Okay, jetzt ist's soweit, Herbstzeit ist Blizzard-Zeit, und da der Thread meines Erachtens nach noch etwas im Dornröschenschlaf steckt, versuch' ich's mal mit einer kleinen Aufbaustory!
Zu allererst stellt sich mir da die Frage, wie es eigentlich zu meiner späten Blizzard-Faszination kam? Dass es eines der ältesten nach wie vor produzierten Mountainbikes ist wusste ich bis ca. 2003 noch überhaupt nicht, und gesehen bzw. als Schönheit beachtet hatte ich es nur auf den Bildern von Forummod Martin. Irgendwann im Herbst 2003 hatte ich dann zu viel Zeit zum Surfen und Träumen, und ich entdeckte meine Begeisterung für das gute Stück schwarz/weiß-lackierten Reynolds-Stahls mit der kultigen Rocky-Note. Zum Jahreswechsel 03/04 war dann allerdings erstmal ganz schnell ausgeträumt: mein erster Bandscheibenvorfall riss mich jäh zurück in die Realität, und das Blizzard als weiteres Hardtail für ruppige Geländeeinsätze rückte in weite Ferne. In der Folgezeit war ich zuerst mal froh an dem Gedanken, eines Tages wieder halbwegs sportlich auf der Straße radeln zu können. Doch später im Jahr machte meine Erholung deutlichere Fortschritte, so dass ich mich im Oktober doch tatsächlich wieder zum Eisjöchl hinaufquälte, und zwar auf keinem Fully, sondern auf meinem guten alten, leicht modifizierten Hardtail.
Folglich kam mir auch wieder das Blizzard in den Sinn, nicht zuletzt wegen diesem Pic, das mir so gar nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte:
Der 2004er-Rahmen mit Marzocchi-Gabel und hübschen
Race Face-polished-Teilen war eine echte Versuchung, ganz so gut wie der 2003er gefiel er mir aber wegen der vertauschten Farbkombi dann doch nicht. Also reiften so langsam die ersten konkreteren Gedanken, und zum Jahresende hin begann ich mit der nicht ganz einfache Suche nach einem 2003er-Rahmen in meiner Größe. Bei Wittwer-Radsport in Leipzig wurde ich schließlich fündig, und bekam das Blizzard - wie ich fand - sogar noch für einen ganz ordentlichen Preis.
Unvergessen dann der Tag, an dem der Rocky-Karton bei mir zu Hause eintraf, und mein Blick auf ein etwas hilflos herausragendes, leicht angekratztes
Schaltauge fiel.
Hatte ich es zuerst auf die optisch nahezu gleiche, insgesamt aber etwas günstigere und funktionell nicht minder interessante Bomber Comp-Gabel abgesehen, trieb ich an Weihnachten beim großen E eine nigelnagelneue OEM Marathon SL in der Sonderfarbe Schwarz auf. Über das ganze Jahr verteilt sammelte ich 2005 dann die restlichen Zutaten zusammen, was sich teilweise als recht mühsam gestaltete, da die "alten"
Race Face-Parts sich bereits im Ausverkauf befanden. Der "neue" Deus-Vorbau, den mir ein Händler zweimal bestellte wurde von mir erst freudig entgegengenommen, um anschließend voller Entrüstung gleich wieder zurückgetragen zu werden. Die schon im Neuzustand abplatzende Chrombeschichtung war für ein Teil dieser Preisklasse einfach völlig inakzeptabel, und eigentlich wollte ich ja auch viel lieber den "alten" Deus-Vorbau, den ich glücklicherweise wenig später bei Bikemarket zusammen mit der Kubel-Kombi noch ergattern konnte.
Schließlich war ich, da die lebenslange Garantie von Rocky auf das Blizzard für den Fall der Durchrostung einen Ausschluss hat, bei der Recherche nach einem maximalen Schutz hiervor auf die Geschichte mit dem Sander's Fett gestoßen, die mir der liebe Merlin dankenswerterweise auf meine Anfrage hin näherbrachte.
Die Anwendung erfolgte dann im Sommer 2005, und mangels eines echten "Profi-Trockenschrankes" verwandelte ich während der letzten heißen Tage des Jahres mein Auto in die durchaus brauchbare Sparausgabe eines solchen.
Doch es sollte mal wieder alles anders kommen, und Herbst und Winter 2005 bescherten mir ganz neue Erkenntnisse und Erfahrungen, so dass das Blizzard doch unglaublicherweise zwischenzeitlich an Bedeutung für mich verlor, und ich im Frühjahr auf den gewissermaßen hinrissigen Gedanken kam, den Rahmen und alle von mir zusammengesuchten Anbauteile zum Verkauf anzubieten (siehe Posting in diesem Thread - als mahnendes Beispiel!). Die Ernüchterung folgte sogleich, denn der Zuspruch - auch in meinem Bekanntenkreis - war mehr als verhalten, und erst äußerst spät bekam ich erste Anfragen hier aus dem Forum.
Da hatte ich aber schon zu lange über die PM von MartinM nachgedacht, der mir in dieser noch mal eindrücklich ins Gewissen geredet hatte, dass das Blizzard das geilste Bike sei, dass er besäße, und dass ich spätestens im Alter, wenn ich "die Vorzüge feiner Singeltrails und Uphills zu schätzen" wüsste, dementsprechend mein Tun noch bereuen würde.
Tja, Martin! So effektiv können freundlich mahnende Worte dann eben doch manchmal sein, denn auf deine Nachricht hin hatte bei mir, wie gesagt, ganz schnell ein Umdenken stattgefunden.
Das Ergebnis seht ihr nun hier, und nach der heutigen, ersten richtigen Einführrunde kann ich glaube ich schon sagen, dass sich das Teil wirklich so sagenhaft fährt wie oft beschrieben. Meine neue Herbstausrüstung schreit jedenfalls geradezu nach Verwendung, und ich hoffe dass mein Knie jetzt auch wieder schnellstmöglichst mitspielt, denn die schönste Biker-Jahreszeit hat ja gerade ihren Kulminationspunkt bestenfalls erst knapp überschritten.
Größeres Pic in meiner "Bikes"-Galerie!
Noch ein par Facts zum Aufbau:
Wie man sieht habe ich das Blizzard als Race-/XC-Tourenrad aufgebaut. Für die hochalpinen Sachen, bzw. auch Einsätze im technischeren Gelände, habe ich ja, wie schon angesprochen, mein Argon in der Vergangenheit mehr und mehr verändert. Somit stand von vornherein für mich fest, dass ein weiteres Hardtail Hörnchen haben müsste, Da ich aber nun wahrlich kein Hörnchen-Fanatiker bin, und mir mit der Optik von fast allen auf dem Markt existierenden Exemplaren nach wie vor kaum anfreunden kann, erinnerte ich mich an die vor mittlerweile schon vor einigen Jahren in der Bike gesehenen "Bar Ends" einiger amerikanischer Teilnehmer der Transalp. Also kruschtelte ich die alte Bike raus, schickte den Scan an den Leserservice des MTB-Magazins, und machte glaube ich auch einen Eintrag ins Forum. Als ich schließlich wusste von wem die von mir gemeinten "Hörnchen" stammten war es ein Leichtes ein par, wenn auch wenige, Reviews im Netz zu finden. Da die Kritiken über diese Plastikdinger sich aber wie vernichtend lesen, fand ich über einen Thread im Forum die Alu-Teile von Serfas die jetzt am Bike sind, und die ich über den Großhändler in der Schweiz beziehen musste. Erster Fahreindruck: einfach genial - warum nicht schon viel früher!
Am meisten gefreut hat mich aber während des Aufbaus die Entdeckung eines mir bis dato unbekannten Biketeils, dass das Zeug zu meinem absoluten "Lieblings-Tuningpart" hat: der Headset-Spanner von Roox.
Damit bleibt mir die Kralle im Steuerrohr der Marzocchi erspart, UND ich kann den Chris King-Deckel mit Schraube behalten, was bei allen anderen mir bekannten und teilweise leidvoll auch ausprobierten "Headlock"-Systemen nicht möglich ist. Das Stück Alu von Roox ist preisgünstig, schlicht, verhältnismäßig leicht, bestechend in der Funktion - was will man mehr - perfekt! Auch hier gilt erst recht: warum nicht schon VIEL früher! Rostkralle ade!!!
Zum Theater mit der
Race Face-Kurbel lesen sich Interessierte am besten mal den entsprechenden Thread hier im Forum VON VORNE bis HINTEN ganz durch. Ich habe im Vorfeld meines Aufbaus auch mehrfach das telefonische Vergnügen mit dem äußerst freundlichen und hilfsbereiten Jürgen Liebe von Bikeaction gehabt, und bin ihm nicht zuletzt für den entscheidenden Tipp mit der schwer aufzutreibenden Sattelstütze in 27.0 (!) sehr dankbar.
Die Montage der Kurbel-Kombi war aber auch bei mir eine interessante Geschichte, denn die Drehmomentangaben sind auch hier mal wieder mit äußerster Vorsicht zu genießen (Abzieherkappe bei weniger als 15 Nm fast rundgedreht - 20 sind VORGESCHRIEBEN!).
Durchgehende Zugaußenhüllen waren sowieso Pflicht - mir ist dabei sogar noch eine elegante neue Art der Befestigung am Oberrohr geglückt -, und die
SRAM X.9-Parts sind bei der Einstellung, als auch im Fahrbetrieb ein wahrer Genuss. Und zudem hab' ich so gut wie kein
Shimano-Teilchen an diesem Rad
!
Last but not least noch zu einem meiner absoluten Lieblingsthemen am Bike (kommt gleich nach der blöden Aheadset-Kralle
): der unbestrittenen Chainsuck-Gefahr! Mir war es allerdings zugegebenermaßen wirklich zu doof jetzt auch noch für das Blizzard ein Anti-Chainsuck-Teil zu entwerfen, wie ich das für das Argon gemacht habe. Also habe ich hin- und herüberlegt, und mir zwischenzeitlich auch ein wohl uraltes Device von Ringlé herkommen lassen, von dessen Verwendung ich dann aber doch mangels echten Vertrauens in die Funktion lieber abgesehen habe.
Am Ende ist eine echte Kompromiss-Lösung herausgekommen, bei der ich sehr gespannt bin, wie sie sich bewährt (lieber ist's mir natürlich wenn erst gar kein Chainsuck passiert!). Ein angepasstes Stück 0.8 mm-dicken Alu-Feinblechs wurde mit drei Kabelbinder befestigt, stützt sich an der Verstrebung zwischen den Kettenstreben prima ab, und sieht, wie ich finde, auch noch gut aus.
So, ich hoffe mein kleiner Schreiborgasmus hat Euch nicht all zu sehr zum Gähnen gebracht!!
Hier gibt's noch kurz eine Excel-Tabelle mit den gerundeten Gewichten (alles mit der Küchewaage gewogen, bin halt kein echter Leichtbauer!).