Heute habe ich für neun Uhr mit dem höchsten Punkt der Insel eine Verabredung zum Frühstück. So lasse ich mich um fünf Uhr vom Aluguer abholen (das fährt jeden Tag um diese Zeit), nehme mit meinem Radl zusammen Platz auf der Ladefläche (für mich gibt es sogar eine Holzbank, auf der auch noch vier Einheimische mitfahren), und nach anderthalb Stunden Ritt, in denen mir meine MTB-Erfahrung zugute kommt (Schläge mit den Knien abfedern, ordentlich festhalten, Sitzpolster und abgehärteter Hintern) werde ich noch in der Dämmerung auf 1550 m am Pass abgesetzt. Mit dem ersten Tageslicht rolle ich bei schätzungsweise 10°C über die Hochebene. Die hohen Gipfel strahlen schon im Licht der aufgehenden Sonne. Bald biege ich links vom Hauptweg ab, kann noch ein Stückchen fahren und schiebe dann mein Radl bis 1620 m, wo ich es zurücklasse. Der Weg zum Tope de Coroa ist inzwischen markiert, sodass die Orientierung recht einfach ist und ich um Punkt neun Uhr auf 1982 m bin. Den westlichen Vorgipfel (1979 m), der durch ein ca. 100 m tiefes Tal getrennt ist, besteige ich nicht, sondern genieße lieber ein über einstündiges Frühstück bei bester Sicht und strahlend blauem Himmel. Nur von Nordosten ziehen Wolken herein, die aber weit unter mir liegen. Der Abstieg zum Radl durch tiefen Kies ist eine knieschonende Entschädigung für den anstrengenden Aufstieg auf diesem tiefen rutschigen Untergrund. Ziemlich weglos schlage ich mich zur Fahrstraße durch. Dabei habe ich das Vergnügen, ca. 200 Hm auf einem steilen, tiefsandigen Hang hinabsurfen zu dürfen. Besser als jeder Trail! (Natürlich war das in der Karte als Weg markiert, aber in losem Sand wird man nie Wegspuren sehen können.) Nach wenigen Minuten verlase ich die Fahrstraße schon wieder und biege auf einen alten Pflasterweg ein, über den der gesamte Verkehr zu den Siedlungen ium Nordwesten abgewickelt wird, d.h. nur zu Fuß und mit dem Esel, denn jeeptauglich ist der Weg nun wirklich nicht. Es geht viel bergauf und bergab, wobei bergauf meist zu schieben oder tragen ist. Der Weg ist mal in perfektem Zustand, als sei er gestern frisch gepflastert worden, und mal ist er kaum noch zu erkennen. Nach dreieinhalb Stunden (ab Fahrweg) erreiche ich Monte Trigo. Von dort geht der Weg in ähnlicher Qualität entlang der Küste, teils aber auch 200 m über ihr, weiter nach Tarrafal. Insgesamt ist der Weg nur bedingt fahrradtauglich. Von Monte Trigo nach Tarrafal wäre man zu Fuß wohl nur unwesentlich langsamer (ca. 1.9h vs. 2.5h). Zwischen Monte Trigo und Tarrafal gibt es zahlreiche äußerst schöne Strände, die jedoch zu Fuß unerreichbar scheinen.
Kurz nach 18:00, nach mehr als 13 Strunden, erreiche ich wieder Tarrafal. Fünf Liter Wasser habe ich verbraucht und auch die vom Frank (Chef des Mar Tranquilidade) zubereitete XXL-Lunchbox restlos verzehrt. Da kommt nach einem reinigenden und erfrischenden Bad das Gourmet-Abendbuffet genau recht - und als alle anderen Gäste mit dem Essen fertig sind, esse ich nochmal die gleiche Menge.