Durstix - von Las Vegas nach Denver

Instagram... guter Gedanke. Generell sind die Nichtgerneleser dort vermutlich besser aufgehoben als in nem Forum. Dort gibt's halt keinen Alpenzorro... aber ich glaub Goldkettle postet jede Woche durchaus mal ein Bild. Vielleicht gefällt's dem einen oder anderen dort ja dann besser als auf mtb-news. Das durchscrollen geht ja schlussendlich viel schneller und kostet auch viel weniger wertvolle Lebenszeit und exorbitante Mühe... :)
 
Nope - Goldkettles Insta ist ziemlich langweilig. Dann lieber hier mit Text. Ich bin auch nur hier wegen dem Reisebericht, danke dafür - der Rest hier ist nervig.
 
Instagram... guter Gedanke. Generell sind die Nichtgerneleser dort vermutlich besser aufgehoben als in nem Forum. Dort gibt's halt keinen Alpenzorro... aber ich glaub Goldkettle postet jede Woche durchaus mal ein Bild. Vielleicht gefällt's dem einen oder anderen dort ja dann besser als auf mtb-news. Das durchscrollen geht ja schlussendlich viel schneller und kostet auch viel weniger wertvolle Lebenszeit und exorbitante Mühe... :)

Schön formuliert
 
Freut mich übrigens, dass es bei euch auch so brutal heiss ist. Vielleicht kommt der Bericht dann etwas "realistischer" rüber... :)
Man fühlt sich euch sehr nah... Und ich werde morgen zur Mittagszeit auch auf dem Rad sitzen... Und mir graut jetzt schon davor... Allerdings hab ich es nicht weit und ausreichend Wasser zur Verfügung...
 
Btw... wenn ihr mal "the american way of bikepacking" sehen wollt und nicht nur immer komische Zorrocarrys: https://bikepacking.com/bikes/2019-colorado-trail-race-rigs/
hat nen ziemlich coolen Überblick von Bikes auf dem diesjährigen Colorado Trail Race. Ich glaub das fängt dieses Wochenende in Durango an. Leider waren wir zu langsam zum zugucken... :)
 
In heute bei 35 Grad nach Hause geradelt
und der Fahrtwind war wie ein Föhn, das hatte ich so noch nie, jetzt kann ich mir ungefähr vorstellen wie es bei euch ist.
Und wenn man dann noch mit den Getränken haushalten muß...
 
Das war mein Rack für die Pfalz allerdings ohne Küche... sprich in der Zivilisation
IMG_20190602_102202.jpgIMG_20190602_201409.jpg
 
...
Hab schon überlegt die beschichtete Trangiapfanne auf den Balkon zu stellen (dunkelgraue Platten reflektieren auch zusätzlich derart von unten, dass man sich ohne Schuhwerk sofort die Füße verbrennt, während der Beton drumherum sogar kühl ist...) und mal zu schauen ob ich Eier gebrutzelt bekomme mit etwas Öl und sonst nix. Traue mich aber nicht, sobald ich 2 Minuten der Sonne ausgesetzt bin wird meine Haut rot und brennt und juckt - krass. Schirmchen geht im 2ten OG nicht, wird sofort von den üblichen Böen weggefegt, weswegen wir keinen besitzen für die 2 Tage im Jahr wo es so windstill ist wie jetzt :cooking:

Nope... Das habe ich letztes Jahr mal bei 48 Grad in der Sonne in Südfrankreich ausprobiert. Hat nicht wirklich funktioniert. Lediglich das Eiweiß ist ein wenig gestockt. Gut, hab nach etwa 30 Minuten auf Gashitze umgestellt. Vielleicht hätte ich länger warten müssen...

Wenn ich die weiteren Bilder so anschaue, bezweifle ich, dass wir hier bei ein paar Tagen Hitzerekord, nur ansatzweise erahnen können, wie man sich nach Wasser sehnen kann. Vorallem, wenn man nach ner Tour durch die Hitze nach Hause kommt und sich schnell und einfach mit allen möglichen Flüssigkeiten wieder rehydrieren kann und nicht nachts irgendwo in der Pampa übernachten muß.

Hut ab!
 
22.07. 21:30 Camp im Lockhart Basin, 1500m

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Gegen fünf setzen wir uns wieder auf die Bikes uns strampeln weiter durch die rote Felsenwüste. Richtig viel kühler ist's noch nicht geworden, wird's wohl auch nicht bis die Sonne untergeht. Abr wir haben nicht mehr besonders viel Wasser und würden den Colorado River heute schon gerne noch erreichen, also Augen zu und durch.

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Das Panorama ist immer noch ein Augenschmaus, aber bei fortschreitendem Durst und Halluzinationen von dunkelgrünen Bergseen und rauschenden Wasserfällen kann man's irgendwie nicht mehr so richtig genießen.

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Genossen hat dieser Camper wohl auch schon lange nichts mehr. Frag mich sowieso, wie der hier her gekommen ist.

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Die Piste wird jedenfalls mit jeder Meile brösliger und schlechter. Und obwohl wir mehr oder weniger auf einer Höhe bleiben, müssen ständig kleine Canyons ausgefahren, beinahe durchklettert werden. Die Schiebestrecken häufen sich, die Höhenmeter häufen sich, die Performance lässt nach.

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Irgendwann ist dann bei mir der Ofen endgültig aus, ich kann und will keinen Meter mehr weiter. Vermutlich bei der Mörderhitze zu wenig getrunken, so dreckig ging's mir jedenfalls schon lange nicht mehr. Der Spiralix an der Annapurna im Himalaya mit dem Tilicho-Lake-Extra-Spaß war dagegen jedenfalls ein gemütlicher Nachmittagsspaziergang bei Kaffee und Kuchen... oder so ähnlich.

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Kettle geht's noch ein wenig besser, aber so richtig frisch kommt sie auch nicht mehr daher. Irgendwann zwischen acht und neun liegen wir einfach auf der Straße rum und knacken weg... das ist mir glaub ich noch nie passiert. Der Colorado und das erhoffte Wasser sind jedenfalls noch fünfundzwanzig Kilometer entfernt, bei dem mühsam stolprigen Hoch- und Runtergehoppel der Lockhart-"Road" heute in unerreichbarer Ferne.

lockhart-camp.jpg

Irgendwann finden wir wenigstens noch die Energie, ein halbwegs korrektes Bett zu bauen. Das funktioniert allerdings auch nicht, denn als die Dämmerung zur Nacht wird, fallen gnadenlose Schwärme von Moskitos über uns her. Also nochmal alles runter und das Zelt doch noch aufstellen. Moskitos ausgesperrt, dafür ist die Temperatur innen drin einfach nur unerträglich hoch. Schlafen können wir beide kaum. Statt dessen wird unsere allerletzte Wasserreserve, immerhin ein Dreilitersack, doch noch angebrochen. Sollte uns morgen bis zum Colorado bringen, aber das hilft jetzt erst mal nix, wir sind einfach zu durstig. Wir süffeln jeder über die Nacht verteilt etwa einen knappen Liter weg, das hilft einigermassen gegen die ersten Anzeichen akuter Dehydration. Vorhin konnt' ich kaum noch aufstehen, ohne dass mir schwindlig wurde. Aber für morgen bleibt jetzt wirklich nicht mehr viel zum trinken übrig... :/

On the positive side: Der Sternenhimmel ist unglaublich! Und weil keiner von uns ein Auge zutut, kann man den endlich mal richtig lange angucken...
 
Zuletzt bearbeitet:
Instagram... guter Gedanke. Generell sind die Nichtgerneleser dort vermutlich besser aufgehoben als in nem Forum. Dort gibt's halt keinen Alpenzorro... aber ich glaub Goldkettle postet jede Woche durchaus mal ein Bild. Vielleicht gefällt's dem einen oder anderen dort ja dann besser als auf mtb-news. Das durchscrollen geht ja schlussendlich viel schneller und kostet auch viel weniger wertvolle Lebenszeit und exorbitante Mühe... :)
Ich finde eure Berichte persönlich sehr sehr geil und ich leide mit euch, auch wenn es am anderen Ende des Bildschirms nicht annähernd nachvollziehbar ist. Macht weiter so. :daumen: :bier:
 
Ui, spannend...und für Euch zum Glück ja schon nicht mehr. Im Nachhinein eine Geschichte zum erzählen, währenddessen stelle ich mir das weniger lustig oder gar spannend vor.

Mal eine ganz blöde Frage eines überhaupt nicht survial-kundigen: alle Pflanzen sollten ja eine gewisse Menge Wasser enthalten. Gibt es keine halbwegs vernünftige Methode sich damit zur Not zu behelfen? Kann aber auch sein, dass das bei der spärlichen Flora dort einfach viel zu wenig wäre. Gibt es da ungiftige/unbedenkliche "Quellen"? Kakteen hätte ich im Kopf.

Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen dort, vor allem in Zeiten der Erschließung des Westens, schon verdurstet sind.
 
Wenn man nur Photos will, dann kann man sich auch so etwas altmodisches wie ein Buch - das Ding aus Papier und mit Seiten - über Utah kaufen mit staubtrockenem Text. Das andere mitfiebern, Tipps geben, Kommentare machen ist Teil des Ganzen und man kann auch etwas von all dem lernen, wenn man wirklich liest. Außerdem würde Stuntzi sicher anders schreiben - wenn überhaupt :ka: -, wenn es nicht direkt für die Formleser wäre und diese Interaktion gäbe. Bitte weiter so! :hüpf:

Das Euch die Mosquitos auch noch etwas von Eurem Blut und damit Wasserhaushalt abgezapft haben, ist bei den Bedingungen garnicht gut. Wird man eigentlich schlecht gelaunt bei Dehydration wie manche Menschen wenn sie Hunger haben? Der vernebelt es einem das Gehirn total inklusive Gefühlen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Gestern 4,5h unterwegs gewesen und paar Höhenmeter bei 38grad auf dem Zahnfleisch herunter geritten.

4 Liter Wasser vernichtet... irgendwie hat’s mir nur die ganzen Salze aus dem Körper gespült und war danach auch ziemlich am schwächeln.

Ein Luxus gegenüber euch, ... will mir das gar nicht vorstellen o_O
 
23.07. 06:00 Auf der Lockhart-Road, 1400m

lockhart-darkness.jpg

Die Nacht verlief wie erwartet vollkommen bescheuert: Entweder im Zelt zu Tode schwitzen oder vor dem Zelt von nervigen Moskitos zerstochen werden, anderer Optionen gab es keine. Dazu der ständige Durst und die quälende Frage, ob wir am nächsten Tag den Colorado erreichen. Klar... die fünfundzwanzig holprigen Kilometer gewürzt mit noch ein paar Höhenmetern sollten auch mit wenig Wasser kein Problem darstellen. Trotz wenig Schlaf sind wir halbwegs wiederhergstellt und haben sogar zweihundert Milliliter für pappig klumpige Haferflocken "geopfert". Aber ob man dann am Fluss überhaupt das Wasser erreichen kann, ist eine ganz andere Frage. Meist verläuft der Colorado ja eher in einem felsigen Canyon. Da reichen dann schon fünf Meterchen, um die Geschichte außerordentlich kompliziert werden zu lassen. Die Höhenlinien auf der an der Karte anvisierten Stelle sehen zwar leidlich gut aus, aber solche Hindernisse sind damit kaum auszumachen. Plan B, falls wir das Wasser im Fluss nicht erreichen können: Noch ein Stückerl weiter quälen und dann am Fuß des "Hurrah"-Pass auf ATVler warten. Je weiter wir uns Moab nähern, desto populärer werden Tagestrips von dort in unsere Richtung. Vor zehn Jahren hab ich da jedenfalls mal ein paar Leute getroffen. Das war allerdings auch im Frühling und damit in der Hauptsaison. Jetzt Ende Juli ist hier eher ziemlich tote Hitzehose. Na mal sehen, wird schon schief gehen mit dem Flüsserl. Es gibt natürlich auch noch einen absoluten Notfallplan C, aber den wollen wir doch erst mal ausgeschaltet im Rucksack stecken lassen.

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Hilft ja nix. Milliliterweise werden die letzten Schlucke aufgespaart, etwa zwei Stunden müssen die paar verbleibenden Tropfen noch reichen. Leider muss ich gestehen, dass ich etwa dreimal so viel trinken muss wie Kettle, um überhaupt wieder in die Gänge zu kommen. War gestern wohl echt hart an der Grenze.

lockhart-sunrise.jpg

Noch in der Dunkelheit gestartet, radeln wir bald schon mitten hinein in einen wunderschönen Sonnenaufgang über dem Lockhart Basin. Ein gescheites Gewitter wäre mir jetzt allemal lieber, aber obwohl der Monsun angeblich schon lange hier sein sollte, war Regen bisher auf diesem Trip absolute Fehlanzeige. Von oben ist daher heute auch keine Hilfe zu erwarten.
 
Großes Kino!!
Danke für die Eindrücke und die tollen Bilder. Respekt für die Nerven, die ihr da habt, das durchzuziehen. Es wirkt manchmal auf mich etwas riskant, allerdings hast ja tatsächlich "Plan C" dabei.
Von daher freu ich mich über beste Unterhaltung und ein neues "Traumziel".
Grüße aus eurer Heimatstadt
 
23.07. 07:50 Colorado River im Lockhart Basin, 1200m

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Nach beinahe drei Stunden rumhoppeln mit ein paar Schlucken Restwasser bei schon wieder unchristlich ungesunden Temperaturen taucht er endlich vor uns auf: der Colorado! Und das Ufer sieht auch ganz manierlich aus, da sollte man schon irgendwie hinkommen.

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Kommen wir auch, ...

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... obwohl die letzten dreissig Meter durchaus von der eher gemeinen, kriechigen, übelst langsamen Sorte sind.

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WASSER ERREICHT! ABSOLUT GEIL! Leider gleichzeitig auch der absolute Horror, denn im verdschungelt verschlammten Uferbereich fallen sofort Heerschaaren hungriger Moskitos über uns her. Die drei Flascherl, die wir in der Eile auffüllen können, büßen wir beide mit über hundert Stichen an allen möglichen und unmöglichen Körperteilen. Radlklamotten sind offensichtlich kein wirkliches Hindernis für diese Biester, die stacheln sich einfach mittendurch. Regenjacken und Knieschoner hätten möglicherweise partiell geholfen. Aber welcher verdurstende Biker zieht sich beim Anblick des rettenden Flusses und bei schon wieder fluffigen vierzig Sonnengrad noch in aller Ruhe die volle Montur über?!

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Ist aber auch eigentlich völlig Jacke wie Hose. Was sind schon ein paar Sticherl gegen WASSER! Leckeres, halbkühles, schlammiges Coloradowasser, im Moment besser als jedes Weissbier auf jeder Almhütte. Wir schütten's einfach in uns rein... keine Pillen... keine Filter... kein gar nix. Hauptsache trinken, Hauptsache gerettet.
 
Ich drücke Euch ganz fest die Daumen, dass Ihr den Colorado erreicht... und dann gaaaanz viel trinken. Alter Rangerspruch aus dem Grand Canyon: You Must Drink until your Urin is mellow yellow!
 
Na dann kann ich ja jetzt beruhigt schlafen gehen, wenn ihr wieder flüssig seid. Achso, ich geh mal davon aus, dass ich keine revolutionären Neuigkeiten verbreite, aber wenn man einen sehr kaputten und einen mäßig kaputten Schlauch hat, hat man nahezu unendlich viele Flicken. Nur das weiße Zeug gut abwischen und dann Vulkanisierzeug auf "Flicken" und Schlauch...

Danke fürs Mitnehmen!

Urin:
 

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