Armageddon im Grunewald

jockel

Cpt.Ahab
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12. August 2001
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Gestern, Sonntag, saß ich gemütlich am Frühstückstisch und musste mir zwischen zwei Happen Honigbrötchen die Frage: „Papa, warum fährst Du immer alleine im Wald…und nicht mal mit mir?“ von meinem 4-jährigen Sohn gefallen lassen. Nach kurzem Nachdenken, beschloss ich, mein privates Vergnügen hinten an zu stellen und mit meinem Söhnchen einen Fahrradausflug in den Wald zu machen. Fieberhaft überlegte ich, welches Waldgebiet wohl am geeignetsten wäre, um den Nachwuchs an freudbetonte Zweiradnutzung heranzuführen. Hin und her, egal, fahren wir eben in den Grunewald. Gesagt getan, die S-Bahn brachte uns schnell und zuverlässig wie immer nach Nikolassee, wo wir bereits nach wenigen Metern den ersten Teil der Freakshow „Großstädter am Wochenende“ erleben konnten. An der sogenannten „Spinnerbrücke“, treffen sich Wochenende für Wochenende die Desperados der Großstadt, um - anstatt zu fahren - bei einer Currywurst Dünnes zu labern. An die 150 bis 200 mehr oder weniger übermotorisierte Zweiräder stehen dort mehr oder weniger diszipliniert aufgereiht. Angetan mit der obligatorischen Lederkluft stehen die verschwitzten Outlaws, an der Wursttheke. In der Woche als brave Sparkassenangestellte oder Sachbearbeiter beim Ordnungsamt unterwegs, zeigt man am Wochenende, wozu man fähig wäre, wenn der wilde Westen noch so wild wäre, wie er es einst gewesen sein soll.

Der Spuk war schnell vorbei und bereits wenige Meter weiter, tauchten wir in den Wald ein, welcher für viele Berliner Freizeitaktivisten der einzige zu sein scheint. Läufer, Radfahrer, Spaziergänger, ein Gewimmel, wie auf der 1. Maidemo in Kreuzberg. Eine Individualsportart, wie beispielsweise Geländeradfahren, verkommt zum Saalsport. Massen von „Bikern“ stürmen mehr oder weniger schnell immer und immer wieder die gleichen Wege und Stege entlang. Gruppen sind angesagt, kaum mal eine Rotte, die weniger als 5 Personen zählt. Besonders wichtig scheint es zu sein, dabei ernst zu gucken. Mit verkniffenen Gesichtern, als gelte es den Lenker vom Vorbau zu reißen, wird dem Vorüberkommenden bewiesen, dass man es hier mit echten Männern zu tun hat, welche - so man sie denn lassen wollte – ganz sicher zu den heißen Anwärtern auf einen Worldcupsieg gehören würden. Gott sei dank, fragt sie niemand…

Nachdem Söhnchen und ich, vom großen Fenster einen Blick auf die Havel genommen hatten und dabei feststellen konnten, dass dort - nur eben mit Booten - ein Gedränge herrschte, wie auf der Stadtautobahn am Montagmorgen, rollten wir, immer wieder oben genannten „Supersportlern“ ausweichend, in Richtung Havelchaussee. Dort beschloss der kleine Mann, dass es genug für heute sei und er lieber wieder nach hause wolle. Gesagt getan, wir entschieden uns für den Radweg um wieder zur S-Bahn zu kommen…

Wenn mich, bei der Spezies des Großstadtmountainbikers, schon das Grübeln ankam, verschlug es mir angesichts des auf der Havelchaussee Gebotenen doch glatt die Sprache. Hundertschaften von gaanz heißen Tour de France Sieganwärtern bolzten die Lieblingsstrecke der früheren Frontstadtbewohner entlang. Interessanterweise, alle in dieselbe Richtung. Als schriller Vogel gilt hier wohl schon derjenige, welcher den Kurs entgegen dem Uhrzeigersinn befährt. Kaum einer, der es unterließ, mit einem paradiesvogelfarbenen Vereinstrikot auf seinen „Sponsor“ aufmerksam zu machen. Dazu gehören traditionell diverse Autohausklitschen oder - auch beliebt – Drogeriemärkte.

Einen besonderen Brennpunkt konnten wir im Vorbeieilen noch an der Ecke Havelchaussee – Kronprinzessinnenweg ausmachen. Zu den Hundertschaften der Geländeradfahrern und Rennradlern, kommen hier noch Läufer und Inlineskater hinzu. Tumultartige Zustände, ein Getöse als würde man sich für Armageddon rüsten. Ein Traum, wenn auch ein schlechter.



Mit schreckgeweiteten Augen erreichten wir den S-Bahnhof als sicheren Hafen und fuhren ohne große Umstände wieder in Richtung Heimat. Am Bahnhof Hackescher Markt, ließen wir uns für ein Erfrischungsgetränk noch ein wenig von den dort Lokale betreibenden Bauernfängern neppen und bereits gegen 14:00 konnte der Sohnemann zu seinem wohlverdienten Mittagsschläfchen in die Falle hopsen. Papa, also ich begab mich am Nachmittag noch mal aufs Rad, um Ruhe und Entspannung in den deutlich weniger frequentierten nördlichen Wäldern zu finden.



Grundsätzlich finde ich es natürlich gut, wenn sich der Mob an einer Stelle, hier im Grunewald, sammelt um dort gemeinsame Sache zu machen und auf diese Weise den Rest der Landschaft von seiner Anwesenheit entbindet. Dennoch frage ich mich immer, was diese Leute treibt. Zu doof zum Karte lesen, einfallsarm oder einfach nur ängstlich? Keine Ahnung, aber vielleicht findet sich ja ein Grunewaldbiker welcher mich aufklären kann.
 
herrlich :daumen:


ps: ich frage mich bei meinen ausflügen immer, warum so wenige menschen hier das wochenende in den heimischen wiesen und wäldern verbringen. aber vielleicht ist das auch besser so.

cheers
 
baxter schrieb:
ich frage mich bei meinen ausflügen immer, warum so wenige menschen hier das wochenende in den heimischen wiesen und wäldern verbringen. aber vielleicht ist das auch besser so.

...kein Zweifel! Und jetzt bitte bitte den Thread an dieser Stelle stoppen, und keinem davon erzählen, dass der Grunewald nicht das grüne Ende der bekannten Welt ist!:lol:
 
@jockel
Schöne Reportage vom Wochendwahnsinn.
Aber den Norden wollen wir zukünftig nicht mehr erwähnen, sonst wird das noch genauso. Gestern erst entdeckte ich einen ausgeschilderten Nordic-.Walking-Trail, mir ahnt schlimmes. Desweiteren schreitet der Ausbau von Reit- und Wanderwegen hier im Norden immer weiter voran, da könnte es in Zukunft auch eng werden.
Happy Ride
Ger
 
jockel schrieb:
...Dennoch frage ich mich immer, was diese Leute treibt. Zu doof zum Karte lesen, einfallsarm oder einfach nur ängstlich? Keine Ahnung, aber vielleicht findet sich ja ein Grunewaldbiker welcher mich aufklären kann.
Jockel, ich vermute das der paranoidische Großstädter in den weiten Wäldern Brandenburgs Angst vor den dem Alleinsein hat. Gewohnt den morgendlichen Gang zur Maloche im dichten Gedränge der U-Bahn zu verbringen läßt diese Patienten bei einem Abstand von mehr als 2m zu seinem nächsten Leidensgefährten eine ausgewachsene Autophopie entwickeln. Um dieser Gefahr zu entgehen, wurde speziell für diese Patienten der große Auslaufgebiet Grunewald geschaffen.

Ritzelflitzer
 
jockel schrieb:
Gestern, Sonntag, saß ich gemütlich am Frühstückstisch und musste mir zwischen zwei Happen Honigbrötchen die Frage: „Papa, warum fährst Du immer alleine im Wald…und nicht mal mit mir?“ von meinem 4-jährigen Sohn gefallen lassen. Nach kurzem Nachdenken, beschloss ich, mein privates Vergnügen hinten an zu stellen und mit meinem Söhnchen einen Fahrradausflug in den Wald zu machen. Fieberhaft überlegte ich, welches Waldgebiet wohl am geeignetsten wäre, um den Nachwuchs an freudbetonte Zweiradnutzung heranzuführen. Hin und her, egal, fahren wir eben in den Grunewald. Gesagt getan, die S-Bahn brachte uns schnell und zuverlässig wie immer nach Nikolassee, wo wir bereits nach wenigen Metern den ersten Teil der Freakshow „Großstädter am Wochenende“ erleben konnten. An der sogenannten „Spinnerbrücke“, treffen sich Wochenende für Wochenende die Desperados der Großstadt, um - anstatt zu fahren - bei einer Currywurst Dünnes zu labern. An die 150 bis 200 mehr oder weniger übermotorisierte Zweiräder stehen dort mehr oder weniger diszipliniert aufgereiht. Angetan mit der obligatorischen Lederkluft stehen die verschwitzten Outlaws, an der Wursttheke. In der Woche als brave Sparkassenangestellte oder Sachbearbeiter beim Ordnungsamt unterwegs, zeigt man am Wochenende, wozu man fähig wäre, wenn der wilde Westen noch so wild wäre, wie er es einst gewesen sein soll.

Der Spuk war schnell vorbei und bereits wenige Meter weiter, tauchten wir in den Wald ein, welcher für viele Berliner Freizeitaktivisten der einzige zu sein scheint. Läufer, Radfahrer, Spaziergänger, ein Gewimmel, wie auf der 1. Maidemo in Kreuzberg. Eine Individualsportart, wie beispielsweise Geländeradfahren, verkommt zum Saalsport. Massen von „Bikern“ stürmen mehr oder weniger schnell immer und immer wieder die gleichen Wege und Stege entlang. Gruppen sind angesagt, kaum mal eine Rotte, die weniger als 5 Personen zählt. Besonders wichtig scheint es zu sein, dabei ernst zu gucken. Mit verkniffenen Gesichtern, als gelte es den Lenker vom Vorbau zu reißen, wird dem Vorüberkommenden bewiesen, dass man es hier mit echten Männern zu tun hat, welche - so man sie denn lassen wollte – ganz sicher zu den heißen Anwärtern auf einen Worldcupsieg gehören würden. Gott sei dank, fragt sie niemand…

Nachdem Söhnchen und ich, vom großen Fenster einen Blick auf die Havel genommen hatten und dabei feststellen konnten, dass dort - nur eben mit Booten - ein Gedränge herrschte, wie auf der Stadtautobahn am Montagmorgen, rollten wir, immer wieder oben genannten „Supersportlern“ ausweichend, in Richtung Havelchaussee. Dort beschloss der kleine Mann, dass es genug für heute sei und er lieber wieder nach hause wolle. Gesagt getan, wir entschieden uns für den Radweg um wieder zur S-Bahn zu kommen…

Wenn mich, bei der Spezies des Großstadtmountainbikers, schon das Grübeln ankam, verschlug es mir angesichts des auf der Havelchaussee Gebotenen doch glatt die Sprache. Hundertschaften von gaanz heißen Tour de France Sieganwärtern bolzten die Lieblingsstrecke der früheren Frontstadtbewohner entlang. Interessanterweise, alle in dieselbe Richtung. Als schriller Vogel gilt hier wohl schon derjenige, welcher den Kurs entgegen dem Uhrzeigersinn befährt. Kaum einer, der es unterließ, mit einem paradiesvogelfarbenen Vereinstrikot auf seinen „Sponsor“ aufmerksam zu machen. Dazu gehören traditionell diverse Autohausklitschen oder - auch beliebt – Drogeriemärkte.

Einen besonderen Brennpunkt konnten wir im Vorbeieilen noch an der Ecke Havelchaussee – Kronprinzessinnenweg ausmachen. Zu den Hundertschaften der Geländeradfahrern und Rennradlern, kommen hier noch Läufer und Inlineskater hinzu. Tumultartige Zustände, ein Getöse als würde man sich für Armageddon rüsten. Ein Traum, wenn auch ein schlechter.



Mit schreckgeweiteten Augen erreichten wir den S-Bahnhof als sicheren Hafen und fuhren ohne große Umstände wieder in Richtung Heimat. Am Bahnhof Hackescher Markt, ließen wir uns für ein Erfrischungsgetränk noch ein wenig von den dort Lokale betreibenden Bauernfängern neppen und bereits gegen 14:00 konnte der Sohnemann zu seinem wohlverdienten Mittagsschläfchen in die Falle hopsen. Papa, also ich begab mich am Nachmittag noch mal aufs Rad, um Ruhe und Entspannung in den deutlich weniger frequentierten nördlichen Wäldern zu finden.



Grundsätzlich finde ich es natürlich gut, wenn sich der Mob an einer Stelle, hier im Grunewald, sammelt um dort gemeinsame Sache zu machen und auf diese Weise den Rest der Landschaft von seiner Anwesenheit entbindet. Dennoch frage ich mich immer, was diese Leute treibt. Zu doof zum Karte lesen, einfallsarm oder einfach nur ängstlich? Keine Ahnung, aber vielleicht findet sich ja ein Grunewaldbiker welcher mich aufklären kann.

Sehr guter Bericht ! Klasse !!!:daumen:
Und wer mal in diesen finsteren Höllenschlund des Hauptstadtbikens gesehen hat,der weiss die klare und reine Schönheit des Berliner Umlandes nochmal so gut zu schätzen !!!
 
Gerade Du, allgemein bekannt für seinen Drang über die sichtbaren Horizonte hinaus, besuchst den nur Insidern bekannten Geheimspot für Zweiradsportler oder besser, die Love-Parade der Forest-Raver - und das an einem Sommerwochenende. Hut ab!

Ein genügsames Schmunzeln begleitete mich beim Lesen Deines überaus schönen Erlebnisberichtes. Mir drängt sich allerdings die Frage auf, ob Du mit der Wahl der Lokation Deinen Sohnemann jetzt nicht vollends vom Radeln abgebracht hast, und er möglich noch eine Therapie in einer Klinik für Kinder mit traumatischen Schicksalsschlägen über sich ergehen lassen muß.

Sehr schön jedenfalls...
 
An der sogenannten „Spinnerbrücke“, treffen sich Wochenende für Wochenende die Desperados der Großstadt, um - anstatt zu fahren - bei einer Currywurst Dünnes zu labern. An die 150 bis 200 mehr oder weniger übermotorisierte Zweiräder stehen dort mehr oder weniger diszipliniert aufgereiht. Angetan mit der obligatorischen Lederkluft stehen die verschwitzten Outlaws, an der Wursttheke. In der Woche als brave Sparkassenangestellte oder Sachbearbeiter beim Ordnungsamt unterwegs, zeigt man am Wochenende, wozu man fähig wäre, wenn der wilde Westen noch so wild wäre, wie er es einst gewesen sein soll.

MotorSPORTler, jedesmal überkommt mich ein Anfall von Heiterkeit wenn ich die Sportler ( BIKER ) sehe. :lol:

Bitte in Zukunft keine Tourberichte mehr aus dem Umland, sonst verirren sich noch ein paar Worldcup Teilnehmer in die einsamen Weiten. :lol:

Gruss checkb

PS: Vielleicht kannst Du den Track aus dem Grunewald hier noch veröffentlichen!!! :daumen:
 
jockel schrieb:
...

Grundsätzlich finde ich es natürlich gut, wenn sich der Mob an einer Stelle, hier im Grunewald, sammelt um dort gemeinsame Sache zu machen und auf diese Weise den Rest der Landschaft von seiner Anwesenheit entbindet. Dennoch frage ich mich immer, was diese Leute treibt. Zu doof zum Karte lesen, einfallsarm oder einfach nur ängstlich? Keine Ahnung, aber vielleicht findet sich ja ein Grunewaldbiker welcher mich aufklären kann.

Wenn ich im Grunewald fahre (werktags etwa zw. 7 und 10) bin ich nahezu allein. Am Wochenende ist es in der Tat wenig erbaulich, doch zwingt mich mangelnde Zeit (den Grunwald errreiche ich 15 Minuten) dennoch gelegentlich dazu. Zustände wie die von dir geschilderten sind mir dabei dem Himmel sei dank aber noch nicht untergekommen.
 
Ein wahrlich interessantes Kleinod, welches du da (mal wieder) abgeliefert hast.

Dein Bericht motivierte mich heute den Heimweg von der Arbeit mal nicht ueber die Budapester Strasse, sondern via Huettenweg und Havelchaussee zu fahren, hatte ich mich doch heute frueh fuer den Renner an Stelle des City-MTB entschieden.

Sicher, die Dichte der von dir mit Liebe fuers Detail beschriebenen Artgenossen war heute laengst nicht so hoch wie an einem typischen Sommerwochenende, sind sie doch ueberwiegend malochen um sich ihren Sonntagsfahrraeder leisten zu koennen. Den einen oder anderen Teamtrikotfahrer inklusive des verbissenen Blickes konnte ich aber erspaehen.

Was auch mich an diesen Leuten stoert: der starre Blick geradeaus, nur nicht zurueck gruessen. So verstecken diese Strategen nach dem meinerseits ausgesandten Grusse (ihr kennt das ja, kurz die Hand rausgehalten und freundlich genickt) ihre Augen hinter Spiegelsonnenbrillen und fahren ohne eine Geste der Beachtung weiter ihre monotone Trainingsrunde. Der naechste Stock soll sich in euren Laufraedern verfangen. Pisser!
 
WUNDERBARER BERICHT!!!!

hier, im weit östlichen berlin kurz vor erkner, da gibt es auch am wochenende noch fast einsame wege, auch für minibiker! ich habe mit meinem sohn rings um erkner mit radeln angefangen, richtung kanal-neu zittau(diese extrem lange sackgasse führt in eine einsame gegend mit sandhügeln)
k.
 
rikman schrieb:
.

Was auch mich an diesen Leuten stoert: der starre Blick geradeaus, nur nicht zurueck gruessen. So verstecken diese Strategen nach dem meinerseits ausgesandten Grusse (ihr kennt das ja, kurz die Hand rausgehalten und freundlich genickt) ihre Augen hinter Spiegelsonnenbrillen und fahren ohne eine Geste der Beachtung weiter ihre monotone Trainingsrunde. Der naechste Stock soll sich in euren Laufraedern verfangen. Pisser!
:eek:
da brichst du hobbybiker,denn du bist ja sonst nie dort,in ihren trainingsbereich ein,raubst ihnen den platz um alles aus ihren körpern raus zupumpen,siehst dir eventuell noch den einen oder anderen trick ab und wagst es dann noch zu grüssen???ja bist du denn völlig übergeschnappt,du landstrassenprolet???:mad: für dich und deines gleichen sind extra die strecken ausserhalb der stadt geschaffen worden!!!;)
 
mensch jockel, was fuer ein ausflug. ich glaube ja persoenlich, und damit will ich keine kalten fronten wieder hochziehen, dass der westberliner grossstadtbewohner sich nicht so leicht von der mauer im kopf trennen mag. (fast) die einzigen beiden gruenen oasen der ehemaligen oase westberlin waren ja schliesslich fuer 40 jahre der tiergarten und der grunewald - und irgendwie scheint sich bis heute dort das geruecht zu halten, dies waeren die einzigen beiden orte der erholung in einem radius von 200km luftline (gen westen).

aber ich schliesse mich an, mir solls recht sein. waere doch schlimm, wenn sich der poebel in der idyllischen mark breit machen wuerde...

wie war den dein kleiner sohnemann unterwegs? etwa schon mit seinem eigenen fahruntersatz?

gruesse, rob
 
rob schrieb:
aber ich schliesse mich an, mir solls recht sein. waere doch schlimm, wenn sich der poebel in der idyllischen mark breit machen wuerde...
Ich glaube inzwischen, dass da keine ernshafte Bedrohung besteht. Geht es den Kollektivbikern doch auch und nicht zuletzt, um das Gesehen werden. Und nirgendwo wird man besser gesehen als im Grunewald, diesem Brennpunkt der Eitelkeiten.

rob schrieb:
wie war den dein kleiner sohnemann unterwegs? etwa schon mit seinem eigenen fahruntersatz?
Na logisch! Wie lange weilst Du denn schon nicht mehr unter uns? Der kleine Mann fährt inzwischen schon ein gutes Jahr Rad und hat vor kurzem das 16" seiner großen Schwester geerbt.

Die besten Grüße nach Südamerika.
 
jockel schrieb:
Na logisch! Wie lange weilst Du denn schon nicht mehr unter uns? Der kleine Mann fährt inzwischen schon ein gutes Jahr Rad und hat vor kurzem das 16" seiner großen Schwester geerbt.
na hoer mal, ganz so abseits bin ich nun auch nicht. da mir schon klar war, dass der richi bestimmt nicht mit dem hoelzernen baby-strampel-dingsbumsda mit dir auf radtour gehen wird (womit er ja schon laenger rumfaehrt), hab ich mich halt gefragt, mit welchem fortbewegungsmittel er nun unterwegs sein wuerde. und von "vor kurzem" hab ich natuerlich keinen schimmer...:(


:) rob


p.s.: hier gibts neues!
 
so, so. kaum wendet man dieser zweifelhaften kommunikationsplattform kurz den rücken zu, schon fühlt sich irgendein daher gelaufener, ja - ortsunkundiger, nein - schlimmer noch - ein DDRler auf westurlaub dazu berufen, das volk der ehemaligen grenzstreifenromantiker hinter sich zu versammeln!

natürlich ist es dem fremdling nicht vorzuwerfen, dass er am sonntag (bei kaiserwetter) auf den hauptwanderwegen des grunewalds patrolliert, es ist ihm kein strick daraus zu drehen, dass er in begleitung des schon frühgeprägten sprosses die einsamen trails des waldgebietes meidet und es ist nur allzu klar, dass er so dem einen, oder anderen spaziergänger auszuweichen hat. natürlich reagiert ein in frühester kindheit durch kilometerlange schlangen am obststand geprägtes gehirn etwas allergisch auf überproportionalen andrang.

aber im grunde muss man sich doch fragen, was hat eigentlich den hasen in den tigerkäfig getrieben?

ich sage, es ging um die frühe ausrichtung politischer grundprägungen des nachwuchses! "schau mal ritschie - so sehen wessies aus!". die reise galt mitnichten der körperlichen ertüchtigung des kleinen ossies, nein (schliesslich war es auch ein honigbrötchen und kein nutella-brötchen), es ging dem vater darum, dass der sohn doch früh begreifen möge, dass das, was die da im westen treiben, dem sehenden menschen bis heute unklar bleibt und immer bleiben wird.

"ritschie, meen sohn, du siehst, die im westen ham alle een anne birne, weeste!"

ne - is klar, der grunewald - nochmal für alle zum mitschreiben - ist ein BESCHISSENES bikerevier. die biker im westen sind alle total ernst und schauen immer total sauer und sind eigentlich alle super doof (das gab es füher so bei "uns" - also bei denen - nicht).

nun denn, es freut mich zu hören, dass wir wieder im grunewald unter uns sind, keiner auf der krone gegen den uhrzeigersinn eiert und dabei mit hochroter birne (innen, wie aussen) lächelnd die hand von lenker nimmt und sich beim versuch den pioniergruss zu setzen, den mtb-schirm von seinem baumarkt-helm hammert... menis
 
Menis schrieb:
"ritschie, meen sohn, du siehst, die im westen ham alle een anne birne, weeste!"
:lol: Sag mal, mein WessiFreind, woher weißt Du das? Ist die Abhöranlage auf dem Teufelsberg, entgegen den in der Springerpresse verbreiteten Meldungen (..das es sich dabei um Falschmeldungen handelt, braucht hier nicht explizit erwähnt werden) noch in Betrieb?

...das fragt sich Dein Kumpel, der heute wieder seinen OssiPulli trägt.
 
jockel schrieb:
Sag mal, mein WessiFreind...
"wessifreind" - ein kleiner rechtschreibfehler kann über sovieles entscheiden.

mal was anderes:

jockel, dein text oben, das muss ich leider sagen, zollt mir allerhöchsten respekt ab und ich freue mich von ganzem herzen auf unsere nächste gemeinsame tour. beste grüsse... menis
 
jockel schrieb:
...der heute wieder seinen OssiPulli trägt...
ich werde den eindruck nicht los, das du auf 100 mark begrüßungsgeld spekuliert hast und aus frust darüber, das selbiges nicht mehr ausgezahlt wird hier "unseren golden westen" niedermachen willst. vielleicht schreibst du lieber im "früher war alles besser Thread" im KTWR ;-)
 
Menis schrieb:
"wessifreind" - ein kleiner rechtschreibfehler kann über sovieles entscheiden.
Fehler? Ich höre immer Fehler... Inzwischen solltest Du mich soweit kennen, dass Du weißt, dass bei mir nichts aber auch garnichts ohne Berechnung geschieht ;)

Menis schrieb:
...und ich freue mich von ganzem herzen auf unsere nächste gemeinsame tour. beste grüsse... menis
Genau, für die Außenstehenden muss es wohl erwähnt werden: Das ESK kann für sich in Anspruch nehmen, als beispielgebend für die Aufhebung des Ost/West-Denkens zu gelten. Und es ist weder der russische Bär, noch Onkel Sam, der hier das Zepter schwingt.


An und für sich, wollten wir ja offiziell keine Stellungsnahme, zu den oft gepflegten Vorurteilen - das ESK betreffend - geben, aber nun bot es sich an.
 
rikman schrieb:
Was auch mich an diesen Leuten stoert: der starre Blick geradeaus, nur nicht zurueck gruessen. So verstecken diese Strategen nach dem meinerseits ausgesandten Grusse (ihr kennt das ja, kurz die Hand rausgehalten und freundlich genickt) ihre Augen hinter Spiegelsonnenbrillen und fahren ohne eine Geste der Beachtung weiter ihre monotone Trainingsrunde. Der naechste Stock soll sich in euren Laufraedern verfangen. Pisser!

nagel auf kopf. bin auch einer jener freundlichen zeitgenossen und bekomme entweder verwunderte blicke oder ein überraschtes, dahingestammeltes gegenstück zu meinem gruß hingeschmissen. im besten fall natürlich nichtbeachtung.
rikman schrieb:
Der naechste Stock soll sich in euren Laufraedern verfangen. Pisser!

cheers
 
jockel schrieb:
Grundsätzlich finde ich es natürlich gut, wenn sich der Mob an einer Stelle, hier im Grunewald, sammelt um dort gemeinsame Sache zu machen und auf diese Weise den Rest der Landschaft von seiner Anwesenheit entbindet. Dennoch frage ich mich immer, was diese Leute treibt. Zu doof zum Karte lesen, einfallsarm oder einfach nur ängstlich? Keine Ahnung, aber vielleicht findet sich ja ein Grunewaldbiker welcher mich aufklären kann.

:winken: im Grune kann man wohl eindeutig die meisten Höhenmeter in Berlin machen.

Dazu kommt: wer hat schon Bock, sich zu jedem Training für 1h in die S-Bahn zu hocken und in entfernteste nördliche Randgebiete zu fliehen? :ka:

Und zu guter letzt die Statistik: Pro Grunewaldrunde treffe ICH maximal 2 "fremde" Mountainbiker an, Fußgänger halten mich um den Faktor 2 mehr auf.


Fazit: wer den Grune meidet, hat selbst schuld :lol:
 
baxter schrieb:
nagel auf kopf. bin auch einer jener freundlichen zeitgenossen und bekomme entweder verwunderte blicke oder ein überraschtes, dahingestammeltes gegenstück zu meinem gruß hingeschmissen. im besten fall natürlich nichtbeachtung.

cheers
Ein Vorschlag zur Güte: "Make room motherf*cker, make room!"

(ist nicht von mir, sondern von Tim Dog)
 
jockel schrieb:
Genau, für die Außenstehenden muss es wohl erwähnt werden: Das ESK kann für sich in Anspruch nehmen, als beispielgebend für die Aufhebung des Ost/West-Denkens zu gelten. Und es ist weder der russische Bär, noch Onkel Sam, der hier das Zepter schwingt.
Nein, es ist der Berliner Bär mit nem Foto von seinem besten Freund... :lol:

Genial, Danke mein Oberst und Freund und Kollege und und und...
dd
 
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