jockel
Cpt.Ahab
- Registriert
- 12. August 2001
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Gestern, Sonntag, saß ich gemütlich am Frühstückstisch und musste mir zwischen zwei Happen Honigbrötchen die Frage: Papa, warum fährst Du immer alleine im Wald
und nicht mal mit mir? von meinem 4-jährigen Sohn gefallen lassen. Nach kurzem Nachdenken, beschloss ich, mein privates Vergnügen hinten an zu stellen und mit meinem Söhnchen einen Fahrradausflug in den Wald zu machen. Fieberhaft überlegte ich, welches Waldgebiet wohl am geeignetsten wäre, um den Nachwuchs an freudbetonte Zweiradnutzung heranzuführen. Hin und her, egal, fahren wir eben in den Grunewald. Gesagt getan, die S-Bahn brachte uns schnell und zuverlässig wie immer nach Nikolassee, wo wir bereits nach wenigen Metern den ersten Teil der Freakshow Großstädter am Wochenende erleben konnten. An der sogenannten Spinnerbrücke, treffen sich Wochenende für Wochenende die Desperados der Großstadt, um - anstatt zu fahren - bei einer Currywurst Dünnes zu labern. An die 150 bis 200 mehr oder weniger übermotorisierte Zweiräder stehen dort mehr oder weniger diszipliniert aufgereiht. Angetan mit der obligatorischen Lederkluft stehen die verschwitzten Outlaws, an der Wursttheke. In der Woche als brave Sparkassenangestellte oder Sachbearbeiter beim Ordnungsamt unterwegs, zeigt man am Wochenende, wozu man fähig wäre, wenn der wilde Westen noch so wild wäre, wie er es einst gewesen sein soll.
Der Spuk war schnell vorbei und bereits wenige Meter weiter, tauchten wir in den Wald ein, welcher für viele Berliner Freizeitaktivisten der einzige zu sein scheint. Läufer, Radfahrer, Spaziergänger, ein Gewimmel, wie auf der 1. Maidemo in Kreuzberg. Eine Individualsportart, wie beispielsweise Geländeradfahren, verkommt zum Saalsport. Massen von Bikern stürmen mehr oder weniger schnell immer und immer wieder die gleichen Wege und Stege entlang. Gruppen sind angesagt, kaum mal eine Rotte, die weniger als 5 Personen zählt. Besonders wichtig scheint es zu sein, dabei ernst zu gucken. Mit verkniffenen Gesichtern, als gelte es den Lenker vom Vorbau zu reißen, wird dem Vorüberkommenden bewiesen, dass man es hier mit echten Männern zu tun hat, welche - so man sie denn lassen wollte ganz sicher zu den heißen Anwärtern auf einen Worldcupsieg gehören würden. Gott sei dank, fragt sie niemand
Nachdem Söhnchen und ich, vom großen Fenster einen Blick auf die Havel genommen hatten und dabei feststellen konnten, dass dort - nur eben mit Booten - ein Gedränge herrschte, wie auf der Stadtautobahn am Montagmorgen, rollten wir, immer wieder oben genannten Supersportlern ausweichend, in Richtung Havelchaussee. Dort beschloss der kleine Mann, dass es genug für heute sei und er lieber wieder nach hause wolle. Gesagt getan, wir entschieden uns für den Radweg um wieder zur S-Bahn zu kommen
Wenn mich, bei der Spezies des Großstadtmountainbikers, schon das Grübeln ankam, verschlug es mir angesichts des auf der Havelchaussee Gebotenen doch glatt die Sprache. Hundertschaften von gaanz heißen Tour de France Sieganwärtern bolzten die Lieblingsstrecke der früheren Frontstadtbewohner entlang. Interessanterweise, alle in dieselbe Richtung. Als schriller Vogel gilt hier wohl schon derjenige, welcher den Kurs entgegen dem Uhrzeigersinn befährt. Kaum einer, der es unterließ, mit einem paradiesvogelfarbenen Vereinstrikot auf seinen Sponsor aufmerksam zu machen. Dazu gehören traditionell diverse Autohausklitschen oder - auch beliebt Drogeriemärkte.
Einen besonderen Brennpunkt konnten wir im Vorbeieilen noch an der Ecke Havelchaussee Kronprinzessinnenweg ausmachen. Zu den Hundertschaften der Geländeradfahrern und Rennradlern, kommen hier noch Läufer und Inlineskater hinzu. Tumultartige Zustände, ein Getöse als würde man sich für Armageddon rüsten. Ein Traum, wenn auch ein schlechter.
Mit schreckgeweiteten Augen erreichten wir den S-Bahnhof als sicheren Hafen und fuhren ohne große Umstände wieder in Richtung Heimat. Am Bahnhof Hackescher Markt, ließen wir uns für ein Erfrischungsgetränk noch ein wenig von den dort Lokale betreibenden Bauernfängern neppen und bereits gegen 14:00 konnte der Sohnemann zu seinem wohlverdienten Mittagsschläfchen in die Falle hopsen. Papa, also ich begab mich am Nachmittag noch mal aufs Rad, um Ruhe und Entspannung in den deutlich weniger frequentierten nördlichen Wäldern zu finden.
Grundsätzlich finde ich es natürlich gut, wenn sich der Mob an einer Stelle, hier im Grunewald, sammelt um dort gemeinsame Sache zu machen und auf diese Weise den Rest der Landschaft von seiner Anwesenheit entbindet. Dennoch frage ich mich immer, was diese Leute treibt. Zu doof zum Karte lesen, einfallsarm oder einfach nur ängstlich? Keine Ahnung, aber vielleicht findet sich ja ein Grunewaldbiker welcher mich aufklären kann.
Der Spuk war schnell vorbei und bereits wenige Meter weiter, tauchten wir in den Wald ein, welcher für viele Berliner Freizeitaktivisten der einzige zu sein scheint. Läufer, Radfahrer, Spaziergänger, ein Gewimmel, wie auf der 1. Maidemo in Kreuzberg. Eine Individualsportart, wie beispielsweise Geländeradfahren, verkommt zum Saalsport. Massen von Bikern stürmen mehr oder weniger schnell immer und immer wieder die gleichen Wege und Stege entlang. Gruppen sind angesagt, kaum mal eine Rotte, die weniger als 5 Personen zählt. Besonders wichtig scheint es zu sein, dabei ernst zu gucken. Mit verkniffenen Gesichtern, als gelte es den Lenker vom Vorbau zu reißen, wird dem Vorüberkommenden bewiesen, dass man es hier mit echten Männern zu tun hat, welche - so man sie denn lassen wollte ganz sicher zu den heißen Anwärtern auf einen Worldcupsieg gehören würden. Gott sei dank, fragt sie niemand
Nachdem Söhnchen und ich, vom großen Fenster einen Blick auf die Havel genommen hatten und dabei feststellen konnten, dass dort - nur eben mit Booten - ein Gedränge herrschte, wie auf der Stadtautobahn am Montagmorgen, rollten wir, immer wieder oben genannten Supersportlern ausweichend, in Richtung Havelchaussee. Dort beschloss der kleine Mann, dass es genug für heute sei und er lieber wieder nach hause wolle. Gesagt getan, wir entschieden uns für den Radweg um wieder zur S-Bahn zu kommen
Wenn mich, bei der Spezies des Großstadtmountainbikers, schon das Grübeln ankam, verschlug es mir angesichts des auf der Havelchaussee Gebotenen doch glatt die Sprache. Hundertschaften von gaanz heißen Tour de France Sieganwärtern bolzten die Lieblingsstrecke der früheren Frontstadtbewohner entlang. Interessanterweise, alle in dieselbe Richtung. Als schriller Vogel gilt hier wohl schon derjenige, welcher den Kurs entgegen dem Uhrzeigersinn befährt. Kaum einer, der es unterließ, mit einem paradiesvogelfarbenen Vereinstrikot auf seinen Sponsor aufmerksam zu machen. Dazu gehören traditionell diverse Autohausklitschen oder - auch beliebt Drogeriemärkte.
Einen besonderen Brennpunkt konnten wir im Vorbeieilen noch an der Ecke Havelchaussee Kronprinzessinnenweg ausmachen. Zu den Hundertschaften der Geländeradfahrern und Rennradlern, kommen hier noch Läufer und Inlineskater hinzu. Tumultartige Zustände, ein Getöse als würde man sich für Armageddon rüsten. Ein Traum, wenn auch ein schlechter.
Mit schreckgeweiteten Augen erreichten wir den S-Bahnhof als sicheren Hafen und fuhren ohne große Umstände wieder in Richtung Heimat. Am Bahnhof Hackescher Markt, ließen wir uns für ein Erfrischungsgetränk noch ein wenig von den dort Lokale betreibenden Bauernfängern neppen und bereits gegen 14:00 konnte der Sohnemann zu seinem wohlverdienten Mittagsschläfchen in die Falle hopsen. Papa, also ich begab mich am Nachmittag noch mal aufs Rad, um Ruhe und Entspannung in den deutlich weniger frequentierten nördlichen Wäldern zu finden.
Grundsätzlich finde ich es natürlich gut, wenn sich der Mob an einer Stelle, hier im Grunewald, sammelt um dort gemeinsame Sache zu machen und auf diese Weise den Rest der Landschaft von seiner Anwesenheit entbindet. Dennoch frage ich mich immer, was diese Leute treibt. Zu doof zum Karte lesen, einfallsarm oder einfach nur ängstlich? Keine Ahnung, aber vielleicht findet sich ja ein Grunewaldbiker welcher mich aufklären kann.