Ich find den Thread nicht ganz uninteressant, werde hier aber keine häuslichen Interna zu meiner Velophilie preisgeben oder gar jammern.
Mich hat aber die Frage des
Sammelns an sich beschäftigt. Da habe ich halt was drüber gelesen, und hier kurz zusammengefasst für den
psychologisch interessierten Classic Fan .
Bitte nicht als schlaue Ratschläge mißverstehen
Sammeln ist eine intensivierte Form des Konsums. Es handelt sich um eine gezielte und selektive Art der Zusammenführung von u.a. Dingen, unterscheidet sich jedoch nur geringfügig vom sogenannten ziellosen Horten (indiscriminate Hoarding).
Das Sammeln eines bestimmten Musters geschieht seltener mit Absicht, meistens entsteht der Fokus auf eine Nische oder Segment per Zufall oder externen Impuls. Trotz gegenteiliger Beteuerungen der Sammler selber
.
Man unterscheidet grob
vier Typen
1. Leidenschaftliche Sammler, die besessen und emotional sind. Ich zahle jeden Preis!
2. Neugierige Sammler, die das Sammeln als Investition betrachten. Ein Rad vom großen Meister?
3. Der Hobbysammler, der ausschließlich zum Vergnügen sammelt.
4. Ausdrucksstarke Sammler, die sammeln, um zu zeigen, wer sie sind. !!!
Einige offensichtliche Beweggründe für das Sammeln:
Gewinn, der emotionale Nervenkitzel des Erwerbs ("The Hunt", intensiv, aber kurzlebiger positiver Affekt), Vergnügen (milder, aber anhaltender positiver Affekt) und sich selbst Ausdruck verleihen oder gar als Ego Unterstützung.
Der Übergang zu suchtartigem Verhalten ist fließend, es werden dieselben Botenstoffe ausgesendet, derselbe Fix/Kick wie bei Drogenkonsum oder anderen Suchtformen. Therapeutische Unterstützung in Bezug auf ausuferndes Sammeln ist jedoch nicht weit verbreitet (hier im Forum wird eher freudig erregt mit Halali
zum Sofort-Kauf aufgerufen). Das Horten scheint eher medizinisch/klinisch verortet zu werden.
Wir überspringen Freud einfach, obwohl der auch etwas dazu zu sagen hätte
. Also, Sammeln dient einerseits als Mittel zur Verbindung zu sich selbst, z.B. zur Selbststärkung, aber auch als Verbindung zum Außen, zur Interaktion und Verortung gegenüber Anderen. Es bedient Elemente der Kontrolle durch Ziele festlegen, die greifbar und erreichbar sind und damit dem Sammler konkretes Feedback liefern, also Rückmeldung über den Fortschritt. Schön oder
Insgesamt ist Sammeln ein in der psychologischen Literatur nicht selten auftauchendes Thema. Uralt halt, wie alles was wir Menschen so treiben. Vielleicht hat sich ja der Eine oder Andere darin Wiedergefunden.
Diese kleine Zusammenfassung basiert nur auf den folgenden wissenschaflichen Artikeln.
Belk, R. W. (2012). Collectors and collecting. In Interpreting objects and collections (pp. 317-326). Routledge.
McIntosh, W. D., & Schmeichel, B. (2004). Collectors and collecting: A social psychological perspective. Leisure Sciences, 26(1), 85-97.
Formanek, R. (2012). Why they collect: Collectors
reveal their motivations. Interpreting objects and collections, 327-335.
Falls jemand ernshaft Interesse an McIntosh & Schmeichel (2004) hat, bitte kurz melden, da nicht auf Google Scholar frei verfügbar soweit ich erkennen konnte.