Das führt zum Chaos
DAHN/HAUENSTEIN: Markierungswirrwarr auf Wegen im Pfälzerwald
Das Pfälzerwaldhaus Dicke Eiche ist ein Knotenpunkt von Wanderwegen. Eine Vielzahl von Markierungen
unterschiedlichster Art treffen aufeinander ein Beispiel für
ein Verwirrspiel, das im Pfälzerwald vor allem Ortsunkundige in
die Irre führen kann. Die Rundwanderwege von Dahn, Erfweiler
und Hauenstein kreuzen hier am PWV-Haus Fernwanderwege, Premiumwanderwege, Radwanderwege und normale Hinweisschilder. So
kann es passieren, dass ein Tourist statt seinen Rundweg den Rundweg
der Nachbargemeinde erwischt, der mit der gleichen Nummerierung ausgeschildert wurde und dann kilometerweit von seinem Urlaubsort oder
dem geparkten Auto den Wald wieder verlässt.
In den vergangenen Jahren erhalte er beinah täglich ärgerliche E-Mails
oder Beschwerdebriefe von Touristen, die sich angesichts der unübersichtlichen Markierung von Wanderwegen
im Pfälzerwald verlaufen hätten, so Klaus Meyer, Fachwart für
Wege des Pfälzerwaldvereins. Die Beschilderung geht wie Kraut und
Rüben durcheinander, beschwert er sich über die Flut von Markierungen, mit denen die Wanderwege im Pfälzerwald
übersät sind. Seitdem die Markierungsbefugnis
im Jahr 2000 durch das neue Landeswald- und Landesnaturschutzgesetz
freigegeben wurde, könne jede Gemeinde die Erlaubnis erhalten, einen
Wanderweg auszuschildern. Die Obere Naturschutzbehörde habe dann in
der Regel keine Argumente, um die Befugnis zu versagen und genehmige
die Wege, bedauert der Markierungswart. Inzwischen sei eine wahre
Flut von Beschilderungen entstanden. Zehn bis zwölf Markierungen
seien nicht selten auf einmal anzufinden. Die Touristen verlaufen sich,
mahnt Meyer. Wir erfahren noch nicht einmal mehr, wenn ein neuer
Weg angelegt wird. Problematisch werde es dann,
wenn zwei Nachbargemeinden Rundwege mit den gleichen Ziffern auswiesen und sich die Wanderwege dann mitten im Wald kreuzten. Der
ahnungslose Tourist wisse dann nicht mehr, welches der richtige
Weg sei und lande somit schon mal in der Nachbargemeinde anstatt wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückzukehren.
Damit vertreiben wir die Touristen. Auch mit dem Erwerb
einer Wanderkarte könne der Tourist keinen besseren Überblick erhalten.
Die Karten sehen aus wie ein Strickmuster, jeder Weg ist markiert,
moniert Meyer. Der Pfälzerwaldverein nehme lokale Wege
schon gar nicht mehr in seine Karten auf, das werde zu unübersichtlich.
Besonders schlimm findet er es jedoch, dass die neuen Wanderwege
auch durch Kernzonengebiete oder Ruhezonen für Wild geleitet würden.
Früher sei eine Genehmigung neuer Wanderwege erst über den
Pfälzerwaldverein gelaufen und dieser habe dann immer versucht, alle
Interessen unter einen Hut zu bringen. Die Belange von Naturschutz, Jägern und dem Forst seien angehört und weitestgehend berücksichtigt
worden.
Die Probleme mit der Freigabe der Markierungsbefugnis sind inzwischen
bekannt und sollen über ein Handlungskonzept gelöst werden, in
dem die Gründe für eine Nichterteilung der Befugnis, einen Wanderweg
auszuweisen, gesammelt werden. Dieses Konzept sei jedoch noch in Arbeit. Ich habe wenig Hoffnung, dass sich etwas ändert, denn wenn die Gemeinden mal etwas in den Händen haben, geben sie es nicht mehr her, meint Meyer.
Auch Klaus Germann, Markierungswart des PWV im Bezirk Dahn,
hat bereits Beschwerden von Touristen, die sich im Dahner Felsenland
verlaufen haben, erhalten. Er bestätigt die Probleme, die mit der Freigabe der Markierungserlaubnis entstanden sind. Es würde eine Vielzahl neuer Markierungen geschaffen, für deren Unterhalt und Instandsetzung im Nachhinein nicht mehr gesorgt würde, musste er feststellen. Das führt zu einem Chaos, befürchtet
Germann. Auch in den Wanderkarten seien Wege aufgeführt, die es
mittlerweile gar nicht mehr gebe. Er bestätigt die Aussage von Meyer,
dass verschiedene Ortsgemeinden und Interessengruppen Wege auswiesen, die sich teilweise mit den gleichen Kennzeichen überschneiden oder deren Markierung nur streckenweise
vorhanden sei. Davon ausnehmen möchte er jedoch die neuen
Premiumwege im Dahner Felsenland. Die schlagen so gut ein, dass
sich eine dauerhafte Pflege auch lohnt, meint Germann.
Karl-Heinz Beck, Bezirkswegewart für die Region Hinterweidenthal, Rodalben und Münchweiler, moniert, dass inzwischen sogar Gasthäuser
Rundwege ausweisen, damit die Touristen an ihrem Haus vorbeikommen.
Es kann jetzt jeder machen, was er will, ärgert er sich. Auch er
wird mit Beschwerden von Touristen, die sich verlaufen haben, konfrontiert. In 90 Prozent hat der Pfälzerwaldverein
nichts damit zu tun, versichert Beck.
Ganz anderer Meinung ist da Peter Zimmermann, Touristikleiter der
Verbandsgemeinde Dahner Felsenland. Ihm lägen bisher keine Beschwerden vor. Ganz im Gegenteil. Die Touristen sind begeistert von
der Markierung unserer Wege, so seine Erfahrung, wobei er sich in erster Linie auf die neuen Premiumwege bezieht. Er bekomme von den Touristen die Rückmeldung, dass das Markierungssystem so gut sei, dass
man sich nicht verlaufe und es auch mit den Wanderkarten übereinstimme.
Er sieht keine Probleme mit der neuen Gesetzgebung, da neue Wege
erst nach Rücksprache mit den Beteiligten wie dem Forst oder den Grundstückseignern genehmigt werden könnten.
Zimmermann setzt bei der Lösung der derzeitigen Probleme genauso
wie die Markierungswarte des Pfälzerwaldvereins auf die Ergebnisse
der vom Naturpark Pfälzerwald in Auftrag gegebenen Studie, in der ein
Beratungsunternehmen für Tourismusmanagement und Regionalentwicklung eine Lösung für alle Konfliktparteien,
die im Pfälzerwald ihre Interessen verwirklichen wollen, erarbeiten
soll.