22.07. 21:30 Camp im Lockhart Basin, 1500m
Gegen fünf setzen wir uns wieder auf die Bikes uns strampeln weiter durch die rote Felsenwüste. Richtig viel kühler ist's noch nicht geworden, wird's wohl auch nicht bis die Sonne untergeht. Abr wir haben nicht mehr besonders viel Wasser und würden den Colorado River heute schon gerne noch erreichen, also Augen zu und durch.
Das Panorama ist immer noch ein Augenschmaus, aber bei fortschreitendem Durst und Halluzinationen von dunkelgrünen Bergseen und rauschenden Wasserfällen kann man's irgendwie nicht mehr so richtig genießen.
Genossen hat dieser Camper wohl auch schon lange nichts mehr. Frag mich sowieso, wie der hier her gekommen ist.
Die Piste wird jedenfalls mit jeder Meile brösliger und schlechter. Und obwohl wir mehr oder weniger auf einer Höhe bleiben, müssen ständig kleine Canyons ausgefahren, beinahe durchklettert werden. Die Schiebestrecken häufen sich, die Höhenmeter häufen sich, die Performance lässt nach.
Irgendwann ist dann bei mir der Ofen endgültig aus, ich kann und will keinen Meter mehr weiter. Vermutlich bei der Mörderhitze zu wenig getrunken, so dreckig ging's mir jedenfalls schon lange nicht mehr. Der Spiralix an der Annapurna im Himalaya mit dem Tilicho-Lake-Extra-Spaß war dagegen jedenfalls ein gemütlicher Nachmittagsspaziergang bei Kaffee und Kuchen... oder so ähnlich.
Kettle geht's noch ein wenig besser, aber so richtig frisch kommt sie auch nicht mehr daher. Irgendwann zwischen acht und neun liegen wir einfach auf der Straße rum und knacken weg... das ist mir glaub ich noch nie passiert. Der Colorado und das erhoffte Wasser sind jedenfalls noch fünfundzwanzig Kilometer entfernt, bei dem mühsam stolprigen Hoch- und Runtergehoppel der Lockhart-"Road" heute in unerreichbarer Ferne.
Irgendwann finden wir wenigstens noch die Energie, ein halbwegs korrektes Bett zu bauen. Das funktioniert allerdings auch nicht, denn als die Dämmerung zur Nacht wird, fallen gnadenlose Schwärme von Moskitos über uns her. Also nochmal alles runter und das Zelt doch noch aufstellen. Moskitos ausgesperrt, dafür ist die Temperatur innen drin einfach nur unerträglich hoch. Schlafen können wir beide kaum. Statt dessen wird unsere allerletzte Wasserreserve, immerhin ein Dreilitersack, doch noch angebrochen. Sollte uns morgen bis zum Colorado bringen, aber das hilft jetzt erst mal nix, wir sind einfach zu durstig. Wir süffeln jeder über die Nacht verteilt etwa einen knappen Liter weg, das hilft einigermassen gegen die ersten Anzeichen akuter Dehydration. Vorhin konnt' ich kaum noch aufstehen, ohne dass mir schwindlig wurde. Aber für morgen bleibt jetzt wirklich nicht mehr viel zum trinken übrig... :/
On the positive side: Der Sternenhimmel ist unglaublich! Und weil keiner von uns ein Auge zutut, kann man den endlich mal richtig lange angucken...