Für den genauen Ablauf des Aufpumpvorganges hab ich folgende Theorie:
Wenn ich den Bremshebel drücke, verschiebe ich die
Bremsflüssigkeit (
sobald die Schnüffelbohrung verschlossen ist) Richtung Nehmerkolben. Durch die große Hebelübersetzung spielen hier Viskositäten und Leitungsquerschnitte erstmal keine Rolle, da wird alles durchgepresst Richtung Nehmer. Die Menge an unter Druck stehender
Bremsflüssigkeit beim (aller)ersten Ziehen des Hebels ist immer gleich! (Vorausgesetzt die Nehmerposition im Bremssattel ist gleich)
Die Krux beginnt auch noch nicht mit Loslassen des Hebels, sondern mit dem Zeitpunkt und der Geschwindigkeit des 2. Ziehens!
1. Fall "warm":
Die Flüssigkeitssäule ist dünnflüssig genug so dass die Nehmerkolben durch die Rückstellkraft die Flüssigkeit sehr schnell zurückdrücken Richtung Geber. Nehmen wir mal den Idealfall an, die Nehmer drücken das Öl genauso schnell zurück wie der Geberkolben zurückgedrückt wird. Dann wird durch die Schnüffelbohrung (sobald sie offen ist) weder Flüssigkeit zu- noch abfliessen. Jetzt ist es egal ob der Hebel sofort erneut gezogen wird, die Menge an Bremsfluid im System bleibt konstant, damit auch der Druckpunkt.
2. Jetzt wirds lustig, Fall "kalt":
Beim allerersten Drücken des Bremshebels verhält sich alles analog zu Fall "warm". Es ist die gleiche Menge an Bremsfluid im System! (Mit System meine ich die unter Druck stehende Menge). Auch hier gilt,
erst wenn die Schnüffelbohung verschlossen ist, bewegen sich die Nehmerkolben, somit bleibt die Menge "im System" konstant. Wenn ich jetzt den Hebel zurückschnalzen lasse, passiert m.m.n. folgendes: Die Nehmer versuchen das Bremsfluid durch die Rückstellkraft zurückzudrücken. Durch die lange Bremsleitung hinten und das zähe fluid entsteht bei Kälte soviel Strömungswiderstand, dass der Geberkolben deutlich schneller als die Nehmer in seine Ausgangsposition zurück geht. Genau hier
@Luci_11 hast Du glaube ich einen Fehler in Deiner Theorie

Nun entsteht nämlich tatsächlich ein Unterdruck im "System" da die zähe Fluidsäule der schnellen Rückwärtsbewegung des Geberkolbens nicht folgen kann! Durch diesen Unterdruck wird nun zusätzliches Fluid durch die Schnüffelbohrung ins System gesaugt! Wäre soweit immer noch kein Problem, würde man nun erst mal warten bis die Nehmerkolben endlich die zähe Brühe zurückgedrückt hätten. Diese würde sich dann nämlich direkt durch die Schnüffelbohrung wieder gepflegt aus dem System Richtung AGB verabschieden.
Wenn wir aber leider etwas hektisch am Hebelchen rumzupfen, passiert genau das Abfliessen in den AGB nicht. Wenn die Nehmer noch nicht komplett zurückgestellt haben, um das zusätzliche fluid wieder rauszudrücken, wir aber jetzt erneut am Hebel reissen, werden wir die Schnüffelbohrung wieder verschliessen mit MEHR fluid im System, ergo der Druckpunkt wandert weg!
Das funktioniert beim zweiten mal Hebel ziehen analog, bei weiteren Zyklen (ziehen-loslassen-ziehen) wird der Effekt immer schwächer, weil die Kolben sich dann fast schon nicht mehr von der Scheibe wegbewegen, eine Volumenvergrößerung im System also quasi nicht mehr möglich ist.
Warum wandert der Druckpunkt nicht schon beim ersten Zyklus komplett vom Hebel weg?
=> weil der Durchfluss (angetrieben durch das entstandene Vakuum) durch die Schnüffelbohrung das in der Kürze der Zeit nicht zulässt. Wäre die Schnüffelbohrung größer würde das wohl schon beim ersten Zyklus gelingen.
Längere Bremsleitung heisst größere Trägheit beim Rückstellen, deshalb das Problem bevorzugt hinten.
Was ich noch nicht verstanden habe ist das mit der Ausgleichsbohrung bei vollständig zurückgestelltem Geberkolben. Hat da jemand mal ein Bild o.ä.? Dann würde das zutreffen was Luci_11 sagt, (das Gefühl habe ich nämlich auch, konnts mir aber nicht erklären) dass das Aufpumpen noch besser funktioniert wenn man den Bremshebel nicht komplett freigibt.