Nach derzeit ca. 1000 Km und 30 THM (up), 45 THM (down) vorwiegend Trails auf typischem AM Gelände aber auch FlowTrails und anspruchsvollere Downhills (Brixen - Herrensteig, Saalbach, ...) - rauf wie runter immer am Bike (Tagesetappen mit bis zu 1500 HM) - wollte ich hier auch mal einen kleinen Erfahrungsbericht (ok zugegeben, er ist etwas länger geworden) zu meinem Cube Stereo 150 TM 2019 geben. Hab das Bike im Oktober 2018 bestellt (und im Jänner 2019 bekommen), nach langem hin und her (bin ehrlich gesagt ziemlich geschwankt zwischen dem Cube und dem
Orbea Rallon). Hab mich dann aber für das Cube entschieden (Preis/Leistung war für mich einfach bei Cube um die Spur besser, obwohl ich die Konfiguration mit den Farben bei
Orbea echt genial finde
).
Warum ein neues Bike:
Nach 5 Jahren Radon (Radon Slide 150 9.0) musste einfach etwas her was mir mehr Reserven gibt. Sowohl im schwierigen Gelände, wie auch beim flotten Downhill und trotzdem muss bergauf alles noch von selbst möglich sein. Das Radon war/ist ein Top AM Bike für einfache/mittelschwere Touren, jedoch kommt es bei ruppiger, flotter Abfahrt doch auch schnell an seine Grenzen.
Erster Eindruck:
Zwar nur Kleinigkeiten aber trotzdem etwas holprig...
Ein Fahren direkt vom Händler weg wäre wohl nicht so toll gewesen. 4 bar in den
Reifen, vordere Bremsaufnahme viel zu locker angeschraubt, Gabel und Dämpfer Einstellung war irgendwo. Vordere Steckachse (inkl. Lagerspiel) komplett falsch eingestellt, Sattelstütze mit Schnellverschluss geliefert (wurde dann später getauscht). Cockpit war irgendwo bzw. auch die Leitungen viel zu lang und unsauber montiert (hab ich inzwischen selbst gekürzt und dabei auch die
Bremsen entlüftet). Da fragt man sich dann schon, warum man überhaupt bei einem Händler kauft, wenn man das Rad dann so geliefert bekommt. Das damals im Karton gelieferte Radon, war definitiv sauberer montiert.
Aber egal, etwas Zeit investiert und dann war das Bike so wie erwartet. Gabel und Dämpfer sind extrem feinfühlig. Man fühlt sich sofort wohl am Bike. Es fühlt sich trotz der 29" (komme ja von einem 26" Bike) überhaupt nicht träge an. Kein Thema das Bike aufs Hinterrad zu ziehen. Ahja, der Sitz geht natürlich gar nicht. Der wurde natürlich sofort durch eine
SQlab ersetzt. Die Gravity
Reifen waren zu schwer für meinen Anwendungsfall und wurden vor der ersten Fahrt durch
Maxxis DHF 2.5 3C MaxxTerra (vo) und DHR II 2.4 Dual (hi) ersetzen und gut verkauft. Zusätzlich hab ich noch das Ritzel von 30T auf 28T umgebaut, um wieder meine gewohnte Entfaltung (nach unten) zu haben. Mit Handschuhgrösse 9 war auch klar, dass die SDG
Griffe im Durchmesser für meine Hände einfach zu klein sind. Diese wurden durch
Ergon GA2 FAT ersetzt und sind für mich so ideal.
Bezüglich Rahmengrösse war ich mir unsicher, bin 180cm und habe einen SL von 87. Das L passt aber perfekt...
Ja und eine Augenweide ist das Bike ja sowieso
Am Trail:
Was soll ich sagen, von der ersten Ausfahrt weg, einfach top. Genau wie von mir eigentlich gewünscht, kommt man überall hoch, auch wenn ich meine bergauf Bestzeiten definitiv NICHT brechen kann. So lieb ich das Stereo auch habe, aber bergauf ist es nun mal etwas träger (Gewicht,
Reifen, geringere Anzahl der perfekt passenden Gänge) als die Bergziege-Radon war. Das Ganze hält sich aber so im Rahmen, dass ich lediglich etwas Zeit verliere, nie aber in Verlegenheit komme, wirklich absteigen zu müssen.
Dafür im Downhill genau das Gegenteil. Kann dort jetzt echt Speed machen bzw. auch sehr schwere, grobe Strecken einfach mit viel mehr Reserven fahren bzw. kann ich erst jetzt einige Strecken durch diese gewonnenen Sicherheit fahren. Gefühlt kann diese Bike aktuell wirklich nix aufhalten, außer der eigene Mut zum Risiko
.
Da relativiert sich dann auch das kleine Minus beim bergauf Fahren sofort wieder, wenn es bergab einfach um so viel besser geht.
Komponenten:
Gabel (ohne Spacer, 75psi, LSC/HSC 9/11, LSR/HSR 6/5)/Dämpfer (2 Spacer, 200psi, LSC/HSC 16/16, LSR/HSR 14/12) von Fox (Fox 36 Float FIT GRIP2 Factory/Fox Float X2 Factory). Denke über jeden Zweifel erhaben, saugt alles weg, was da irgendwie daher kommt und das den ganzen langen Trail bis ans Ende. Die Gabel sackt nie weg (auch ohne Spacer) und steht immer sehr hoch da. Unglaublich was man damit fahren kann, aber es braucht auch nicht ganz untrainierte Hände. Vor allem heftige, schnelle Stöße werden dann schon anständig an den Fahrer übermittelt, nix für Weicheier
. Über den X2 bzw. das Heck gibt es auch gar nix Negatives zu sagen. Wenn man länger bergauf fährt legt man den Hebel um und das Wippen hat ein Ende bzw. ist extrem eingeschränkt, top.
Bremsen.
Sram Code R. Hinten absolut top, auch mit orig. Sinterbelägen. Unglaublich belastbar und stabil (Bremsbacken haben 45THM down gehalten), auch bei sehr langen Abfahrten (z.B. Herrensteig). Bleibe da sicher bei den Orginalbelägen. Vorne funktionieren bei mir die Sinterbeläge allerdings nicht. Fading und starke Geräusche inkl. Leistungsverlust (Warum auch immer, hab so ziemlich alles versucht, incl. Entlüften, gängig machen, usw.). Abhilfe haben dann die Trickstuff Beläge (organisch, 840PO) gebracht. Funktionieren nun top, auch bei langen Abfahrten. Allerdings ist die Haltbarkeit (ca. 15 THM down) bescheiden, aber was solls. Bin jetzt aber mit den
Bremsen voll zufrieden.
Schaltung. Eagle GX. Auch wenn die halbe Welt diese Schaltung liebt, ist meine Version eine Diva. Weiß nicht wie oft ich das Teil schon nachgestellt hab. Es ist dann immer Ruhe, um dann plötzlich wieder nicht sauber zu funktionieren. Hab auch da schon alles versucht und nein, mein
Schaltauge ist nicht verbogen
und der Abstand von den Umlenkrolle passt auch (ja im SAG
). Hab irgendwie den Schaltzug in Verdacht, werde das Thema in den Wintermonaten nochmal angehen. Egal, ansonst ist die Schaltung top, Entfaltung in allen Richtungen ist reichlich (auch mit einem 28T Ritzel). Der montierte Chainguide/Bashguard (MRP) macht seine Sache auch top (Kette noch nie verloren und das Ritzel wurde schon mehrmals vor Steinen bzw. Aufsitzern geschützt).
Laufradsatz. Newmen. Bei mir haben sich nach sehr kurzer Zeit die Speichen bei beiden Laufrädern massiv gelockert. Zuerst erkennbar durch Speichenklingeln (beim starken Antreten bzw.
Bremsen), dann sogar leichter Achter am Hinterrad und teilweise ganz lockere Speichen (man konnte die Nippel mit den Fingern drehen
). Hatte diesbezüglich Kontakt mit dem Newmen Support (der im übrigen sehr freundlich war), der das Problem in dieser Form aber eigentlich nicht kennt. Hab dann die Speichen vom Händler nachziehen lassen und bis jetzt keine weiteren Probleme damit. Vielleicht ein Montagefehler oder einfach nur Pech, laut Newmen wäre ein Nachziehen der Speichen in so kurzer Zeit absolut nicht erforderlich.
Die Reifenkombi DHF 2.5 MaxTerra vorne (1,6bar) und DHR II 2.4 Dual hinten (1,8bar) funktioniert für mich perfekt (mit
Schlauch, mag das Herumpatzen mit der Milch einfach nicht). Die komplette Saison ohne eine einzige Panne überstanden (und das mit Exo TR). Grip ohne Ende, aber ja, natürlich spürt man diese
Reifen beim Hochfahren. Eine Kombi mit
Schwalbe HD bzw. NN würden sich definitiv leichter treten (bin ich ja auch jahrelang gefahren), aber bergab nicht sooo viel Spaß machen. Der Verschleiß ist auch ok. Vorne geht sicher noch, hinten wird beizeiten ein neuer Pneu fällig.
Rahmen. Finde den Rahmen von der Optik (Design und Farbe) her wirklich extrem gut gelungen. Persönlich gefällt mir die aktuelle Tendenz das Dreieck vom Sitzrohr zum Oberrohr komplett zu zu machen (Bsp.: Radon Trail, Stereo 170) überhaupt nicht. Funktionell finde ich ihn auch sehr gelungen, selbst die Schlaufe (Schaltzug) auf der Unterseite des Tretlagers, stört mich nicht wirklich (und macht auch keinerlei Probleme). Schlechte Lackqualität und/oder schnelle Schäden durch Steinschläge kann ich überhaupt nicht bestätigen. Vielleicht fahre ich auch zu vorsichtig
Ja ok, bei mir haben sich hinten auch diese Stöpsel gelöst, wo die Bremsleitung aus dem Rahmen kommt. Wichtig, nö
....
Geräusche. Bin da wirklich überhaupt nicht empfindlich, ist ja ein Enduro, d.h. da klingelt bald mal was vor allem beim Runterfahren. Eh ein Wunder was die Teile da alles aushalten müssen. Ich bin bisher aber auch von jeglichen Knackgeräuschen verschont geblieben. Der komplette Rahmen ist absolut ruhig. Aber dann hat es mich halt doch auch erwischt. Schleifgeräusche hinten. Zuerst nur beim Pedalieren, dann auch ohne. Zuerst leise dann immer lauter. Schuld war der hintere Bremssattel (wahrscheinlich zu locker und ohne
Schraubensicherung montiert, dort ist ja auch nur ein Drehmoment von 6,5 NM erlaubt). Dieser hatte sich komplett nach außen (weg vom Rad) verschoben (damit waren die Bremskolben auf einer Seite fast ganz ausgefahren und auf der anderen Seite ganz drinnen) und der Bremssattel selbst hat dann begonnen auf der Innenseite der Bremsscheibe leicht zu schleifen. Diese Geräusche waren selbst für mich zu viel
. Wirklich grausam. Das Thema war aber rasch behoben. Aktuell plagt mich allerdings schon wieder ein leichtes Quietschgeräusch an der Hinterachse. Nur wenn ich oben sitze und genau 1 Mal pro Umdrehung des Reifens. Tippe auf den Ventilschaft (scheinbar gilt Newman +
Schlauch = Quietschen). Geräusch stört aktuell aber nicht so, dass ich es sofort beheben müsste. Das Wetter ist einfach aktuell noch zu perfekt zum Reparieren.
Alle anderen Parts wie Sattelstütze, usw. tun was sie sollen ohne irgendwelche mucken gemacht zu haben.
Wartung/Reinigung:
Naja, bis auf die Kleinigkeiten (Speichen, Schaltung,
Bremsen) die schon im Text oben erwähnt sind, hab ich nix am Rad machen müssen, kein Lager- oder Buchsentausch, nicht mal einen Reifenschaden. Die Gabel wird wohl im Winter ein kleines Service bekommen (mach ich aber selber). Den X2 schicke ich erst im 2 Jahr zum Service (selber geht da ja leider fast nix, ohne jede Menge passendes
Werkzeug kaufen zu müssen). Kette sieht auch noch recht gut aus, wird aber trotzdem im Winter getauscht.
Bin kein Fan vom Kärcher, d.h. mir ist lieber das Rad ist etwas schmutzig und dafür hab ich meine Lager länger. Was ich schon mache ist, Gabel und Dämpfer (Tauchrohre) nach jeder Ausfahrt mit einem Tuch abwischen, etwas Ballistol drauf, zwei drei mal einfedern und nochmal abwischen. Das geht in 2 Minuten und fertig ist es. Außerdem ab und zu die Kette nachölen. Ansonst nix....
In Summe gibt es dann aber doch zwei Seiten. Einerseits die TOP Performance auf am Trail, auf der anderen Seite aber die doch recht zahlreichen Kleinigkeiten. Da ich viel selber machen kann überwiegt aktuell ganz klar das Positive. Daher bin ich alles in Allem wirklich extrem happy mit dem Bike und hoffe auf weitere geniale, sturzfreie Ausfahrten