kann das Denken genauso in die falsche Richtung führen, was bei mir voriges Jahr in Saalbach in einem gebrochenen großen Zeh resultierte. Übermut und negative Gedanken wegen Verletzungen sind nie gut. Man muss wissen, wo seine Grenzen liegen. Ab und zu gehören diese aber auch überschritten, damit man besser wird. Aber alles immer Step by Step. Ich bin mittlerweile so weit, wenn ich mir nicht zu
100% sicher bin, dass ich eine Situation meistern kann, diese auch nicht mache. Das muss man auch lernen! Natürlich hilft Kopf ausschalten und einfach machen auch sehr oft.
In Summe bringt einen ständiges Üben und Freude am Biken weiter. Das treibt mich seit Jahren an und hilft mir sehr den Kopf frei zu bekommen. Das beste ist, wie es beim Skaten und Biken ist, wenn man am Abend im Bett liegt und sich denkt: Geil, die Stelle/den Trick habe ich heute geschafft und somit voller Endorphine ist. Dieser Zustand treibt mich, seit ich Extremsport betreibe, an und ich bin süchtig danach.